18 Jahre Schriftstellerforum!
 
Suchen
Suchabfrage:
erweiterte Suche

Login

Jetzt erhältlich! Eine Anthologie von und mit unseren Usern. Jetzt bestellen! Die erste, offizielle DSFo-Anthologie! Lyrikwerkstatt Das DSFo.de DSFopedia


Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Prosa -> Einstand
Hässliche Babys


 
 
Gehe zu Seite Zurück  1, 2
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen
 Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen  « | »  
Autor Nachricht
MoL
Geschlecht:weiblichQuelle


Beiträge: 1838
Wohnort: NRW
Das bronzene Stundenglas


Beitrag25.11.2016 02:14

von MoL
Antworten mit Zitat

Klemens_Fitte hat Folgendes geschrieben:

Einfach nicht die sprachliche Vergangenheitsform des (epischen) Präteritums mit einer tatsächlichen Vergangenheitsform verwechseln – dann ist alles klar.


Einfach sagen, dass man nicht diskutieren will, dann ist auch alles klar.

Poolshark hat Folgendes geschrieben:
Ist das ganze nicht auch ein bisschen abhängig von dem Erzähler? (...)
Seh ich in dieser Geschichte nicht so, aber wäre dann eben ein stilistisches Mittel.


Ja, wie gesagt: Man kann drüber streiten. Ich bin aber als Leser so, dass ich mich halt frage: "Warum die Vergangenheitsform, was ist passiert?"


_________________
NEU - NEU - NEU
gemeinsam mit Leveret Pale:
"Menschen und andere seltsame Wesen"
----------------------------------
Hexenherz-Trilogie: "Eisiger Zorn", "Glühender Hass" & "Goldener Tod", Acabus Verlag 2017, 2019, 2020.
"Die Tote in der Tränenburg", Alea Libris 2019.
"Der Zorn des Schattenkönigs", Legionarion Verlag 2021.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
Klemens_Fitte
Geschlecht:männlichSpreu

Alter: 41
Beiträge: 2944
Wohnort: zuckerstudio waldbrunn


Beitrag25.11.2016 02:19

von Klemens_Fitte
Antworten mit Zitat

MoL hat Folgendes geschrieben:
Einfach sagen, dass man nicht diskutieren will, dann ist auch alles klar.


Sorry, das hatte ich damit eigentlich nicht ausdrücken wollen. Ich wusste nur nicht, wie ich mein Argument noch formulieren soll (sind ja jetzt doch schon einige Beiträge mehr geworden, als ich eigentlich gedacht hatte).

@Poolshark
Natürlich gibt es Konstruktionen, in denen das möglich und sinnig ist. Deshalb schrub ich ja in meinem ersten Beitrag, dass dieser Text aus meiner Sicht konventionell im (epischen) Präteritum erzählt ist.


_________________
100% Fitte

»Es ist illusionär, Schreiben als etwas anderes zu sehen als den Versuch zur extremen Individualisierung.« (Karl Heinz Bohrer)
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
MoL
Geschlecht:weiblichQuelle


Beiträge: 1838
Wohnort: NRW
Das bronzene Stundenglas


Beitrag25.11.2016 02:22

von MoL
Antworten mit Zitat

@Klemens_Fitte

Och Menno, jetzt bist du mir voll symphatisch! lol2

Gute Nacht für heute Du-Du-Du!


_________________
NEU - NEU - NEU
gemeinsam mit Leveret Pale:
"Menschen und andere seltsame Wesen"
----------------------------------
Hexenherz-Trilogie: "Eisiger Zorn", "Glühender Hass" & "Goldener Tod", Acabus Verlag 2017, 2019, 2020.
"Die Tote in der Tränenburg", Alea Libris 2019.
"Der Zorn des Schattenkönigs", Legionarion Verlag 2021.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
Klemens_Fitte
Geschlecht:männlichSpreu

Alter: 41
Beiträge: 2944
Wohnort: zuckerstudio waldbrunn


Beitrag25.11.2016 02:24

von Klemens_Fitte
Antworten mit Zitat

MoL hat Folgendes geschrieben:
@Klemens_Fitte

Och Menno, jetzt bist du mir voll symphatisch! lol2


So ein Mist, nicht wahr? Razz

Und tschüss Gute Nacht.


_________________
100% Fitte

»Es ist illusionär, Schreiben als etwas anderes zu sehen als den Versuch zur extremen Individualisierung.« (Karl Heinz Bohrer)
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
Aneurysm
Geschlecht:männlichEselsohr


Beiträge: 462



Beitrag25.11.2016 10:21

von Aneurysm
Antworten mit Zitat

Falls sich jemand intensiver damit beschäftigen möchte: In diesem Video wird die Frage diskutiert, in welchem Tempus zeitlose Aussagen wie »Berlin ist eine große Stadt« im Roman stehen sollten.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Maria
Geschlecht:weiblichEvolutionsbremse

Alter: 52
Beiträge: 5998

DSFo-Sponsor Ei 1
Ei 4


Beitrag25.11.2016 11:13

von Maria
Antworten mit Zitat

Hej,

ich hoffe ich kann vermitteln wie es mir mit dem Abschnitt geht:

während des ersten Lesens hatte ich das Gefühl, dass dein LI mit angezogener Handbremse fährt. Ein bisschen lästern genügt mir da nicht: entweder ich bleibe subtiler und teile durch die Blume mit, dass ich mit Müttern nichts anfangen kann oder ich bin direkt und motzig, da müssen Finger aber auch tiefer in Wunden gelegt werden, betroffene Jeromes, fahrradfahrende Mütter müssen zornesrot werden. Ganz allgemein gesprochen. Da sie aber schwanger ist, veränderte sich mein Gefühl. Sie darf in ihrer Gefühlslage so ausgefranst und unlogisch sein - nur frustriert sein. Denn so wirkte sie auf mich: nicht interessant bärbeißig, sondern gefrustet.

Ein Beispiel: sie lässt sich zum Abendessen einladen. Selbst mir ist klar, dass -wenn Baby im Haus- die Uhr anders tickt. Das als Aufreger zu nehmen hat mich beim ersten Lesen gestört ("man kann sich auch auf Biegen und Brechen über alles aufregen".) Mit dem Wissen der Schwangerschaft könnte das pointierter formuliert perfekt sein: sie sieht ihre gewohnten Abläufe in Gefahr, sie selbst wird demnächst um 14.00 Abendessen und gg. 18 frühstücken.
DAS gilt es aber deutlicher herauszuarbeiten.

Für mich gälte es also, diese Panik die sie über ihre eigene zukunftsvisionen hat anzusprechen. Der Hund z.B. nimmt (an dieser Stelle) zu viel, oder nein, den falschen Raum ein, die Dinge die sie anspricht zeigen an der Stelle nicht ihre Gefühlslage auf. Immer mit Blick auf die Schwangerschaft würde ich gerne lesen, was am Hund geiler ist, als an einem bleichen krähenden Menschenkind. Ich gehe ja davon aus, dass das nur ein Stück von etwas größerem ist, oder?! Denn dann möchte ich ihren Frust schon verstehen wollen.
Solche Dinge sollte man nicht erklären müssen, egal wieviel Text dir danach noch zur Verfügung steht, das muss sich bereits hier nachvollziehbarer erlesen lassen. Oder zumindest andeuten.

Wen du damit vor den Kopf stößt oder nicht, hat dich an der Stelle nicht zu interessieren. Du musst vorher kalkulieren, dass dich manch einer für kaltherzig und ätzend hält. Anderen sprichst du aus der Seele, so ist das eben. Man fühlt eben, wie man fühlt.

Sprachlich ist es noch etwas unpointiert, wenn du dein Pferd jetzt mal von hinten aufzäumst und die Gefühle von ihr direkt von Anfang zeigst, dann   würde das nicht die Schärfe nehmen, aber mit der Schwangerschaft nachvollziehbarer werden. Und einen Charakter formen, ihre Gefühle auch für Übermütter nachvollziehbarer machen.

Schwierig das aufzuschreiben, hoffe du kannst mit meinem Eindruck was anfangen.
VGM


_________________
Give me sweet lies, and keep your bitter truths.
Tyrion Lannister
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Skype Name
Rübenach
Geschlecht:männlichExposéadler
R


Beiträge: 2832



R
Beitrag25.11.2016 16:32

von Rübenach
Antworten mit Zitat

Interessante Diskussion.

Thomas Mann hat Folgendes geschrieben:
Meine Geburt ging, wenn ich recht unterrichtet bin, nur sehr langsam und nicht ohne künstliche Nachhilfe unseres damaligen Hausarztes, Doktor Mecum, vonstatten, und zwar hauptsächlich deshalb, wenn ich jenes frühe und fremde Wesen als »ich« bezeichnen darf - außerordentlich untätig und teilnahmslos dabei verhielt, die Bemühungen meiner Mutter fast gar nicht unterstützte und nicht den mindesten Eifer zeigte, auf eine Welt zu gelangen, die ich später so inständig lieben sollte. Dennoch war ich ein gesundes, wohlgestaltes Kind, das an dem Busen einer ausgezeichneten Amme aufs hoffnungsvollste gedieh.

aus: Thomas Mann, Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull. Der Memoiren erster Teil, Frankfurt/M.: Fischer 1989. Hervorhebung von mir

Marlene Haushofer hat Folgendes geschrieben:

Über die Wand zerbrach ich mir nicht allzu sehr den Kopf. Ich nahm an, sie wäre eine neue Waffe, die geheim zu halten einer der Großmächte gelungen war; eine ideale Waffe, sie hinterließ die Erde unversehrt und tötete nur Menschen und Tiere. Noch besser freilich wäre es gewesen, hätte man die Tiere verschonen können, aber das war wohl nicht möglich gewesen. Solange es Menschen gab, hatten sie bei ihren gegenseitigen Schlächtereien nicht auf die Tiere Rücksicht genommen. Wenn das Gift, ich stellte mir jedenfalls eine Art Gift vor, seine Wirkung verloren hatte, konnte man das Land in Besitz nehmen. Nach dem friedlichen Aussehen der Opfer zu schließen, hatten sie nicht gelitten; das ganze schien mir die humanste Teufelei, die je ein Menschenhirn ersonnen hatte.
Ich konnte nicht ahnen, wie lange das Land unfruchtbar bleiben würde, ich nahm an, sobald es betretbar war, würde die Wand verschwinden und, und die Sieger würden einziehen.
Heute frage ich mich manchmal, ob das Experiment, wenn es überhaupt etwas Derartiges war, nicht ein wenig zu gut gelungen ist.

aus: Marlen Haushofer, Die Wand, Frankfurt/M.:Ullstein 1990. Hervorhebung von mir

Hermann Hesse hat Folgendes geschrieben:

Wie fast alle Eltern, so halfen auch die meinen nicht den erwachenden Lebenstrieben, von denen nicht gesprochen ward. Sie halfen nur, mit unerschöpflicher Sorgfalt, meinen hoffnungslosen Versuchen, das Wirkliche zu leugnen und in einer Kinderwelt weiter zu hausen, die immer unwirkliche rund verlogener ward. Ich weiß nicht, ob Eltern hierin viel tun können, und mache den meinen keinen Vorwurf. Es war meine eigene Sache, mit mir fertig zu und meinen Weg zu finden, und ich tat meine Sache schlecht, wie die meisten Wohlerzogenen.
Jeder Mensch durchlebt diese Schwierigkeit.

aus: Hermann Hesse, Demian. Die Geschichte von Emil Sinclairs Jugend, Frankfurt/M.: Suhrkamp, 1974. Hervorhebungen von mir

Drei Beispiele für den Gebrauch des Präsens im Rahmen einer Ich-Erzählung. Man muss ja (nach Stenzel) im Rahmen einer Ich-Erzählung zwischen "erzählendem Ich" und "erlebendem Ich" unterscheiden. (Manche nennen es auch "personales Ich" und "auktoriales Ich"). Allen drei Beispielen ist gemeinsam, dass das Präsens in genau den Passagen vorkommt, in denen das erzählende Ich als Erzähler spricht, während das epische Präteritum die Zeitform der Erzählung selbst ist. Verkürzt: Erzählendes Ich = Präsens, erlebendes Ich = episches Präteritum.

Im epischen Präteritum gilt (wie Klemens ja auch schon schrieb): Gegenwart und Zukunft werden im Imperfekt erzählt, Vergangenheit im Plusquamperfekt. Auch zeitlos gültige Erlenntnisse werden im Imperfekt erzählt. Sonderfall ist die Ich-Erzählung, da dort noch eine Perspektive (eben das erzählende Ich) hinzukommt. Nun sind Erkenntnisse über die Perspektive weder ein Backrezept noch die Straßenverkehrsordnung. Erlaubt ist alles, was funktioniert. Allerdings würde ich bei einer traditionell erzählten Ich-Erzählung (und um die handelt es sich in unserem Fall ja) den Gebrauch des Präsens auf die Anmerkungen und Reflektionen des erzählenden Ichs beschränken. Dadurch wird der Text klarer strukturiert und der Leser weiß immer, welche Erzählinstanz gerade spricht.

@Aneurysm: Ich mag ja Belleslettres sehr, aber die Begründungen gerade im letzten Teil (Karl May) sind doch schon an den Haaren herbeigezogen.

just my 0,03 €


_________________
"Vielleicht sollten mehr Leute Schreibblockaden haben." Joy Williams
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Klemens_Fitte
Geschlecht:männlichSpreu

Alter: 41
Beiträge: 2944
Wohnort: zuckerstudio waldbrunn


Beitrag25.11.2016 16:48

von Klemens_Fitte
Antworten mit Zitat

Interessanter Einwand, danke. Geht ja im Grunde in die Richtung dessen, was Poolshark gestern schon schrub:

Poolshark hat Folgendes geschrieben:
Ist das ganze nicht auch ein bisschen abhängig von dem Erzähler? Wenn man eine Protagonistin hat, die so auf der Couch vor sich hinplaudert, dann wird sie so Sachen sagen wie "Toni ist mein Ein und Alles."
So, wie sie da auf der Couch sitzt, wäre ihre persönliche Geschichte noch nicht zu Ende, die Vergangenheit noch nicht abgeschlossen und Toni immer ihr Ein und Alles. Dann hätte diese Aussage ein ähnliches Gewicht, wie: Berlin ist eine große Stadt.
Seh ich in dieser Geschichte nicht so, aber wäre dann eben ein stilistisches Mittel.


In den drei von dir zitierten Beispielen ist die Erzählsituation ja recht klar etabliert, bei Hesse explizit als autobiografische Position:

Zitat:
Heute frage ich mich manchmal


Jetzt frage ich mich nur, ob diese Erzählsituation notwendigerweise auf jeden Ich-Erzähler zutrifft. Ich persönlich sehe noch Unterschiede zwischen Passagen wie

Zitat:
Zügig liefen Toni und ich weiter. Toni war mein Ein und Alles.

oder
Zitat:
Wenn mich Leute nach der Rasse meines wunderschönen schwarzweißen Hundes fragten, antwortete ich gerne mit „Krojami“.


und andererseits
Zitat:
Zügig liefen Toni und ich weiter. Toni, der bis zum heutigen Tag mein Ein und Alles ist …

oder
Zitat:
Noch heute, wenn mich Leute nach der Rasse meines Hundes fragen, antworte ich …


Und für mich ist das keine Frage der textimmanenten Situation (also ob bspw. Toni und der Hund immer noch präsent sind), sondern der Erzählsituation. Bzw. womöglich die Frage, ob man die von MoL angemerkten Sätze als Äußerungen eines erlebenden Ich-Erzählers liest oder als Äußerungen eines reflektierenden (wozu mE angesichts der Textgrundlage kein Anlass besteht).


_________________
100% Fitte

»Es ist illusionär, Schreiben als etwas anderes zu sehen als den Versuch zur extremen Individualisierung.« (Karl Heinz Bohrer)
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
Rübenach
Geschlecht:männlichExposéadler
R


Beiträge: 2832



R
Beitrag25.11.2016 17:25

von Rübenach
Antworten mit Zitat

@Klemens
Ich vemute, wir sind uns einiger als es den Anschein hat.

Zitat:
Jetzt frage ich mich nur, ob diese Erzählsituation notwendigerweise auf jeden Ich-Erzähler zutrifft.


Natürlich gibt es Ich-Erzähler mit gänzlich anderen Erzählsituationen. (Tagebuchroman, Briefroman auf der einen Seite; unmittelbares, zeitdeckendes Erzählen [quasi eine Live-Berichterstattung des Ich-Erzählers] als das andere Extrem.) Oder Homo Faber mit zwei "auktorialen" und einem "personalen" Ich-Erzähler. Aber in der konventionellen Ich-Erzählung haben wir doch eigentlich immer die gleiche Erzählsituation. Ein Ich-Erzähler erzählt eine Geschichte, die er selbst erlebt hat, aus einem mehr oder weniger großen zeitlichen Abstand. Ob dabei das erzählende Ich selbst das Wort ergreift oder nicht, ist sicherlich von Belang, aber in der Erzählsituation ist diese Möglichkeit angelegt.
Zitat:

Ich persönlich sehe noch Unterschiede zwischen Passagen wie

Zitat:
Zügig liefen Toni und ich weiter. Toni war mein Ein und Alles.

oder
Zitat:
Wenn mich Leute nach der Rasse meines wunderschönen schwarzweißen Hundes fragten, antwortete ich gerne mit „Krojami“.


und andererseits
Zitat:
Zügig liefen Toni und ich weiter. Toni, der bis zum heutigen Tag mein Ein und Alles ist …

oder
Zitat:
Noch heute, wenn mich Leute nach der Rasse meines Hundes fragen, antworte ich …


Und für mich ist das keine Frage der textimmanenten Situation (also ob bspw. Toni und der Hund immer noch präsent sind), sondern der Erzählsituation. Bzw. womöglich die Frage, ob man die von MoL angemerkten Sätze als Äußerungen eines erlebenden Ich-Erzählers liest oder als Äußerungen eines reflektierenden (wozu mE angesichts der Textgrundlage kein Anlass besteht).


Völlig einverstanden. Telica gibt in diesem Textausschnitt keinerlei Hinweise auf einen aktiven reflektierenden Erzähler. Und gerade deshalb stehen die beiden von dir hier zitierten Stellen ja auch richtigerweise nicht im Präsens.


_________________
"Vielleicht sollten mehr Leute Schreibblockaden haben." Joy Williams
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Klemens_Fitte
Geschlecht:männlichSpreu

Alter: 41
Beiträge: 2944
Wohnort: zuckerstudio waldbrunn


Beitrag25.11.2016 17:46

von Klemens_Fitte
Antworten mit Zitat

Dir ist schon klar, dass du mit Homo Faber den Finger in die Wunde einer "Thema verfehlt"-Deutschklausur legst? Razz

Rübenach hat Folgendes geschrieben:
Aber in der konventionellen Ich-Erzählung haben wir doch eigentlich immer die gleiche Erzählsituation. Ein Ich-Erzähler erzählt eine Geschichte, die er selbst erlebt hat, aus einem mehr oder weniger großen zeitlichen Abstand.


Das ist der Punkt, der mich grade wirklich interessiert. Anscheinend setzt man als Leser diese Erzählsituation automatisch voraus, wenn man einen Text in Ich-Perspektive liest, egal, ob sie durch eine Äußerung des erzählenden Ichs etabliert wird oder nicht.

Ein Beispiel: Bei einer Erzählung im Präteritum und in personaler Perspektive kann der Satz Er wusste nicht, wer seine Eltern waren ohne weiteren Kontext nicht eingeordnet werden und wir kämen nicht auf den Gedanken, die Verwendung des Präteritums hier als Hinweis auf eine vergangene Tatsache zu lesen.
Bei einer Erzählung im Präteritum und in Ich-Perspektive dagegen scheinen wir beim Satz Ich wusste nicht, wer meine Eltern waren automatisch anzunehmen, dies sei inzwischen nicht mehr so (der Ich-Erzähler weiß jetzt, wer seine Eltern sind), denn andernfalls müsste hier das Präsens stehen – selbst dann, wenn sich das Ich im Text zu keinem Zeitpunkt als erzählendes oder reflektierendes Ich 'geoutet' hat.¹


¹Dummerweise fallen mir jetzt mal so gar keine Beispiele für einen solchen Text ein.


_________________
100% Fitte

»Es ist illusionär, Schreiben als etwas anderes zu sehen als den Versuch zur extremen Individualisierung.« (Karl Heinz Bohrer)
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
Rübenach
Geschlecht:männlichExposéadler
R


Beiträge: 2832



R
Beitrag25.11.2016 18:15

von Rübenach
Antworten mit Zitat

Klemens_Fitte hat Folgendes geschrieben:

Bei einer Erzählung im Präteritum und in Ich-Perspektive dagegen scheinen wir beim Satz Ich wusste nicht, wer meine Eltern waren automatisch anzunehmen, dies sei inzwischen nicht mehr so (der Ich-Erzähler weiß jetzt, wer seine Eltern sind), denn andernfalls müsste hier das Präsens stehen – selbst dann, wenn sich das Ich im Text zu keinem Zeitpunkt als erzählendes oder reflektierendes Ich 'geoutet' hat.¹


¹Dummerweise fallen mir jetzt mal so gar keine Beispiele für einen solchen Text ein.


Beispiel habe ich auch keins parat, aber hier bin ich anderer Meinung. Der Satz Ich wusste nicht, wer meine Eltern waren verrät mir nichts darüber, ob der Ich-Erzähler dies später weiß oder nicht. Ich sehe da keinen Unterschied zur personalen Erzählsituation. Wenn ich ausdrücken will, dass der Erzähler dies inzwischen weiß, würde ich das auch so sagen. Also vielleicht Ich wusste damals noch nicht, wer meine Eltern waren. (Was bei einer Er-Erzählung ein Hinweis auf eine auktoriale Perspektive wäre) und bei einer sonst personalen Erzählweise als (beabsichtigter oder unbeabsichtigter) Perspektivbruch gelen werden könnte.


_________________
"Vielleicht sollten mehr Leute Schreibblockaden haben." Joy Williams
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Soleatus
Reißwolf


Beiträge: 1004



Beitrag25.11.2016 22:48

von Soleatus
Antworten mit Zitat

@ Rübenach: Meint "Verkürzt: Erzählendes Ich = Präsens, erlebendes Ich = episches Präteritum" dann auch "Präteritum des Erzählenden Ichs = wirkliche Vergangenheit"? Mörike:

Droben im Weinberg, unter dem blühenden Kirschbaum saß ich
Heut', einsam in Gedanken vertieft; es ruhte das neue
Testament halboffen mir zwischen den Fingern im Schoße,
Klein und zierlich gebunden (es kam vom treuesten Herzen -
Ach! du ruhest nun auch, mir unvergessen, im Grabe!):
Lang' so saß ich und blickte nicht auf; ...


Da braucht es die Klammer, um das "kam" zuzuordnen?!
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
Selanna
Geschlecht:weiblichReißwolf


Beiträge: 1146
Wohnort: Süddeutschland


Beitrag25.11.2016 23:18
Ziel: Hochmut kommt vor dem Fall?
von Selanna
Antworten mit Zitat

Hallo Telica,

ich bin Neuling und vllt sollte ich mich da nicht so dezidiert äußern, aber - wie auch schon jemand vor mir schrieb - die Protagonistin IST unsympathisch. Ich weiß nicht, wie genau Du die Situation zuspitzen willst und wie groß der Wandel sein soll, aber wenn ich das als Kunde auf der ersten Seite lesen würde, würde mich das nicht unbedingt zum Kaufen animieren ... was hältst Du davon, wenn Du die Protagonistin so lässt, aber einen kleinen Gegenpol einbaust? Kathrin könnte zB gestisch oder auch verbal andeuten, dass die Protagonistin sich ihrer Meinung nach extrem verhält. Ist nur so eine Idee und eine kommerzialisierende dazu, aber wie gesagt: wenn ich im Buchladen oder online diesen Anfang lesen würde, würde mich die werte Dame eher abschrecken.
Und bei einer so krassen Figur fände ich es witzig, wenn sich die Lage ziemlich zuspitzt und sie ironischerweise vom Saulus zum Paulus umgepolt wird.
Ich hoffe, Du findest jetzt meine Kritik nicht zu extrem Embarassed  sie ist nett gemeint.

Liebe Grüße
Selanna


_________________
Nur ein mittelmäßiger Mensch ist immer in Hochform. - William Somerset Maugham
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Kalyptra
Geschlecht:weiblichSchneckenpost


Beiträge: 13



Beitrag26.11.2016 21:20

von Kalyptra
Antworten mit Zitat

Hallo Telica,

im Gegensatz zu den meisten anderen hier, finde ich deine Protagonistin nicht mal wirklich unsympathisch und das, obwohl ich als Kind Angst vor Hunden hatte und mal von einem Boxer angesprungen wurde, dessen Besitzerin dazu auch nur entzückt gelacht hat.
Ich verstehe diese misanthropischen Gedanken der Protagonistin auch nicht als Angriff an alle Mütter, die, wenn auch evtl etwas übervorsichtig, auf ihre Kinder aufpassen, sondern eher als einen Ausdruck von einer bestimmten Angst vor der Mutterschaft.

Jedenfalls würde ich deine Protagonistin nicht deswegen ändern, weil du damit Mütter abschrecken könntest, die jeglichen Kram persönlich nehmen. Dein Text ist eben für Frauen geschrieben, die Schwierigkeiten haben, sich mit der Mutterrolle zu identifizieren.

Wie Selanna würde ich auch vorschlagen, diese 'unsympathische' Eigenschaft mit anderen guten Eingenschaften ausbalancieren, und das tust du ja auch schon indem du zb erwähnst, dass sie einem dem Tode geweihten Hund das Leben gerettet hat.

An sich würde mir der Text glaube ich besser gefallen, wenn er etwas szenischer und nicht so erzähllastig geschrieben wäre. zB könnten wir von ihrem Krojami Witz auch direkt in Aktion erfahren, anstatt dass er recht willkürlich in den Text eingebaut wird.

Und für mich kam das Ende etwas zu plötzlich und ehrlich gesagt habe ich auch nicht sofort geschnallt, dass sie schwanger ist.
Vielleicht könntest du schon vorher ein paar Andeutungen mit einbauen, da der Text doch sehr nah die Gedankenwelt der Prota beschreibt und obwohl sie die Schwangerschaft durch Abneigung anderer Mütter zu verdrängen scheint, müsste der Gedanke an die eigene Schwangerschaft doch irgendwo schonmal durchbrechen oder?


LG


_________________
And the silken sad uncertain rustling of each purple curtain
Thrilled me - filled me with fantastic terrors never felt before.
E.A.P
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Telica
Geschlecht:weiblichWortedrechsler
T

Alter: 42
Beiträge: 59
Wohnort: Wassenberg


T
Beitrag28.11.2016 13:54

von Telica
Antworten mit Zitat

Vielen Dank euch allen für eure Meinungen und Tipps! Ich werde sie mir zu Herzen nehmen und überlege gerade, wie ich den Anfang meiner Geschichte umbauen kann. Ich werde auch versuchen, die Prota ein bisschen sympathischer zu machen und auch die Schwangerschaft etwas früher andeuten. Zudem werde ich die Geschichte wohl einfach in Präsens schreiben, das erscheint mir momentan am einfachsten Laughing
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Telica
Geschlecht:weiblichWortedrechsler
T

Alter: 42
Beiträge: 59
Wohnort: Wassenberg


T
Beitrag30.11.2016 13:39
Überarbeitete Version
von Telica
Antworten mit Zitat

So, hier habe ich eine überarbeitete Version:

Der kleine Junge wackelt auf meinen Hund Toni zu und umschlingt ihn mit beiden Händen. Rotz läuft aus seiner Nase und sammelt sich auf der Oberlippe. Ich sehe mich nach der Mutter um, es ist eine Mitzwanzigerin, die in ihr Handy vertieft ist. Vorsichtig befreie ich Toni von dem Jungen und versuche dem kleinen Stöpsel zu erklären, wie er den Hund besser streicheln kann. „Devin, lass den Hund in Ruhe“, meldet sich nun doch seine Mutter zu Wort. Eindeutig eine Mutter der Kategorie zwei.
Ich habe die Mütter, die ich bei meinen täglichen Spaziergängen treffe, in drei Kategorien eingeteilt.
Kategorie 1: Die lieben Mamis
Meist fröhliche Mütter, oft in Horden unterwegs. Sehen sie einen Hund, rufen sie ihren Sprösslingen gern „Schau mal, ein Wauwau“ zu. Die Kinder der lieben Mamis kommen oft hergelaufen und fragen höflich, ob sie den Hund streicheln können.
Diese Kids mag ich echt gerne. Sie dürfen Toni immer streicheln und manchmal lass ich ihn auch einen kleinen Trick vorführen, wie Peng! (Hund wirft sich wie tot auf den Boden).
Kategorie 2: Die Smombie-Mütter
Diese Smartphone-Zombies sind meist jünger und in der Regel alleine unterwegs, Blick stets aufs Handy gerichtet. Deren Kindern kommen meist ungefragt auf Hunde zu, um diese zu streicheln oder ignorieren sie völlig.
Kategorie 3: Die Kreischer
Der natürliche Feind eines jeden Hundehalters. Sobald sie nur von weitem einen Hund sehen, fangen sie schon an zu kreischen, man solle bloß den Hund anleinen, hier seien Kindern. Selbstverständlich komme ich der „Bitte“ jedes Mal nach, aber auch wenn man mit einem angeleinten Hund an den Kreischermütter vorbeiläuft, verstecken sich deren Kinder gern hinter Mamas starken Beinen und schauen verängstigt auf die Bestie Hund.
Wie man Angst vor meinem gerade mal kniehohen, immer freundlichen Hund haben kann ist mir ein Rätsel. Toni ist mein Ein und Alles. Wenn mich Leute nach der Rasse meines wunderschönen schwarzweißen Hundes fragen, antwortete ich gerne mit „Krojami“. Falls mein Gegenüber entgegnet, dass er die Rasse kenne oder schon von ihr gelesen hätte, beeile ich mich das Gespräch zu beenden. Wer unterhält sich schon gerne mit Idioten. Diese Hunderasse gibt es nämlich nicht. Krojami ist mein persönlicher Wortwitz und bedeutete Kroatischer Jagdhundmischling, eine nette Bezeichnung für den Straßenhund aus Kroatien, den ich aus der Tötungsstation gerettet hatte.
Als wir um die Ecke biegen, sehe ich meinen Kumpel Tobias mit seiner Hündin Joy. Früher waren Tobi und ich täglich zum Gassi gehen verabredet, aber vor zwei Jahren hatte er die Seite gewechselt. Seit der Geburt seiner Tochter Mia nahm er sich nur noch selten Zeit für uns. Ich weiß, ich sollte Verständnis haben, ich versuche es auch. Tatsächlich war mir seine Frau Kathrin von Anfang an sympathisch gewesen und ich gönne den beiden ihr Glück, aber ich vermisse meinen Kumpel trotzdem jeden Tag. Meistens geht nun Kathrin mit Joy spazieren, wahrscheinlich bis zum nächsten Spielplatz und zurück. Was womöglich der Grund war, warum sie nie auf mein Angebot gemeinsam Gassi zu gehen, eingegangen war. Aber heute hat sich Tobi ausnahmsweise wieder Zeit für uns genommen. Nicht nur die beiden Hunde freuen sich über ein Wiedersehen, auch wir haben viel nachzuholen. Wir unterhalten uns so angeregt, dass ich mich nicht von ihm trennen will. Tobias geht es wohl genauso, denn er lädt Toni und mich zum Abendessen ein. Freudig nehme ich die Einladung an. Es wird schön sein, Kathrin und Mia mal wieder zu sehen. Dreißig Minuten später bereue ich diese Entscheidung bereits. In meiner Vorstellung sind zweijährige Mädchen blondgelockte, süße Engel. Die Wahrheit sieht anders aus. Mia ist die reinste Nervensäge, maulig und weinerlich. Und süß ist sie leider auch nicht, mit ihren abstehenden Ohren, dicken roten Backen und den spärlichen, glatten Haaren. „Spaghettilocken“, nennt das Kathrin liebevoll. Um 17 Uhr gibt es „Abend“essen, Eltern müssen wohl so zeitig essen, damit ihr Nachwuchs früh ins Bett kommt.
 „Mia, möchtest du Käse oder Salami auf dein Brot?“ fragt Kathrin ihre zweijährige Tochter. Diese guckt sie nur mit großen Augen verständnislos an, schaukelt dann wild hin und her, wirft ihren Kopf zurück und fängt zur Krönung an zu weinen. „Was hat sie denn?“, frage ich irritiert. „Ach, sie ist nur müde“, antwortet die stolze Mama. Ich blicke auf die Uhr. Klar, es ist ja auch schon 17.06 Uhr, da kann man schon müde werden. So früh die Höflichkeit es zuließ, verabschiede ich mich und mache mich mit meinem Hund auf den Heimweg.
Zuhause angekommen ziehe ich meine Stiefel aus und versorge erstmal meinen hungrigen Hund. Mein Blick schweift durch meine Zweizimmerwohnung. Obwohl ich schon Anfang dreißig bin, versprüht mein Zuhause immer noch den Charme einer Studentenbude, ein wenig zu klein, Möbel, die nicht zueinanderpassen und stets ein bisschen zu unordentlich. Ich sollte mir wirklich mal eine Erwachsenenwohnung zulegen. Im Kühlschrank greife ich mir eine Mousse Au Chocolat (ich bin süchtig nach den Dingern) und mache es mir unter einer Wolldecke auf meiner Couch bequem. Meine Hand streichelt meinen prallen Bauch. Wie hatte das nur passieren können. Ich stecke wirklich in der Patsche, denke ich.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Klemens_Fitte
Geschlecht:männlichSpreu

Alter: 41
Beiträge: 2944
Wohnort: zuckerstudio waldbrunn


Beitrag30.11.2016 14:11

von Klemens_Fitte
Antworten mit Zitat

Ich bin wohl nicht die Zielgruppe, aber mE ist diese neue Version ein Beispiel dafür, was Leserfeedback anrichten kann. Der Schluss (das Beste an der Erstversion) zündet nun überhaupt nicht mehr, weil das Vorangegangene derart verwässert wurde, dass es (a) langweilig wird und (b) die Klemme der Protagonistin nicht mehr vorbereiten kann.
Chick-Lit – so habe ich das zumindest immer verstanden – ist quasi die literarische Form des Gesprächs mit der besten Freundin (weshalb der Wechsel ins Präsens auch konsequent ist¹); und da gehört das Lästern ja irgendwie dazu und man ist sicher auch nicht immer bemüht, korrekt oder sympathisch zu wirken.

¹An ein paar Stellen ist der noch nicht ganz vollzogen; ohne Anspruch auf Vollständigkeit:
Zitat:
Wenn mich Leute nach der Rasse meines wunderschönen schwarzweißen Hundes fragen, antwortete ich gerne mit „Krojami“.

Zitat:
aber vor zwei Jahren hatte er die Seite gewechselt. Seit der Geburt seiner Tochter Mia nahm nimmt er sich nur noch selten Zeit für uns.

Zitat:
Tatsächlich war ist mir seine Frau Kathrin von Anfang an sympathisch gewesen

Zitat:
Was womöglich der Grund war ist, warum sie nie auf mein Angebot gemeinsam Gassi zu gehen, eingegangen war ist.


_________________
100% Fitte

»Es ist illusionär, Schreiben als etwas anderes zu sehen als den Versuch zur extremen Individualisierung.« (Karl Heinz Bohrer)
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
Seraiya
Geschlecht:weiblichMondsüchtig


Beiträge: 924



Beitrag30.11.2016 14:17

von Seraiya
Antworten mit Zitat

Hallo Telica,

Man merkt, dass du die Prota sympathisch machen möchtest und das meine ich nicht positiv. Der Biss fehlt und sie scheint selbst nicht zu wissen, was sie denken soll und für sich möchte.
Bist du denn zufrieden mit dieser Version?


LG,
Seraiya
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Michel
Geschlecht:männlichBücherwurm

Alter: 52
Beiträge: 3374
Wohnort: bei Freiburg
Das bronzene Bühnenlicht Das goldene Niemandsland
Der silberne Durchblick Der silberne Spiegel - Prosa
Silberne Neonzeit


Beitrag30.11.2016 14:39

von Michel
Antworten mit Zitat

Für mich liest sich dieser Text tatsächlich wie eine plaudernde Erzählung der Erzählerin. Ich sehe sie da auf dem fiktiven Sofa sitzen, und hach, wie ist das grässlich mit den jungen Mütters und ihren Kevins! Da rückt für mich die formale Korrektheit des epischen Präteritums in den Hintergrund - die liest sich (hier) im Ton eher wie ein Schulaufsatz.

Inhaltlich: Ich habe keinen Hund und bin von großer Vermenschlichung des Haustiers häufig irritiert. Auf den Effekt scheinst Du aber bewusst abzuzielen. Den Schlusseffekt habe ich übrigens verpasst - habe vorher aufgegeben. Für mich plätschert der Text noch zu sehr dahin, zieht sich in die Länge, hängt sich an Einzelheiten auf und ich frage mich: Wo soll das hin? Außerdem ist mir die Abneigung der Figur ziemlich nah an gängiger, manchmal sehr platter Comedy. Nur ist diese Comedy rasant, der Kevin-Gag bräuchte auf der Bühne nur ein paar Sekunden. So passt das für mich noch nicht so recht zusammen, mein Impuls ist: Radikal kürzen und einige Stellen konkreter fassen wie oben beschrieben. Dann könnte das etwas werden. Jedenfalls für Hundebesitzer.

Edit: Erst mal Seite 2 des Threads lesen. Embarassed Danke für die theoretischen Einsichten!
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
Telica
Geschlecht:weiblichWortedrechsler
T

Alter: 42
Beiträge: 59
Wohnort: Wassenberg


T
Beitrag30.11.2016 16:04

von Telica
Antworten mit Zitat

Wow, ihr seid schnell. Vielen Dank dafür. Tja, keiner hat gesagt, dass es leicht werden würde. Erst war die Prota zu böse und unsympathisch, jetzt zu lahm und nicht bissig genug. Ich werde nochmal in mich gehen.
@Seraiya: Meine vorherige Version hat mir besser gefallen, aber ich sollte wirklich nicht alle Muttis als Leser vergraulen, genaugenommen ist es nämlich eher ein Baby-als ein Hundebuch.
@Michel: Welchen Kevin-Gag denn? Heutzutage nennt man sein Kind nicht mehr Kevin, man nennt es Devin. Laughing
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Michel
Geschlecht:männlichBücherwurm

Alter: 52
Beiträge: 3374
Wohnort: bei Freiburg
Das bronzene Bühnenlicht Das goldene Niemandsland
Der silberne Durchblick Der silberne Spiegel - Prosa
Silberne Neonzeit


Beitrag30.11.2016 16:22

von Michel
Antworten mit Zitat

Jerome. Ich verwende Kevin nur als (unzuverlässige und hoch subjektive) Diagnose. Cool Ich  habe keinen speziellen Gag im Kopf, eher alles, was in die "Cindy aus Marzahn"-Ecke geht.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
Poolshark
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 42
Beiträge: 827
NaNoWriMo: 8384
Wohnort: Berlin


Beitrag30.11.2016 23:24

von Poolshark
Antworten mit Zitat

Zitat:
Vielen Dank dafür. Tja, keiner hat gesagt, dass es leicht werden würde. Erst war die Prota zu böse und unsympathisch, jetzt zu lahm und nicht bissig genug. Ich werde nochmal in mich gehen.


Der Gag ist natürlich der pralle Bauch am Ende. Das hat mir gefallen und lässt alle vorangegangenen Gedanken deiner Protagonistin in einem ganz anderen Licht dastehen. Sie ist damit eigentlich die "Pointe ihres eigenen bösartigen kleinen Witzes".
Wäre schade, wenn das wegfällt. Wäre aber auch schade, wenn man seine Leser schon in den ersten Absätzen verliert, weil es auf dem hohen Ross der Erzählerin zu zugig ist.
Ein Trick unsympathische Erzählerinnen ertragbar zu machen, ist natürlich ihnen selbst einen ganz bösen Spleen oder eine Qualität, wie zum Beispiel Humor zu geben. Und zwar einen Humor, der sich selbst auch ein bisschen zur Disposition stellt und nicht einfach alle schon mal dagewesenen Mütter- und Kinderklischees abdeckt.

Eine Geschichte über eine Frau, die dem Mamasein so zynisch gegenübersteht und dann selbst bald mit dieser Realität konfrontiert sein wird, gefällt mir, aber vielleicht kriegst du den Einstieg dazu noch besser hin.

Gutes Gelingen.


_________________
"But in the end, stories are about one person saying to another: This is the way it feels to me. Can you understand what I'm saying? Does it also feel this way to you?"
-Sir Kazuo Ishiguro
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:   
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen
Seite 2 von 2 Gehe zu Seite Zurück  1, 2

Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Prosa -> Einstand
Du kannst keine Beiträge in dieses Forum schreiben.
Du kannst auf Beiträge in diesem Forum nicht antworten.
Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht bearbeiten.
Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.
Du kannst an Umfragen in diesem Forum nicht teilnehmen.
In diesem Forum darfst Du keine Ereignisse posten
Du kannst Dateien in diesem Forum nicht posten
Du kannst Dateien in diesem Forum nicht herunterladen
 Foren-Übersicht Gehe zu:  


Ähnliche Beiträge
Thema Autor Forum Antworten Verfasst am
Keine neuen Beiträge Werkstatt
Hässliche Mädchen
von Cholyrika
Cholyrika Werkstatt 18 31.07.2019 08:53 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Inhalt
[Die schlechteste Geschichte der Welt...
von Aibe
Aibe Inhalt 5 04.05.2017 17:23 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Redlight District
Der Hässliche
von Anfaenger23
Anfaenger23 Redlight District 10 21.09.2014 03:29 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Einstand
Der Hässliche
von Anfaenger23
Anfaenger23 Einstand 13 25.07.2014 20:22 Letzten Beitrag anzeigen

EmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungBuchBuch

von Rike

von V.K.B.

von Biggi

von Dichternarzisse

von Maria

von TheSpecula

von Maria

von Dichternarzisse

von Kiara

von DasProjekt

Impressum Datenschutz Marketing AGBs Links
Du hast noch keinen Account? Klicke hier um Dich jetzt kostenlos zu registrieren!