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Flammenmär


 
 
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Gast







Beitrag08.03.2015 13:12

von Gast
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Klemens_Fitte hat Folgendes geschrieben:
Das Nachfolgende hat mit dem Gedicht nichts und mit der Diskussion nur peripher zu tun, daher im jederzeit ignorierbaren Spoiler.

Lieber Walther, du schreibst: "moin, die damen,

wie man darauf kommen kann, dazu muß mann evtl. frau sein." – ja, Abgründe nicht nur zu erkennen, sie als problematisch zu benennen (denn das sind sie ungeachtet ihrer unbestreitbaren Existenz), sondern auch noch ein Redeverbot darüber aufzustellen und lieber genehme Inhalte zu diktieren, das ist doch sicherlich eventuell mal wieder: typisch Frau. Und auch wenn diese Aussage ein unhaltbares und empirisch schwer nachweisbares Vorurteil ist, eignet sie sich natürlich perfekt dazu, dem Gegenüber der Gegenüberin noch vor jeder inhaltlichen Auseinandersetzung das natürliche Diskussionsgefälle aufzuzeigen. Ich Walther Tarzan, du Jane. Dabei, Walther, wäre den hysterischen Frauenzimmern doch viel mehr geholfen, wenn ihnen mal ein echtes Mannsbild dieses Bildgedicht erklärt, am besten eins von dem Schlage, das – und das ist mein unhaltbares Vorurteil – für den "Verführung"-Ausschreibungstext verantwortlich ist, dessen Ton irgendwo zwischen schmierigem Eckkneipencasanovachauvinist und Grapscheonkel zu verorten ist.

Und wenn in deiner Besprechung des fraglichen Gedichts tatsächlich steht, der Autor greife Bilder auf und bringe sie in bildhafter Sprache dar, sei also bildnerisch tätig, indem er mit Sprache Bilder – aus aufgegriffenen Bildern – malt, dann: müsst ihr noch ein Exemplar für mich drucken.
lb. Klemens,

da das mit der debatte nichts zu tun hat, darf ich dich was fragen, auch im spoiler: hast du evtl. was an der birne? wer andere in solchen debatten grapschonkel nennt, der hat nicht mehr alle tassen im schrank. das ist eine unverzeihliche persönliche beleidigung, mon cher. und wer nicht korrekt zitiert, dem gehört ein paar gewaltig hinter die ohren, weil so eine wesentliche information, die etwas enervierte ironie, die mich ob des eintrags überfiel, nämlich, verloren geht. nur wenn man diese untreschlägt, wird aus deiner argumentation, die selbst dann kaum unirdischer sein kann, evtl. mit ganz viel mühe ein schuh. mehr sage ich dazu nicht. der rest steht in der bemerkung oben.

lg w.

ps.: mit den scheren im kopf, die man hier diagnostizieren muß, könnte man auf den handel geht. quod erat demonstrandum.
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Gast







Beitrag08.03.2015 13:15

von Gast
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Literättin hat Folgendes geschrieben:
[...

Hallo Walther,

ich verstehe unter Freiheit der Kunst etwas anderes als Du. edit: Nein, ich muss das noch einmal anders formulieren, weil es sich sonst zu leicht falsch verstehen lässt: ich achte die Freiheit der Kunst sehr hoch - aber anders als Du. Und vielleicht sogar weiter. Zum"Rest" deiner Tirade kann und will ich einfach nichts mehr hinzufügen.

LG, Literättin
soso,

lb Literättin,

hast du. warum läßt du mich dann an deiner weisheit nicht teilhaben? ich mag es gar nicht, wenn man sich selbst in den olymp hebt, wie du das hier tust. so diskutiert man nicht.

lg w.
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Klemens_Fitte
Geschlecht:männlichSpreu

Alter: 41
Beiträge: 2944
Wohnort: zuckerstudio waldbrunn


Beitrag08.03.2015 13:45

von Klemens_Fitte
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Mein Gott Walther,

lass mich zunächst mal zwei Worte zum Thema Richtiges Zitieren loswerden: Ich habe niemanden als Grapsch(e)onkel bezeichnet, sondern einem Text attestiert – noch dazu mit dem Zusatz "mein unhaltbares Vorurteil" –, mich in seinem Ton an einen Grapsch(e)onkel zu erinnern. Das ist keine Personen-, sondern Textkritik. Und korrekt zitiert habe ich dich, denn den Satz hast du exakt so geschrieben, entsprechend muss doch jegliche weitere Information (die etwas enervierte Ironie, was auch immer das sein soll) in diesem Satz enthalten sein und hat dementsprechend auch meine Antwort infiziert, die doch ebenso wenig ernstgemeint sein kann wie deine völlig abstrusen Ausführungen darüber, wie mann/frau oder "die damen" hier einen Geschlechterkampf führen, sich zu Gutmenschen stilisieren, obwohl sie doch nur ihr Unwohlsein mit einem Text formulieren, über Scheren im Kopf, dieser ganze völlig aus der Luft gegriffene Rundumschlag, der doch selber nur eine gewisse Borniertheit und ein Festsitzen in längst überholten Geschlechterstrukturen beweist … ach Walther, du nimmst doch meine "Argumentation" (wo argumentiere ich denn?) so bierernst, dass du genau den gleichen Fehler machst, den du mir vorwirfst, nämlich "die etwas enervierte ironie zu untreschlagen".
Gut möglich, dass ich etwas an der Birne habe oder nicht mehr alle Tassen im Schrank – ich für meinen Teil bin nur froh, dich richtig zitiert und nirgendwo als Grapsch(e)onkel bezeichnet zu haben, und somit nicht fürchten muss, gewaltig hinter die Ohren zu bekommen (stünde unter meinem Usernamen ein Venussymbol, hättest du mir dann angedroht, mich übers Knie zu legen?).


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»Es ist illusionär, Schreiben als etwas anderes zu sehen als den Versuch zur extremen Individualisierung.« (Karl Heinz Bohrer)
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urban savage
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Alter: 34
Beiträge: 94



Beitrag08.03.2015 20:16

von urban savage
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Wer das liest ist selber schuld.


quote: on
das ist ein unglaubliche unverschämtheit, so etwas zu insinuieren. das ist eine spezifische form der kritik an solchen texten, die aus einer ganz bestimmten haltung herrührt, die nicht geschlechterspezfisch ist. auch das gehört zu dieser perfiden denkungsart.
quote: off

Ich weiß nicht wie das mit ihnen ist, werter Herr Kollege, aber ich mache hier gar nichts mit Inseln, noch habe ich irgendjemandem unterstellt irgendwas mit Inseln zu machen. Mir, als ordentlichem Festlandbewohner, liegen Inseln fern.
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Babella
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Alter: 61
Beiträge: 890

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Beitrag08.03.2015 22:30

von Babella
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Ich teile das hier geäußerte Unwohlsein. Von Keuschheit gequält, mit Heidenmärchen angefüttert, von Gluthunden gehetzt ... das brauche ich nicht.

Noch schlimmer aber finde ich deine Ausfälle, Walther. Das ist wirklich unterste Schublade. Was soll das? Wozu wird hier ein Gedicht eingestellt? Dürfen hier Leserinnen nichts dazu schreiben, was nicht genehm ist, ohne dann gleich als moralinsauer etc. diffamiert zu werden?! Hä?

Und das am internationalen Tag der Frau. Ich bin wirklich empört.
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firstoffertio
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Wohnort: Irland
Das bronzene Stundenglas Der goldene Spiegel - Lyrik (1)
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Beitrag08.03.2015 23:00

von firstoffertio
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Ich wuerde lieber Antworten des Autors selbst  auf die Kommentare hier gelesen haben.
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Blätterklingen
Leseratte

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Wohnort: Tübingen


Beitrag09.03.2015 00:14

von Blätterklingen
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@ firstoffertio,

Die beste Antwort bisher : D Aber ich glaube das ist für jeden, selbst für ein Gauklerwort recht verschreckend, diesen etwas ausgearteten Diskurs lesen zu müssen.

@ alle,

Ich habe bei einem meiner Texte selbst bereits einige recht unangenehme Kritiken kassiert, durch mangelndes Verständnis und einseitige Sichtweise.
Daher, um das ganze vielleicht wieder in eine angebrachte Richtung zu stupsen:
Es muss einen ja nicht gefallen, aber gibt es vielleicht noch jemanden, der dem ganzen Gedicht etwas positives abgewinnen kann? Ich mag den Text, daher würde ich mir wünschen, dass es etwas konstruktiver zugeht.


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was ist das? Das ist keine Kunst! Kunst ist etwas was verfault, wenn man es nach zwei Tagen nicht in den Kühlschrank stellt!
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Jack Burns
Geschlecht:männlichReißwolf

Alter: 54
Beiträge: 1443



Beitrag09.03.2015 00:28

von Jack Burns
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Mir gefällt es.
Ich habe eher eine moralisch fragwürdige, aggressive Verführung heraus gelesen. Verstehe aber auch, dass man es als Vergewaltigung interpretieren könnte.
Davon unabhängig gefällt mir die  der Klang der Worte und die archaische Kraft, die ich darin fühle.

Grüße
Martin


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Monster.
How should I feel?
Creatures lie here, looking through the windows.
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Eulenbaum
Klammeraffe
E


Beiträge: 867



E
Beitrag11.03.2015 09:45
Re: Flammenmär
von Eulenbaum
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Gaukelwort hat Folgendes geschrieben:
Darf es ein bisschen Mär sein?



Flammenmär

Es war die Nacht bevor ich mit dir schlief.
Wir stopften Weihrauch in den Kerl aus Stroh
und als die Vogelscheuche lichterloh
in Flammen stand und auf den Kirchhof lief,
war es dein Wunsch, dass sie „verzehrt euch“ rief.

Doch nein, der Funkentanz ist ausgedacht.
Dies Heidenmärchen hab ich dir erzählt,
weil dich die Keuschheit viel zu lange quält.
Sieh, was ein Hexenspuk in dir entfacht,
mein Gluthund hetzt dich schlaflos durch die Nacht.

Begierde geistert nun durch deine Sinne.
Ich wurde dein - hab mich dir hingegeben,
um Dunkelglanz in deine Nacht zu weben.
Die Wollust meiner schwarz gewirkten Minne
umgarnt dich wie das Fangnetz einer Spinne.





Hallo Gaukelwort,

das Gedicht erzählt mir von einer unheilvollen "Liebe". Es steckt voller Gewalt.

Man kann sich damit auseinandersetzen, was dort in dem Gedicht passiert und sehen, ob diese Auseinandersetzung Licht in eigene Beziehungen bringt (Stichwort kann auch sein - aktuell ja auch in den Medien Thema: Belästigung am Arbeitsplatz).

Gewalt in Fragen der Sexualität ist immer noch, nach meiner Sicht, überall zu finden: Und zwar nicht nur in gelebten körperlichen "Sexualbeziehungen", sondern es wabert durch den Alltag: Die täglich neue "Schönheit" in einer der meistverkauftesten Zeitungen ist nur ein mögliches, aber ziemlich deutliches Beispiel.

Das wirkt sich auch negativ auf die gewaltausübende Seite aus. Wie hier im Gedicht: "Er" (?) kriegt "sie" (?) ja nur mit Gewalt, es ist eine hierachische Beziehung, in der beide verlieren, sich selbst zuerst, aber auch eine wirkliche Beziehung zum Andern ist nicht möglich.

Womit ich ein Problem habe:
Zitat:
Ich wurde dein - hab mich dir hingegeben,


Das paßt für mich nicht in den Kontext. Gar nicht. Nichtmal als "Lüge" ("er" (?) lügt sich bzw. "ihr" (?) in die Tasche, könnte ja eine Deutung sein - das ist hier für mich im Text aber nicht angelegt und nicht sichtbar).

Ansonsten ist es stimmig, das Gedicht. Wenn auch mit schwierigem inhaltlichen Thema.

Gruß,
Eulenbaum

Editiert!
PS: Was mir auch gefällt an dem Gedicht, ist, daß noch etwas übrigbleibt, was sich nicht ganz erschließt, aber es fügt sich trotzdem ins Ganze: Zwischen der ersten und der zweiten Strophe ist für mich ein Bruch zu erlesen.

Ganz bekomme ich die erste Strophe nicht über die zweite gelegt, von dem, was sich mir erschließt.  Trotzdem ist die Bindung zwischen beiden Strophen da.

Und noch ein PPS:
Der Titel ist mir ein bißchen schwach. Er paßt mir nicht ganz zu dem Gedicht, ist zu ... starr.
Er ist auf das Bild "Flammen" bezogen, obwohl im Gedicht doch viel mehr "los ist" als es das - in diesem Falle zu eingeengte bzw. einengende - Bild "Feuer" bzw. "Flammen" für mich im inneren Film zuläßt.
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Gefühlsgier
Geschlecht:weiblichEselsohr

Alter: 31
Beiträge: 421



Beitrag20.03.2015 02:41

von Gefühlsgier
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Also ich lese hier zwar keine Vergewaltigungsabsichten heraus, denke aber schon, dass hier eine sehr...einnehmende Art von Leidenschaft beschrieben wird, die auf viele Menschen sehr bedrohlich zu wirken scheint.

Ich finde, dass es hier einige Teile gibt, die so wirken, als würde der Protagonist die andere Person psychisch beeinflussen, um sie zu verführen, z.B.

Zitat:
Sieh, was ein Hexenspuk in dir entfacht,
mein Gluthund hetzt dich schlaflos durch die Nacht.


Doch besonders der letzte Teil klingt dann doch wieder nach gegenseitigem Einvernehmen - bis auf den letzten Satz, der dann doch irgendwie sehr einnehmend ist.

Das macht den Text aber meines Erachtens nicht zu einem "Vergewaltigungsverherrlichungsgedicht" oder dergleichem Rolling Eyes


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"Exhaustion pays no mind to age or beauty. Like rain and earthquakes and hail and floods."
Haruki Murakami - "Dance Dance Dance"

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Many bastards succeed
But I, I've learned nothing
I can't even elegantly bleed
out the poison blood of failure
"Swans - Failure"

~

semidysfunktional
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Gaukelwort
Leseratte


Beiträge: 123
Wohnort: Hiernichtdort


Beitrag21.03.2015 16:44

von Gaukelwort
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@ Euch,

kaum scheint die Sonne in Rhein/Main und lässt den nahenden Frühling erahnen, schon erblüht mein lyrisches Mauerblümchen nach wochenlangem Schlummer und erfreut sich ungeahnter Aufmerksamkeit.

Ich war (ganz offensichtlich) ein paar Tage Verschütt und staune nicht schlecht was sich hier inzwischen getan hat. Kennt ihr das Gefühl wenn man unbedarft einen Raum betritt und schon ist man in der vorherrschenden Stimmung gefangen? So ist es mir eben ergangen. Und beinahe hätte ich mich der bedrohlich befangenen Meinung über die Flammenmär angeschlossen. Doch dann ist mir plötzlich eingefallen - ich bin ja der Dichter der Zeilen und sollte demzufolge meine eigene Meinung haben.

Bitte seht mir nach, dass ich gerade nicht die Möglichkeit habe alle Wortmeldungen einzeln detailliert zu würdigen. Vielleicht ist das jedoch auch ganz gut so, denn ich bin letztlich kein Meinungsmissionar in eigener Sache. Im Gegenteil, ich schätze die Meinungsvielfalt. Ein paar Kommentare jedoch muss ich nun doch hier einstellen. Sonst platze ich.
 
1. Bevor ich es im Getümmel vergesse. Vielen Dank…

an Blätterklingen           - fürs lostreten. Aber auch für dein vermittelndes Eingreifen. Deine Interpretation meiner „Wort- und Stimmungsbilder“ kommt meinem Gedicht sehr nahe. Es ist schön, dass dich die Mythenwelt nicht ängstigt. Ich frage mich warum - da die Meisten, die mir hier ein paar ihrer Gedanken geschenkt haben, Gefahr und Gewalt in mein Gedicht hinein bzw. aus ihm heraus lesen.

an Walther                    - fürs Herzblut und dein „In die Breche springen“ während meinem „Verschwundensein“. Zudem hast du passenderweise auf meine Bilderwelt hingewiesen. Kann es wirklich sein, dass das gesellschaftliche Moralkorsett und die vorgekauten Denkschienen mittlerweile so dominant sind, dass alle die man jenseits davon vermutet so fremd erscheinen, dass sie (vorsichtshalber) zum fürchten sind?

an Literättin                   - für deine Be- und Entgeisterung und eine Perspektive die ich mir nicht hätte selbst zeigen können. Das mein „LI so plump Bescheid weiß...“ macht dich bang. Warum? Die beiden haben miteinander (zumindest in Gedanken) gemeinsam die Friedhofsordnung außer Kraft gesetzt, ein verhextes Abenteuer erlebt und daraufhin real eine Nacht zusammen verbracht. Was daran ist plump und wieso sollte das LI dem LD nicht nahe genug sein, um ihm zu erzählen was er über die knisternde Beziehung denkt?

an firstoffertio
                - für die Rückmeldung deiner Mulmigkeit und dein Interesse an meiner Perspektive. Deine Antwort auf die Warum-frage, die ich zuvor der Literättin gestellt habe würde mich auch sehr interessieren.

an urban savage            - für dein Erspüren und dein Interesse an der „zweiten Person“. Sie ist passiv weil sie zuhört. Das LI erzählt dem LD aufgewühlt emotional und in wilde abenteuerliche Worte verpackt, wie es die die GemeinsamZeit empfunden hat. (Ich weiß Männer tun so etwas nicht. Vor den Sex sind sie maulfaul und danach grunzen sie, oder rauchen, oder gehen unter die Dusche oder drehen sich um und schlafen sofort ein. So was gibt es also nur im (Schauer)märchen. Wink

an Klemens_Fitte          - der sich im Verborgenen äußert, weil er nichts zu dem Gedicht zu sagen hat, und es dann doch tut. Nein nicht zum Inhalt oder der Form. Aber seiner zu seiner Wirkung oder zumindest seiner möglichen Auswirkung. Außerdem wollte er sich wohl möglich nicht in der Öffentlichkeit mit einem als Lyrik getarnten Grabschonkel in Verbindung bringen lassen, den er selbst mit hierher gebracht hat. Du machst mir Spaß! Kann es sein, das du dabei grinst, wenn du deine „unhaltbaren Vorurteile“ ins Forum stellst?

an Babella                    - für die Position der Abenteuerresistenten. Zumindest, wenn es um dieses Abenteuer geht. Die Geschmäcker sind verschieden. Ich respektiere, dass die Menschen verschiedene Ansichten und Vorlieben haben. Auf welche Abenteuer würdest du dich denn einlassen?

an Jack Burns
               - für das in Frage stellen der Moral und das benennen des Archaische Elementes. Beides sind Kernelemente der Flammenmär. Unmoralisch? - Zumindest abseits der Regeln. Aggressive? - Na ja, eine gewisse Zielstrebigkeit im Rausch der Gefühle werde ich wohl eingestehen müssen... - sowohl das LI als auch das LD betreffend. Mir ist gerade aufgefallen, dass ich bisher allen eine Frage gestellt habe. Welche sollte ich dir stellen?

an Eulenbaum               - für den Brückenschlag in die „Realität“. Die Geschichte ist, wie bestimmt schon zwischen all den Antwortzeilen heraus zu lesen, keine reine Fiktion. Allerdings auch kein Versuch auf eine bestimmte Art von allgemeinen, zwischenmenschlichen Missständen hinzuweisen. Der Bruch ist da und gewollt, und die für dich unpassende Zeile passt zu einem etwas anders gelagerten Textverständnis. Und der Titel, nun ja vielleicht erschießt er sich ja besser nach meinem Kommentar?

an Gefühlsgier               - für deinen Satz: „Das macht den Text aber meines Erachtens nicht zu einem "Vergewaltigungsverherrlichungsgedicht" oder dergleichem.“. Das Gedicht ist, wie du passend bemerkt hast, keineswegs so gedacht. Das ist mir sehr wichtig. Nachdem ich deinen Kommentar gelesen habe, habe ich mich mal in Wiki über den Begriff „Psyche“ schlau gemacht. Nun stellt sich mir die Frage: Funktioniert Verführung ohne Beeinflussung der Psyche überhaupt - und wenn ja, dann wie?

2. Kurz voraus geschickt: Ich bin sensibel aber nicht verschreckt. Und mir gefällt die Offenheit und das emotionale Engagement, dass hier zu Tage tritt. Meine Gedichte sind zumeist darauf angelegt, dass potenzielle Leser/innen das von mir Zusammengereimte subjektiv hinterfragen. Besser noch, dass sie mit dem Gedicht in einen Inneren Dialog treten und sich über den Standpunkt klar werden, den sie in dieser Angelegenheit vertreten. Um so schöner ist es, wenn ich - wir hier - hinter die ein oder andere (im Eifer des Gefechts verrutschte) Maske blicken darf. Botschaften entstehen letztendlich beim Empfänger. Es freut mich und hilft mir sehr, wenn mir die Wirkung meiner Gedichte von euch ungeschminkt zurück gespiegelt wird.

3.
Das Gedicht Flammenmär beginnt (in der Retrospektive) mit einem erzählten Märchen. Der mystisch heidnische Rahmen der Mär ist die verspiele Variante eines Lichtfestes. Viele Kulturen feiern Feste in denen das Böse und Dunkle mittels Feuer erhellt oder vertrieben wird. Im Feuerwerk zu Silvester oder dem St. Martinsfeuer sind für das geschulte Auge noch deutliche Bezüge zu diesen Urwurzeln vorhanden. Mancher Orts wird auch noch der Winter in Form einer Strohpuppe verb(r)annt. Die beiden Liebenden in meinem Gedicht feiern ihr privates, wild ausgelassenes Lichtfest auf einem christlichen Kirchhof. Was genau es ausgerechnet dort für die Beiden zu vertreiben gilt sollte sich aus dem Gedicht ergeben. Wer das nicht sieht oder sehen will muss tiefer schürfen oder auf die Antwort verzichten. Ich fülle die Teller meiner Lesegäste gerne mit ungewöhnlichen Leckereien. Versucht davon, schmeckt euch ein. Erratet was euch auf der Zunge liegt. Und wem es nicht mundet, der spucke es eben wieder aus.

4. Was gibt der Inhalt preis? Das LI spricht eindeutig das LD an. „Es war die Nacht bevor ich mit dir schlief.“ Es spricht zu ihm von dem erzählten Märchen, dem gemeinsamen Ritus, in dem das LD einen Wunsch äußert: „war es dein Wunsch, dass sie „verzehrt euch“ rief.“ und diesen auch erfüllt bekommt. Es ist dieser Ritus der die Beiden einander nahe bringt und zu ihrer ersten Liebesnacht führt. Was darauf folgt ist eine Reise durch die Gefühlswelt des LI. Es spricht von seinen Phantasien, seinen Sehnsüchten, seinen realen oder erträumten Verführungskünsten und seiner Hingabe. Es spricht auch von dem Rausch und dem Taumel den das LI im LD verursacht - oder zumindest zu verursachen hofft. Natürlich hätte das LD jederzeit die Möglichkeit diesen Ausführungen zuzustimmen oder Einspruch zu erheben. Z.B. könnte es sagen: „Von Keuschheit gequält, mit Heidenmärchen angefüttert, von Gluthunden gehetzt ... das brauche ich nicht.“ Aber das LD lauscht lieber.
 
Ich sehe die Beiden als aufgekratzte, alle Regeln und Konventionen brechende Komplizen, die miteinander die schönste Hauptsache der Welt auskosten. Jenseits aufgesetzter Klaviermusik und abseits von rosenblütenbestreuten Schönerwohnenbettlacken - ja vielleicht sogar ungeschminkt, unrasiert und ungeduscht... Ganz sicher aber spontan und der Situation verfallen im Wald auf dem Hochsitz, nachts unter den Sternen nach dem gemeinsamen Pferde stehlen oder Zuhause bei zufällig offenem Fenster und ohne jede Rücksicht auf die Ohren der Nachbarn.

Woher die Vorstellung stammt das LD würde benutzt, zu etwas wider Willen gedrängt, gezwungen oder gar vergewaltigt vermag ich nicht aus meinen Zeilen zu erkennen. Und doch ist diese Vorstellung hierher gelangt. Aus meiner Feder, aus meiner Phantasie, aus meinem Bewusst- oder Unterbewusstsein jedoch stammt sie ganz sicher nicht. Da muss dann doch Jede/r im eigenen Kopf auf die Pirsch gehen woher diese Befürchtungen stammen.

5.
Aber natürlich spiele ich gewollt mit dem Abgründigen. Liebe und Sex als domestiziertes und vorhersehbares Alltagsritual (vorzugsweise am Freitag Abend nach den Familienfilm) war nicht Thema dieses Gedichtes.

Liebe kann vieles beinhalten. Mensch die die Welt als äußere Bedrohung erfahren wünschen sich einen „sicheren Ehehafen“ - bis zum Tod. Wirkliche Überraschungen und unvorhersehbare Abenteuer sind für sie bedrohlich und somit Anlass zur Furcht. Das ist OK so. Menschen die ihren äußeren Alltag jedoch als grau und langweilig empfinden wünschen sich wohl möglich ein, von falschen Zwängen und unreflektierten, faulen Kompromissen befreites, aufreizendes, abenteuerliches (Liebes)Leben. Für sie ist Liebe Glut- oder Blutrot und trotz bzw. gerade wegen der Vergänglichkeit des Augenblicks und der entfesselten Macht der gegenseitigen (manchmal auch abgründigen) Gefühlswelten besonders lebendig. Das ist auch OK

Bleibt zuletzt noch die Frage nach der Sprachwahl. Warum wurzelt die Sprache der Liebe in Beschreibungen wie z.B. „sich vor Liebe verzehren“, oder „sich zum fressen gern haben“, oder BeGIERde, oder „dem zauber erliegen“ oder in „umgarnen“ und „einander ins Netz gehen“ oder auch „für einander Feuer und Flamme“ sein? Warum wird andererseits so getan als sei (die einzig wahre) Liebe immer eine brave, biedere, geregelte Begebenheit obwohl die Worte, die mit ihr tief verwachsen sind, allzu oft das wahrhaft Ungeheuerliche in sich tragen. Ich habe diese „ungeheuren“ Worte bewusst in meinem Gedicht so dicht gepackt, damit neben dem Freudenfeuertaumel auch die archaischen Wurzen der Liebe und die damit einher gehenden Höhenflüge und Abgründe deutlich spürbar werden. Manch einer/einem in diesem Faden ist das hier ganz offenbar zu viel geworden.

Was bleibt noch zu sagen? Liebe, vor allem erotische Liebe ist die gemeinsam herbeigesehnten Lust am Kontrollverlust. Die Dummen und die Mutigen liefern sich dieser größten aller Abenteuerlichkeiten auf Gedeih und Verderben aus. Die Schlauen und Feigen halten sie lieber unter Kontrolle. Fragt sich nur zu welchem Preis?

Danke fürs lesen und durchhalten bis zum bittersüßen Ende.

Es grinst und grüßt

Gaukelwort


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Literättin
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Beitrag21.03.2015 17:47

von Literättin
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Hallo Gaukelwort,


Gaukelwort hat Folgendes geschrieben:



an Literättin                   - für deine Be- und Entgeisterung und eine Perspektive die ich mir nicht hätte selbst zeigen können. Das mein „LI so plump Bescheid weiß...“ macht dich bang. Warum? Die beiden haben miteinander (zumindest in Gedanken) gemeinsam die Friedhofsordnung außer Kraft gesetzt, ein verhextes Abenteuer erlebt und daraufhin real eine Nacht zusammen verbracht. Was daran ist plump und wieso sollte das LI dem LD nicht nahe genug sein, um ihm zu erzählen was er über die knisternde Beziehung denkt?
[b]


Naja, ich sag's mal so: es steht nach der ersten Strophe (für die ich mich ja noch erwärmen konnte) einfach nichts drin in deinem Gedicht von "miteinander" und "gemeinsam" und nichts von Nähe. Da ist nur LI am Werk und macht Aussagen über LD, welche in meinen Ohren einfach plump und übergriffig klingen.

Von gemeinsamer, gegenseitig sich entfachender Liebeslust ist in diesen Zeilen in meinen Augen keine Spur vorhanden.

LI erzählt Märchen.
LI sagt aus, dass LD die Keuschheit quält
LI hetzt Gluthunde.
LI sagt aus, dass nun Begierde durch LDs Sinne geistert
...

und so weiter...

Vermutlich wäre das anders bei mir angekommen, wenn ein Dialog / eine Interaktion zwischen LI und LD gezeigt worden wäre. Aber dem ist halt nicht so.

Und der Vollständigkeit halber und weil dies hier irgendwann aufkam:

Obwohl ich diese Szenerie eher als Vergewaltigung lese (und dies immer noch und ganz ohne Schöner-Wohnen-Bettlaken und Blumengestreue dafür als absurden Gegenpol ins Feld führen zu müssen), denn als lustvoll-tolles Miteinander, so habe ich mit keinem Wort etwas von Verherrlichung einer Vergewaltigung erwähnt. Ich fand nur eine solche dargestellt und das war alles, was ich dazu bemerken wollte. Dass ich es für mich als null lustvoll lese. Sondern eher sehr unbehaglich und quasi als einen von LI einem LD übergestülpten "Sex-Monolog".

Aber vermutlich hätte ich mich schlichtweg kürzer fassen sollen in meiner Beschäftigung mit deinem Werk und einfach schreiben sollen:

Meins ist es nicht.

Vielleicht hätte das die Gemüter weniger erhitzt.

LG, Literättin
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Eulenbaum
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E


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E
Beitrag21.03.2015 18:13

von Eulenbaum
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Hallo Gaukelwort,

für mich liest sich Dein Kommentar, im Zusammenhang mit dem thread und dem, was mir in dem Gedicht entgegen kommt, so:
hierachische Beziehung/Sexualität=archaisch=Abenteuer=mutig,
gleichwertige Beziehung/Sexualität=domestiziert, brav, bieder=langweilig=feige.

Das ist mir, wenn Du es denn so meinst, sagen wir mal so, zu einfach gestrickt.

Ich lese daraus eine bestimmte Form der Beziehung, die dargestellt wird, die ich nicht für heilvoll halte, die aber in Kunst seinen Platz finden muß, und zwar ohne in der Form, in der sie dargestellt wird, selbst unheilvoll zu wirken. Nur so kann man darin etwas finden, das vielleicht eine Veränderung erwirkt - wenn man den Mut hat, sich darauf einzulassen, hinzusehen - aber Kunst erfordert oft Mut ... denke ich.

Genau das leistet Dein Gedicht für mein Dafürhalten (auch wenn ich sehe, daß Du eine andere Sicht darauf hast).

Bis auf eine Stelle (und den Titel) halte ich das Gedicht für stimmig, auch nachdem ich Deinen Kommentar gelesen habe, bleibe ich also bei dem, was ich in dem andern Beitrag weiter oben schrieb.

Gruß,
Eulenbaum

PS: Ich habe mich gefreut, eine Erwiderung von Dir zu lesen.
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Gaukelwort
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Beitrag21.03.2015 21:25

von Gaukelwort
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Hi Literättin,

„Meins ist es nicht.“ und „übergestülpten "Sex-Monolog". Das ist angekommen.

Du hast es mir erklärt wieso und aufgezeigt wie es für dich schlüssiger gewesen wäre. Das ist auch angekommen. Das ist Fakt und daran ist für mich nichts zu rütteln.

Was ich im Sinn hatte und aus welcher Perspektive ich auf das Gedicht schaue ist ebenfalls ausgesprochen. Auch das ist ein Fakt.

Du, in meinem GaukelVersum können verschiedene Sichtweisen problemlos bequem nebeneinander bestehen.

Das du jedoch zu dem Schluss gelangst: „Aber vermutlich hätte ich mich schlichtweg kürzer fassen sollen in meiner Beschäftigung mit deinem Werk und einfach schreiben sollen. Meins ist es nicht.“ finde ich ausgesprochen schade. Ich nehme die Rückmeldungen zu meine Gedichten ernst. Sie beeinflussen durchaus was in Zukunft aus meiner Feder fließt. Einem Vierwortkommentar von dir hätte ich nicht viel entnehmen können.

Und wie gesagt, die ungefilterten Kommentare erhitzter Gemüter stehen (zumindest für mein Dafürhalten) den weniger emotionalen Kommentaren nicht im Mindesten nach. Ich finde es gut wenn es um mich herum emotional und subjektiv menschelt. Wo Leben funktioniert ist auch die Vielfalt zuhause.



Hi Eulenbaum,


so ist es von mir gemeint:

Eine persönliche, zwischenmenschlichen Bedürfnissen folgende und NICHT an den Druck gesellschaftlicher Erwartungen angepasste Beziehung/Sexualität (egal ob hierarchisch oder gleichwertig)=archaisch=Abenteuer=mutig,

Eine unreflektierte, an dem Druck gesellschaftlicher Erwartungen angepasste Beziehung/Sexualität (egal ob hierarchisch oder gleichwertig)=domestiziert, brav, bieder=langweilig=feige.

Darüber hinaus habe ich mein Gedicht auf die Welt losgelassen. Will heißen es ist erwachsen und hat ein Anrecht auf ein Eigenleben in allen Köpfen die es beherbergen.

Euch Beiden liebe Grüße ins Restwochenende

vom

Gaukel


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Beitrag22.03.2015 00:16

von firstoffertio
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Deine Erklärungen bestätigen nur mein mulmiges Gefühl. Es geht dabei nicht um Geschlechterzuweisungen. . Li könnte auch eine Frau sein. Aber ich empfinde es nach wie vor als Dominanz eines über einen anderen Menschen beschreibend, voraussetzend. Ich sehe einfach nicht den gemeinsamen Spaß an abenteuerlichem Liebesleben vermittelt.

.
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Literättin
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Das silberne Stundenglas Der goldene Roboter
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Beitrag22.03.2015 09:09

von Literättin
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Hallo Gaukelwort,

ich glaube, jetzt verstehe ich: dir geht es um eine Kritik am Druck der Gesellschaftlichen Erwartungen und vermutlich speziell jene aus krichlich-prüder Richtung.

Das hätte nach meinem Empfinden vielleicht noch in den 1950er Jahren einen Sinn gehabt.

Heute erlebe ich diesen gesellschaftlichen Druck, bzw- die gesellschaftliche Grundstimmung in dieser Beziehung eher umgekehrt und auf schräge Weise, seit der sogenannten Sexuellen Revolution in den Sechzigerjahren, verdreht:

Tobt euch aus liebe Leute und am besten in allen möglichen und unmöglichen Spielarten aber streicht bitte folgendes eurem Repertoire: alles, was nicht in irgend einer Weise ausgefallen, speziell oder ungewöhnlich ist. Fesselt euch, peitscht euch und auf gar keinen Fall (Achtung, jetzt kommen postrevolutionäre Schlagworte) Blümchensex und Missionarsstellung. Beides irgendwie verboten, auf der schwarzen No Go Liste gelandet. Macht es in der Telefonzelle, auf dem Altar, im Kaufhausfahrstuhl, auf dem Marktplatz, stellt eure Kamera daneben und postet das Ergebnis am besten gleich im Social Network. Aber um Himmels Willen eines nicht: stillvergnügt im heimischen Bett. Am Ende noch unter einer Bettdecke.

In den 50ern führte vielleicht noch die Kirche Regie in den Betten. Heute flimmern Pornos in der Grundschule über die Smartphone-Displays und die künstlichen Brüste der It-Girls werden wie in einer öffentlichen Fleischbeschau medial diskutiert. Und so weiter. Ein Schrank voller zugehöriger Utensilien gehört zur Mindestausstattung und wer nicht wenigstens intimgepierct und totalrasiert ist, handelt sich den Verdacht von unterdrückter Sexualität ein.

So viel zum Gesellschaftlichen Druck. Heute.

Überspitzt formuliert.

Und ich finde dieses gefühlte "Muss", den in heutiger Atmosphäre absolut Lust tötend, diktatorisch und langweilig.

Aber das hat jetzt nichts mit deinem Gedicht zu tun und ist nur eine Reaktion auf deinen letzten Post.

In Flammenmär erkenne ich keine Gesellschaftskritik, hier sehe ich einen ausgeübten Druck wirklich nur von einer Seite: LI. Gluthunde hetzen und so ...

LG, Literättin
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Blätterklingen
Leseratte

Alter: 37
Beiträge: 177
Wohnort: Tübingen


Beitrag22.03.2015 15:18

von Blätterklingen
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@ Gaukelwort,

Ich bin von deiner Erklärung nun auch nicht unbedingt begeistert, nicht nur weil auch für mich als LI durchaus eine Frau stehen kann (trotz deiner Erklärung und der gesellschaftlichen Konventionen) wie firstoffertio schon sagte, sondern weil es mir zu sehr auf die eine Lesart: Sexualität hinausläuft und damit andere Lesarten torpediert - vor allem bei dem langen und ausführlichen Post. Natürlich kann sich nicht nur jeder selber ein Bild machen, sondern ein Text ist immer das, was man ließt und als Kontext dazu ließt, nicht aber was der Autor im Text ließt alleine.
Durch dein Experiment der Verbindung heidnischer-archaischer und christlicher Bilder mit sexuellen Begehren ist etwas entstanden was das sexuelle Begehren eher als Untergrund (eben nicht als schöne oder unschönste Hauptsache der Welt) mit sich führt und etwas anderes darauf erbaut. Ich gebe Literättin absolut recht: nur sexuelles Begehren und erotische Befreiung wäre auch ziemlich langweilig... im Vergleich zu dem was es ist.

Du hast geschrieben:
Zitat:
Deine Interpretation meiner „Wort- und Stimmungsbilder“ kommt meinem Gedicht sehr nahe

Das kam aus deiner Erklärung aber leider nicht heraus, meines Erachtens nach und wenn ich mir die andere Kommentare ansehe, dann wohl auch nicht bei anderen. Aber anscheinend weißt du es und ich weiß es und andere vielleicht auch.
Mythenwelten sind immer so eine Art ungeliebter Kaffeesatz. Er gehört dazu, ohne würde es keinen Kaffee im Becher geben aber andererseits will man ihn auch nicht in den Mund nehmen


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Eulenbaum
Klammeraffe
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Beiträge: 867



E
Beitrag22.03.2015 16:22

von Eulenbaum
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Ja, ich sehe auch nur, daß eine, wie ich sage: unheilvolle (sexuelle) Beziehung dargestellt wird, in überwiegend stimmiger Weise wird sie hier dargestellt, aber es ist eben nur dieser Kontext für mich sichtbar.

Der andere Kontext, in den Du, Gaukelwort, das reingestellt sehen willst (Religionskritik? ect.), ist für mich nicht sichtbar.

Ich sehe auch nicht, daß in kritischer Weise aufgenommen wird, daß es da eine eindeutige Hierachie gibt. Es wird auch nicht kritisch gespiegelt, daß das LD im Grunde in seinem Wollen, Wünschen ect. nicht vorkommt, es hat, wie hier schon angemerkt wurde, keine Sprache - kommt nicht zur Sprache. Ich sehe auch nicht, daß das LI auf das LD irgendwie eingeht.

Was das LI möchte, ist relevant. Ect. Es wurde ja schon genug dazu gesagt, es wird an keiner Stelle kritisch gebrochen, ironisiert ect.

Es wird m.M.n. nur dargestellt.

Ist im Prinzip auch in Ordnung, daß das ohne weitere sichtbare Distanzierung dargestellt wird, nur kann ich (wie die andere) nicht das sehen, was Du dort siehst.

Ich sehe also keine kritische Sicht auf heutige "angepaßte" (oben von Dir erklärt) Beziehungen.
Selbst mit Erklärung.

Aber noch etwas:
Hier sagst Du einen für mich wichtigen Satz.
Zitat:
Funktioniert Verführung ohne Beeinflussung der Psyche überhaupt - und wenn ja, dann wie?


Das Wort "Verführung" beinhaltet schon Einiges an "Beziehungsgefälle" ect., worüber nachgedacht werden kann und vielleicht sogar muß, es ist ja ein recht häufig angewandtes Wort.

Gruß,
Eulenbaum
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Gaukelwort
Leseratte


Beiträge: 123
Wohnort: Hiernichtdort


Beitrag22.03.2015 20:16

von Gaukelwort
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Hi Firstoffertio, Literättin, Blätterklingen, Eulenbaum

offenbar gelingt es mir in Prosa nicht zu erhellen was mir in diesem Gedicht lyrisch vorschwebt. Wen verwundert es? Ich bin Dichter. Aber einen Versuch war es wert. Wie gesagt ich wäre sonst geplatzt.

Mein Gedicht ist ein Bild aus Worten, dass aus mehreren Motiven auf verschiedenen Ebene besteht. Diese Motivansammlung scheint sich je nach dem Rahmen in den sie gestellt wird (das seid ihr so gut wie ich) zu einer anderen Geschichte/Botschaft zusammen zu finden. Das Bildempfinden reicht von „plump“ und „mulmig“ über „archaisch“ und „hierarchisch“ zu „mythisch“ und „moralisch fragwürdig“ usw....

Und trotz der jeweils unterschiedlichen Schlüsse, die verschiedene Leser/Innen aus diesen 15 Zeilen gezogen haben, werden diese unterschiedlichen, subjektiven Deutungen oft jeweils als zu einseitig empfunden.

Ich werde mal eine Zeit lang darüber staunen, bevor ich mich daran wage das Ganze für mich nochmal genauer zu beleuchten. Spielend lernt der Mensch...

An diesem Gedicht wird das nachträglich jedoch nichts ändern. Es ist für mich nach wie vor stimmig.

Darüber hinaus bleibt mir im Kopf, dass viele eine deutlich einzuordnende Position des LD vermissen.

Mal sehen was sich da machen lässt - natürlich ohne das fertige Gedicht zu verändern versteht sich. Man müsste sich dazu quasi am eigenen Zopf aus dem Sumpf ziehen...

Nochmals danke für die spannenden Einblicke in eure Gedankenwelt zu diesem Gedicht.

Und erneut Liebe Grüße

Gaukelwort


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Wegbegleiter
Gänsefüßchen


Beiträge: 46
Wohnort: Chemnitz


Beitrag28.04.2015 17:22

von Wegbegleiter
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Wäre es eine Idee und gewollt statt Heidenmärchen Voodomärchen zu verwenden und sie "verzehr mich" rufen zu lassen. Dann ist der religiöse Kontext weg und sie selbst löst sich vom Keuchheitsgedanken. Herzlichst  Ihr Wegbegleiter

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Wir befinden uns alle auf einem Weg. Nur. Manche bleiben stehen.
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