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Muskat Eselsohr
Beiträge: 343
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08.12.2016 17:49 Dessau von Muskat
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Hallo IIII,
danke für den Hinweis der Schwebe, es muss auch keine Antwort geben, ein offenes Ende ist es ohnehin.
Es ist schön, wie dich der Text begeistert, das freut mich.
Liebe Grüße
Muskat
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Klemens_Fitte Spreu
Alter: 41 Beiträge: 2941 Wohnort: zuckerstudio waldbrunn
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08.12.2016 23:30
von Klemens_Fitte
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Guten Abend
Muskat hat Folgendes geschrieben: | Ich las die Geschichte gestern so, dass er bereit wäre, mit der Frau eine Beziehung einzugehen, wäre die Umgebung eine andere.
Nun denke ich eher, dass er mit seinem Rückzug zufrieden ist und es scheut, das der Frau zu sagen. Oder missverstehe ich das? |
Ich würde nicht sagen, dass du das missverstehst – die Lesart ist im Text sicherlich angelegt. Andererseits würde es mir schwer fallen, den Text auf eine der beiden Möglichkeiten festzunageln. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob es in dem, was zwischen den beiden unausgesprochen bleibt, um eine Beziehung (oder die Möglichkeit einer Beziehung) geht. Klar, man kann es so lesen und liegt damit sicherlich nicht zwingend falsch – aber es gibt, glaube ich, auch andere Lesarten. Vielleicht ist es das, was du, llll, als "Schwebe" bezeichnest – mit dieser Deutung kann ich auch sehr gut mitgehen.
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Klemens_Fitte Spreu
Alter: 41 Beiträge: 2941 Wohnort: zuckerstudio waldbrunn
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09.12.2016 07:48
von Klemens_Fitte
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Tadaa!
Noch einmal kurz hierzu:
Inkognito hat Folgendes geschrieben: | @abifiz:
abifiz hat Folgendes geschrieben: | Falls Du den von Dir erwähnten Abstand zu Deinem Text eventuell gewinnst, wäre es mir schon wichtig, wenn Du auf meine Vorschläge zurückkämest. |
Dann mache ich das auf alle Fälle. |
Ich bin momentan im Vollstress, am Sonntag werde ich mir aber die nötige Zeit nehmen und auf deine Anmerkungen und Vorschläge eingehen.
_________________ 100% Fitte
»Es ist illusionär, Schreiben als etwas anderes zu sehen als den Versuch zur extremen Individualisierung.« (Karl Heinz Bohrer) |
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Abifiz Eselsohr
Beiträge: 236 Wohnort: Deutschland, in Nähe von Marburg seit 2007
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09.12.2016 09:23
von Abifiz
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Jo, freut mich.
Zu Deinem Inkognito als "Grande Innominato" kann ich natürlich sagen, daß ich von viel zu wenigen unter den Mitgliedern den Schreibstil schon kenne, deswegen keinerlei Vorstellungen hatte.
Bevor Du auf meine Vorschläge eingehst: In meinem para-lektorierten Text habe ich das Stolpern des Jungen und sein Sich-Stützen so aufgefaßt, daß er sich aufs eigene Knie stützt. Das ergibt aber keinen Sinn. Ganz im Gegenteil dazu, wenn er sich auf das Knie des Protagonisten stützt, ergibt es ein phänomenal starkes Bild. Es ist nur -- mit Verlaub -- sprachlich nicht klar. Deswegen korrigiere ich meinen Vorschlag dazu (in der Annahme des zweiten erwähnten sinnhaften Falles)
"...hatte es sich mit einer Hand auf dem Knie des Mannes vor ihm abgestützt, als wäre nichts dabei gewesen."
Mit "sein", lediglich also mit einem Possessiv, kann man an der Stelle keine Klarheiten bewirken...
Und es freut mich auch aufrichtig, daß es Dich als Autor gibt!
Herzlich
Abifiz
_________________ Meine sehr kluge Signatur befindet sich noch in der Herstellungsphase. Falls keine gravierenden Inkompatibilitätsprobleme auftauchen werden, rechne ich mit ihrer Lieferung für das 1. Quartal 2034. Ich danke Ihnen für Ihr Vertrauen. |
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hobbes Tretbootliteratin & Verkaufsgenie
Moderatorin
Beiträge: 4298
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09.12.2016 10:59
von hobbes
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Klemens_Fitte hat Folgendes geschrieben: | Tadaa! |
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llll Leseratte
L
Beiträge: 121
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L 09.12.2016 11:21
von llll
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- er - sein - ihn - ihm -
durchweben den ganzen Text und sind immer,
so auch an dieser Stelle, auf den Prota bezogen !
"Der Mann gegenüber" wäre da mMn eine ganz neue andere Person.
Und ich seh ein kleines M ä d c h e n durch die U-Bahn gehn.....
:-)
llll
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Muskat Eselsohr
Beiträge: 343
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09.12.2016 13:01 Dessau von Muskat
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Hallo Klemens,
danke dir für deine Antwort. Wenn alles in der Schwebe sein soll, dann ist es so. Ich gebe dir auch recht damit, dass es mehrere Lesearten gibt, das geht auch mir so.
Liebe Grüße
Muskat
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Rainer Zufall Klammeraffe
Alter: 70 Beiträge: 801
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09.12.2016 18:51
von Rainer Zufall
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Ich wusste es.
Was für ein verdammt souveräner Text, Klemens über das, was hätte sein können.
Die Tage bisschen mehr dazu, aber jetzt bin ich zu ausgeblutet. Ich wollte einfach nur unkritisches, peinliches und völlig hysterisches Lobesgekreische da lassen. Hätte ich es vorher geschrieben, ich hätte bestimmt auch deinen Namen ausposaunt.
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Klemens_Fitte Spreu
Alter: 41 Beiträge: 2941 Wohnort: zuckerstudio waldbrunn
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09.12.2016 23:08
von Klemens_Fitte
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Guten Abend
@abifiz:
abifiz hat Folgendes geschrieben: | Bevor Du auf meine Vorschläge eingehst: In meinem para-lektorierten Text habe ich das Stolpern des Jungen und sein Sich-Stützen so aufgefaßt, daß er sich aufs eigene Knie stützt. Das ergibt aber keinen Sinn. Ganz im Gegenteil dazu, wenn er sich auf das Knie des Protagonisten stützt, ergibt es ein phänomenal starkes Bild. Es ist nur -- mit Verlaub -- sprachlich nicht klar. Deswegen korrigiere ich meinen Vorschlag dazu (in der Annahme des zweiten erwähnten sinnhaften Falles)
"...hatte es sich mit einer Hand auf dem Knie des Mannes vor ihm abgestützt, als wäre nichts dabei gewesen."
Mit "sein", lediglich also mit einem Possessiv, kann man an der Stelle keine Klarheiten bewirken... |
Das stimmt, Klarheit brächte nur ein Umformulieren oder wenn ich aus dem Kind ein Mädchen mache, dann wäre klar, dass sich auf seinem Knie nur auf den Protagonisten beziehen kann. Umformulieren ist schwierig, denn setzt man etwas wie dem Knie des Mannes, wird man diesen Mann zwangsläufig als dritte Person lesen, denn der Prota wird im restlichen Text nur als er bezeichnet. Außerdem möchte ich ungern auf die schlichte Formulierung verzichten. Und der Marker Kind ist mir wichtig, weshalb ich es auch nicht in das Mädchen – das ich, @llll, an dieser Stelle tatsächlich auch vor mir sehe – ändern möchte.
Muss ich also damit leben, dass die Stelle uneindeutig ist? Ich weiß nicht – ich denke, dass der Halbsatz als wäre nichts dabei gewesen ja nur dann Sinn ergibt, wenn das Kind sich nicht auf seinem eigenen Knie abstützt; denn da ist ja tatsächlich nichts dabei. Zum anderen bringt ein Abstützen auf dem eigenen Knie nichts, wenn man ins Stolpern gerät. Aus den Kommentaren von llll und Selanna habe ich herausgelesen, dass sie die Stelle meiner Intention entsprechend gelesen haben – sicherzustellen, dass es absolut eindeutig ist, würde mE die Schlichtheit des Satzes gefährden.
@Muskat:
Muskat hat Folgendes geschrieben: | Wenn alles in der Schwebe sein soll, dann ist es so. Ich gebe dir auch recht damit, dass es mehrere Lesearten gibt, das geht auch mir so. |
Wie gesagt, man kann es schon in eine klare Richtung lenken, aber das wäre ein Ansatz für einen längeren Text, denke ich.
@Rainer Zufall:
Über zufälligen Besuch freue ich mich immer sehr. Und Lobesgekreische aus deinem Mund nehme ich sehr gern an. Danke dafür.
Edit: Woher wusstest du eigentlich, dass souverän aus meiner Sicht eins der tollsten Komplimente ist, die man mir bzw. meinen Texten machen kann?
_________________ 100% Fitte
»Es ist illusionär, Schreiben als etwas anderes zu sehen als den Versuch zur extremen Individualisierung.« (Karl Heinz Bohrer) |
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Constantine Bücherwurm
Beiträge: 3311
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10.12.2016 12:45
von Constantine
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Hallo Klemens.
Ein kurzes Feedback:
Während des Lesens bin ich an keiner Stelle ins Stocken geraten. Bin regelrecht eingetaucht in den Text, in die tollen Satzkonstruktionen und in deine Sprache. Lädt zum mehrmaligen Lesen ein und diese Einladung nahm ich gerne an.
Danke fürs Teilen deines feinen Textes. Sehr gerne gelesen.
LG,
Constantine
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MoL Quelle
Beiträge: 1838 Wohnort: NRW
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10.12.2016 18:28
von MoL
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Hey, lieber Klemens!
Ja, was soll ich sagen? Der Text ist. Er existiert wie die Stadt, der Abend und der Busbahnhof.
Bin schwer beeindruckt, ganz große Klasse!
_________________ NEU - NEU - NEU
gemeinsam mit Leveret Pale:
"Menschen und andere seltsame Wesen"
----------------------------------
Hexenherz-Trilogie: "Eisiger Zorn", "Glühender Hass" & "Goldener Tod", Acabus Verlag 2017, 2019, 2020.
"Die Tote in der Tränenburg", Alea Libris 2019.
"Der Zorn des Schattenkönigs", Legionarion Verlag 2021. |
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Klemens_Fitte Spreu
Alter: 41 Beiträge: 2941 Wohnort: zuckerstudio waldbrunn
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10.12.2016 23:09
von Klemens_Fitte
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Hallo Constantine und MoL,
auch euch beiden herzlichen Dank für euer Feedback. Das Ziel beim Schreiben – ich denke, so allgemein darf man das formulieren – ist ja immer, etwas zu schaffen, das einem mehrfachen Lesen standhält und … Bestand hat. Schön, dass dieser Text das aus eurer Sicht leisten kann.
_________________ 100% Fitte
»Es ist illusionär, Schreiben als etwas anderes zu sehen als den Versuch zur extremen Individualisierung.« (Karl Heinz Bohrer) |
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Klemens_Fitte Spreu
Alter: 41 Beiträge: 2941 Wohnort: zuckerstudio waldbrunn
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11.12.2016 15:00
von Klemens_Fitte
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Hallo abifiz,
ich bin mir nicht sicher, wie viel Distanz zum Text ich bereits gewonnen habe, möchte mich aber dennoch mit deinen Anmerkungen auseinandersetzen, da ich denke, dass auch – oder gerade? – dort, wo unsere Standpunkte divergieren, einiges an Lernpotential für mich liegt. Daher zunächst einmal danke für die Mühe, die du dir gemacht hast.
Ich gehe einfach mal der Reihe nach durch:
abifiz hat Folgendes geschrieben: | Er mochte den Busbahnhof, hatte ihn schon immer gemocht, er war ihm lieber als der Hauptbahnhof und besonders die Flughäfen, (winzige stilistische Diskrepanz: Bis zu dieser Stelle ergibt sich alles unmittelbar, während "die" Flughäfen abstrakter, ausgreifender ist/sind. Mein Vorschlag dazu -- ohne Artikel -- hier anschließend in Blau) (als der Hauptbahnhof oder gar Flughäfen,) |
Ich habe hier "die" Flughäfen gesetzt, weil die Stadt, in der dieser Text angesiedelt ist, über einen Hauptbahnhof und mehrere Flughäfen verfügt – und diese Stelle bezieht sich explizit auf diese Flughäfen; ließe ich den Artikel weg, würde der Leser diese Aussage auf alle Flughäfen bzw. Flughäfen allgemein beziehen.
abifiz hat Folgendes geschrieben: | womöglich, weil die Welt hier noch nicht so (vielleicht bedrängend nah?) nah herangerückt war |
Bedrängend wäre mir an dieser Stelle einen Ticken zu emotional aufgeladen. Der Prota pflegt, denke ich, ein eher pragmatisches Verhältnis zu Bahnhöfen und Flughäfen.
abifiz hat Folgendes geschrieben: | oder mit ihren vielfältigen Erwartungen und Biografien die Stadt zu beleben; eine dieser trügerisch schönen Vorstellungen, die er bisweilen auf den Seiten seines Notizbuchs festhielt und ihr in Briefen oder Kurznachrichten schickte (kleine Diskrepanz: Vorstellungen kann man nicht schicken. Folgt ein möglicher Vorschlag unter mehreren möglichen) (festhielt und auf sie mit seinen Briefen und Kurznachrichten zu übertragen versuchte) |
Ich denke schon, dass man Vorstellungen schicken kann – vorausgesetzt, man hält sie zuvor in Worten und in einem kommunizierbaren Medium fest. Ich kann ja auch eine Idee in Worte fassen und jemandem zukommen lassen. Da sehe ich kein Problem.
abifiz hat Folgendes geschrieben: | als bekäme er damit den Charakter dieser Stadt zu fassen, als gäbe es in diesen jenen trügerisch schönen Sätzen irgendetwas, das ihr die tatsächliche (reale?) Stadt ersetzen könnte, von der sie sich vor Jahren hatte verabschieden müssen. |
Wenn ich mich nicht irre, sind diese und jene recht synonym, mit dem winzigen Unterschied, dass man mit diese eher räumlich/zeitlich nahe, mit jene räumlich/zeitlich entferntere Dinge bezeichnet. Das spräche hier für diese, denn der Bezug – die schönen Sätze – steht ja direkt dabei.
tatsächlich oder real – das ist, denke ich, Geschmacksache. Mir scheint tatsächliche vom Rhythmus her besser zu passen.
abifiz hat Folgendes geschrieben: | die Gesichter jener Menschen, mit denen sie damals in der WG gewohnt habe, bevor ihr Stadtleben ein jähes Ende gefunden habe (der Konjunktiv ist hier -- halt nach meinem Eindruck -- unbegründet und störend) (mit denen sie damals in der WG gewohnt hatte, bevor ihr Stadtleben ein jähes Ende fand). |
Der Konjunktiv ist der Konjunktiv der indirekten Rede. Der gesamte Absatz nach Als sie ihn zum ersten Mal besucht hatte – wenige Tage nur; das Rückfahrticket hatte sie bereits mitgebracht – hatte sie beim Aussteigen aus der U-Bahn auf dem Bahnsteig innegehalten und einige tiefe Atemzüge getan, gesagt gibt ihre Rede wieder und steht daher im Konjunktiv.
abifiz hat Folgendes geschrieben: | Mehrfach (völlig unpassend. Freier Vorschlag folgend) (Seine Wohnung war ihm während ihres Besuchs seine Wohnung beinah unerträglich geworden damit, mit dem "beinah" ist die Sache glaubwürdiger, und steigert sich beim zweiten "unerträglich"), ; all das, was er sonst als gegeben hinnahm, war ihm unerträglich geworden: |
Hier würde mich interessieren, was für dich an Mehrfach völlig unpassend ist. Ich mag das Wort und es drückt aus, was ich meine. Und die Wohnung wurde ihm eben nicht beinahe unerträglich, sondern tatsächlich unerträglich (in gewissem Sinne ist der Prota so eine Art Thomas-Bernhard-Prota, die gehen ja auch gern ins Grundsätzliche; da ist etwas nicht beinahe, sondern immer gleich richtig) – das zweite unerträglich soll hier keine Steigerung, sondern eine Wiederholung bzw. Explizierung sein.
abifiz hat Folgendes geschrieben: | die staubigen Bücher, die alten Möbel, das Geschirr, das gerade einmal für sie beide reichte gereicht hatte, der Schrank mit den ungeordneten Papieren und den ungeöffneten Schreiben, ; |
Präteritum deshalb, weil dieser Zustand immer noch andauert. Das Geschirr reicht immer noch lediglich für sie beide, die Papiere sind immer noch ungeordnet im Schrank etc.
abifiz hat Folgendes geschrieben: | der Schreck, der ihn zusammenzucken ließ, wenn es an der Haustür klingelte oder die Post durch den Briefschlitz in den Flur fiel, ; diese äußeren und nicht zu leugnenden (, bleiernen?) Merkmale seines Daseins |
An dieser Stelle geht es mir ja um eine nüchterne – und dadurch umso drastischere – Erkenntnis. Bleierne wäre mir da vom Ausdruck zu emotional aufgeladen.
abifiz hat Folgendes geschrieben: | er hatte wenig Erfahrung darin, das Alter von Kindern zu schätzen – auf unsicheren Beinen durch den Mittelgang der U-Bahn-Passage (oder andere Präzisierung) gelaufen |
Ich meine tatsächlich den Mittelgang des U-Bahn-Waggons. Daher auch das Wanken, als die Bahn anfährt. Zum Knie habe ich ja bereits etwas geschrieben.
abifiz hat Folgendes geschrieben: | was diese Menschen über ihn denken könnten (etwas schwach und zu viele "können". Hier schlage ich Konjunktiv vor) dächten |
Denken könnten ist doch Konjunktiv? Sie könnten es eben denken, würden sie ihn sehen, würde er zu Fuß vorbeigehen etc.
abifiz hat Folgendes geschrieben: | und weil jeder dieser Menschen eine eigene Version des Gesehenen hatte, die in seiner der eigenen Biografie gründete; |
Scheint mir an dieser Stelle zu umständlich. Es ist ja klar, auf wen sich seine bezieht.
abifiz hat Folgendes geschrieben: | weil (schwach nach meinem Eindruck) jeder von ihnen eine eigene Biografie besaß (hier mein Gegenvorschlag zum "weil": jeder von ihnen im Besitz einer eigenen Biografie) |
Ohne das weil als verbindendes Element geht mir ein wenig der Sprachfluss verloren.
abifiz hat Folgendes geschrieben: | , die dafür verantwortlich war, dass er dieser in genau diesem dem Haus in genau diesem dem Dorf lebte |
An dieser Stelle ein klares Nein aus meiner Sicht. Diese Änderungen würden den Satz verkomplizieren, was bei einem so langen Satz tunlichst vermieden werden sollte, um die Aufmerksamkeit und Geduld des Lesers nicht zu überstrapazieren. Außerdem, lese ich den Text laut, muss es für mein Sprachgefühl und Gehör eben dieses Haus auf diesem Dorf sein.
abifiz hat Folgendes geschrieben: | eine Biografie Biografien, die dazu führten, dass ihm selber keiner dieser Menschen beim Zusammensetzen (etwas schwach. Folgt ein möglicher Vorschlag unter mehreren möglichen) Zusammenschnüren |
Zuvor war immer von der Biografie die Rede, das würde ich gern beibehalten. Das selber ist mE nicht nötig und sollte vermieden werden, um den Satz nicht komplizierter zu machen, als er sein muss. Im Kontext des Formulieren eines Satzes, der sich aus Worten zusammensetzt, halte ich Zusammensetzen für naheliegender als Zusammenschnüren, zumal sich zuvor schon die äußeren Merkmale seines Daseins zum Kloß im Hals zusammenziehen und mir Zusammenschnüren daran unnötigerweise anklingen würde.
_________________ 100% Fitte
»Es ist illusionär, Schreiben als etwas anderes zu sehen als den Versuch zur extremen Individualisierung.« (Karl Heinz Bohrer) |
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Abifiz Eselsohr
Beiträge: 236 Wohnort: Deutschland, in Nähe von Marburg seit 2007
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12.12.2016 14:55
von Abifiz
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Danke für Deine Analyse, wobei wir zum Teil ein etwas verschiedenes Sprachempfinden zu haben scheinen.
Zur U-Bahn: Ich hatte den Text nicht verstanden. Um zu verdeutlichen schlage ich dann eben "U-Bahn-Waggon" (oder -Wagen) vor.
_________________ Meine sehr kluge Signatur befindet sich noch in der Herstellungsphase. Falls keine gravierenden Inkompatibilitätsprobleme auftauchen werden, rechne ich mit ihrer Lieferung für das 1. Quartal 2034. Ich danke Ihnen für Ihr Vertrauen. |
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Rübenach Exposéadler
R
Beiträge: 2832
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R 12.12.2016 15:44
von Rübenach
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abifiz hat Folgendes geschrieben: |
Zur U-Bahn: Ich hatte den Text nicht verstanden. Um zu verdeutlichen schlage ich dann eben "U-Bahn-Waggon" (oder -Wagen) vor. |
Also ich kann diesen Eindruck von Unverständlichkeit nicht bestätigen. gerade die U-Bahn kommt im Text mehrmals vor und immer ist klar, was gemeint ist.
Klemens_Fitte hat Folgendes geschrieben: | [...] um im Takt der U- und S-Bahnen in den Kreislauf der Stadt verteilt zu werden |
Klemens_Fitte hat Folgendes geschrieben: |
Als sie ihn zum ersten Mal besucht hatte – wenige Tage nur; das Rückfahrticket hatte sie bereits mitgebracht – hatte sie beim Aussteigen aus der U-Bahn auf dem Bahnsteig innegehalten
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Klemens_Fitte hat Folgendes geschrieben: |
[...] war ein Kind – es mochte drei Jahre alt gewesen sein; er hatte wenig Erfahrung darin, das Alter von Kindern zu schätzen – auf unsicheren Beinen durch den Mittelgang der U-Bahn gelaufen, und als es beim Anfahren der Bahn ins Wanken geraten war, hatte es sich mit einer Hand auf seinem Knie abgestützt, als wäre nichts dabei gewesen.
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U-Bahn meint hier immer die Bahn an sich, nicht die Gänge usw. Einmal kommt der Bahnsteig vor und ist auch explizit erwähnt.
Gerade im letzten zitierten Absatz (um den es hier ja geht) wird nicht nur der Mittelgang erwähnt, sondern auch, dass das Kind beim Anfahren der Bahn ins Wanken gerät. Also das sollte doch hinreichend klar sein.
Also ich würde den Text so lassen, wie er ist. Höchstens ein Änderungsvorschlag, aber der betrifft eine Marginalie. Die kursiv gesetzten Teile sind ja Sprachnachrichten (sms oder what's-app oder ähnliches). Hier könnte man überlegen, die Punkte am Ende der Nachricht wegzulassen. Zum einen spart der sms-Nutzer ja gerne/notgedrungen überflüssige Zeichen ein. Zum anderen gliedern diese Zeilen ja auch den Text. Ohne Punkte am Ende würde diese "Zwischenüberschriftsfunktion" hervorgehoben. Ist halt die Frage, ob du das willst.
_________________ "Vielleicht sollten mehr Leute Schreibblockaden haben." Joy Williams |
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Abifiz Eselsohr
Beiträge: 236 Wohnort: Deutschland, in Nähe von Marburg seit 2007
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12.12.2016 16:49
von Abifiz
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Ja, im Nachhinein ist mir auch das Bild der U-Bahn nun ganz klar...
_________________ Meine sehr kluge Signatur befindet sich noch in der Herstellungsphase. Falls keine gravierenden Inkompatibilitätsprobleme auftauchen werden, rechne ich mit ihrer Lieferung für das 1. Quartal 2034. Ich danke Ihnen für Ihr Vertrauen. |
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Klemens_Fitte Spreu
Alter: 41 Beiträge: 2941 Wohnort: zuckerstudio waldbrunn
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13.12.2016 07:58
von Klemens_Fitte
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Guten Morgen.
@abifiz:
abifiz hat Folgendes geschrieben: | Danke für Deine Analyse, wobei wir zum Teil ein etwas verschiedenes Sprachempfinden zu haben scheinen. |
Das kann gut sein. Ich habe zwar versucht zu begründen, warum ich mich an den jeweiligen Stellen für die jeweilige Variante entschieden habe, letzten Endes ist es aber, wie du sagst, eine Frage des Sprachempfindens, und das lässt sich selten verallgemeinern.
@Rübenach:
Rübenach hat Folgendes geschrieben: | Höchstens ein Änderungsvorschlag, aber der betrifft eine Marginalie. Die kursiv gesetzten Teile sind ja Sprachnachrichten (sms oder what's-app oder ähnliches). Hier könnte man überlegen, die Punkte am Ende der Nachricht wegzulassen. Zum einen spart der sms-Nutzer ja gerne/notgedrungen überflüssige Zeichen ein. Zum anderen gliedern diese Zeilen ja auch den Text. Ohne Punkte am Ende würde diese "Zwischenüberschriftsfunktion" hervorgehoben. |
Das ist ein interessanter Vorschlag, der mir so gar nicht präsent war – womöglich, weil ich in meinen SMS normale Interpunktion verwende. Das mit der Zwischenüberschriftsfunktion ist aber ein Argument.
_________________ 100% Fitte
»Es ist illusionär, Schreiben als etwas anderes zu sehen als den Versuch zur extremen Individualisierung.« (Karl Heinz Bohrer) |
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Ithanea Reißwolf
Alter: 34 Beiträge: 1062
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08.03.2017 18:26
von Ithanea
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Dieser Text und insbesondere der letzte Absatz und insbesondere, wenn ich ihn noch hören kann, statt nur zu lesen, haut so dermaßen rein, dass ich gar nicht sagen kann, wie und auch nichts zum Text an sich sagen kann, weil er mich viel zu viel persönlich trifft. *
So bleibt es bei einem oberflächlichen: Ich weiß gar nicht, wieso ich erst jetzt den Lesungsmitschnitt mitbekommen hab (das wäre auch - in Verbindung mit eben Erwähntem - die Antwort auf die möglicherweise aufgetauchte Frage: Wieso kommt die erst jetzt mit ihrem Kommentar angelatscht?) und die Ohnmachtsdamen kauf ich dir sofort ab. 😁
Schade, verdammt schade, dass ich es nicht zustande bringe, dir wirklich zu sagen, was mich alles berührt an diesem Text. Soviel Sehnen, soviel Angst (vor dem eigenen Wirken), das kleiner Werden und Verschwinden, so ein Drang, sich von sich selbst zu entfernen, das Nichtverbundensein der Milliarden von Geschichten/Biografien, das Aushalten zwischen
sich abgrenzen wollen
Klemens hat Folgendes geschrieben: | dass ihm keiner dieser Menschen [...] würde helfen können, weil sie keine Vorstellung davon hatten [...] |
und Verbindung herstellen wollen
Klemens hat Folgendes geschrieben: | [...] und ihr in Briefen oder Kurznachrichten schickte, als bekäme er damit den Charakter dieser Stadt zu fassen, als gäbe es in diesen trügerisch schönen Sätzen irgendetwas, das ihr die tatsächliche Stadt ersetzen könnte
Er stellte sich den Fernbus vor, [...] während er seinen Blick von der Anzeigetafel abwandte und aufstand [...] |
und nicht können
Klemens hat Folgendes geschrieben: | Er hatte nichts erwidert [...]
[...] was er ihr hätte sagen sollen
[...] was er ihr sagen sollte |
Irgendwie so. Für mich ist das dein emotionalster Text. Und damit meine ich nicht emotional iSv also emotional für seine Verhältnisse, sondern wirklich voller Emotion (ich beziehe mich vor allem auf den letzten Abschnitt). Aber vielleicht legt er nur bei mir soviel Emotionales los?
Das Thema, was von einem übrig bleibt, beschäftigt mich seit Jahren. Ich beneide in diesem Kontext die englische Sprache um ihr Wort impact, weil es gleichzeitig zum Einfluss oder Wirken auch diese Bedeutung vom Aufprall oder Einschlag hat.
*Sie haben Post
** witzig, oder? Ich weiß überhaupt nicht, wie man das mit den Punkten richtig macht. Also beim Zitieren.
_________________ Verschrieben. Verzettelt. |
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Klemens_Fitte Spreu
Alter: 41 Beiträge: 2941 Wohnort: zuckerstudio waldbrunn
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11.03.2017 11:36
von Klemens_Fitte
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Auch dir vielen lieben Dank für deinen Kommentar, Ithanea.
Ich muss gestehen, dass ich in den letzten Wochen – nicht nur wegen der Lesung – des Öfteren mal hier in den Faden geguckt und nachgelesen habe; und das Thema des Verschwindens, eher: die Frage, was übrig bleibt, treibt mich immer noch um. Womöglich liegt das auch daran, dass das Schreiben selbst einerseits der Versuch ist, das Unmögliche dieses Verschwindens in Worte zu fassen – und andererseits eben auch Spuren hinterlassen soll (oder zwangsläufig wird), etwas, das Bestand haben könnte.
Es ist auch schön zu lesen, dass dieser Text bei aller inhaltlichen und stilistischen Distanz es doch schafft, dir auf einer emotionalen Ebene zu begegnen – und ich stimme dir zu: mir ist dieser Text wohl auch deshalb viel näher als das meiste, das ich in den letzten Jahren geschrieben habe, weil er sich diese emotionale Nähe nicht versagt, so verquer oder distanziert es auch in Worte gefasst sein mag.
Und vielen Dank für den kurzen Exkurs zum Impact – wirklich schade, dass das Deutsche dafür keine adäquate Entsprechung bietet.
_________________ 100% Fitte
»Es ist illusionär, Schreiben als etwas anderes zu sehen als den Versuch zur extremen Individualisierung.« (Karl Heinz Bohrer) |
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