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Grasland-Saga - Das Opfer


 
 
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inmutanka
Geschlecht:weiblichEselsohr


Beiträge: 322



Beitrag06.12.2014 12:14
Grasland-Saga - Das Opfer
von inmutanka
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Hallo,

da ich aktuell an der Grasland-Saga weiterarbeite Grasland-Saga Ahnungen (immer im Wechsel zum Thriller), hier die Fortsetzung.

Ich wünsche (hoffentlich) viel Spaß beim Lesen und gerne eueren Senf.

LG
Inmutanka

Das Opfer

Wiehern und Bellen, Stimmen und knarrende Räder rissen Bernho in die Gegenwart. Er kroch erneut zum Astloch. Die Sonne wanderte bereits zum Ende des Himmelbogens.
Auf dem Hof fuhren Kobelwagen vor. Diener halfen prachtvoll gekleideten Damen beim Ausstieg und geleiteten sie in den Schatten unter der Hoflinde. Edle Herren saßen von ihren Rössern ab und standen in Grüppchen zusammen. Knechte stellten auf der angrenzenden Wiese Zelte auf und hoben Latrinengruben aus. Andere versorgten die Rösser und die Hundemeute.
Mutter scheuchte lautstark die Mägde und den alten Amso umher. Mit dampfenden Schüsseln, Obsttellern, Hartwürste und Käse beluden sie die im Hof aufgestellten Tische. Tolf schleppte Krüge mit Most und zuletzt Vaters kostbares Weinfässchen heran.
Dann verstummten die Gespräche und eine bedrückende Stille setzte ein. Ein jeder starrte auf den ankommenden Kobelwagen.
Ein Mann, wenig älter als Tolf, sprang vom Wagen. Sofort eilten Diener herbei, die er mit wedelnder Hand abwehrte. Aus dem Inneren zog er einen leblosen Körper. Bei dessen Anblick klagten die Frauen und tupften sich verstohlen die Augen; Männer schluchzten und schnäuzten in Tücher. Gefolgt vom Hauptmann und sechs Leibgardisten schritt der Mann erhobenen Hauptes mit der Last in das Haus.
 Nach und nach zogen sich einige Damen und Herren in die Zelte zurück, andere taten sich an den Speisen gütlich.
Bernho schluckte. Ein Becher Wasser für seine ausgedörrte Kehle und er wäre glücklich gewesen. Doch er klebte am Astloch wie Honig an der Wabe und beobachtete gebannt das Treiben.
Mit verschwitztem Gesicht und verrutschter Haube rauschte die Köchin mit zwei Mägden von der Küche in den Garten. Von dort ertönte empörtes Hühnergackern. Kurz darauf kehrten die Frauen mit geköpften Kapaunen zurück.
Das Scheunentor knarrte.
»Scheiß Hitze«, stöhnte eine Männerstimme in der Tenne.
»Kein schöner Tag zum Sterben«, antwortete ein rauer Bass.
Der andere Mann lachte. »Gibt es fürs Krepieren einen schönen Tag?«
»Bei den Dämonen in Kibbas Reich - nein.«
Stille. Vorsichtig kroch Bernho an den Rand des Zwischenbodens und lugte hinunter. Zwei fremde Knechte saßen auf Kornsäcken und tranken abwechselnd aus einem Krug.
Der Bass, ein Mann mit einem Vollbart wie ein Dornengestrüpp, kratzte sich mit vorgerecktem Kinn hingebungsvoll in demselben. »Diesen Tod hat König Tattorim nicht verdient.«
Sie waren … Königsmörder! Mit Mühe unterdrückte Bernho ein Stöhnen.
»Nein, so was wünsch' ich keinem. Fast den ganzen Kragen abgeschnitten …« Der andere Mann, hager, als hätte ihm die Sommersonne die letzte Feuchtigkeit ausgesaugt, nahm den Krug, trank und wischte sich mit der Hand über den Bart. »Mich solls zwischen den feisten Schenkeln von Trulla erwischen; mit meinem Kopf auf ihren dicken Titten.«
Beide lachten.
»Und im Winter solls passieren. Damit ich eine schöne Leich bin«, ergänzte der Hagere die Wunschliste.
»Eis und Frost helfen bei dir nichts mehr«, frotzelte der Bass und fuhr nach einer kurzen Pause seufzend fort: »Aber du hast recht. Der Rückweg in die Reichsstadt wird lang. König Tattorims Bauch ist bereits gebläht wie eine Trommel und der Gestank, den er verbreitet …«
Er verzog angewidert das Gesicht.
»Tja, wenns ans Verfaulen geht, stinken König und Bettler gleich.«
»Und Aasfliegen summen bei beiden denselben Trauermarsch«, ergänzte der Bass.
Der Krug wechselte den Besitzer.
»Hast du schon gehört? Einer der Waldland-Bastarde wars«, sagte der Bass.
»Verfluchte Brut! Hab denen noch nie über den Weg getraut.«
»Trau keinem Spitzohr«, brummte der Bass.
Der Hagere nickte. »Du bereust es ein Leben lang.«
»Falls du dann noch ein Leben hast.« Der Bass schwieg einige Atemzüge, ehe er fortfuhr: »Warum haben wir die bloß in Bogostan reingelassen? Keiner wollt das Gesindel. Die Wäldler jagen sie weg und die Südländer sind froh, dass sie das Geschmeiß los sind. Aber König Tattorims Vater musste denen ja den roten Teppich ausrollen …«
Der Bass zuckte die Schulter. »Den Furz, der durch die Köpfe der hohen Herren weht, nennen sie Politik. Davon hat unsereins keinen blassen Schimmer.«
»Nein, kleine Leute wie wir nennen Verstand ihr Eigen.«
Sie lachten.
»Prinz Karim wird den Tod seines Vaters nicht auf sich beruhen lassen. Die Leibgarde ist schon auf dem Weg.«
»Der ist ein Guter. Genau wie König Tattorim. Der straft die Schuldigen. Ein Hoch auf König Tattorim und Prinz Karim.«
Der Krug wechselte zu dem Hageren. Er setzte zum Trinken an, schaute in den Krug und drehte ihn um. »Leer.«
»Wir müssen eh zurück.«
Ächzend erhoben sie sich.
»Was glaubst du: Wird er den Kerl köpfen lassen?«, fragte der Bass auf dem Weg zum Tor.
»Fünf Kupferlinge und einen Krug von Trullas bestem Bier, dass Prinz Karim sich etwas Besonderes einfallen lässt - Rädern oder so was.«
Sie verließen die Tenne. Bernhos Gefühl für Gerechtigkeit kämpfte mit der Angst vor der Strafe.
Das Bild eines geräderten Mannes stand ihm lebhaft vor Augen. An einem Markttag in der Stadt hatte ein Scherge unter dem Gejohle der Gaffer dem Verurteilten alle Knochen in den Gliedmaßen zerschmettert. Anschließend zog er den Mann auf ein großes Rad und flocht die Arme und Beine zwischen den Speichen hindurch.
Der Körper auf dem Rad wechselte. Aus Nids grotesk verrenkten Gliedern stachen die bleichen Knochen durch das Fleisch. Ihre Augen klagten ihn aus einem schmerzverzerrten Gesicht an.
Nid! Bernho kletterte vom Zwischenboden und quetschte sich durch den Spalt an der Rückwand. Er sah Tolf, der mit zwei fremden Knechten lachte und sich mit ihnen um die Hundemeute kümmerte. Bernho schluckte. Sein Weg führte über eine freie Fläche, direkt an der Hundemeute und Tolf vorbei.
›Vielleicht sieht er mich nicht‹, dachte Bernho.
Sein Herz trommelte gegen den Brustkorb. Vorsichtig, Schritt für Schritt, Tolf dabei ständig im Blick, schlich er voran. Ein Hund hob den Kopf und starrte herüber. Bernho blieb stehen. ›Bitte nicht bellen!‹
Die Götter schienen auf seiner Seite, der Hund verlor das Interesse und legte sich. Bernho ging weiter. Weniger als hundert Schritte bis zu den Hecken, welche Gehöft und Garten vor den eisigen Nordwinden im Winter schützten. Doch da erklang ein tiefes Bellen. Andere Hunde fielen mit ein. Tolf sah herüber und sagte etwas zu den Knechten. Lachend ließen diese die Hunde frei und die Meute stürmte auf Bernho zu. Die Hecken waren zu weit und kein Schutz vor den Hunden.
Die Latrine! Bernho rannte zu dem Häuschen.
Die Latrine war frei. Bernho riss die Tür auf und sah in diesem Moment Tolf kommen. Rasch schlug er die Tür zu, schob den Riegel vor und entledigte sich der Beinkleider. Gerade rechtzeitig. Draußen hämmerte Tolf an Tür und Wände; forderte, Bernho solle sofort herauskommen. Innen balancierte Bernho mit angehaltenem Atem über dem ausgesägten Brett und erleichterte mit Getöse Blase und Darm.
»Du entkommst mir nicht, Schisser!« Durch einen Spalt spähte Tolfs Auge in das Innere. »Du kannst nicht bis in alle Ewigkeit dort drinnen hocken.«
›Wahre Worte‹, dachte Bernho verzweifelt. Er hasste die Latrine; den Gestank, der in den Sommermonaten unerträglich war und ihm Tränen in die Augen trieb. Die ekelhaften Fliegen, die bei Nachschub von oben summend aus der Grube aufstiegen, gegen den blanken Hintern prallten und darauf herumkrabbelten. Die aus der Grube aufsteigenden Geräusche jagten ihm Schauer über den Rücken. Sie kündeten von einem Leben, das er sich nicht vorstellen wollte. Doch Vater bestand darauf, dass alle die Latrine nutzten. Was hier stank und gärte, nährte Boden und Feldfrüchte.
Bernho griff in den Mooskorb neben der Latrine und wischte sich den Hintern ab. Von Tolf hörte er nichts. War er fort? Oder überdeckte des Rauschens des Blutes die Geräusche? Als er die Beinkleider hochzog, konnte Bernho nicht mehr: Er musste atmen und sog die Luft über den Mund ein. Sofort überrollte der Gestank wie eine Schlammlawine die Zunge und breitete sich mit fauligem Geschmack im Gaumen aus.
Bernho spähte durch die Spalten der Bretterwände. Tolf konnte er nirgends entdecken. Langsam öffnete er die Tür und schob sich hinaus. Alles blieb ruhig. Aufgeben sah Tolf nicht ähnlich. Bernho rannte los, stolperte und fiel.   
»Hab ich dich.«
Wie eine Wand wuchs Tolf vor ihm in den Himmel. In der Hand die Forke, über deren Stiel Bernho gestolpert war. Seine Ängste, die Erinnerung an die vorwurfsvoll starrenden toten Augen von König Tattorim und nun das selbstgefällige Grinsen von Tolf. Es brodelte in Bernho. Mit einem Schrei, der als raues Krächzen den Mund verließ, stürzte er sich auf den Bruder.

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Stefanie
Reißwolf


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Beitrag06.12.2014 13:24
Re: Grasland-Saga - Das Opfer
von Stefanie
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Die Handlung gefällt mir und macht mich neugierig, wie es weitergeht.

inmutanka hat Folgendes geschrieben:
Diener halfen prachtvoll gekleideten Damen beim Ausstieg und geleiteten sie in den Schatten unter der Hoflinde. Edle Herren saßen von ihren Rössern ab und standen in Grüppchen zusammen. Knechte stellten auf der angrenzenden Wiese Zelte auf und hoben Latrinengruben aus. Andere versorgten die Rösser und die Hundemeute.
Mutter scheuchte lautstark die Mägde und den alten Amso umher.


In dem Absatz haben alle Sätze die gleiche Struktur:
Jemand tut dieses und jenes.
Da würde ich mehr Abwechslung reinbringen, sonst leiert man ein bisschen beim lesen.
Danach hast du dich anscheinend warmgeschrieben. Da sind die Sätze unterschiedlich strukturiert.
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inmutanka
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Beiträge: 322



Beitrag07.12.2014 03:37

von inmutanka
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Hallo Stefanie,

danke für das Lesen und Feedback.

Ich habe den Absatz abgeändert.

LG
Inmutanka


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Zeitenträumer
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Beitrag08.12.2014 14:37

von Zeitenträumer
Antworten mit Zitat

Hallo Immutanka,

Grundsätzlich ein guter Einstieg, erste Konflikte werden angedeutet. Mir fehlt ein wenig die Nähe zu Bernho, über den wir wirklich nullkommanichts erfahren - außer ganz am Ende dass er Tolfs Bruder ist.

Sprachlich finde ich den ersten Teil etwas holprig; mit dem Einsetzen des Dialogs dann überwiegend sehr gelungen.

Zitat:
Auf dem Hof fuhren Kobelwagen vor. Diener halfen prachtvoll gekleideten Damen beim Ausstieg und geleiteten sie in den Schatten unter der Hoflinde. Edle Herren saßen von ihren Rössern ab und standen in Grüppchen zusammen. Knechte stellten auf der angrenzenden Wiese Zelte auf und hoben Latrinengruben aus. Andere versorgten die Rösser und die Hundemeute.
Mutter scheuchte lautstark die Mägde und den alten Amso umher. Mit dampfenden Schüsseln, Obsttellern, Hartwürste und Käse beluden sie die im Hof aufgestellten Tische. Tolf schleppte Krüge mit Most und zuletzt Vaters kostbares Weinfässchen heran.

Es wurde ja schon darauf hingewiesen, dass dieser Abschnitt sehr monoton daherkommt. Das zieht sich ein wenig durch den ersten Teil des Textes, da würde ich nochmal ein paar Sätze umstellen. Eine weitere Möglichkeit bestünde darin, einige der Punkte durch Kommata zu ersetzen, z.B.:
Edle Herren saßen von ihren Rössern ab und standen in Grüppchen zusammen, Knechte stellten auf der angrenzenden Wiese Zelte auf und hoben Latrinengruben aus, während andere die Rösser und die Hundemeute versorgten.
Außerdem Wortdopplung "Rösser".

Zitat:
Dann verstummten die Gespräche und eine bedrückende Stille setzte ein. Ein jeder starrte auf den ankommenden Kobelwagen.

Mit diesem Satz habe ich diverse Probleme.
1. Das Dann zu Beginn. Ich finde zwar, dass es nicht grundsätzlich verboten ist, aber an dieser Stelle wirkt es nach der vorigen Beschreibung sehr abgehackt. Vielleicht könntest du die Beschreibung in den Satz übergehen lassen in dem Sinne:
[Knechte machen irgendwas]..., als ein weiterer Kobelwagen in den Hof rollte. Die Gespräche verstummten und eine beklommene Stille setzte ein.
2. Wie du bemerkt hast, habe ich "bedrückend" durch "beklommen" ersetzt, wie alles andere nur ein Vorschlag.
3. Anstelle des "Kobelwagens" würde ich hier ein anderes Wort benutzen, um den Unterschied zu den vorher erwähnten zu betonen. Ich war kurz verwirrt.

 
Zitat:
Aus dem Inneren zog er einen leblosen Körper. Bei dessen Anblick klagten die Frauen und tupften sich verstohlen die Augen; Männer schluchzten und schnäuzten in Tücher.

Auch dies ist ein Beispiel für recht einseitige Satzstruktur, die sich nicht so schön liest. Vorschlag:
Aus dem Inneren zog er einen leblosen Körper, bei dessen Anblick die Frauen zu klagen begannen; Männer schluchzten und schnäuzten in Tücher.
Weitere Frage: warum tupfen sich die Frauen verstohlen die Augen, während die Männer sich ganz offen schneuzen? Erst nahm ich an, in der beschriebenen Welt sei es für Frauen unschicklich zu weinen, aber dann könnten sie auch nicht laut klagen ...

Zitat:
Nach und nach zogen sich einige Damen und Herren in die Zelte zurück, andere taten sich an den Speisen gütlich.

Das ist sehr von außen beschrieben und hat mich aus der Szene geworfen. Erscheint mir auch eher irrelevant.

Zitat:
Der Bass, ein Mann mit einem Vollbart wie ein Dornengestrüpp, kratzte sich mit vorgerecktem Kinn hingebungsvoll in demselben. »Diesen Tod hat König Tattorim nicht verdient.«
Sie waren … Königsmörder! Mit Mühe unterdrückte Bernho ein Stöhnen.

Das begreift er etwas schnell. Wäre viel wirkungsvoller, wenn es ihm langsam dämmert und dann schlagartig klar wird.
EDIT: er scheint sich geirrt zu haben, falls ich das jetzt richtig verstehe. Finde ich ein bisschen unklar und gäbe dir die Gelegenheit, uns an ein paar weiteren von Bernhos Gedanken teilhaben zu lassen.

Zitat:
Bernhos Gefühl für Gerechtigkeit kämpfte mit der Angst vor der Strafe.

Wieder sehr aus Erzählersicht. Erzähle uns lieber gleich von dem Bild in Bernhos Erinnerung.

Schön hätte ich noch gefunden, wenn Bernho sich nach dem Gespräch ein paar Gedanken zu dem Gehörten macht.

Soweit meine Anregungen, vergiss wie üblich das, was du nicht brauchen kannst.

Beste Grüße,

David
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inmutanka
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Beitrag08.12.2014 16:41

von inmutanka
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Hallo David,

vielen Dank für das Lesen und deine Anmerkungen. Einiges werde ich übernehmen.

Aber - es ist nicht der Anfang (hier der 3. Teil). Das Bernho und Tolf Brüder sind, wird bereits im 1. Teil erwähnt.

Kobbelwagen kann ich nicht ersetze. Außer Reittiere für die Männer gibt es nur Kobbelwagen (zum Transport von Gegenständen und Personen) und Sänften. Da muss ich leider mit der WW leben.

LG
Inmutanka


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Zeitenträumer
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Beitrag08.12.2014 17:07

von Zeitenträumer
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Die Wortwiederholung war in dem Fall nicht schlimm als solche - ich würde nur den Kobelwagen mit der Leiche von den anderen Wagen abheben., z.B. mit "einem weiteren" oder indem Bernho oder die anderen den Wagen erkennen.
Beste Grüße,
David
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inmutanka
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Beitrag08.12.2014 19:49

von inmutanka
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Hallo David,

geht nicht. Die Gesellschaft ist auf einem Jagdausflug, dann verunglückt der König und sie legen den Leichnam eben in einen der vorhandenen Wagen, um ihn abzutransportieren.

LG
Inmutanka


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tronde
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Das goldene Aufbruchstück Das silberne Niemandsland


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Beitrag08.12.2014 20:27

von tronde
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Hallo,
wie wär es mit einer provisorischen Trage/Sänfte zwischen zwei Pferden? Oder hinter einem Pferd.
Weil eines Königs nicht würdig, könnte das dämmern bei Berho länger dauern und dann - falls nötig - seine Scham noch vergrößern.
Der König, wie ein Verbrechen durch den Dreck geschleift. Oder so.
An dem doppelten Kobelwagen bin ich auch hängen geblieben.

Grüße
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inmutanka
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Beiträge: 322



Beitrag08.12.2014 20:36

von inmutanka
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tronde hat Folgendes geschrieben:
Hallo,
wie wär es mit einer provisorischen Trage/Sänfte zwischen zwei Pferden? Oder hinter einem Pferd.
Weil eines Königs nicht würdig, könnte das dämmern bei Berho länger dauern und dann - falls nötig - seine Scham noch vergrößern.
Der König, wie ein Verbrechen durch den Dreck geschleift. Oder so.
An dem doppelten Kobelwagen bin ich auch hängen geblieben.

Grüße


Hallo Tronde,

danke fürs Lesen und den Hinweis. Aber ehrlich, würdest du nach einer Sänfte rennen oder eine Trage basteln bzw. den König hinter dem Pferd herschleifen, wenn du sofort ein paar Adlige auf andere Wagen verteilen könntest und somit ein Transportmittel zur Hand hättest? Ich meine, auf der anderen Seite könnten sie ihn ja auch wie einen Sack über den Pferderücken legen. Probleme hätten sie dann nur, nach einsetzender Leichenstarre ihn wieder gerade zu biegen. lol2

Mal sehen, vllt. ändere ich den 2. Kobbelwagen einfach in Wagen ab.

LG
Inmutanka


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tronde
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Das goldene Aufbruchstück Das silberne Niemandsland


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Beitrag08.12.2014 21:46

von tronde
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Hallo,
in meiner Vorstellung fährt eine mittelalterliche Jagdgesellschaft auch nicht mit Wägen irgendeiner Art in den nicht gerodeten Wald mit dichtem Unterholz Smile
Aber dazu kenne ich Deine Welt zu wenig, weiß nicht, wie weit von der Pfalz/der Stadt der Jagdgrund ist. Oder wie groß die Jagdgesellschaft ist. Kobelwagen ist schon ok Smile
Karren vielleicht noch?

Grüße
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inmutanka
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Beitrag09.12.2014 03:12

von inmutanka
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tronde hat Folgendes geschrieben:
Hallo,
in meiner Vorstellung fährt eine mittelalterliche Jagdgesellschaft auch nicht mit Wägen irgendeiner Art in den nicht gerodeten Wald mit dichtem Unterholz Smile
Aber dazu kenne ich Deine Welt zu wenig, weiß nicht, wie weit von der Pfalz/der Stadt der Jagdgrund ist. Oder wie groß die Jagdgesellschaft ist. Kobelwagen ist schon ok Smile
Karren vielleicht noch?

Grüße


Die Wagen sind für die Damen bzw. nicht mehr reitfähige Adlige und die Ausrüstung. Vorbild dafür waren die ersten Kaiser bei uns. Sie hatten zwar auch eine Burg, wanderten jedoch den größten Teil des Jahres mit Hofstaat und Gefolge zwischen den einzelnen Grafschaften/Reiche hin und her.

Ich habe das jetzt nicht weiter ausgewalzt in der Story, weil nur wichtig ist, dass der König durch einen Dummen-Jungen-Streich umkommt und dadurch eine Hasswelle ausgelöst wird.

LG
Inmutanka


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Zeitenträumer
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Beitrag09.12.2014 13:15

von Zeitenträumer
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Mir scheint, das ganze Setting ist irgendwie nicht richtig klar. Ich war z.B. eher von einem Festbankett o.ä. ausgegangen als von einer Jagdgesellschaft.
Vielleicht schreibst du diese ersten Sätze noch einmal um, sodass das Setting eindeutig und das Kobelwagen-Problem gelöst ist - es sei denn natürlich, das alles wird aus den vorherigen Teilen klar.
Falls nicht, könnten Einschübe wie
 
Zitat:
Er kroch erneut zum Astloch. Die Sonne wanderte bereits zum Ende des Himmelbogens; offenbar kehrte die Jagdgesellschaft zurück.

Zitat:
Auf dem Hof fuhren die Kobelwagen der zurückkehrenden Jagdgesellschaft vor.

helfen.

Ich habe den Text noch einmal gelesen und finde ihn jetzt, da mir das Setting klar ist, ziemlich gut. Von daher würde ich hier nochmal investieren.

LG,
David
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inmutanka
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Beitrag09.12.2014 13:24

von inmutanka
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Lieben Dank für die nochmalige Mühe, David.

Dass es sich um eine Jagdgesellschaft handelt, wird aus dem Teil davor klar, daher denke ich, dass ich es hier nicht mehr so direkt erwähnen muss.

LG
Inmutanka


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Michel
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Beitrag09.12.2014 13:26

von Michel
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Hallo Inmutanka,

ha, eine Fortsetzung! Bin gerade mit eisernem Besen hindurchgefegt (und bitte, das als Kompliment zu verstehen).
Insgesamt hat der Abschnitt weniger Schwung als die Einführung, und das, obwohl Gefahr für Leib und Leben besteht. Ein möglicher Grund dafür ist die ausführliche und gut recherchierte Beschreibung der Szenerie, ein anderer der Dialog der beiden Knechte, den ich zu lang finde. Insgesamt liest sich der Abschnitt fast wie ein historischer Roman. Das muss kein Problem sein, aber über den akkuraten Beschreibungen den Fortgang der Geschichte nicht zu vergessen - das fände ich hier wichtig.

Und jetzt im Einzelnen:

Wiehern und Bellen, Stimmen und knarrende Räder rissen Bernho in die Gegenwart. Er kroch erneut zum Astloch. Die Sonne wanderte bereits zum Ende des Himmelbogens.
 Auf dem Hof fuhren Kobelwagen vor. Diener halfen prachtvoll gekleideten Damen beim Ausstieg und geleiteten sie in den Schatten unter der Hoflinde. Edle Herren saßen von ihren Rössern ab und standen in Grüppchen zusammen. Knechte stellten auf der angrenzenden Wiese Zelte auf und hoben Latrinengruben aus. Andere versorgten die Rösser und die Hundemeute.
 Mutter scheuchte lautstark die Mägde und den alten Amso umher. Mit dampfenden Schüsseln, Obsttellern, Hartwürste und Käse beluden sie die im Hof aufgestellten Tische. Tolf schleppte Krüge mit Most und zuletzt Vaters kostbares Weinfässchen heran.
 Dann verstummten die Gespräche und eine bedrückende Stille setzte ein. Ein jeder starrte auf den ankommenden Kobelwagen.
Den häufig gleichen Satzbau haben andere schon angesprochen. Das „und“ steht hier in zwei verschiedenen Funktionen, trotzdem wirkt es monoton. Für diese wenig action-lastige Szene dürfen die Sätze auch mal länger oder eine Spur verschachtelter sein. Möglicherweise entsteht das farbenprächtige Bild auch mit weniger Details.
Insgesamt hat dieser Abschnitt eher die Anmutung eines historischen Romans: Fachwörter (zumindest ich musste den Kobelwagen nachschlagen), detaillierte Beschreibung der Sitten und Gebräuche – es wird deutlich, dass Du Dich mit der Materie eingehend beschäftigt hast, aber es hemmt auch den Verlauf der Geschichte.

 Ein Mann, wenig älter als Tolf, sprang vom Wagen. Sofort eilten Diener herbei, die er mit wedelnder Hand abwehrte. Aus dem Inneren des Wagens – nehme ich an. „Ein Mann“ ist ziemlich allgemein – Diener? Hochadel? zog er einen leblosen Körper. Das klingt ein wenig wie beim Abdecker. Bei dessen Anblick klagten die Frauen und tupften sich verstohlen die Augen; Männer schluchzten und schnäuzten in Tücher. Relativ allgemein formuliert, macht einen stark distanzierten Eindruck. Geheul wie orientalische Klageweiber? Oder stark zurückgenommen, weil der Adel nicht öffentlich heult? Und die Männer: Schluchzen die Edlen oder die Diener an der Latrinengrube? Gefolgt vom Hauptmann und sechs Leibgardisten schritt der Mann erhobenen Hauptes mit der Last in das Haus. Äh … hat er sich den toten König über die Schulter geworfen?
Ganz allgemein: Dass der König allein dem Wild folgt, kommt mir unwahrscheinlich vor. Von ihm hätte ich erwartet, dass er inmitten seiner Edlen reitet, die ihm fein den Vortritt lassen – da braucht es eine gute Erklärung, warum er in Teil 1 ganz allein durch den Hohlweg kommt. Aber ich habe Teil 1 nicht mehr im Detail im Gedächtnis.

  Nach und nach zogen sich einige Damen und Herren in die Zelte zurück, andere taten sich an den Speisen gütlich. Evtl. kürzen, der Satz hilft dem Fortgang der Geschichte nicht weiter.
 Bernho schluckte. Ein Becher Wasser für seine ausgedörrte KehleKomma? und er wäre glücklich gewesen. Doch er klebte am Astloch wie Honig an der Wabe (Schönes Bild!)und beobachtete gebannt das Treiben.
 Mit verschwitztem Gesicht und verrutschter Haube rauschte die Köchin mit zwei Mägden von der Küche in den Garten. Von dort ertönte empörtes Hühnergackern. Kurz darauf kehrten die Frauen mit geköpften Kapaunen zurück. Für mich könnte der komplette Absatz raus.
 Das Scheunentor knarrte.
Jetzt kommt ein laaaanger Dialog mit erheblicher Infodump-Gefahr. Wie die zwei Männer die Unterhaltung führen, nehme ich ihnen nicht ganz ab. Das klingt noch zu stark nach Info für den Leser. Der Sprechton der beiden ist wunderbar getroffen („Trulla“), aber der Dialog gehört noch stark eingedampft.
 »Scheiß Hitze«, stöhnte eine Männerstimme in der Tenne.
 »Kein schöner Tag zum Sterben«, antwortete ein rauer Bass.
 Der andere Mann lachte. »Gibt es fürs Krepieren einen schönen Tag?«
 »Bei den Dämonen in Kibbas Reich - nein.«
 Stille. Vorsichtig kroch Bernho an den Rand des Zwischenbodens und lugte hinunter. Zwei fremde Knechte saßen auf Kornsäcken und tranken abwechselnd aus einem Krug.
 Der Bass, ein Mann mit einem Vollbart wie ein Dornengestrüpp, kratzte sich mit vorgerecktem Kinn hingebungsvoll in demselben. »Diesen Tod hat König Tattorim nicht verdient.«
 Sie waren … Königsmörder! Mit Mühe unterdrückte Bernho ein Stöhnen.
 »Nein, so was wünsch' ich keinem. Fast den ganzen Kragen abgeschnitten …« Der andere Mann, hager, als hätte ihm die Sommersonne die letzte Feuchtigkeit ausgesaugt, nahm den Krug, trank und wischte sich mit der Hand über den Bart. »Mich solls zwischen den feisten Schenkeln von Trulla erwischen; mit meinem Kopf auf ihren dicken Titten.«
 Beide lachten.
 »Und im Winter solls passieren. Damit ich eine schöne Leich bin«, ergänzte der Hagere die Wunschliste. Leich: Bayerisch? Österreichisch?
 »Eis und Frost helfen bei dir nichts mehr«, frotzelte der Bass und fuhr nach einer kurzen Pause seufzend fort: »Aber du hast recht. Der Rückweg in die Reichsstadt wird lang. König Tattorims Bauch ist bereits gebläht wie eine Trommel und der Gestank, den er verbreitet …«
 Er verzog angewidert das Gesicht.
 »Tja, wenns ans Verfaulen geht, stinken König und Bettler gleich.«
 »Und Aasfliegen summen bei beiden denselben Trauermarsch«, ergänzte der Bass.
 Der Krug wechselte den Besitzer.
 »Hast du schon gehört? Einer der Waldland-Bastarde wars«, sagte der Bass.
 »Verfluchte Brut! Hab denen noch nie über den Weg getraut.«
 »Trau keinem Spitzohr«, brummte der Bass.
 Der Hagere nickte. »Du bereust es ein Leben lang.«
 »Falls du dann noch ein Leben hast.« Der Bass schwieg einige Atemzüge, ehe er fortfuhr: »Warum haben wir die bloß in Bogostan reingelassen? Keiner wollt das Gesindel. Die Wäldler jagen sie weg und die Südländer sind froh, dass sie das Geschmeiß los sind. Aber König Tattorims Vater musste denen ja den roten Teppich ausrollen …«
 Der Bass zuckte die Schulter. »Den Furz, der durch die Köpfe der hohen Herren weht, nennen sie Politik. Davon hat unsereins keinen blassen Schimmer.«
 »Nein, kleine Leute wie wir nennen Verstand ihr Eigen.«
 Sie lachten.
 »Prinz Karim wird den Tod seines Vaters nicht auf sich beruhen lassen. Die Leibgarde ist schon auf dem Weg.«
 »Der ist ein Guter. Genau wie König Tattorim. Der straft die Schuldigen. Ein Hoch auf König Tattorim und Prinz Karim.«
 Der Krug wechselte zu dem Hageren. Er setzte zum Trinken an, schaute in den Krug und drehte ihn um. »Leer.«
 »Wir müssen eh zurück.«
 Ächzend erhoben sie sich.
 »Was glaubst du: Wird er den Kerl köpfen lassen?«, fragte der Bass auf dem Weg zum Tor.
 »Fünf Kupferlinge und einen Krug von Trullas bestem Bier, dass Prinz Karim sich etwas Besonderes einfallen lässt - Rädern oder so was.«
Sie verließen die Tenne. Ende Info-Dialog. Der ist mir zu lang. Etwa bei der Hälfte begann meine Aufmerksamkeit nachzulassen.
 Bernhos Gefühl für Gerechtigkeit kämpfte mit der Angst vor der Strafe. Der Satz ist Tell, nicht Show.
 Das Bild eines geräderten Mannes stand ihm lebhaft vor Augen. An einem Markttag in der Stadt hatte ein Scherge unter dem Gejohle der Gaffer dem Verurteilten alle Knochen in den Gliedmaßen zerschmettert. Anschließend zog er den Mann auf ein großes Rad und flocht die Arme und Beine zwischen den Speichen hindurch. Tempuswechsel bewusst gesetzt?
 Der Körper auf dem Rad wechselte. Aus Nids grotesk verrenkten Gliedern stachen die bleichen Knochen durch das Fleisch. Ihre Augen klagten ihn aus einem schmerzverzerrten Gesicht an.
 Nid! Bernho kletterte vom Zwischenboden und quetschte sich durch den Spalt an der Rückwand. Er sah Tolf, der mit zwei fremden Knechten lachte und sich mit ihnen um die Hundemeute kümmerte. Bernho schluckte. Sein Weg führte über eine freie Fläche, direkt an der Hundemeute und Tolf vorbei.
 ›Vielleicht sieht er mich nicht‹, dachte Bernho. Wird aus Teil 1 klar, wohin er will? Oder ist der Durchfall weiter unten schon angekündigt?
 Sein Herz trommelte gegen den Brustkorb. Vorsichtig, Schritt für Schritt, Tolf dabei ständig im Blick, schlich er voran. Ein Hund hob den Kopf und starrte herüber. Bernho blieb stehen. ›Bitte nicht bellen!‹
 Die Götter schienen auf seiner Seite, der Hund verlor das Interesse und legte sich. Bernho ging weiter. Weniger als hundert Schritte bis zu den Hecken, welche Gehöft und Garten vor den eisigen Nordwinden im Winter schützten. Doch da erklang ein tiefes Bellen. Andere Hunde fielen mit ein. Tolf sah herüber und sagte etwas zu den Knechten. Lachend ließen diese die Hunde frei und die Meute stürmte auf Bernho zu. Die Hecken waren zu weit und kein Schutz vor den Hunden.
 Die Latrine! Bernho rannte zu dem Häuschen.
 Die Latrine WH war frei. Bernho riss die Tür auf und sah in diesem Moment Tolf kommen. klingt noch etwas ungelenk. Vielleicht in der Richtung, dass er gerade noch die Tür zugschlägt, ehe Tolf den Griff fassen kann. Rasch schlug er die Tür zu, schob den Riegel vor und entledigte sich der Beinkleider. Gerade rechtzeitig. Draußen hämmerte Tolf an Tür und Wände; forderte, Bernho solle sofort herauskommen. Innen balancierte Bernho mit angehaltenem Atem über dem ausgesägten Brett und erleichterte mit Getöse Blase und Darm. Getöse? Er muss einen mächtigen Durchfall haben. Wie man die Blase mit Getöse entleert, kann ich mir nicht vorstellen.
 »Du entkommst mir nicht, Schisser!« Durch einen Spalt spähte Tolfs Auge in das Innere. »Du kannst nicht bis in alle Ewigkeit dort drinnen hocken.«
 ›Wahre Worte‹, dachte Bernho verzweifelt. Er hasste die Latrine; den Gestank, der in den Sommermonaten unerträglich war und ihm Tränen in die Augen trieb. Die ekelhaften Fliegen, die bei Nachschub von oben summend aus der Grube aufstiegen, gegen den blanken Hintern prallten und darauf herumkrabbelten. Die aus der Grube aufsteigenden Geräusche jagten ihm Schauer über den Rücken. Sie kündeten von einem Leben, das er sich nicht vorstellen wollte. Das verstehe ich nicht. Wälzen sich dort große Tiere? Oder geht es „nur“ um die Fliegen? Doch Vater bestand darauf, dass alle die Latrine nutzten. Was hier stank und gärte, nährte Boden und Feldfrüchte. Unnötig. Streichen.
 Bernho griff in den Mooskorb neben der Latrine und wischte sich den Hintern ab. Von Tolf hörte er nichts. Da verlässt Du die personale Perspektive/deep Immersion. Vorschlag: „Von Tolf war nichts mehr zu hören.“ War er fort? Oder überdeckte des Rauschens des Blutes die Geräusche? Als er WH; unklare Zuordnungdie Beinkleider hochzog, konnte Bernho nicht mehr: Er musste atmen und sog die Luft über den Mund ein. Oben finde ich nichts darüber, dass er den Atem anhält. Sofort überrollte der Gestank wie eine Schlammlawine die Zunge und breitete sich mit fauligem Geschmack im Gaumen aus.
 Bernho spähte durch die Spalten der Bretterwände. Tolf konnte er nirgends entdecken. Langsam öffnete er die Tür und schob sich hinaus. Alles blieb ruhig. Aufgeben sah Tolf nicht ähnlich. Bernho rannte los, stolperte und fiel.    
 »Hab ich dich.«
 Wie eine Wand wuchs Tolf vor ihm in den Himmel. In der Hand die Forke, über deren Stiel Bernho gestolpert war. Seine Ängste, die Erinnerung an die vorwurfsvoll starrenden toten Augen von König Tattorim und nun das selbstgefällige Grinsen von Tolf. Es brodelte in Bernho. Mit einem Schrei, der als raues Krächzen den Mund verließ, stürzte er sich auf den Bruder.

Vielleicht ist etwas Hilfreiches dabei - such Dir wie immer aus, was Du brauchen kannst.

Herzliche Grüße,
Michel
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inmutanka
Geschlecht:weiblichEselsohr


Beiträge: 322



Beitrag09.12.2014 13:46

von inmutanka
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Hallo Michel,

danke für den eisernen Besen, da ist einiges dabei, das ich übernehmen werde.

LG
Inmutanka


_________________
Ich danke allen, die meine Träume belächelt haben; Sie haben meine Phantasie beflügelt. ... Vor allem aber danke ich all jenen, die mich lieben, so wie ich bin; Sie geben mir die Kraft zum Leben! Danke. (Paul Coelho)
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