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Flammenfreundin Leseratte
Alter: 35 Beiträge: 100 Wohnort: Hamburg
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13.03.2014 09:20 Hohelied der Reptilien, nicht in Hieroglyphen verfasst von Flammenfreundin
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H. zu eigen
Dein Name ist mehr als die Worte,
Mehr als die Worte, die man für mein Leiden fand,
Mehr als die Leiden, die mein Sprechen hinderten.
Die den Mund verschlossen, jedes Wort zur Hieroglyphe machten.
Dein Name ist ein Name für das Gegenteil von Angst,
Das Gegenteil zum Leben der Reptilien,
Die von ihrer Existenz nichts wissen.
Ein Gegenteil von Angst ist dein Name,
Mehr als meine Worte ist er.
Auch ich war ein Reptil, kaltblütig und nicht gewahr
Meiner Existenz.
Noch schreibe ich, um auf mich klar zu kommen.
Noch spreche ich um mich leiden zu können.
Noch vertraue ich der Sprache nicht.
Aber deinem Namen
Vertraue ich.
Und die Hieroglyphen? – Wollte ich schon mit sechs Jahren lernen.
Aber ich kam nicht klar auf sie.
Die Ägypter waren leider recht
Kaltblütig zu Kindern.
Du aber
bist lieb zu mir.
Dein Name ist mehr als die Worte,
Dein Name, dein Name, dein Name –
Pulsiert durch meine Sprache.
Boah ey, schwierig das Ganze. Ist ehr eine Fingerübung, aber sehr ernst gemeint. Deshalb veröffentliche ich es dennoch. Irgendwie schaffe ich es einfach nicht, etwas wörtlich zu nehmen. Wie schreibt man ein unironisches Gedicht?
Weitere Werke von Flammenfreundin:
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lilli.vostry Wortschmiedin
Beiträge: 1219 Wohnort: Dresden
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13.03.2014 23:21 aw:HoheliedderReptilien von lilli.vostry
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Hallo Sandmadame,
ich hab Dein Gedicht jetzt mehrmals gelesen, das sehr räselhaft, klar und unverständlich zugleich daherkommt, was schon paradox genug ist.
Aber vielleicht ist das auch Absicht, ich lese es als eine nachdenklich-augenzwinkernde Selbstbefragung des LI - was mehr wiegt im Auge des Betrachters: (großer) Name oder die Worte und Sprache an sich, was sie über einen Menschen aussagen, wie sie daherkommen, leicht oder schwergewichtig und was das über den Sinn- und Wertgehalt aussagt.
Das vermute ich aufgrund der sich durch den ganzen Text ziehenden Begriffe Name, Worte und Sprache, die einzig dem ungenannten, ominösen H. huldigen zwischen Liebe, fast infantiler Verehrung aber auch Leiden unter dieser Abhängigkeit und Selbstreduzierung von LI auf ein "Reptil, kaltblütig und nicht gewahr seiner Existenz..."!!
Eine recht sarkastische Selbstaussage für jemand, der schon als Kind versuchte, Hieroglyphen zu entschlüsseln, also neugierig, wach und offen...
Etwas seltam die Ausdrucksweise, liest sich recht umständlich, ungelenk bis verwirrend z.B.:
"...mehr als die Worte, die (man - wer ist das? könnte raus) für mein Leiden fand."
"Noch schreibe ich um auf mich klar zu kommen." (zu sich kommen ist wohl gemeint, aber auf sich kommen? damit es
deutlicher wird evt. das klar weglassen.); "Hieroglyphen? - als Kind nicht klar auf sie kam." (ähnliche Formulierung, wieder das klar so hervorgehoben)
Dann im Schlussvers taucht nochmal gesteigert der Name auf.
Die vorletzte Zeile ist mir zuviel und verzichtbar.
Die Schlusszeile lässt aufhorchen: Der Name pulsiert durch ihre Sprache, trotz oder obwohl sie neben ihm fast verschwindet und endlich ihren eigenen Worten trauen will...
Lässt sich sicher noch viel mehr herauslesen. Bin gespannt wie andere das Gedicht sehen.
Viele Grüße,
Lilli
_________________ Wer schreibt, bleibt und lebt intensiver |
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firstoffertio Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5854 Wohnort: Irland
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13.03.2014 23:41
von firstoffertio
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Ich habe ähnliche Probleme wie lilly.
Habe nun überlegt, dass LI vielleicht jemand ist, der/die Probleme mit dem Sprechen und/oder Schreiben lernen hatte, für das Worte mit 6 Jahren deshalb Hieroglyphen waren. 'Reptil' als Bild für Autismus?
H. jemand, der LI geholfen hat?
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Flammenfreundin Leseratte
Alter: 35 Beiträge: 100 Wohnort: Hamburg
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14.03.2014 07:06
von Flammenfreundin
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Danke für eure Rückmeldungen!
Liebe lilly,
danke, für deinen ausführlichen Kommentar. Ich muss ehrlich sagen, dass es mir irgendwie nicht möglich ist, etwas gedichtmäßig zu formulieren, das auch wirklich klar und verständlich ist.
Es war ein Versuch... ein versuch offen zu sein mit der Staffage meines Hirns & meiner Sprache. Aber genau das wollte ich im Grunde auch sagen:
es ist tatsächlich ein Text der auf absonderliche Weise auf meine eigenen Erfahrungen zurück greift: der Sprache wird eben misstraut, wie soll ich sagen, bin leider noch keine Sprachwissenschaftlerin, aber persönlich misstraue ich Sprache dahingehend, dass alles Gesagte tatsächlich auch bedeutet, was es meint. Oder das eben die Worte fehlen, das es etwas Unsagbares gibt, dass unsere Gefühle abhängig sind von der allgemeinen Prägung eines Wortes, usw.... lassen wir das, mein Spleen.
Vielleicht ein misslungener Text? Ich hatte im Vorfeld zumindest kein gutes Gefühl damit. Andererseits wollte ich schon mit 17 Kafka sein.
Ich muss die Kritik erst einmal verdauen, mir noch eingehende Gedanken zu ihr machen.
"auf etwas klar kommen" ist ein Ausdruck aus der Jugendsprache. "Komm mal klar auf dich!" Würde meine kleine Schwester zu mir sagen
@first
danke auch dir!
Wie gesagt, eure Kritik gibt mir zu denken.
liebst
Sandy
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lilli.vostry Wortschmiedin
Beiträge: 1219 Wohnort: Dresden
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14.03.2014 14:27 aw:HoheliedderReptilien von lilli.vostry
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Hallo Sandmadam,
nein, das ist kein misslungenes Gedicht! Wenn man weiß, mit H. das Hirn gemeint ist, liest es sich ganz anders, wird auch einiges klarer.
Dieses Rätselhaft-Skurrile, das schon auch ein wenig kafkaesk anmutet, macht gerade den Reiz dieses Gedichtes aus.
Im ersten Teil könnte man evt. etwas straffen ebim Namen, stattdessen mehr Assoziatives zu H.
Wo vielleicht auch das Doppelbödige der Worte noch sichtbarer wird.
Frohe Schreibgrüße,
Lilli
_________________ Wer schreibt, bleibt und lebt intensiver |
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Erman Eselsohr
Beiträge: 486 Wohnort: Erde
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16.03.2014 20:23
von Erman
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Liebe Sandmadame, schreibe weiter, deine Schreibperspektive ist sehr interessant.
Ich habe dein Gedicht etwas (nur für mich) zurechtgestutzt, nicht grollen, deine Version gefällt mir auch sehr.
Dein Name ist mehr als die Worte,
die man für mein Leiden fand,
mehr als die Leiden, die mein Sprechen hinderten.
Die den Mund verschlossen, jedes Wort zur Hieroglyphe machten.
Ich war ein Reptil, kaltblütig und nicht gewahr
meiner Existenz.
Dein Name ist das Gegenteil zum Reptilien-Dasein.
Dein Name ist ein Gegenteil von Angst – Mut.
Mehr als meine Worte.
Noch schreibe ich, um klarer zu sprechen.
Noch spreche ich um mich leiden zu können.
Noch vertraue ich der Sprache nicht -
Aber deinem Namen.
Hieroglyphen? – Wollte ich schon mit sechs Jahren lernen.
Ich kam nicht klar mit ihnen -
Die Ägypter waren leider recht
Kaltblütig zu Kindern.
Du aber
bist lieb zu mir.
Dein Name ist mehr als die Worte, die ich kenne.
Dein Name, dein Name, dein Name –
Pulsiert jetzt durch meine Sprache.
Ich gebe Dir eine Handvoll Maikäfer für dieses Gedicht.
Liebe Grüße
Erman
_________________ Ein Lächeln zeigt die einzig ungerade Linie,
die viele Dinge gerade biegen kann. - Erman |
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