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menetekel
Geschlecht:weiblichExposéadler

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Beiträge: 2452
Wohnort: Planet der Frühvergreisten


Beitrag17.09.2016 16:48
September
von menetekel
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ln den Ecken west das Leben
blättern Herbstlaubfetzen
würgen gramgebeugte Äste
Farbgepränge aus sich raus

frösteln Schauer an den Reben
starren Jäger voll Entsetzen
auf erlegte Dackelreste

Spät ist es: Du gehst ins Haus

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firstoffertio
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Beitrag17.09.2016 23:24

von firstoffertio
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Ouch.

Was für ein Herbst!

Als ich bei den Dackelresten ankam, musste ich trotzdem lachen.

Dann der Schluss, fast wie in einem Kindergedicht.

Das Einzige, was mir irgendwie falsch vorkommt, ist das "würgen".
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BlueNote
Geschlecht:männlichStimme der Vernunft


Beiträge: 7304
Wohnort: NBY



Beitrag18.09.2016 09:52

von BlueNote
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Das Gedicht ist witzig, eine Persiflage ... Nun muss man wahrscheinlich schon viele (andere) Herbstgedichte gelesen haben, um in dem Text überhaupt eine Persiflage zu sehen. Aber wer hat das schon (außer in diesem Forum). Würde das Gedicht in einer Zeitung stehen, würden wahrscheinlich viele Leser wenig damit anfangen können und über die Dackelreste den Kopf schütteln.

Das Gedicht ist also eher ein Insidertext, der - zumindest mir - gefallen hat.
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Rübenach
Geschlecht:männlichExposéadler
R


Beiträge: 2832



R
Beitrag18.09.2016 10:32

von Rübenach
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Nun ja, über die erlegten Dackelreste den Kopf zu schütteln, ist vielleicht gar nicht so falsch.

Die Reste eines erlegten Dackels sind halt was anderes als erlegte Dackelreste. Oder würde man von einer erlegten Wildschweikeule sprechen?
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menetekel
Geschlecht:weiblichExposéadler

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Beitrag18.09.2016 17:55

von menetekel
pdf-Datei Antworten mit Zitat

firstoffertio hat Folgendes geschrieben:
Ouch.

Was für ein Herbst!

Als ich bei den Dackelresten ankam, musste ich trotzdem lachen.

Dann der Schluss, fast wie in einem Kindergedicht.

Das Einzige, was mir irgendwie falsch vorkommt, ist das "würgen".


Tach,

es freut mich, dass ich dich zum "Weinen" und zum Lachen bringen konnte.  Der Schluss des Gedichts stellt einen Bezug zu Rilkes wohl berühmtesten Herbstgedicht (Endvers) her.

Das Herausgewürgte wählte ich mit Bedacht. Weil ich nämlich beobachten konnte, das Baumäste / -zweige nach dem Abwerfen der Blätter zuweilen eine leicht schleimige Schicht produzieren. Manchmal fleckig ... das erinnert mich irgendwie ans Herauswürgen ..

BlueNote hat Folgendes geschrieben:

Das Gedicht ist witzig, eine Persiflage ... Nun muss man wahrscheinlich schon viele (andere) Herbstgedichte gelesen haben, um in dem Text überhaupt eine Persiflage zu sehen. Aber wer hat das schon (außer in diesem Forum). Würde das Gedicht in einer Zeitung stehen, würden wahrscheinlich viele Leser wenig damit anfangen können und über die Dackelreste den Kopf schütteln.

Das Gedicht ist also eher ein Insidertext, der - zumindest mir - gefallen hat.


Wie schon oben erwähnt gibt es tatsächlich intertextuelle Bezüge. Freut mich, dass du dies erkannt hast. Und ich denke auch, dass es für Lyrikkundige kein Problem darstellt, diese auszumachen. Und ich schreibe grundsätzlich nicht für die Bildzeitung. Embarassed

Rübenach hat Folgendes geschrieben:

Nun ja, über die erlegten Dackelreste den Kopf zu schütteln, ist vielleicht gar nicht so falsch.

Die Reste eines erlegten Dackels sind halt was anderes als erlegte Dackelreste. Oder würde man von einer erlegten Wildschweikeule sprechen?


Mit Verlaub: Diese kritische Anmerkung finde ich zwar unterhaltsam, aber doch ein wenig an den Haaren herbeigezogen. Wink
Denn es liegen ja nicht die Reste (also beispielsweise ein halber Dackel), sondern der ganze erlegte Dackel mit den Folgen seiner Schusswunden im Wald. Wenn du dich dem nicht anschließen kannst, nimm es einfach als dichterische Freiheit, die zudem das Klangmuster der Verse unterstützt.

Euch allen lieben Dank für die lobenden und kritischen Anmerkungen.

I.
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BlueNote
Geschlecht:männlichStimme der Vernunft


Beiträge: 7304
Wohnort: NBY



Beitrag18.09.2016 18:29

von BlueNote
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Zitat:

Und ich schreibe grundsätzlich nicht für die Bildzeitung.

Habe ich das behauptet?
Ernst genommen fühlt man sich bei solchen Rück-Kommentaren jedenfalls nicht.
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firstoffertio
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Beitrag18.09.2016 23:34

von firstoffertio
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Ja, das Herbstgedicht von Rilke ist wunderbar. Ich hatte trotzdem nicht daran gedacht.

Trotz deiner Erklärung gefällt mir das Würgen nicht.

Wie wäre es mit "ausscheiden"? Auch eine körperlicher Vorgang?

scheiden gramgebeugte Äste
Farbgepraenge aus

?
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menetekel
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Beitrag19.09.2016 07:37

von menetekel
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Hallo firstoffertio,

lieben Dank für deine erneute Einlassung. Ich freue mich über jeden Kommentar, der sich mit dem Text beschäfigt, also der Form, seiner Sprache,  seiner Bildebene etc.

Ausscheiden bedeutet, Unverdautes abzusondern, hinauszupressen (hinauszuwürgen?). Gleichzeitig nutzt man den Begriff für eine Kündigung oder den Übergang in den Ruhestand. Beide Bedeutungen ließen sich wunderbar für ein anderes, eine neues, ein melancholisch-spöttelndes Herbstgedicht verwenden (ich bin schon fast dabei Wink)

Im Vorliegenden aber passt "würgen" m. E. gut und schmiegt sich perfekt in die Gesamtkomposition, indes dein Vorschlag diese sprengen würde. - Die Poesie ist  eine Kunst des Als-Ob, beschreibt also eine Weltsicht, die über eine realistische, wissenschaftliche Betrachtung hinausgeht. Insofern können Begriffe auftauchen, die im Bild bleiben, aber dennoch aufhorchen lassen, überraschen.

Oder halt welche, die dir persönlich nicht so gut gefallen.

Herzliche Grüße
m.
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BlueNote
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Beitrag19.09.2016 07:45

von BlueNote
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Zitat:

Ernst genommen fühlt man sich bei solchen Rück-Kommentaren jedenfalls nicht.
Zitat:

Herzliche Grüße
m.

m. wie menetekel. Rolling Eyes
... und das unter Inkognito! Schlau, das!

Fazit: Auch Frau m. macht einmal Fehler. Beruhigend! So könnte man das m.-Näschen doch langsam wieder auf Normalwinkelmaß bringen, oder?
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menetekel
Geschlecht:weiblichExposéadler

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Beitrag19.09.2016 08:18

von menetekel
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Hallo BlueNote

Da du deine letzten beleidigenden Kommentare ("Verarschung der Kritiker", "die Erlaubnis inkognito einzustellen, sollte menetekel entzogen werden" etc. ...) unter diesem Gedicht inzwischen selber dreimal verändert hast, müssen sich die Moderatoren wohl nicht länger damit beschäftigen.
Mir steht es übrigens, wie jedem anderen User, frei, incognito einzustellen oder eben nicht.
Ich möchte dich an dieser Stelle öffentlich bitten, von weiteren Kommentaren unter meinen Texten abzusehen (hier konntest du den Text natürlich nicht sofort zuordnen, deshalb war dein Erstkommentar  vergleichweise freundlich abgefasst. Wink ). Auch bitte ich dich höflich, deine ständigen Spitzen gegen meine Person in anderen Fäden ebenfalls zu unterlassen (beispielsweise "menetekel steht mal wieder auf dem Schlauch und kann (wie gewohnt) keine Zusammenhänge herstellen ..."
Es gibt zwar immer wieder Interessenten für solche Bemerkungen, doch ich selber gehöre nicht dazu.
Sei so lieb, und akzeptiere das!

m.
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menetekel
Geschlecht:weiblichExposéadler

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Beitrag19.09.2016 08:57

von menetekel
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Hallo Rübenach und Firstoffertio,

zwar muss ich mich nicht für mein anfängliches "Incognito" rechtfertigen - es wird ja ohnehin nach einer Woche gelüftet - möche es aber in diesem Fall gern tun:

1. Der Anlass / Impuls hierfür war Haralds "Kein Herbstgedicht", dem ich etwas anderes, doch Korrespondierendes, gegenüberstellen wollte, ohne den Eindruck erwecken zu wollen, dass ich derlei besser könnte ...

2. Aus Eigennutz. Twisted Evil Ich habe nämlich die Erfahrung gemacht, dass gereimte Texte von Autoren, die ansonsten freie Rhythmen bevorzugen, per se mit Argwohn betrachtet werden. Embarassed Wink

Soweit zum Unsichtbaren.
--------------------------------------------------------------------------

Ich wünsche mir oft, dass sich Forenkommentare mehr auf Form, Inhalt und Komposition der Texte bezögen (was ich euch ausdrücklich nicht vorwerfe). - Nihil stellt dem Lyrikbereich doch ein so wunderbar- verwendbares Rezensionsraster voraus ...

Liebe Grüße
m.
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James Blond
Geschlecht:männlichEselsohr

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Wohnort: HAMBURG


Beitrag19.09.2016 09:11

von James Blond
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Dass man hier bevorzugt Personen statt Texten kommentiert, wird wohl auch das Inkognito nicht ändern. Wer sich erst einmal auf einander eingeschossen hat, wird  auch im Herbst noch weiter ballern, wer jetzt noch keine Büchse hat, dem wird sie länger fehlen! wink

Ich empfinde Dein Gedicht als sarkastische Parodie auf alles, was den Herbst vertextet, deutlich erkennbar an den darin verwendeten Begriffen, die hier radikal überzogen und damit lächerlich wirken. Zur Sicherheit hast du in S2 noch die schießwütigen Jäger aufs Korn genommen. Vollkommen zu Recht: denn die Ironie bedarf auf diesen Seiten eines deutlichen Hinweis-Schildes, um erkannt zu werden.

JB
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BlueNote
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Beitrag19.09.2016 09:14

von BlueNote
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Zitat:

Mir steht es übrigens, wie jedem anderen User, frei, incognito einzustellen oder eben nicht.

Die Inkognito Funktion dient u.a. dazu, unvoreingenommen Kritik üben zu können und unvoreingenommene Kritik zu erhalten. Dabei macht es als Autor keinen Sinn, in den gleichen Tonfall von Ressentiments zurückzufallen, nur weil man einen Kritiker nicht leiden kann (oder wegen einer vergangenen Kritik beleidigt ist), sondern es ist auch eine Chance für sich selbst, seinen Umgangston auch einmal in schwierigeren Gesprächen anzupassen.

Mir ist erst kürzlich aufgefallen, dass sich ein seltsamer, unangenehmer (unangemessener) Tonfall mir gegenüber durch fast alle Gespräche, die wir geführt haben, wie ein roter Faden gezogen hat. Dabei sehe ich deine Textbeiträge grundsätzlich eher positiv und es gab nur ab und an etwas zu mäkeln (so ist eben Textkritik!). Das Gefühl, das du mir permanent vermittelt hast war, dass du mich als Kritiker nicht ernst nehmen willst. Ich aber stelle mir eine Gemeinschaft anders vor. Es sollte jede Meinung die gleiche Berechtigung haben, geäußert zu werden. Auch wenn sie einmal falsch oder weniger intelligent ist.

Dass wir uns in Inkognito threads begegnen, wird wohl nicht ausbleiben. Vielleicht kannst du zukünftig dann schon mal üben, auch Meinungen ernst zu nehmen, die nicht ganz auf deiner Wellenlänge liegen. Toleranz ist nicht so schwer, wie man manchmal glaubt!
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Rainer Zufall
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 70
Beiträge: 801

Pokapro und Lezepo 2014


Beitrag19.09.2016 09:29

von Rainer Zufall
Antworten mit Zitat

Köstlich. Zuerst dachte ich bei den ersten zwei Zeilen, auweh, das ist aber ganz schön aufgepimpt, hoffentlich geht das jetzt nicht so weiter, aber dann geht es tatsächlich so weiter, aber gleich so bombastisch und so übertrieben, fast Horrordichtkunst, wenn es sowas gäbe, dass man darüber das Grinsen anfängt. Man erwartet, weiß, da kommt noch was. Und wirklich kommts.
Du gibst dem Wuchtigen eine witzige Drehung hin in das Verulkende, Verspielte. Und zwar nicht nur durch das Ende. Durch das sowieso. Und da Rilkes Herbstgedicht zu den allerliebsten Gedichten der Deutschen gehört, gehe ich mal davon aus, dass es für sehr viele kein Problem geben dürfte, den Zusammenhang zu Rilkes Haus herzustellen. Und selbst wenn nicht, der Aufbau, die Wortwahl, die fleischernen Bilder, die du pinselst, das macht deutslich: Hier wird das wesende Leben nicht gar so ernst genommen, sondern kriegt einen frechen Blick verpasst.

Ich musste z. B. bei den kotzenden Ästen und dem Farbgepränge, das sie würgen, stutzen und dann sind die armen Bäume auch gleich noch gramgebeugt. Das ist so schön übertrieben, dass ich anfing zu grinsen, obwohl ich diese Schmierdinger an den Ästen noch nie gesehen habe, muss mal jetzt drauf achten, wenns draußen wieder losgeht mit dem Rumwesen. Meine Mundwinkel gingen noch mehr in die Höhe bei den Dackelresten, gerade weil sie so etwas witzig falsch gesetzt sind. Und obwohl ich die Viecher eigentlich mag, aber die Vorstellung von so einem Jäger, der sich den Kopf kratzend vor dem Dackelrest steht und sich fragt, wo da jetzt der Fuchsschwanz angebracht ist, das hat schon was. Und dann der lapidare Schluss. Wunderbar. Gut, dass du dein Haus rechtzeitig gebaut hattest, menetekel.

Also das hat mich alles schon sehr schmunzeln lassen. Da schreibt jemand mit einem Blick auf Dinge, die nicht zu ändern sind, der das Nichtzuändernde aber auch nicht gar so ernst nimmt.

Verbesserungsvorschläge habe ich keine. Warum sollte ich auch.

Außer, dass ich doch noch gerne ein paar warme Tage hätte. Aber da wirst du mir nicht helfen können. smile

Viele zufällige Grüße

Lieber Bluenote,
Zitat:
Vielleicht kannst du zukünftig dann schon mal üben, auch Meinungen ernst zu nehmen, die nicht ganz auf deiner Wellenlänge liegen. Toleranz ist nicht so schwer, wie man manchmal glaubt!

Ich weiß, wenn man sich angegriffen fühlt, will man sich wehren. Das ist verständlich. Aber ich wünsche mir echt, du würdest mal ganz sachlich auf deine Anteile in ungut verlaufenden Gesprächen schauen. Und ansonsten klär das doch bitte per PN mit menetekel oder akzeptiers halt einfach so. Die ständigen persönlichen Querelen, in den Fäden das sieht einfach nicht gut aus.
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Rübenach
Geschlecht:männlichExposéadler
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Beiträge: 2832



R
Beitrag19.09.2016 09:42

von Rübenach
Antworten mit Zitat

menetekel hat Folgendes geschrieben:
Hallo Rübenach und Firstoffertio,

zwar muss ich mich nicht für mein anfängliches "Incognito" rechtfertigen - es wird ja ohnehin nach einer Woche gelüftet - möche es aber in diesem Fall gern tun:

1. Der Anlass / Impuls hierfür war Haralds "Kein Herbstgedicht", dem ich etwas anderes, doch Korrespondierendes, gegenüberstellen wollte, ohne den Eindruck erwecken zu wollen, dass ich derlei besser könnte ...

2. Aus Eigennutz. Twisted Evil Ich habe nämlich die Erfahrung gemacht, dass gereimte Texte von Autoren, die ansonsten freie Rhythmen bevorzugen, per se mit Argwohn betrachtet werden. Embarassed Wink

Soweit zum Unsichtbaren.
--------------------------------------------------------------------------

Ich wünsche mir oft, dass sich Forenkommentare mehr auf Form, Inhalt und Komposition der Texte bezögen (was ich euch ausdrücklich nicht vorwerfe). - Nihil stellt dem Lyrikbereich doch ein so wunderbar- verwendbares Rezensionsraster voraus ...

Liebe Grüße
m.


ein kurzer blick auf die inkognitoregeln http://www.dsfo.de/fo/viewtopic.php?t=20521&highlight=inkognito verrät, dass du alles richtig gemacht hast. kein grund also, dich zu rechtfertigen.


_________________
"Vielleicht sollten mehr Leute Schreibblockaden haben." Joy Williams
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menetekel
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Alter: 104
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Wohnort: Planet der Frühvergreisten


Beitrag19.09.2016 16:31

von menetekel
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo James,

James Blond hat Folgendes geschrieben:
Dass man hier bevorzugt Personen statt Texten kommentiert, wird wohl auch das Inkognito nicht ändern. Wer sich erst einmal auf einander eingeschossen hat, wird  auch im Herbst noch weiter ballern, wer jetzt noch keine Büchse hat, dem wird sie länger fehlen! wink

Ich empfinde Dein Gedicht als sarkastische Parodie auf alles, was den Herbst vertextet, deutlich erkennbar an den darin verwendeten Begriffen, die hier radikal überzogen und damit lächerlich wirken. Zur Sicherheit hast du in S2 noch die schießwütigen Jäger aufs Korn genommen. Vollkommen zu Recht: denn die Ironie bedarf auf diesen Seiten eines deutlichen Hinweis-Schildes, um erkannt zu werden.

JB


Du hast Recht: Wer's so nicht rafft, rafft's nimmermehr!

Und natürlich ist mein Text als Parodie zu verstehen. Auf was und wen lässt sich ausmachen.
Um Missverständnissen vorzubeugen: Ich mag Herrn Rilke, wenn auch nicht mehr so inbrünstig wie in den Anfangsjahren meiner lyrischen "Karriere" ( Sich kaputt lachen ). -
Mir Heutigen erscheint er manchmal etwas süßlich; gleichwohl zähle ich ihn zu den Großen des Genres.

Kurzum: Es handelt sich durchwegs um "liebevolle" Gemeinheiten. Ich weiß die Neoromantiker und ihre noch romantischeren Vorläufer zu schätzen. Sprachlich gesehen sind sie bis heute Leitbilder ihrer stammelnden Nachfahren. Embarassed

m.
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menetekel
Geschlecht:weiblichExposéadler

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Beitrag19.09.2016 17:08

von menetekel
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Grüß dich, du raines Wesen!  love

Rainer Zufall hat Folgendes geschrieben:
Köstlich. Zuerst dachte ich bei den ersten zwei Zeilen, auweh, das ist aber ganz schön aufgepimpt, hoffentlich geht das jetzt nicht so weiter, aber dann geht es tatsächlich so weiter, aber gleich so bombastisch und so übertrieben, fast Horrordichtkunst, wenn es sowas gäbe, dass man darüber das Grinsen anfängt. Man erwartet, weiß, da kommt noch was. Und wirklich kommts.


Ja, die "gramgebeugten Äste" sind schon aus der fülligsten Fülle des Herbstes geschöpft. Doch bald findet ja wieder das Erntedankfest statt ... bis dahin werden sie sich erholt haben.

Zitat:
Du gibst dem Wuchtigen eine witzige Drehung hin in das Verulkende, Verspielte. Und zwar nicht nur durch das Ende. Durch das sowieso. Und da Rilkes Herbstgedicht zu den allerliebsten Gedichten der Deutschen gehört, gehe ich mal davon aus, dass es für sehr viele kein Problem geben dürfte, den Zusammenhang zu Rilkes Haus herzustellen. Und selbst wenn nicht, der Aufbau, die Wortwahl, die fleischernen Bilder, die du pinselst, das macht deutslich: Hier wird das wesende Leben nicht gar so ernst genommen, sondern kriegt einen frechen Blick verpasst.


Bei dir kann ich mich ja outen: Ich habe früher manch heimliches Tränlein über Rilkes "Herbstag" rinnen lassen und selbst jetzt, nach 1 bis zwei roten Weinen ... cry  Er hat's halt druff. Trotzdem - manchmal bin ich mir peinlich!

Zitat:
Ich musste z. B. bei den kotzenden Ästen und dem Farbgepränge, das sie würgen, stutzen und dann sind die armen Bäume auch gleich noch gramgebeugt. Das ist so schön übertrieben, dass ich anfing zu grinsen, obwohl ich diese Schmierdinger an den Ästen noch nie gesehen habe, muss mal jetzt drauf achten, wenns draußen wieder losgeht mit dem Rumwesen. Meine Mundwinkel gingen noch mehr in die Höhe bei den Dackelresten, gerade weil sie so etwas witzig falsch gesetzt sind. Und obwohl ich die Viecher eigentlich mag, aber die Vorstellung von so einem Jäger, der sich den Kopf kratzend vor dem Dackelrest steht und sich fragt, wo da jetzt der Fuchsschwanz angebracht ist, das hat schon was. Und dann der lapidare Schluss. Wunderbar. Gut, dass du dein Haus rechtzeitig gebaut hattest, menetekel.


Danke schön. In einem fremdelnden Kommentar, wies JB zu Recht darauf hin, dass sich ein Übermaß an Gefühl nur in der Parodie hinreichend Raum verschaffen kann (oder so ähnlich). Das gelingt aber vermutlich erst den
älteren Semestern.

Zitat:
Also das hat mich alles schon sehr schmunzeln lassen. Da schreibt jemand mit einem Blick auf Dinge, die nicht zu ändern sind, der das Nichtzuändernde aber auch nicht gar so ernst nimmt.

Verbesserungsvorschläge habe ich keine. Warum sollte ich auch.

Außer, dass ich doch noch gerne ein paar warme Tage hätte. Aber da wirst du mir nicht helfen können. smile

Viele zufällige Grüße


Im Gegensatz zum entsetzten Jägersmann kann ich nur rufen: Ziel erreicht - jedenfalls bei dir. ---

Im Übrigen folgt jetzt erstmal der goldene Oktober. - Zu Hause rumsitzen kommt später, dann schon besser in stä(h)lernen Burgen. Wink

Vielen Dank und
liebe Grüße
m.
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poetnick
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Wohnort: nach wie vor


Beitrag19.09.2016 20:37

von poetnick
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Hallo Menetekel,

den Versuch finde ich gelungen. Der Zerfall im Herbst einmal nicht als melancholisch-wissendes Bejahen, eines sich Fügens ins Unvermeidliche von Werden und Vergehen.
Nein, dieser Prozess geht hier mit Würgereiz, Verwesung und Gram einher.
Daher haben wir hier eine gekehrte Analogie, wenn der Alterungsvorgang beim Menschen doch möglichst retouchiert von Statten gehen soll.

Das war frisches Herbstlaub, das wohl zurück auf die Bäume möchte.

Liebe Grüsse - Poetnick


_________________
Wortlos ging er hinein,
schweigend lauschte er der Stille
und kam sprachlos heraus
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menetekel
Geschlecht:weiblichExposéadler

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Beiträge: 2452
Wohnort: Planet der Frühvergreisten


Beitrag20.09.2016 09:07

von menetekel
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Zitat:
Das war frisches Herbstlaub, das wohl zurück auf die Bäume möchte.


Welch schöner Satz.
Tatsächlich kann man diesen Eindruck in der Natur gewinnen: Die Blätter stürzen ja nicht zu Boden, sondern tänzeln, fliegen auf und nieder und schmiegen sich zuweilen kurzzeitig an "ihren" Baum.

Insofern bietet sich natürlich ein Vergleich mit dem menschlichen "Abblättern" an, einem der Lieblingsthemen romantischer und neoromantischer Lyrik.

- Ganz so ernst meine ich es hier aber nicht, was aber erst im Verlauf des Gedichts so richtig klar wird. rotwerd  

Vielen Dank für deinen Beitrag, Poetnick


und Rübenach ebensolchen für seinen Hinweis zum Thema "Incognito."
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James Blond
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Wohnort: HAMBURG


Beitrag23.09.2016 08:50

von James Blond
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poetnick hat Folgendes geschrieben:
Der Zerfall im Herbst einmal nicht als melancholisch-wissendes Bejahen, eines sich Fügens ins Unvermeidliche von Werden und Vergehen.
Nein, dieser Prozess geht hier mit Würgereiz, Verwesung und Gram einher.


Ich bin mir ziemlich sicher, dass hier gar nicht der Zerfall des Herbstes aufs Korn genommen wurde, sondern nur vordergründig als Alibi fungiert. Das Würgen und Blättern, Frösteln und Entsetzen des LI scheint eher durch die  Herbstlyrik verursacht, die ihn an erlegte Dackelreste erinnert - und Zuflucht in den eigenen vier Wänden nehmen lässt.

Dazu kann man stehen, wie es einem beliebt: Den Gourmet erkennt man an den verzerrten Gesichtszügen angesichts herbstlicher Massenware, aber dennoch bleiben Jahreszeiten wie auch der Liebesschmerz die Haupteinfallstore der Lyrik, auch wenn sich das DSFo-Stadion nur zögerlich füllt.

Dabei ist es eigentlich kein Makel, in den Mainstream einzutauchen und einige Züge mitzukraulen - im Massentriathlon der Gefühle relativiert sich die Selbstbehauptung der Individualität - und das ist es, was hier wohl die meisten fürchten.

Grüße
JB
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BlueNote
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Beiträge: 7304
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Beitrag23.09.2016 09:19

von BlueNote
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Also mir gefallen Herbstgedichte! Bitte mehr davon!
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menetekel
Geschlecht:weiblichExposéadler

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Wohnort: Planet der Frühvergreisten


Beitrag23.09.2016 09:21

von menetekel
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Moin, Moin, James,

hinter den Verzerrungen winkt eine Liebeserklärung, wenn auch eine der stillen unauffälligen Art.
Denn die Wörter (Metaphern), seien es nun die Herbstlaubfetzen, das Farbgepränge oder die fröstelnden Reben sind allemal ausgewählt, in sich schön und hoffentlich auch originell. Nur an ihrer Häufung erkennt der Lyrikgourmet, dass etwas nicht stimmt ... nicht stimmen kann.

Natürlich verstopft es zuweilen den japsenden Rachen, wenn man in der Herbstschwemme Luft holt ... doch dann erinnere ich mich meiner eigenen frühen Versuche. Damals hätte ich zumindest die ersten 5 Verse ganz furchtbar ernst gemeint. --- Bei allem "Entsetzen" erkenne ich doch die anrührende Mühe, die sich ein Verseleve gegeben haben muss.

Versuche es zumindest.

Ich selber betrachte das Gedicht als Spiel zwischen ausgewählten (wenn auch überzogenen) Worten und seinen eher gröberen Pendants. Wie im "richtigen" Leben halt.

Und am Ende lächeln mir Rilke & Konsorten zu. Die bleiben. Egal, was um sie herum verbrochen wird. Doch

spät ist es: Ich geh' zum Lauf  Wink

Aufwärmende Dehngrüße
m.
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