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Superman


 
 
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Reese Buttercup
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen


Beiträge: 28



Beitrag09.05.2014 08:10
Superman
von Reese Buttercup
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Mit fünfzehn Jahren schien uns die Welt so klar zu sein wie der Grund der Ostsee, den wir in diesem Sommer fast jeden Tag von der Seebrücke aus betrachteten.
Mit den Möglichkeiten, die die seit kurzem bot, war unsere Brücke nicht nur für die Touristen ein Anziehungspunkt.
Ein Sonnendeck mit Sitz- und Liegemöglichkeiten gab es auf ihr, alles aus Holz und 2012 neu gebaut; eine Gelegenheit zum Springen gab es auch, und sogar heiraten konnte man hier, in einem Raum mit Glaswänden, in dem Korbmöbel standen.
Was man beim Bauen wohl nicht bedacht hatte, war, dass die Leute auch anfingen, vom Geländer des Sonnendecks ins Wasser zu springen, und das waren gut und gerne fünf Meter.
(Malte ist bis heute stolz darauf, der Erste gewesen zu sein, der es getan hat).
Die See war zwar tief genug, aber die vom DLRG regten sich gleich auf, und drohten jedem, den sie erwischten, mit einer Anzeige.
Aber schon die Mädchen, die uns neuerdings interessierten, waren ein guter Grund, abends wiederzukommen, wenn die vom DLRG weg waren. Dann konnten wir vom Geländer springen und  Urlauber und vor allem Urlauberinnen kamen und guckten uns zu.
In den meisten Fällen verbaten die Mütter ihren Söhnen, es uns nachzumachen.
Es dauerte nicht lange und Philipp verabredete sich für den nächsten Abend mit einer Kirsten, die auch tatsächlich, und ohne ihre Eltern, zur vereinbarten Zeit erschien.   
In der Schule und auch beim Fußball war Philipp immer derjenige von uns, den die Mädchen mochten. Nie interessierte sich eine von ihnen für Malte, Basti oder mich. Aber das war nichts Neues im Sommer 2013.  
Der Mutigste bin ich nie gewesen, aber weil es das einzige war, was ich tun konnte, sprang auch ich vom Geländer der Seebrücke und achtete sogar darauf, niemandem auf den Kopf zu springen, der unter uns gerade entlang schwamm.
Und genauso wie Philipp immer derjenige war, für den sich die Mädchen interessierten, war Malte immer derjenige von uns, der die Dinge ausreizen musste. Man konnte nämlich nicht nur vom Geländer der Seebrücke springen, wie Malte es uns schon vorgemacht hatte, sondern man konnte auch, wenn man Anlauf auf dem Sonnendeck nahm, über das Geländer der Brücke springen.
Wieder war es Malte, der uns das bewies. Und Basti, Philip und mir blieb nichts anderes übrig, als es auch zu tun, und weil zwischen Sonnendeck und Geländer eine Treppe hinabführte, gab es kaum einen Höhenunterschied dazwischen - und klappte.
Nur das mit dem Gucken war da schon schwieriger.
Bald schien Philipp das Interesse an seiner neuen Freundin verloren zu haben, die sich wahrscheinlich so etwas wie einen romantischen Abend zu zweit mit ihm erhofft hatte; er sprang wieder mit uns, als sich die abendliche Sonne dem Meeresspiegel näherte, und seine Kirsten schaute ein bisschen dumm aus der Wäsche.  - Mädchen. Aber so waren die eben ...
Maltes Handy klingelte, und seine Mutter fragte, ob er zum Abendessen nach Hause kommen würde.
Vielleicht war es diese Fürsorglichkeit, die für Maltes dicken Bauch verantwortlich war, den er mit Fünfzehn schon hatte. Wir hatten jedenfalls einen Grund, ihn ein bisschen damit aufzuziehen.
"Oh Mann, sagte er: "Ihr habt euch schon Hamburger mit Pommes reingezogen, aber ich bin der Einzige, der dick ist. "
Vielleicht bezeichnete Malte sich auch als 'fett' anstatt 'dick'.
Und das stimmte, so war es dauernd: Philipp, Basti und ich fraßen wie die Schwerstarbeiter, aber nur Malte hatte eindeutig zu viel Speck auf den Rippen von uns Vieren.
Die Dinge waren nun mal so, wie sie waren, und gerecht war das nicht.
Mit Fünfzehn wussten wir das.
Malte ging nicht früh nach Hause an diesem Abend. Er kletterte auf das Dach von der Hochzeits- Lounge und sprang auch von dort herunter -  etwa acht bis zehn Meter tief.
Niemand von uns hielt ihn auf. Er war alt genug um selber zu wissen, was er tat. Und obwohl er auch diesmal wieder unversehrt und grinsend aus dem Wasser auftauchte, machte es ihm keiner von uns nach. Und auch er tat es nur dieses eine Mal.
Dann sprangen wir wieder vom und über das Geländer - auch Malte.
Nach wie vor kamen Leute, guckten uns für eine Weile zu und gingen wieder. Auch zwei pickelige Mädchen mit pinkfarbenen Haaren und gepiercten Lippen kamen, für die sich keiner von uns interessierte. Die blieben ziemlich lange. - Mädchen...  
Weil Philipp seine Kirsten kaum beachtete, versuchte Basti dann scherzhaft, sie zu küssen.
Aber das wollte sie nicht.   
Und irgendwann tauchte dieser Junge auf.
Er wedelte mit seinem Superman- Handtuch wie ein Matador mit dem roten Tuch.  
Der Junge war ungefähr so alt wie wir, und er war gekommen um zu springen.
Auf seinen dünnen Beinen stakste er auf das Geländer zu und ich sah, dass er zitterte.  
Er würde trotzdem springen, das wusste ich.
"Seid ihr Freunde?", hatte er uns kurz vorher gefragt.
Aber was ging ihn das an? Der war ein Tourist.
"Nein, wir sind ein Schwimmclub", hatte Basti geantwortet, "geschlossene Gesellschaft!".
Dann hatten wir uns von ihm abgewandt.
Auch der Junge begann, vom Geländer des Sonnendecks zu springen. Jedes Mal, wenn er aus dem Wasser kam, klapperte er mit den Zähnen und sein Gesicht hatte die Farbe der Ostsee knapp vor dem Horizont.
Um uns von ihm fernzuhalten, sprangen wir nur noch über das Geländer.
Das wollte der Junge dann auch.
Gleich beim ersten Mal, als er Anlauf auf dem von unseren tropfenden Körpern nassen Sonnendeck nahm, passierte es: er kam ins Rutschen, konnte nicht mehr stoppen und fiel, mehr als das er sprang, über das Geländer, blieb mit einem Fuß daran hängen, klatschte von außen dagegen und muss kopfüber im Wasser gelandet sein.
Einige Sekunden vergingen, bis wir uns entschlossen, nach ihm zu sehen.
Philipp und Basti sprangen rein und wir alle zogen ihn über die Leiter an Land und legten ihn auf die Plattform, von der man offiziell springen durfte.
Bis die vom DLRG dagewesen wären, wenn die am Abend noch dagewesen wären, wäre er vielleicht ertrunken gewesen.
Er blutete an den Schienbeinen.
Ein paar Leute, darunter die beiden gepiercten Mädchen, gafften, an das Geländer gelehnt, zu uns herunter.
Was sollten wir tun?.
Ein Mann, der ein Poloshirt trug, kam die Treppe herunter, drehte den Jungen auf die Seite, schlug ihm auf die Wangen und sprach zu ihm.
Nach einer Weile setzte sich der Junge auf, spuckte Wasser und hustete.
"Maurice", sagte er.  
"Maurice Klaffke".  
So hieß er.
Diesen Namen habe ich nicht vergessen.
Und neulich, fast zwanzig Jahre später, las ich ihn in der Zeitung.
Ein 'Maurice Klaffke' war bei dem Versuch, eine Bergschlucht in einem fernen Land auf einem Drahtseil zu überqueren, von einer Windböe erfasst und in die Tiefe gerissen worden.
Das hatte ihn sein Leben gekostet.
Und ich erinnerte mich daran, was wir schon mit fünfzehn Jahren wussten - das die Dinge manchmal so waren, wie sie eben waren.

Weitere Werke von Reese Buttercup:


_________________
Solange dir vom Himmel kein Ziegel auf den Kopf fällt, kannst du dir da oben ruhig Luftschlösser bauen.

(Von mir.)
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KeTam
Geschlecht:weiblichUngeduld

Alter: 49
Beiträge: 4947

Das goldene Gleis Ei 1
Ei 10 Ei 8
Pokapro und Lezepo 2014


Beitrag09.05.2014 09:10

von KeTam
Antworten mit Zitat

Hallo Reese,

die Idee find ich gut, so leicht wehmütige Kindheitsgeschichten. Was mir aber gleich auffällt, ist, dass das unmöglich 2013 passiert sein kann. Denn am Ende schreibst du ja so, als würde ein Erwachsener auf seine Kindheit zurückblicken ... ("Fast zwanzig Jahre später ...")
Ich mag die leichte Melancholie, die im Text mitschwingt. Was mich aber stört, ist dass du immer wieder einen Faden aufgreifst, sich das Ganze aber nicht zusammenfügt.
-Da ist dieses Mädchen, aber Phillip interessiert sich dann doch nicht für sie, das wars.
-Malte springt vom Dach: Ich erwarte, dass einer es ihm nach tut, aber nein.

Die Jungs könnten alle versuchen, das Mädchen zu beeindrucken. Malte springt vom Dach und dann kommt der kleine Dünne und macht das auch.

Ich denke einfach, in dieser Geschichte steckt noch viel mehr Potential.

Lg, KeTam.
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Constantine
Geschlecht:männlichBücherwurm


Beiträge: 3311

Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag09.05.2014 10:57

von Constantine
Antworten mit Zitat

Hallo Reese,

mir gefällt deine Geschichte und die dargestellten Kindheitserinnerungen. Dass deine Geschichte ungefähr im Jahre 2033 anzusiedeln ist, fügt ihr zwar eine Sci-Fi-Note hinzu, die aber nicht relevant ist.

KeTams Bedenken kann ich nachvollziehen. Zumindest den Punkt mit Kerstin denke ich, könntest du etwas mehr ausführen:
-Philipp verabredet sich mit Kerstin, lässt sie dann aber links liegen, weil er lieber mit den Jungs zusammen ist. Da könnte ich mir z.B. einen kleinen Dialog unter den Jungs vorstellen, was Philipp über Kerstin meint oder warum sie ihn nicht mehr interessiert. Irgendwas. Dass Philipp der Frauenschwarm ist, kommt ja raus, und dass keiner von den anderen versucht Kerstin mit den Sprüngen zu beeindrucken, kann ich mir damit erklären, dass die anderen eh keine Chance bei ihr hätten. Sie hat sich für Philipp entschieden und ehrenhalber unter Freunden führen sie sich nicht wie Konkurrenten auf. Als Philipp dann kein Interesse mehr an Kerstin hat, warum auch immer, dann versucht natürlich einer aus der Gruppe Kerstin zu küssen. Soweit ok.

-Dass keiner Maltes Sprung vom Dach nachmacht, erkläre ich mir damit, dass Malte dazu neigt Dinge auf die Spitze zu treiben. Somit Sprünge aus noch höheren Lagen auszuführen. Die anderen machen da nicht mit, Malte ist alt genug und es ist sein Hals, den er riskiert. Die anderen sind dahingehend besonnener. Malte springt auch nur einmal vom Dach.

Was mir fehlt wären noch einige weitere Gesprächsthemen, welche die Jungs haben. Hier sprechen sie nur über ihre Essgewohnheiten und Maltes Übergewicht. Ich denke, da ginge dialogtechnisch noch was: z.B. Familienverhältnisse, Stress in der Schule, Pubertätsprobleme, vielleicht hat einer auch mit schwerer Akne zu kämpfen, usw...

Was mir auch noch fehlt, wären Andeutungen, was mit den anderen in der Gegenwart ist. Dein Prota scheint mit Malte noch in Kontakt zu stehen, denn es wird erwähnt, dass Malte auch heute noch stolz darauf ist, als erster von der Brücke gesprungen zu sein. Wie sieht es mit den anderen Freunden aus? Hat er zu denen auch noch Kontakt?

Warum sind die gepiercten Mädchen uninteressant für die Jungs? Nur weil sie pickelig und eine Punk-Look haben? So wählerisch hätte ich sie nicht eingeschätzt, vorallem, weil die anderen (außer Philipp) eigentlich froh sein sollten, dass sie auch Mädchen beeindrucken können. Das kommt für mich nicht raus, warum sie da desinteressiert sind. Vorallem, sie machen doch diese Brückensprünge, gerade deswegen, um Mädchen und Touristinnen zu beeindrucken und dann sind sie alle als geschlossene Gruppe desinteressiert. Da ließe sich auch etwas mehr machen, um die Jungs voneinander hervorzuheben.

Zitat:
Und irgendwann tauchte dieser Junge auf.

"Irgendwann" würde ich überdenken. Weil die Erinnerung genau auf diesen Zeitpunkt aufbaut, die Erinnerung an Maurice Klaffke, den titelgebenden Superman. Ich würde diesen Zeitpunkt stärker betonen, vielleicht das Bemerken von Maurice etwas dramatischer gestalten. Z.B. Plötzlich tauchte dieser Junge auf.

Zitat:
Er wedelte mit seinem Superman-(kein Leerzeichen) Handtuch wie ein Matador mit dem roten Tuch.

Der  Begriff Matador impliziert für mich bereits das rote Tuch, insofern kannst du dessen Erwähnung weglassen.

Zitat:
Der Junge war ungefähr so alt wie wir...

Aufgrunddessen, dass dein Prota im Zeitungsartikel vom Tod von Maurice Klaffke erfahren hat, steht in diesem Artikel bestimmt hinter seinem Namen in Klammern dessen Alter. Insofern denke ich mir, dein Prota kann sich ausrechnen, wie alt Maurice an jenem besagten Tag auf der Brücke gewesen ist.

Gerne gelesen.

LG,
Constantine
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Ithanea
Geschlecht:weiblichReißwolf

Alter: 34
Beiträge: 1062

Ei 3 Pokapro 2017


Beitrag09.05.2014 11:00

von Ithanea
Antworten mit Zitat

Hallo Reese,

ich seh das ganz ähnlich wie KeTam, das ist schöne Geschichte Idee, dieser Rückblick, aber es steckt noch mehr drin. Mir ging das auch so, dass ich mich fragte, warum dies und das nicht mehr aufgegriffen wird, wie mit dem Hochzeitspavillon. Warum wird es erwähnt, wenn Malte das nur einmal macht und dann keiner mehr? Soll das irgendetwas bestimmtes verdeutlichen? Was? Kam bei mir nicht an.

Mit der Jahreszahl seh' ich das ein bisschen anders. Selbstverstänlich kann deine Geschichte im Jahr 2033 oder so erzählt werden und der dann erwachsene Protagonist erinnert sich an seine Jugend 2013. Aber bei deiner Geschichte frage ich mich ohnehin, wozu Jahresangaben nötig sind. Sie könnte genauso gut in den 70er, 80ern oder 2000ern spielen, finde ich. Warum lässt du direkte Jaherszahlen nicht einfach weg, dann rätselt man schon nicht daran rum?

Noch einige sprachliche Dinge, da ich nicht weiß, ob es Tippfehler sind oder nicht bekannt ist:
Reese Buttercup hat Folgendes geschrieben:
In den meisten Fällen verbaten verboten die Mütter ihren Söhnen, es uns nachzumachen.

Reese Buttercup hat Folgendes geschrieben:
Und Basti, Philip und mir blieb also nichts anderes übrig, als es auch zu tun, und weil zwischen Sonnendeck und Geländer eine Treppe hinabführte, gab es kaum einen Höhenunterschied dazwischen - und es klappte.


Ich verstehe nicht, wieso dieser Satz hier steht:
Reese Buttercup hat Folgendes geschrieben:
Vielleicht bezeichnete Malte sich auch als 'fett' anstatt 'dick'.

Entweder er tat das, der Erzähler erinnert sich und sagt auch gleich selbst 'fett'. Oder er tat es nicht oder der Erzähler weiß es nicht mehr und sagt halt 'dick'. Aber warum sollte er sich dann darüber Gedanken machen - zwanzig Jahre später? Ist die genaue Wortwahl denn wichtig, etwa um Malte zu charakterisieren? Jedenfalls brauchen deine Jugendlichen nicht politisch korrekt sein, wenn Malte 'fett' sagte, dann schreib es ruhig in.

Ich mag das auch, diese melancholische Erinnerung. In einem auf den ersten Blick so banalen Erinnerungsfetzen steckt manchmal viel Wichtiges für einzelne Menschen, die das erlebt haben, das hast du schön rübergebracht.
Liebe Grüße
Ithanea


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Reese Buttercup
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen


Beiträge: 28



Beitrag09.05.2014 17:39
Hallo KeTam, Constantine, Ithanea,
von Reese Buttercup
pdf-Datei Antworten mit Zitat

vielen Dank für eure überdenkenswerte Kritik und die Verbesserungsvorschläge und 'verboten' statt 'verbaten' ist richtig, ist mir aber so durchgerutscht und kein Tippfehler.
Eine Anmerkung von mir zu den nicht ausgeführten Einzelheiten, was die Charaktere der Jungs betrifft:
Wenn man genau liest, kann man ihnen schon Merkmale zuordnen, finde ich, nicht nur, dass Philipp ein Mädchenschwarm ist.
Basti zum Beispiel ist witzig und frech, was man daran erkennt, welche Antwort er dem fremden Jungen auf seine Frage gibt und daran, dass er Philipps 'Freundin' zu küssen versucht.
Malte muss sich stärker beweisen als die anderen, nachdem man ihn gehänselt hat, kennt aber im Gegensatz zu dem fremden Jungen (mit den dünnen Beinen, dem Zittern und dem blauen Gesicht) seine Grenzen besser, denn er lebt noch am Ende der Geschichte.
Und der Ich- Erzähler ist möglicherweise ein guter Beobachter.
Die Idee, auch andere Themen aus dem Leben Jugendlicher zu erwähnen, hatte ich auch, fand ich dann aber zu kompliziert.


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timcbaoth
Leseratte


Beiträge: 114



Beitrag12.05.2014 12:42

von timcbaoth
Antworten mit Zitat

Hallo Reese

Die Geschichte gefällt mir gut. Sie zeigt, wie all unser Verhalten darauf gerichtet ist, entweder Frauen zu imponieren, oder die Akzeptanz einer Gruppe zu erreichen. Dann kommt dieser Junge und schafft es nicht, Anschluss zu finden. Auch nicht Jahre später.
Spielt die Ablehnung der Gruppe mit, dass sich sein Leben so entwickelt hat - unweigerlich bis zum Tod durch übertriebenen Wagemut? Die Frage will der Erzähler nicht beantworten, stellt sie bewusst gar nicht erst, denn die Dinge waren so, wie sie eben waren.

Die Handlung regt zum Nachdenken an, und das finde ich klasse. Dieses Gefühl, dass der Erzähler eine tiefere Bedeutung sucht und auch weiss, dass es sie gibt, allerdings nicht fähig ist, sie vollends zu begreifen, vermittelst du gut.

Textlich würde ich einige Füllwörter noch streichen.

Diese Stelle bedarf genauen Lesens - vielleicht könntest du sie noch ändern:

Zitat:
Auch der Junge begann, vom Geländer des Sonnendecks zu springen. Jedes Mal, wenn er aus dem Wasser kam, klapperte er mit den Zähnen und sein Gesicht hatte die Farbe der Ostsee knapp vor dem Horizont.
Um uns von ihm fernzuhalten, sprangen wir nur noch über das Geländer.


Wenn man die Erklärungen zu Beginn nicht genau liest, ist der Unterschied zwischen "von" und "über" das Geländer springen nicht sofort klar und daher auch nicht, wie das dazu beiträgt, dass sie dem Jungen aus dem Weg gehen.

Zitat:
Gleich beim ersten Mal, als er Anlauf auf dem von unseren tropfenden Körpern nassen Sonnendeck nahm, passierte es: er kam ins Rutschen, konnte nicht mehr stoppen und fiel, mehr als das dass er sprang, über das Geländer, blieb mit einem Fuß daran hängen, klatschte von außen dagegen und muss kopfüber im Wasser gelandet sein.


Zitat:
Mit den Möglichkeiten, die die sie seit kurzem bot, war unsere Brücke nicht nur für die Touristen ein Anziehungspunkt.


"Die die" gefällt mir weniger, du kannst einfach "sie" sagen. Diesen Satz könnte man meines Erachtens aber auch ganz streichen.

Zitat:
Aber was ging ihn das an? Der Er war ein Tourist.


Die Jahreszahlen würde ich ebenfalls weglassen. Die Geschichte ist zeitlos und ich habe mich beim ersten Lesen gefragt, was ich von der Zeitangabe halten solle - erkenne aber bisher keine Relevanz.

Für mich müsstest du die Passagen, die andere genannt haben, nicht weiter ausführen, man kann sich schon seinen Teil denken.

Insgesamt habe ich diesen Einstand sehr gerne gelesen.


_________________
Liebe Grüsse
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Reese Buttercup
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen


Beiträge: 28



Beitrag12.05.2014 20:43

von Reese Buttercup
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo timcbaoth.
Danke für das Lesen meiner Geschichte und die wohlwollende Kritik.
Zum Verständnis so viel: Richtig, das übertriebene Sich- Beweisen- Müssen habe ich den Außenseitern zugeordnet - dem dicken Malte und dem Fremden.
Und dafür, dass sie Außenseiter sind können sie manchmal selber gar nichts, denn das Leben ist nicht immer gerecht.
Aber jeder muss lernen, damit zurechtzukommen, das wollte ich sagen. Und wer das nicht irgendwann tut, für den kann es übel enden...


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