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Eine kleine Geschichte über dich


 
 
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Detlefflour
Geschlecht:männlichGänsefüßchen
D

Alter: 31
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D
Beitrag26.05.2013 23:07
Eine kleine Geschichte über dich
von Detlefflour
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Hier nochmal in einer leicht korrigierten Version, jetzt auch mit Absätzen wink Würde mich über Kommentare bzw Kritik freuen.

Eine kleine Geschichte über dich

Es ist diese Geschichte die mich beschäftigt, schon seit langer Zeit. „Eine kleine Geschichte, über dich“, so war der Titel diese Werkes.  Dieser, nicht allzu lange, etwas sozialkritische Roman schlug mich in seinen Bann von der ersten Seite an. Der Autor war bisher unbekannt. Ich schlug dieses Buch jeden Abend auf, ich las es jede Nacht, verschlang es etliche Stunden. Dieses Buch, du würdest es auch mögen. Das tust du auch!
Ich wusste einfach nicht was mit mir geschah als ich es gelesen hatte. Immer und immer wieder.

Es war wieder so eine Nacht. Der 25. April 2012. „Eine kleine Geschichte über dich“ lag neben mir auf dem Schreibtisch. Es handelte von einem brutalen Serienmörder, geschrieben von einem fiktiven Ich-Erzähler. Die Tiefe dieser Handlung beeindruckte mich von den ersten Zeilen an.
Die Hauptperson ist Tyler Schmidt, ein eigentlich sehr durchschnittlicher Mensch, der seine Erlebnisse via Tagebuch und Gedanken schildert. Ein Mensch der die Mittelschicht personifiziert, eine Mittelschicht in einer etwas distopischen Zukunft.

Dieser Mensch war vollkommen gefangen in den Grenzen die ihm sein Umfeld und die Denkweisen seiner Mitmenschen bauten. Aus diesen wollte er sich befreien. Schmidt war ein langjähriger Informatiker, äußerst geachtet von seinem Chef und seinen Kollegen, jedoch vollkommen aus dem Sinn seiner anderen Lebensgenossen. Er war ein Nichts, er war ein Zahnrad eines gut laufenden Uhrwerks. Mehr nicht, aber auch nicht weniger. Die Maschine funktionierte gut, war lukrativ. Doch was hatte er davon? Er war teil eines Ganzen, aber somit konnte er selbst nie vollständig sein. Man sah ihn nie als einen ganzen Menschen an, nie als einen Menschen mit Geschichte, er war nur da, erledigte seine Arbeit ging nach haus zu seiner Frau und seinen baldigen Kindern. Seine Kollegen gratulierten ihm zum Geburtstag, zur Geburt, aber das lag nicht an deren Aufmerksamkeit sondern an jener die uns soziale Netzwerke zur Verfügung stellen.

Ein trauriges Leben führte Tyler. Bis er den Entschluss fasste das Zahnrad zu zerbrechen. Dies wäre ihm nicht gelungen, wenn er einfach seinen Beruf aufgegeben hätte, wie es sonst jemand getan hätte, denn so ein Zahnrad, mit vielen Zähnen, das funktioniert auch wenn einer fehlt. Er musste etwas machen, um alles aus dem Gefüge zu bringen, er musste etwas schaffen damit er als ganzes angesehen werden konnte. Nicht als Teil einer großen Maschinerie, sondern als ganzes. Er wollte nicht mehr Teilhaber sein, sondern Repräsentant. Er wolte seine Unzufriedenheit repräsentieren. Jedoch war es  ihm nicht möglich diese Gefühle voll ausleben zu können. Denn jegliche Straftat hätte schlimme Folgen haben können z.B.: Das Gefängnis.

Ein Gefängnis würde einen kaputten Zahn schon wieder zurecht biegen, so dass er wieder funktionierte, dann würde dieser Zahn wieder in sein Uhrwerk eingebracht werden, kein wertvolles Uhrwerk, denn wie wertvoll kann eine Uhr sein, dessen Uhrwerk aus reparierten benutzten Teilen besteht? Nein so konnte es für Tyler nicht funktionierren. Er wollte seinen Namen nicht in einer Zeitung, nicht im Fernsehen, er wollte seinen Namen auf Kongressen hören, Kongresse die seine Taten berieten, Kongresse die erkennen würden, dass solche Taten die einzige logische Folge solch einer Mechanisierung waren, dass dies nicht so weiter gehen könnte. Das wollte Tyler Schmidt erreichen.

Es war ein langwieriger Prozess, voller Unmut, Unglücklichkeit und Wunsch nach Veränderung. Wie sollte er sonst etwas besonderes sein, in einer Welt in der Selbstinnovation von Geburt anerzogen wird, wo nur noch die kranken aber hochintilligenten den Fortschritt leisten können? Gefühle besitzt eine Manschine nicht, ein Zahn in einem Uhrwerk beklagt sich nicht. Doch Tyler tat es. Er beklagte sich, still aber für alle erkenntlich.

Sein erster Plan war es, das Uhrwerk von innen heraus zu zerstören. Seinen Mechanismus zu sprengen, die treibende Kraft die alles in Gang setzte. Denn ohne Motor läuft eine Maschine nicht. Es musste still passieren. Sein unscheinbares Auftreten brachte ihm eine Art unsichtbar machenden Anzug.

Er kannte die Abläufe: Wann sein Chef Kaffee brauchte, wann er seine halbe Stunde auf dem Klo verbrachte. Zwanzig Jahre Übung, zwanzig Jahre stille Vorarbeit. Seine Mittel waren schier unendlich. Sollte es wie ein Unfall aussehen? Nein, man musste es am Ende auf ihn zurückführen, wenn alles vorbei wäre. Es sollte aussehen wie ein Mord, mit einem kleinen Hinweis auf ihn, einen Hinweis wie er nur zu ihm passen würde. Eine Waffe war einfach zu besorgen, fast zu einfach, aber so sollte es doch sein in einer Welt, voller Mikrochipausweise die unter die Haut gepflanzt wurden, voller Haushaltsgeräte die auf den eigenen Namen programmiert waren und einen täglich grüßten wenn man nach hause kam als wären es die eigenen Kinder. Sogar essen wollten sie, in Form von Strom, überteuert aber nicht mehr wegzudenken.

Tyler kaufte sich die Waffen unter der Hand von einem Ladenbesitzer, der immer zwei Pistolen unterm Tresen hatte. Eine genügte ihm zwar, die zweite gab der Ladenbesitzer aber lächelnd her nachdem Tyler sein erspartes auf den Tresen geworfen hatte.

Ein Mord, es klingt so weit weg, wie etwas was man nur aus den Nachrichten kennt und dann macht man es plötzlich selbst, so dachte Tyler. Tyler Schmidt, der Mann der immer seine Arbeit zeitig erfüllte, derjenige dem man einen Muffin ausgeben würde wenn man ein paar Münzen zu viel im Portemonnaie hatte. Der Kerl der dann ganz überraschend schon lange nach Betriebsschluss nochmal ins Büro kam, um eine Arbeit vorzulegen. Der Kerl, der dann ganz überraschend eine art ganzkörper Plastikanzug trug, der dann ganz überraschend seine Pistole zückte und seinen Chef erschoss. Aus heiteren Himmel.Aus heiterem Himmel lag der Chef tot auf seinem Stuhl.Aus heiterem Himmel lag sein Zahn auf dem Schreibtisch. Ein Backenzahn. Spuren von Schlägen gab es nicht.Nur dieser eine Backenzahn.

Die Maschine zerstörte sich selber. Es war kein Sandkorn im Getriebe, es war ein Zahn im Rad der Amok lief. Der Motor war kaputt, seine Familie traurig, all die ganzen Räder und das Schmieröl waren traurig, die Maschine stockte, doch es würde nicht viel Zeit vergehen bis der Motor ersetzt werden würde und alles wieder funktionieren würde wie vorher. Das Öl. Ohne Öl geht nichts, Amerika führt Kriege für Öl, Firmen führen Kriege für Öl. Öl ist Geld und das braucht eine Firma. Sein finanzieller Tätigkeitsbereich brachte Tyler in die ausserordentliche Situation Banken für sich gewinnen zu können.Aber auch das Gegenteil: Er veröffentlichte angebliche Pläne seiner Firma, welche äußerst unprofitabel für die Banken wären. Obwohl das Meiste aus Tylers Fantasie entsprungen war, glaubten die Banken ihm. Dem Getriebe fehlte der Motor und nun das Öl. Es zerfiel.

Ich fand diese Geschichte absolut hinreissend. Wenn an manchen Stellen auch zu trocken, mochte ich dieses Gefühl wenn ich es las.
Eine Krankenschwester kam hinein. Marlene. Ich kannte sie schon lange. Sie ging zu mir hin und schaute wie erstarrt auf das Buch:“Nein, hören Sie auf damit, Sie sollen das nicht mehr lesen, diese Lektüre bekommt Ihnen nicht“. Von welcher Lektüre sprach sie überhaupt? Ich hatte überhaupt kein Buch in der Hand. Sie ging zu mir hin und flüsterte mir ins Ohr:“ das ist Ihre Geschichte Tyler, sie sollen ihr Tagebuch nicht lesen und dabei lächeln, das was sie gemacht haben hat sehr viele Menschen verletzt." Mein Tagebuch? Das konnte niemals sein, ich wäre niemals in der Lage zu so etwas. Wer wäre das schon? Ein Mensch ohne Gefühl? Ein Mensch der nur an sich selbst denkt und sich selbst ohne Rücksicht auf Verluste ins Rampenlicht stellt? Wer könnte das, das ist doch Utopisch, gar undenkbar.

„Nein, das hab ich nicht geschrieben, das haben Sie sich ausgedacht, nur Sie, Sie wollen doch nur, dass die Maschine für Sie funktioniert, dass wenigsten Sie am Leben bleiben, nein Sie haben das geschrieben, weil das jeder einmal schreibt.“

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