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Autor |
Nachricht |
Silvian Klammeraffe
Alter: 62 Beiträge: 706 Wohnort: kurz vor Köln
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29.04.2018 21:59 wutprobe von Silvian
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deine wut
zieht an mir vorüber
wie gestern das gewitter
auch der ahorn
vorm balkon
steht noch seinen mann
aber speicheltröpfchen
trafen meine wangen
glaub nur nicht
dass ich heule
Weitere Werke von Silvian:
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Heidi Reißwolf
Beiträge: 1425 Wohnort: Hamburg
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05.05.2018 22:32 Re: wutprobe von Heidi
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Lieber Silvian,
der Text trotzt und mit Trotz gewinnst du mich immer. Anfangs noch diese Teilnahmslosigkeit im lyrischen Ich. Ich stelle mir das lyrische Du als Person vor, die tobt und der das LI entgegenblickt. Kein Wort, kein Wimpernzucken. Innerlich bei sich, die Emotionen des Gegenübers, die ich als heftig erlebe: egal.
Und das macht mich neugierig. Ich frage mich, warum das LI so reagiert und nicht anders. Finde das faszinierend.
Silvian hat Folgendes geschrieben: |
auch der ahorn
vorm balkon
steht noch seinen mann |
Was ich schade finde, ist, dass hier fett Markiertes kein "neues" Bild vermittelt. Diese Stelle kommt mir, ebenso wie der Titel, abgegriffen vor. Wobei der Titel schon auch subtil ist, in dem was er transportieren möchte. Diese Betonung auf die Probe, über die ich noch gerne nachdenke.
Ich glaube, die Abgegriffensein-Empfindung liegt an dieser Filmkomödie, die denselben Titel trägt. Ich hab den Film zwar nie gesehen, der Titel kommt mir aber trotzdem ins Bewusstsein, wenn ich den Gedichttitel lese.
Der Ahornbaum als Bild betrachtet, beinhaltet für mich Idealismus, Klarheit, Stärke, Gerechtigkeit, aber auch Zorn (nicht zu verwechseln mit Wut).
Das LI sehe ich hier auf dem Balkon, den ich als kleinen Außen-Raum erlebe, der dem LI einen Ausblick gewährt, um aus der Ferne betrachten zu können, der aber nicht die Möglichkeit gewährt, näher ranzugehen, dem Baum zu begegnen. Es herrscht Distanz. Einzig der Rückzug in den Innenraum, die Wohnung ist von dort aus möglich. Dadurch würde der Ahorn aber aus dem Blickfeld geraten. Und der steht seinen Mann, allein durch die Aussagekraft die in ihm und seiner Begrifflichkeit steckt. Deshalb wohl auch mein Stolpern an dieser Stelle. Irgendwie ist der Satz in meinem Lesen nicht nötig.
Silvian hat Folgendes geschrieben: | aber speicheltröpfchen
trafen meine wangen
glaub nur nicht
dass ich heule |
Diese Stelle finde ich stark.
Hier transportierst du all diesen Trotz. Und nicht nur das. Die Speicheltröpfchen, die auf die Wangen des LI treffen, erlebe ich wie ein Negativ-Bild; das liegt am Heulen bzw. nicht-Heulen im Zusammenhang mit den Tröpfchen, die ja vom Du kommen. Beinahe so, als würde das Du in seiner Wut (innerlich) heulen, als würden sich die Du-Tränen im LI abbilden in Form dieses Speichels. Warum ist Du wütend? Diese Frage stelle ich mir dann.
Und das LI trotzt. Schön.
In diesem Text kommen zwei Figuren ausdrucksstark zum "Sprechen". Ich sehe sie lebendig vor mir.
Das wars mal wieder von mir.
LG Heidi
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