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Winter 43 im Südwesten


 
 
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sinuhe
Geschlecht:männlichWortedrechsler

Alter: 62
Beiträge: 68
Wohnort: Rheinland


Beitrag25.01.2013 20:07
Winter 43 im Südwesten
von sinuhe
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Winter 43 im Südwesten

Als an diesem bitterkalten Novembermorgen meine kleine Schwester geschändet auf der Schwelle unseres Hauses kauerte und leise wimmerte, war ich gerade damit beschäftigt, verschimmelte Brotrinden an die fünf Schweine im Stall unseres kleinen Hofes hoch oben auf dem Plateau des Heubergs zu verfüttern. Vom gellenden Schrei Gretes aufgeschreckt, lief Vater von der Feuerstelle herbei und blickte mit schreckgeweiteten Pupillen auf die nach Luft schnappende ringende Elisabeth. Auf seiner Stirn bildete sich eine steile Falte, und die Adern an den Schläfen traten violett hervor. Elisabeths Kleid baumelte zerrissen an ihren Schultern und aus den Mundwinkeln liefen zwei feine Blutfäden herunter, die von ihren blassen Wangen auf den Boden tropften, wo sie sofort zu rotem Eis erstarrten. Vater hob die Kleine sanft empor, flüsterte ihr beruhigende Worte ins Ohr, schaukelte sie zärtlich in seinen Armen und trug sie zu ihrem Bett. Dort wartete er, bis meine drittjüngste Schwester eingeschlafen war, setzte sich daraufhin alleine an den Küchentisch, bat mich, ihm den Branntwein zu bringen und leerte den Krug in einem Zug. Dann rülpste er leise, wischte sich mit dem Handrücken die Tropfen von den Lippen und presste sein Kinn in die aufgestützten Hände. Ansonsten blieb er stumm, während er mit glasigen Augen an die mit Raureif behangene Wand starrte. Wir acht Kinder beobachteten gespannt jede seiner Regungen und schlossen Wetten darauf ab, was nun geschehen würde. Denn irgendetwas passierte heute noch. Das war seit dem Vorfall mit Elisabeth so sicher wie das Amen in der Kirche.

An und für sich stellten Vergewaltigungen in unserer Gegend nichts Außergewöhnliches dar. Der Krieg tobte seit Jahren zwischen Karlsruhe im Westen und Ulm im Osten. Mal kreuzten die Kaiserlichen plündernd von Bayern her kommend durch Württemberg, um nach ihrem Verschwinden umgehend von den Schweden abgelöst zu werden, die von Norden in das Land einfielen. Kaum waren die dunkelblau gekleideten Heuschrecken vorübergezogen, tauchten die Franzosen am linken Rheinufer auf, überquerten den Fluss und brandschatzten unser schönes Herzogtum in monotoner Regelmäßigkeit. Morden, brennen, rauben und verwüsten hatten sich zu einer dumpfen Routine entwickelt, die wir als gottgewollt hinnahmen. Das Schänden von Frauen bildete zwar eine unschöne Begleiterscheinung der Raubzüge, ließ sich allerdings mit der monatelangen Enthaltsamkeit der Landsknechte und ihrer gleichzeitigen Sorge vor der Syphilis der Marketenderinnen erklären. Eigentlich hätte sich niemand aus unserer Familie über die Vergewaltigung großartig aufgeregt, wenn Elisabeth nicht gerade erst vor wenigen Wochen ihren neunten Geburtstag gefeiert hätte. Der niederträchtige Übergriff auf meine kleine Schwester bedeutete den Funken, der die Lunte an die in den vergangenen Monaten mühsam im Zaum gehaltene Wut unseres Vaters legte.

»Conrad, hilf mir vom Stuhl hoch, denn ich bin betrunken!«, rief der mir plötzlich zu, während er bereits bedrohlich auf seinem Stuhl hin- und herschwankte, und riss mich jäh aus meinen Überlegungen. »Dann bring mir die Muskete, denn ich werde heute und morgen viele Soldaten ins Jenseits befördern.«
»Ich will mitkommen«, antwortete ich, ohne großartig darüber nachzudenken, welch folgenreichen Vorschlag ich Vater gerade unterbreitete.
»Du hast bisher außer ein paar Ferkeln und altersschwachen Hühnern niemanden umgebracht«, gab er mit schwerer Zunge zu bedenken. »Vielleicht wird es aber Zeit, dass du das Menschentöten lernst.  Als ich in deinem Alter war, hatte ich schon zwei Dutzend Schweden auf dem Gewissen.«
Obwohl ich mich darüber freute, dass ich Vater zum ersten Mal auf einem seiner Ausflüge begleiten durfte, verspürte ich im selben Moment doch einen gewissen Groll gegen ihn, weil er mich zwang, meine Jugendjahre nutzlos auf einem einsamen Bauernhof im Oberschwäbischen zu vergeuden. Sechs Jahre zuvor hatte er unserer Mutter, die damals mit hohem Fieber im Wochenbett lag, hoch und heilig auf die Bibel schwören müssen, dass keiner der Söhne das Kriegshandwerk studieren durfte. Kurz danach wurde sie vor das Angesicht ihres Schöpfers befohlen, und wir blieben als Halbwaisen auf dem Hochplateau zurück. Obwohl Vater den Eid entgegen seiner inneren Überzeugung leistete, hielt er sich bisher an das bedeutungsvolle Versprechen.  Zum einen, weil er seine Frau trotz viel Zanks und Streit von ganzem Herzen geliebt hatte und zum anderen, um sich eventuelle Dämonenbesuche der Verstorbenen vom Leibe zu halten. Denn als gelernter Söldner war Vater überaus abergläubisch, und es gruselte ihn gewaltig vor Hexen und Gespenstern. Da ihm seine Furcht vor dem Übernatürlichen jedoch äußerst peinlich war, redete er in nüchternem Zustand nie darüber, sondern erzählte davon nur dann, wenn er getrunken hatte.

»Geh in die Scheune und hole alle Geräte, die wir zum Morden gebrauchen können!«
»Auch Mistgabeln und Dreschflegel?«
»Nein, denn die taugen wenig im Kampf Soldat gegen Soldat, sondern sind allenfalls für Wirtshausprügeleien geeignet. Aber die Metallschlingen, die ich im Schrank aufbewahre, müssen wir unbedingt mitnehmen.«
»Wozu denn das?«
»Die dienen uns als Garotte.«

Nachdem Vater sich eine Viertelstunde lang nackt im Schnee gewälzt hatte und wie ein türkischer Derwisch von einem auf das andere Bein gehüpft war, um den Schnaps aus seinen Knochen zu vertreiben, zog er ein sauberes Hemd an, ließ zwei Schenkmaß Bier die Kehle runterrinnen und umarmte der Reihe nach alle sieben Kinder, die ohne uns auf dem Bauernhof zurückblieben. Der bewusstlosen Elisabeth streichelte er sanft übers Haar. Daraufhin ermahnte er die beiden Ältesten Matthias und Ursula, in der Zeit seiner Abwesenheit gut auf die Kleineren aufzupassen, drehte sich um und verließ fröhlich pfeifend das Haus. Ich zögerte einen kurzen Moment, denn er hatte mich nicht aufgefordert, ihn zu begleiten. Spontan entschloss ich mich dafür, ihm dennoch zu folgen und heftete mich an seine Fersen. Kurz vor dem steilen Weg, der sich von unserer Hochebene herunter ins Tal schlängelte, holte ich ihn ein.

»Warum hast du nicht gefragt, ob ich mich dir anschließen will?«
»Weil ich deiner Mutter versprochen habe, dass ihr gut behütet auf dem weltabgeschiedenen Hof aufwachsen werdet.«
»Brichst du jetzt dein Gelübde, wenn ich dir trotzdem folge?«
»Nein, denn du tust es aus freien Stücken. Man könnte nahezu behaupten, dass du mir gegen meinen ausdrücklichen Wunsch hinterherläufst. Dagegen kann ich nichts tun, weil ich nicht immerfort neun Kinder gleichzeitig im Auge behalten kann. Das müsste auch deiner Mutter einleuchten; wenngleich sie oft eine abweichende Auffassung zu meiner vertrat und gerne mit mir schimpfte; sodass ich es mir zum Schluss abgewöhnt hatte, ihr zu widersprechen. Zudem könnte es sein, dass sie – Gott hab sie selig – in den vergangenen Jahren ihre Meinung geändert hat und mittlerweile froh darüber wäre, wenn einer ihrer Söhne einem ehrbaren Beruf nachgeht. Denn das Söldnerwesen ist dem Bauerntum sicher überlegen. Als Soldat trägst du gefütterte Schuhe mit dicken Sohlen, während du als Landmann häufig barfuß laufen musst und den Schmutz zwischen den Zehen nie mehr los wirst.«
Obwohl Vaters Argumentation etwas hölzern auf mich wirkte, kamen mir seine Worte sehr gelegen, und ich beschleunigte frohen Herzens meine Schritte.

Der Winter war in diesem Jahr sehr früh bei uns im Südwesten eingebrochen. Bereits im Oktober hatte der erste Schneefall eingesetzt und Schwarzwald und Schwäbische Alb mit einer dicken weißen Decke überzogen. Die Äste der Tannen links und rechts des Pfads bogen sich unter der Last der bleichen Pracht. Die Temperaturen sanken derweil stetig weiter und ließen Menschen und Tiere vor Kälte schlottern. Die Landleute, die ansonsten lautstark über die Minusgrade klagten, hielten sich mit der Jammerei zurück, weil der strenge Frost die Soldaten zum häufigen Aufenthalt an den Lagerfeuern zwang und ihnen deshalb nur wenig Gelegenheit bot, das Vieh zu stehlen und die Felder zu zerstören. Vater knurrte, während er auf einer Eisplatte der Länge nach hinfiel, dass er noch nie einen Bauern gekannt habe, der mit dem Wetter zufrieden gewesen wäre. Einmal sei es ihnen zu heiß, dann wieder zu kalt, es regnete zu viel oder zu wenig, und nicht einmal Gott könne es ihnen allen recht machen. Allerdings wolle er auf keinen Fall für einen Zweifler an der Allmacht des Herrn angesehen werden.

»Wohin marschieren wir?«
»Richtung Tuttlingen.«
»Das liegt vierzig Meilen von hier entfernt.«
»Wenn wir zügig wandern, werden wir die Stadt in drei Tagen erreichen.«
»Was suchen wir dort?«
»Das Heer der Franzosen. Die campieren außerhalb auf einer kleinen Anhöhe.«
»Woher weißt du das?
»Ich werde ab und an von den Kundschaftern, die im Auftrag des Herzogs Karl unterwegs sind, informiert.«
»Sind das die Bettler, die vermummt an unsere Tür klopfen?«
»Mag sein.«

An Vaters Miene erkannte ich, dass er nicht beabsichtigte, mir mehr als nur das absolut Notwendige über seine dunkle Vergangenheit zu verraten. Obwohl ich neugierig war, drang ich nicht weiter in ihn, sondern stapfte schweigend neben ihm her durch den frostklirrenden Wald. Spätestens im Lager der Kaiserlichen, wenn er abends mit den Landsknechten zechte, würde sich seine Zunge lockern, und er mir alles, was ich von ihm wissen wollte, ausplaudern. Wie alle geübten Säufer trank er tagsüber in Maßen, um abends alle Vorsicht über Bord zu werfen und sich komplett volllaufen zu lassen. Wenn er morgens mit großem Katzenjammer und heftig schmerzendem Schädel erwachte, schimpfte er zum Gotterbarmen und tunkte seinen Kopf minutenlang in einen Bottich mit eiskaltem Wasser, bevor er gierig das erste Bier in sich hineinschüttete und im Anschluss hinüber in den Stall wankte, um dort unsere drei Kühe und fünf Schweine zu füttern, die er jedes Mal mit saftigen Flüchen, die er als Jugendlicher im Krieg des Dänenkönigs aufgeschnappt hatte, begrüßte. Wir Kinder hatten uns an seine ungewöhnliche Lebensführung gewöhnt und versuchten, das Beste für uns dabei herauszuschlagen. Spätestens um zehn Uhr abends lag Vater berauscht in seinem Bett, und wir konnten tun und lassen, wonach uns der Sinn stand.  

Als wir nach vier Stunden unten im engen Tal der Donau anlangten, erblickten wir rauchende Hütten und Ställe, die wie angesengte Perlen entlang des Flussufers aufgereiht waren . Vor uns lagen zwei Ackersleute auf dem gefrorenen Boden, denen man erst vor kurzem den Garaus gemacht hatte, denn ihre Gesichter wirkten noch frisch und gut durchblutet. Vater ging in die Knie und untersuchte die beiden Körper. Er griff mit spitzen Fingern in die blutige Wunde der einen Leiche hinein und beförderte ein bronzefarbenes Metallstück  nach draußen. Das säuberte er sorgfältig mit einem Zipfel seines Hemds, drehte es einige Male hin und her und meinte schließlich vergnügt: »Das sind französische Kugeln, die in ihrer Brust stecken. Wir befinden uns auf dem richtigen Weg.«

Plötzlich tauchte ein hellblau gekleideter Reiter hinter uns auf, der sich lautlos an uns herangepirscht hatte und richtete eine Pistole an meinen Kopf.
»Wer seid ihr?«, fragte er mit starkem Akzent.
»Dumme Bauern aus dem Oberland. Ihr braucht keine Angst vor uns zu haben«, sprach Vater beruhigend auf den Kavalleristen ein. Bevor der Kerl die Zeit fand, sich eine passende Antwort zu überlegen, schnellte mein Erzeuger wie ein Gepard nach vorne, riss den Franzosen vom Pferd und drückte ihm mit der Metallschlaufe den Hals zu. Der hochgewachsene Mann röchelte, lief blau an und sackte schließlich leblos in sich zusammen. Mit offenem Mund starrte ich Vater an, denn diese katzenartige Behändigkeit hätte ich ihm aufgrund seines fortgeschrittenen Alters nicht zugetraut.
»Conrad, glotz nicht so blöde und halte keinen Maulaffen feil!«
»Was war das?«, stotterte ich.
Jetzt hast du gesehen, was man mit einer Garrotte anstellen kann. Mit ein bisschen Übung wirst auch du das schaffen. Und nun hilf mir, den Dragoner zu untersuchen. Ich hoffe, dass er Geld und Schnaps mit sich führt, denn ich habe großen Durst.«

Fortsetzung folgt



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Micki
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Beitrag26.01.2013 12:58
Re: Winter 43 im Südwesten
von Micki
Antworten mit Zitat

Hallo sinuhe,

ich wollte dich gerade lesen, komme aber im ersten Absatz schon auf einige Hinweise, die ich erst mal loswerden möchte:

Ich stoße mich an der Logik in diesem Fall und daran, dass du gleich ganz viel Informationsfeuer verschießt.


sinuhe hat Folgendes geschrieben:
Winter 43 im Südwesten

Als an diesem bitterkalten Novembermorgen meine kleine Schwester geschändet auf der Schwelle unseres Hauses kauerte und leise wimmerte, war ich gerade damit beschäftigt, verschimmelte Brotrinden an die fünf Schweine im Stall unseres kleinen Hofes hoch oben auf dem Plateau des Heubergs zu verfüttern.



Nehmen wir den ersten Satz: Er strotzt nur so vor vielen Infos verschiedenster Natur. Zähl ich kurz durch, komme ich auf insgesamt zehn Dinge, die zwar für den Geschichtsverlauf alle von Wichtigkeit sein können, in ihrer Intensität den Leser (manche Leser, gewiss nicht alle) etwas verschrecken könnten.  


Zitat:
Vom gellenden Schrei Gretes aufgeschreckt, lief Vater von der Feuerstelle herbei und blickte mit schreckgeweiteten Pupillen auf die nach Luft schnappende ringende Elisabeth.



Hier geht der große Fluss an Infos ungebremst weiter. Es könnte eventuell einfach zu viel sein, zumal sie eben noch gewimmert und gehockt hat. Sie kann nicht beides gleichzeitig tun. Und wenn Elisabeth besagte kleine Schwester ist, wäre es vielleicht sinnvoll ihren Namen schon im ersten Satz zu erwähnen, denke ich.  


Zitat:
Auf seiner Stirn bildete sich eine steile Falte, und die Adern an den Schläfen traten violett hervor. Elisabeths Kleid baumelte zerrissen an ihren Schultern und aus den Mundwinkeln liefen zwei feine Blutfäden herunter, die von ihren blassen Wangen auf den Boden tropften, wo sie sofort zu rotem Eis erstarrten.


Wirklich? Das Blut gefriert sofort?
Befindet sich die Familie an einem Ort, wo es so kalt ist, dass es gleich gefrieren würde? Dies wäre so ein oben angesprochener Logikpunkt.

 
Zitat:
Vater hob die Kleine (Frage mich klein sie ist, dass sie einerseits die Kleine ist, aber auch geschändet worden sein kann.Logik!) sanft empor, flüsterte ihr beruhigende Worte ins Ohr( Grade drohte ihm eine Ader am Kopf zu platzen, so aufgeregt war er und nur Sekunden später kann er beruhigen auf sie einreden? Hier greift wieder der Logische Aspekt, der nicht ganz zueinanderpasst), schaukelte sie zärtlich in seinen Armen und trug sie zu ihrem Bett. Dort wartete er, bis meine drittjüngste Schwester eingeschlafen war, setzte sich daraufhin alleine an den Küchentisch, bat mich, ihm den Branntwein zu bringen und leerte den Krug in einem Zug.


Hier könntest du dir ruhig etwas mehr Zeit lassen, finde ich. Den Dingen etwas mehr Spielraum geben sich zu zeigen. Sie den Leser zu zeigen. Der Vater ist fix und alle, hat gerade etwas ganz Schlimmes erlebt. Zeig uns was er macht, wie er aussieht, und auch wie dein Erzähler sich dabei fühlt.
Wo ist die Mutter? Die anderen Schwestern, die du nebenbei erwähnt hast.
Denn es bietet sich die Möglichkeit, durch aufzeigen der Gesamtsituation, noch mehr Spannung aus der Situation rauszukitzeln.
Alle sind in Aufruhr versetzt worden, jemand schickt gleich nach einem Arzt, sollte der erreichbar sein, jemand will von dem Mädchen wissen wer ihr das angetan hat, jemand tobt Wut.
Schöpfe das Potential einer solchen Lage noch etwas voller aus, lass mich mit ihnen mitfühlen.  



Zitat:
Dann rülpste er leise, wischte sich mit dem Handrücken die Tropfen von den Lippen und presste sein Kinn in die aufgestützten Hände. Ansonsten blieb er stumm, während er mit glasigen Augen an die mit Raureif behangene Wand starrte. Wir acht Kinder beobachteten gespannt jede seiner Regungen und schlossen Wetten darauf ab, was nun geschehen würde. Denn irgendetwas passierte heute noch. Das war seit dem Vorfall mit Elisabeth so sicher wie das Amen in der Kirche.



Auch hier reagiert der Vater vielleicht nicht so, wie man es von einem (vielleicht stolzen?) Familienvater erwarten könnte. Also wenn meinem Kind einer sowas antun würde, würde ich ... Mad
Du weißt schon, ausrasten, platzen, explodieren. Davon sehe ich hier aber nichts. Zeit für Resignation wäre m.E. nach später, wenn er den Schänder aufgeknüpft hat der sowas. Klar kann er sich betrinken, aber dann!!!

Und du hast acht Geschwister!
Lass sie etwas machen: Regina drückte sich weinend in einer Ecke herum, während Laura eilig an des Schwesters Bett glitt, um ihr die zitternde Hand zu halten. Thomas war halb wahnsinnig vor Wut, ähnlich wie Vater, der nun hektisch nach dem vollen Branntweinkrug griff und in einem Zug ...

Bezieh die anderen Persohnen ein wenig mit ein. Nicht alle, aber ein paar, denn das schafft Atmosphäre.

Die drei letzten Sätze im oberen Absatz finde ich klasse, denn sie sind ein prima Cliffhanger, ein Punkt der neugierig macht, weiterzulesen!

Hoffe es hilft dir?

Lg
Micki


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sinuhe
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Alter: 62
Beiträge: 68
Wohnort: Rheinland


Beitrag26.01.2013 14:15

von sinuhe
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo Micki,

Zitat:
    ich wollte dich gerade lesen, komme aber im ersten Absatz schon auf einige Hinweise, die ich erst mal loswerden möchte:    

Ein Kommentar speziell zum ersten Absatz einer Geschichte. Mal was Neues (für mich).
Da warten aber noch 10 (o. 11) weitere Passagen auf ihre Analyse.  Mr. Green

 
Zitat:
    Ich stoße mich an der Logik in diesem Fall und daran, dass du gleich ganz viel Informationsfeuer verschießt.    

Du listest zwei Logikfehler auf. Die beantworte ich gleich.

Zitat:
   Nehmen wir den ersten Satz: Er strotzt nur so vor vielen Infos verschiedenster Natur. Zähl ich kurz durch, komme ich auf insgesamt zehn Dinge, die zwar für den Geschichtsverlauf alle von Wichtigkeit sein können, in ihrer Intensität den Leser (manche Leser, gewiss nicht alle) etwas verschrecken könnten.     

Zehn Dinge: habe ich zwar nicht durchgezählt; kann aber durchaus zutreffen. Ich wollte diese Geschichte mit einem längeren Satz beginnen lassen. Den könnte ich natürlich splitten, um die Informationen auf zwei Schultern zu verteilen. Oder zwei / drei Infos rausstreichen. Überlege ich mir.

Zitat:
    Hier geht der große Fluss an Infos ungebremst weiter. Es könnte eventuell einfach zu viel sein, zumal sie eben noch gewimmert und gehockt hat. Sie kann nicht beides gleichzeitig tun. Und wenn Elisabeth besagte kleine Schwester ist, wäre es vielleicht sinnvoll ihren Namen schon im ersten Satz zu erwähnen, denke ich.    

Elisabeth = kleine Schwester. 9 Jahre alt.
Grete = größere Schwester. Ohne exakte Altersangabe. Bspw. 12 oder 14.
Deshalb wimmert die eine (E.) und schreit die andere (G.).
Vermutlich ist es am sinnvollsten, E. direkt in der ersten Zeile mit ihrem Namen zu benennen. Vermeide ich mitunter, um im folgenden Text nicht zu oft Elisabeth schreiben zu müssen.

Zitat:
    Wirklich? Das Blut gefriert sofort?
Befindet sich die Familie an einem Ort, wo es so kalt ist, dass es gleich gefrieren würde? Dies wäre so ein oben angesprochener Logikpunkt.    

Boh. Keine Ahnung.
Der Heuberg ist eine Hochebene im südl. Baden-Württemberg. Im Winter 43 wurde es dort sehr kalt. Mir schwebten Temperaturen zw. minus 10 bis 15 Grad vor.
Wann gefriert Blut? Mein schneller Check in Google liefert dazu keine exakten Antworten. Da wird was von unterschiedlichem Strömungsverhalten (im Vgl. zu Wasser) erzählt. Die flüssigen Bestandteile des Blutes würden sich analog zu Wasser verhalten. Sprich: bei Unterschreiten der Nullgradgrenze erstarren.

Es handelt sich bei dieser Geschichte um Belletristik. Nicht um ein medizinisches Fachbuch.

Zitat:
   Frage mich klein sie ist, dass sie einerseits die Kleine ist, aber auch geschändet worden sein kann.Logik!    

Diese Anmerkung zur Logik verstehe ich nicht so ganz.
E. lebt als eine der kleineren Töchter auf dem Einödhof. Gerade neun Jahre alt geworden. Und sie wurde – von marodierenden Landsknechten – geschändet. Die Vergewaltigung ist, weil sie noch ein Kind ist, eher ungewöhnlich. Aber direkt unlogisch?

Zitat:
     Hier könntest du dir ruhig etwas mehr Zeit lassen, finde ich. Den Dingen etwas mehr Spielraum geben sich zu zeigen. Sie den Leser zu zeigen. Der Vater ist fix und alle, hat gerade etwas ganz Schlimmes erlebt. Zeig uns was er macht, wie er aussieht, und auch wie dein Erzähler sich dabei fühlt.
Wo ist die Mutter? Die anderen Schwestern, die du nebenbei erwähnt hast.
Denn es bietet sich die Möglichkeit, durch aufzeigen der Gesamtsituation, noch mehr Spannung aus der Situation rauszukitzeln.
Alle sind in Aufruhr versetzt worden, jemand schickt gleich nach einem Arzt, sollte der erreichbar sein, jemand will von dem Mädchen wissen wer ihr das angetan hat, jemand tobt Wut.
Schöpfe das Potential einer solchen Lage noch etwas voller aus, lass mich mit ihnen mitfühlen.   

Handelte es sich um eine Novelle – oder gar einen Roman –, würde ich den Schweinwerfer natürlich länger auf der Szene verweilen lassen. Und die Kamera sowohl nah auf die vergewaltigte Tochter als auch die Gesichter der einzelnen Familienmitglieder richten.

In diesem Fall würden jedoch – zumindest in diesem ersten Teil – Conrad und der Vater das Plateau nicht verlassen. Sondern am Schluss der Sequenz nach draußen in die Kälte treten. Für eine (kurze) Story würde ich diese Erzählweise allerdings als zu langsam/ langatmig empfinden.

Das Aufzählen sämtlicher (oder mehrerer) Geschwisternamen würde mMn beim Leser eher zu steigender Verwirrung führen, als einen zusätzlichen Nutzen zu stiften. Ich werd’s dahingehend lösen, dass ich die Anzahl der Kinder reduziere und die dann einzeln auftreten lasse.

Die Mutter ist seit Jahren tot. Wird zwei Absätze danach ausführlich erörtert.

Ein Arzt im 17-ten Jhrd.? Noch dazu in einer gottverlassenen Gegend am Westrand der Schwäbischen Alb? Halte ich für unwahrscheinlich, dass der rechtzeitig eintreffen wird, um dem kleinen Mädchen zu helfen. Bis der erscheint, ist Elisabeth Mutter geworden.

Zitat:
     Auch hier reagiert der Vater vielleicht nicht so, wie man es von einem (vielleicht stolzen?) Familienvater erwarten könnte. Also wenn meinem Kind einer sowas antun würde, würde ich ...  
Du weißt schon, ausrasten, platzen, explodieren. Davon sehe ich hier aber nichts. Zeit für Resignation wäre m.E. nach später, wenn er den Schänder aufgeknüpft hat der sowas. Klar kann er sich betrinken, aber dann!!!   

Die Familie lebt in der ersten Hälfte des 17-ten Jhrd.s. 1643: letzter – sehr blutiger – Abschnitt des 30-jährigen Kriegs. Für die Menschen in diesem Zeitalter standen Mord und Brandschatzung auf der Tagesordnung. Folglich tickten und reagierten sie anders als wir im friedlichen (auf Mitteleuropa bezogen) 21-sten Säkulum.

Der Vater – ehemaliger Söldner – regt sich (auf seine Art) ja durchaus auf. Erst betrinkt er sich; dann will er aufbrechen, um die Schuldigen zu liquidieren.

Zitat:
    Und du hast acht Geschwister!
Lass sie etwas machen: Regina drückte sich weinend in einer Ecke herum, während Laura eilig an des Schwesters Bett glitt, um ihr die zitternde Hand zu halten. Thomas war halb wahnsinnig vor Wut, ähnlich wie Vater, der nun hektisch nach dem vollen Branntweinkrug griff und in einem Zug ...

Bezieh die anderen Persohnen ein wenig mit ein. Nicht alle, aber ein paar, denn das schafft Atmosphäre.    

Wie oben bereits gesagt: 9 Kinder sind vermutlich 4 zu viel für diese kleine Geschichte. Ich reduziere auf 5 und werde die jeweils einzeln agieren lassen.


Micki, herzlichen Dank für deine Anmerkungen! Die Hinweise – speziell zum Infodump am Beginn der Story und zur Anzahl der Personen – werde ich bei der Neufassung gerne übernehmen.

Lg sinuhe

Und nun warte ich geduldig, ob ich noch Tipps zu den folgenden (10 o. 11) Absätzen erhalten werde.  hmm


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Rainer Zufall
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Alter: 70
Beiträge: 801

Pokapro und Lezepo 2014


Beitrag26.01.2013 19:03

von Rainer Zufall
Antworten mit Zitat

Hallo sinuhe,
du hast mir so schön bei meinem Text geholfen, da will ich mich mal bei dir in bestem Sinne revanchieren.

Aber erst mal vorweg:
Zitat:
Das Aufzählen sämtlicher (oder mehrerer) Geschwisternamen würde mMn beim Leser eher zu steigender Verwirrung führen, als einen zusätzlichen Nutzen zu stiften. Ich werd’s dahingehend lösen, dass ich die Anzahl der Kinder reduziere und die dann einzeln auftreten lasse.

 ... schreibst du in der Antwort auf Mickis Kommentar.
Ich finde weder, dass du die Kinder alle vorstellen musst, noch musst du sie wegkürzen. Dass es acht sind, reicht, die Vergewaltigung ist der Ausgangpunkt für den Weggang deines Protagonisten, nicht die Geschwister sind Hauptfiguren oder wichtige Nebenfiguren. Also keinesfalls alle aufzählen, auch nicht reduziert aufzählen, das lenkt die Geschichte ja in eine andere Richtung. Und die große Geschwisterschar passt doch zur Lage der Bevölkerung im Dreißigjährigen Krieg.
Dennoch würde ich hier auch nicht so ganz locker über die Situation hinweggehen, da hat Micki schon Recht. Auch wenn Vergewaltigungen oder Kriegsgreuel üblich waren, litten die Opfer mit Sicherheit trotzdem, und das sollte man auch spüren in deinem Text.

Ich finde es eine schöne Sache, eine Erzählung/Novelle zu schreiben, die im Dreißigjährigen Krieg spielt, da hast du sicherlich eine Menge recherchiert. Ich würd mich das nicht trauen, obwohl ich da durch Literatur usw. auch nicht ganz unbeleckt bin.
Ich war froh über deine allerersten Informationen (im ersten Absatz), weil ich so die Zeit für mich gleich einordnen konnte.
Dennoch finde ich, dass die Atmosphäre der damaligen Zeit ruhig noch spürbarer werden könnte. Zum Beispiel bin ich mir über die Familie nicht so recht im Klaren. Das ist doch keine normale Bauersfamilie.
Und Söldner waren auch verdammt arme Tröpfe, die zum Teil gefangen und dann zum Krieg gepresst, sogar an andere Feldherren verkauft wurden. Aber du wirst das recherchiert haben, dass es auch richtiggehende Söldner gab, die eine andere Ausbildung hatten. Aber wie gesagt, die Atmo. könnte man noch mehr spüren.
Das ist meine erste Anregung.

Meine zweite Anregung:
Für mich untrscheiden sich Vater und Sohn zu wenig. Zum Beispiel im Sprachgebrauch. Er ist doch, wenn ich dich richtig verstehe, gebildeter, als der Rest seiner Familie, und er ist erwachsen. Ich fände es gut, wenn beide sich in der Charakterisierung noch deutlicher unterschieden. Vielleicht hast du da ja eine Idee.

Ansonsten bin ich gespannt auf die Fortsetzung.

Und jetzt mach ich mal ein bisschen Textkram, mal schauen, wie weit ich komme. Manchmal fehlt mir halt die Zeit.
Nimm dir das, was du nachvollziehen kannst im Sinne deines Textes, denn wir beide sind doch auch sehr unterschiedlich im Schreiben, außerdem bin ich glaube ich bei weitem nicht so genau wie du, aber vielleicht nützen dir meine Hinweise ähnlich wie deine mir geholfen haben.

Zitat:
Als an diesem bitterkalten Novembermorgen meine kleine Schwester geschändet auf der Schwelle unseres Hauses kauerte und leise wimmerte, war ich gerade damit beschäftigt, verschimmelte Brotrinden an die fünf Schweine im Stall unseres kleinen Hofes hoch oben auf dem Plateau des Heubergs zu verfüttern.


Dass sie geschändet ist, kann er da noch nicht wissen, würde ich noch weglassen. Kannst du später schreiben.
statt war ich gerade damit beschäftigt: fütterte ich , (lass uns den Kampf gegen Hilfsverben und distanzierte Einsprengsel gemeinsam führen, lieber sinuhe  Twisted Evil )
danach schimmlige (wegen Klang)
Also so:
Als an diesem bitterkalten Novembermorgen meine kleine Schwetser auf der Schwelle des Hauses kauerte und leise wimmerte, fütterte ich gerade schimmlige Brotrinden an die Schweine im Stall unseres kleinen Hofes hoch oben auf dem Plateau des Heubergs.

Zitat:
Vom gellenden Schrei Gretes aufgeschreckt, lief Vater von der Feuerstelle herbei und blickte mit schreckgeweiteten Pupillen auf die nach Luft schnappende ringende Elisabeth.

blickte ist mir da viel zu schwach: vielleicht starrte (dann brauchst du die schreckgeweiteten Pupillen auch nicht, die den Satz unnötig aufblähen).
Und: schnappende oder ringende. Beides zusammen klingt komisch, hast du vielleicht eins vergessen.

Zitat:
Elisabeths Kleid baumelte zerrissen an ihren Schultern und aus den Mundwinkeln liefen zwei feine Blutfäden herunter, die von ihren blassen Wangen auf den Boden tropften, wo sie sofort zu rotem Eis erstarrten.

Ich find das mit dem erstarrenden Blut eigentlich ein schönes Bild. Würd ich unbedingt lassen. Wenn du sofort streichst, hast du nicht so das Problem mit der Zeit.
Hierkönntest du auch klarmachen, dass sie vergewaltigt worden ist.

Zitat:
Vater hob die Kleine sanft empor, flüsterte ihr beruhigende Worte ins Ohr, schaukelte sie zärtlich in seinen Armen und trug sie zu ihrem Bett. Dort wartete er, bis meine drittjüngste Schwester eingeschlafen war, setzte sich daraufhin alleine an den Küchentisch, bat mich, ihm den Branntwein zu bringen und leerte den Krug in einem Zug. Dann rülpste er leise, wischte sich mit dem Handrücken die Tropfen von den Lippen und presste sein Kinn in die aufgestützten Hände. Ansonsten blieb er stumm, während er mit glasigen Augen an die mit Raureif behangene Wand starrte. Wir acht Kinder beobachteten gespannt jede seiner Regungen und schlossen Wetten darauf ab, was nun geschehen würde. Denn irgendetwas passierte heute noch. Das war seit dem Vorfall mit Elisabeth so sicher wie das Amen in der Kirche.

meine drittjüngste Schwester= überflüssig, das ist so eingestreute Autoreninfo, aber der Leser merkt das als solche. Du brauchsts auch gar nicht.
daraufhin und leise = Füllsel
schlossen Wetten ab ... = da würde ich mir mehr Betroffenheit wünschen, vor allem Gedanken des Protagonisten zu der Schwester, persönliche, individuelle Gedanken. Irgendwas, dass das Leid spürbar wird.

Zitat:
An und für sich stellten Vergewaltigungen in unserer Gegend nichts Außergewöhnliches dar. Der Krieg tobte seit Jahren zwischen Karlsruhe im Westen und Ulm im Osten. Mal kreuzten die Kaiserlichen plündernd von Bayern her kommend durch Württemberg, um nach ihrem Verschwinden umgehend von den Schweden abgelöst zu werden, die von Norden in das Land einfielen. Kaum waren die dunkelblau gekleideten Heuschrecken vorübergezogen, tauchten die Franzosen am linken Rheinufer auf, überquerten den Fluss und brandschatzten unser schönes Herzogtum in monotoner Regelmäßigkeit. Morden, brennen, rauben und verwüsten hatten sich zu einer dumpfen Routine entwickelt, die wir als gottgewollt hinnahmen. Das Schänden von Frauen bildete zwar eine unschöne Begleiterscheinung der Raubzüge, ließ sich allerdings mit der monatelangen Enthaltsamkeit der Landsknechte und ihrer gleichzeitigen Sorge vor der Syphilis der Marketenderinnen erklären. Eigentlich hätte sich niemand aus unserer Familie über die Vergewaltigung großartig aufgeregt, wenn Elisabeth nicht gerade erst vor wenigen Wochen ihren neunten Geburtstag gefeiert hätte.

So abgeklärt haben die Leute damals mit Sicherheit nicht gedacht. Du
willst Infos geben, was ich richtg finde, damit man die Geschichte zeitlich noch genauer verorten kann als vorher und du willst den anderen Stellenwert der Vergewaltigung klar machen. Aber nicht so, die Familie sind doch keine Soziologen. Dass sie sich einStück weit gewöhnt haben, ok, das soll man ruhig spüren können. Aber es sollte durch die Brille des Jungen durch seine Sichtweise spürbar werden.

Zitat:
Der niederträchtige Übergriff auf meine kleine Schwester bedeutete den Funken, der die Lunte an die in den vergangenen Monaten mühsam im Zaum gehaltene Wut unseres Vaters legte.

in den vergangenen Monaten = Füllsel, würd ich weglassen, ev, sogar noch mehr.

Oh je, und jetzt rennt die Zeit und ich hab euch noch nicht mal bei meiner eigenen Geschichte geanwortet. Mach ich dann morgen.
Ich hoffe, du kannst auch mit meinen Hinweisen was anfangen.
Herzliche Grüße
Rainer
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sinuhe
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Beitrag26.01.2013 20:22

von sinuhe
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Guten Abend Rainer,

du hast dich mit meiner kleinen Geschichte, die im 30-jährigen Krieg spielt, beschäftigt. Das freut mich.

Zitat:
    die Vergewaltigung ist der Ausgangpunkt für den Weggang deines Protagonisten   

Genauso ist es.

 
Zitat:
   Und die große Geschwisterschar passt doch zur Lage der Bevölkerung im Dreißigjährigen Krieg.     

Bin mir unsicher, ob eine Durchschnittsfamilie damals tatsächlich so viele (Kinder-) Köpfe zählte. Die Säuglingssterblichkeit war sehr hoch. Bei einer (optimistischen) Quote von 50-50 müsste die Mutter 18x schwanger gewesen sein, damit 9 Kinder überlebten. Kommt mir – zwei Tage nach Verfassen des Textes – plötzlich (sehr) viel vor.

Zitat:
    Dennoch würde ich hier auch nicht so ganz locker über die Situation hinweggehen, da hat Micki schon Recht. Auch wenn Vergewaltigungen oder Kriegsgreuel üblich waren, litten die Opfer mit Sicherheit trotzdem, und das sollte man auch spüren in deinem Text.     

Diese Passage wird noch ausgebaut.

Zitat:
    Ich finde es eine schöne Sache, eine Erzählung/Novelle zu schreiben, die im Dreißigjährigen Krieg spielt, da hast du sicherlich eine Menge recherchiert.    

Um ehrlich zu sein: gar nicht. Meine Kenntnisse über diese Epoche gründen auf Wallenstein von Golo Mann und Bill Bo von Josef Göhlen (wurde in den 70-ern in der Augsburger Puppenkiste aufgeführt). Beide Bücher vor vielen Jahren gelesen. Nicht zu vergessen den Simplicissimus von Grimmelshausen (Schullektüre).

Ich war allerdings vor einigen Wochen in Tuttlingen und erfuhr dort von der gleichnamigen Schlacht im November 1643. Da ich dort erbärmlich fror, mutmaßte ich, dass in dieser Gegend Dauerfrost herrscht. Zumindest ist es dort deutlich kälter als bei uns in Köln.

Zitat:
    Das ist doch keine normale Bauersfamilie.    

„Normal ist relativ“, würde man bei uns im Rheinland dazu sagen.
Der Vater ist ein pensionierter Söldner. Mir schwebte eine Art Elitesoldat mit Einzelkämpferausbildung vor. Die (verstorbene) Mutter könnte eine frühere Kurtisane gewesen sein. Beide beschlossen, ihr („Lotter-“) Leben aufzugeben und zogen in die Wildnis, um dort zur Ruhe zu gelangen.

Zitat:
   Für mich untrscheiden sich Vater und Sohn zu wenig. Zum Beispiel im Sprachgebrauch. Er ist doch, wenn ich dich richtig verstehe, gebildeter, als der Rest seiner Familie, und er ist erwachsen. Ich fände es gut, wenn beide sich in der Charakterisierung noch deutlicher unterschieden. Vielleicht hast du da ja eine Idee.     

Conrad schreibt diese Zeilen natürlich nicht im Zeitpunkt des Erlebens, sondern verfasst den Text aus seiner Erinnerung heraus Jahre später. Von daher formuliert er „erwachsen“ und nicht in der Sprache eines Kindes.

Zitat:
    Dass sie geschändet ist, kann er da noch nicht wissen, würde ich noch weglassen. Kannst du später schreiben.    

Es gibt ja die Forderung nach dem plakativen ersten Satz, der beim (ungeduldigen) Leser sofort Aufmerksamkeit erheischen soll. Deshalb steht das Partizip direkt am Beginn der Geschichte.

Da Conrad ex post schreibt, handelt es sich hierbei mMn auch nicht um einen Perspektivfehler.

Zitat:
    statt war ich gerade damit beschäftigt: fütterte ich , (lass uns den Kampf gegen Hilfsverben und distanzierte Einsprengsel gemeinsam führen, lieber sinuhe     

(Unnötige) Hilfsverben mag ich überhaupt nicht. Und trotzdem verwende ich sie selbst. Ich streue Asche auf mein Haupt. Wobei das hier genutzte Verb zusammengesetzt ist: beschäftigt sein. Das Hilfszeitwort bildet somit einen zwingenden Bestandteil der Komposition.
Distanzierter Einsprengsel: kannte ich bisher gar nicht. Gefällt mir.

Zitat:
    blickte ist mir da viel zu schwach: vielleicht starrte (dann brauchst du die schreckgeweiteten Pupillen auch nicht, die den Satz unnötig aufblähen).    

Die Pupillen blähen den Satz auf? Da muss ich drüber nachdenken.

Zitat:
     Und: schnappende oder ringende. Beides zusammen klingt komisch, hast du vielleicht eins vergessen.   

Dummer Fehler meinerseits.
Ursprünglich stand dort: um Atem ringende bevor ich in nach Luft schnappende auswechselte.

Zitat:
     Ich find das mit dem erstarrenden Blut eigentlich ein schönes Bild. Würd ich unbedingt lassen. Wenn du sofort streichst, hast du nicht so das Problem mit der Zeit.   

So mache ich es. Guter Tipp!

Zitat:
    meine drittjüngste Schwester= überflüssig, das ist so eingestreute Autoreninfo, aber der Leser merkt das als solche. Du brauchsts auch gar nicht.    

Soll halt darauf hinweisen, dass Elisabeth (9) nicht die jüngste Schwester ist (bzw. logischerweise nicht sein kann), da die Mutter vor sechs Jahren bei der Geburt des letzten (= jüngsten) Kindes starb.

Zitat:
   daraufhin und leise = Füllsel     

okay

Zitat:
   schlossen Wetten ab ... = da würde ich mir mehr Betroffenheit wünschen, vor allem Gedanken des Protagonisten zu der Schwester, persönliche, individuelle Gedanken. Irgendwas, dass das Leid spürbar wird.     

Ich wollt’s eben lakonisch halten. Werde die Szene jedoch – wie bereits Micki versprochen – ausbauen und vertiefen.

Zitat:
    So abgeklärt haben die Leute damals mit Sicherheit nicht gedacht. Du
willst Infos geben, was ich richtg finde, damit man die Geschichte zeitlich noch genauer verorten kann als vorher und du willst den anderen Stellenwert der Vergewaltigung klar machen. Aber nicht so, die Familie sind doch keine Soziologen. Dass sie sich einStück weit gewöhnt haben, ok, das soll man ruhig spüren können. Aber es sollte durch die Brille des Jungen durch seine Sichtweise spürbar werden.    

Wie gesagt: der damalige Junge ist zum Zeitpunkt des Aufschreibens der Erlebnisse bereits erwachsen und formuliert deshalb natürlich nicht mehr wie ein Kind. Bzw. betrachtet die Geschehnisse seiner Jugend nunmehr aus der Brille eines 50-jährigen. Vermutlich klingt die Passage trotzdem zu abgehoben. Mal schau’n, ob – und wie – ich das anders hinbekomme.

Zitat:
   in den vergangenen Monaten = Füllsel, würd ich weglassen, ev, sogar noch mehr.     

D’accord.

Rainer, vielen lieben Dank für deine einfühlsame Interpretation des Textes!

Ich trage mich mit dem Gedanken, irgendwann mal einen historischen Roman zu Papier zu bringen. Bin hinsichtlich Epoche, Prota und Handlung bisher überhaupt nicht festgelegt. Deshalb übe ich mittels kleiner Geschichten, um das (für mich) passende Jahrhundert und den „richtigen“ Tonfall herauszufinden.

Lg sinuhe


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Micki
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Beitrag28.01.2013 10:29

von Micki
Antworten mit Zitat

Hallo sinuhe,

wie ich merke, hast du selber deine Geschichte ziemlich gut durchdacht und hast genaue Bilder im Kopf, aber die Tatsache, dass du mir so viel grundlegendes noch erklären musst - was sich durch lesen allein nicht aufklärte - zeigt zumindest mir, dass du noch etwas ausführlicher werden solltest. ich dachte nämlich das die beiden Schwestern, die du mir oben beschriebst, ein und dieselbe Person sind.
Ja, Namen sind wichtig zur Orientierung. Du musst mich als dies kennenlernen lassen, was du schon kennst. Die Umgebung, die familiären Begebenheiten. Das kenne ich ja alles noch nicht.

Klar musst du nicht gleich alles mit reinpacken. Dann würde es ja den bekanntlichen Rahmen wieder sprengen, aber den ein oder anderen agieren zu lassen, macht es einfach lebendiger. Du hast inklusive Vater neun Leute in einem Raum bzw. Haus. Mit ein, zwei kurzen Sätzen könntest du dieses Thema abhandeln und etwas mehr Atmosphäre schaffen. Auch musst du nicht gleich alle Handelnden Personen einführen. Das ist ja gar nicht notwendig.

Aber: Es kommt immer einer, der ist schlauer als du selber!

Es werden sich immer Leser finden, die sich daran stören werden, ob das Blut so schnell gefrieren wird, wie du es dir vorstellst, oder nicht.
Du schreibst reale Geschehnisse, wendest viel Mühe auf, um eine schöne Geschichte zu schreiben. Da ist Glaubwürdigkeit eben auch sehr wichtig und wird sehr stark bewertet werden.
Anstatt also das Blut gleich gefrieren zu lassen, was wohl ein ziemlich starken Eindruck auf den Leser machen wird, aber eben  nicht so glaubwürdig rüberkommen könnte, könnte es sich auf dem Boden im Schnee verteilen und ein bizarres Muster hineinzeichnen. Das wäre ebenfalls ein Kopfkino antreibendes Bild und realistischer.

Auch die Belletristik verdient es gut recherchiert geschrieben zu werden und nicht mit unhaltbaren Fakten, denn das Recht dir etwas auszumalen, wie es vielleicht sein könnte, sollte den Fantasyschreibern vorbehalten werden. (Ui, klingt das komisch)

Was ich dir damit sagen möchte: Du stehst hinter deiner Geschichte und wenn du etwas schreibst, was es so wahrscheinlich gar nicht oder nur sehr unwahrscheinlich geben kann, fällt es negativ auf dich zurück, denn hier greift wieder die Regel, dass man wirklich nur das schreiben soll, was man auch wirklich kennt.   wink

Wenn sie auf einem Einödhof wohnen, in Baden-Würtemberg im Jahre soundso, dann finde ich das sehr wichtige Infos, die du vielleicht gleich als allererstes aufzeigen solltest.  


Baden-Würtemberg, Heuberg, Winter 1943

Die genaue Jahreszahl geht aus der 43 nicht genau hervor. Achtzehntes Jahrhundert, oder Neunzehntes.

Das sind alles Dinge, mit denen du uns füttern musst. Du führst uns dadurch und wir wissen noch lang nicht alles, was du weißt.

Du siehst, ich halte mich schon sehr mit deinem ersten Teil auf, aber das ist auch wichtig für ein solides Grundgerüst. Das erste Kapitel, der erste Absatz, dass ist das, was mich entweder in deine Geschichte zieht oder mich abwenden lässt. Gerade deshalb musst sie stehen wie eine eins.   smile


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sinuhe
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Beitrag28.01.2013 12:15

von sinuhe
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Hallo Micki,

du hast dir den ersten Absatz der Geschichte erneut angeschaut und weitere Gedanken dazu angestellt. Darauf antworte ich dir gerne.

Zitat:
     wie ich merke, hast du selber deine Geschichte ziemlich gut durchdacht und hast genaue Bilder im Kopf, aber die Tatsache, dass du mir so viel grundlegendes noch erklären musst - was sich durch lesen allein nicht aufklärte - zeigt zumindest mir, dass du noch etwas ausführlicher werden solltest. ich dachte nämlich das die beiden Schwestern, die du mir oben beschriebst, ein und dieselbe Person sind.   

Elisabeth werde ich bei der Überarbeitung sofort im ersten Satz erwähnen. Sodass klar wird, dass sie und Grete zwei verschiedene Personen sind.

Gut durchdacht: Na ja; ich habe vor einigen Wochen den Heuberg von unten gesehen und die Geschichte spontan dort beginnen lassen. Ich bin kein Experte des 30-jährigen Kriegs. Ich experimentiere momentan einfach mit den Jahrhunderten und der adäquaten Sprachmelodie, bevor ich mich auf die Epoche und ein konkretes Setting festlegen werde.

Zitat:
    Ja, Namen sind wichtig zur Orientierung. Du musst mich als dies kennenlernen lassen, was du schon kennst. Die Umgebung, die familiären Begebenheiten. Das kenne ich ja alles noch nicht.    

Werde die Anfangspassage erweitern und vertiefen. Stelle die neue Version dann wiederum im DSFo ein.

Zitat:
    Anstatt also das Blut gleich gefrieren zu lassen, was wohl ein ziemlich starken Eindruck auf den Leser machen wird, aber eben nicht so glaubwürdig rüberkommen könnte, könnte es sich auf dem Boden im Schnee verteilen und ein bizarres Muster hineinzeichnen. Das wäre ebenfalls ein Kopfkino antreibendes Bild und realistischer.    

Wäre eine mögliche Alternative.
Um 100% sicherzugehen, wie sich Blut bei Minusgraden verhält, müsste ich vermutlich einen Test an meinem eigenen Körper anstellen. Nachher läuft es doch – ohne zu gefrieren – flüssig aus, und ich liege am Ende des Experiments tot auf der Schneedecke.
 Sad

Zitat:
     Auch die Belletristik verdient es gut recherchiert geschrieben zu werden und nicht mit unhaltbaren Fakten, denn das Recht dir etwas auszumalen, wie es vielleicht sein könnte, sollte den Fantasyschreibern vorbehalten werden. (Ui, klingt das komisch)
… denn hier greift wieder die Regel, dass man wirklich nur das schreiben soll, was man auch wirklich kennt.  
  

Das ist ein interessanter Punkt, den man ausführlich in einem OT-Thread diskutieren könnte.

M.E. tut zu viel Vorab-Recherche einem belletristischen Text nicht gut, weil man dann Gefahr läuft, ein Sachbuch zu schreiben. Da Manuskripte im Nachhinein Korrektur gelesen werden, kann man die Hinweise der Kommentatoren dann immer noch einbauen. Ob die Entfernung vom Heuberg bis Tuttlingen tatsächlich 40 Meilen beträgt (welche Meile? Da gab es unterschiedliche)? Keine Ahnung. Ob ein pensionierter Landsknecht mit einer Garotte tötet? Nie drüber nachgedacht. Packt man mit den Fingern in einen Brustkorb hinein und fischt eine Kugel heraus (bei der man zudem erkennt, dass die aus einer frz. Muskete stammt)? Zumindest anzweifelbar. Es handelt sich eben um Fiktion.

Das soll jetzt nicht die gründliche Recherche in Zweifel stellen. Die ist sicherlich notwendig. Allerdings stärker bei einem Buchprojekt als bei einer Fingerübung in einer Schreibwerkstatt.  

Zitat:
    Wenn sie auf einem Einödhof wohnen, in Baden-Würtemberg im Jahre soundso, dann finde ich das sehr wichtige Infos, die du vielleicht gleich als allererstes aufzeigen solltest.

Baden-Würtemberg, Heuberg, Winter 1943

Die genaue Jahreszahl geht aus der 43 nicht genau hervor. Achtzehntes Jahrhundert, oder Neunzehntes.    

Ganz interessant, dass du zuerst auf 1943 (also 20-stes Jhrd.) zielst.
In dem natürlich keine Kaiserlichen oder Landsknechte durch (Baden-) Württemberg zogen.

Die Technik, eine erklärende Headline voranzustellen, kenne ich aus Hollywoodfilmen:
L.A., östlicher Stadtrand, 14ter Oktober, 8.43 p.m., leichter Regen.
Verwende ich selber gerne bei zeitgenössischen Stories. Bei historischen Geschichten ist mir dieses Stilmittel bisher fremd.

43 habe ich natürlich in der Kurzform gewählt, um neugierig zu machen. Zudem hatte ich mir in meiner Fantasie einen Buchdeckel mit Klappentext vorgestellt, in dem der Hintergrund des 30-jährigen Kriegs kurz dargestellt ist. Niemand würde einen Roman einzig wg. des Titels auswählen.

Zitat:
     Das erste Kapitel, der erste Absatz, dass ist das, was mich entweder in deine Geschichte zieht oder mich abwenden lässt. Gerade deshalb musst sie stehen wie eine eins.    

Klar. Die Forderung nach dem plakativen/ attraktiven ersten Satz.


Micki, nochmals vielen Dank für deine Anmerkungen! Werde versuchen, die bei der Überarbeitung der Geschichte einfließen zu lassen.

Lg sinuhe


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sinuhe
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Beitrag31.01.2013 19:19

von sinuhe
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Version vom 31. Jan.

Winter 43 im Südwesten

Als Elisabeth an diesem bitterkalten Novembermorgen leichenblass auf der Schwelle unseres Hauses wimmerte, verfütterte ich gerade schimmlige Brotrinden an die fünf Schweine im Stall unseres abgelegenen Hofes hoch oben auf dem Plateau des Heubergs. Vom gellenden Schrei Gretes aufgescheucht, lief Vater von der Feuerstelle herbei und starrte fassungslos auf unsere nach Atem ringende Schwester. Auf seiner Stirn bildete sich eine steile Falte, und die Adern an den Schläfen traten violett hervor. Elisabeths Kleid baumelte zerrissen an ihren Schultern und aus den Mundwinkeln liefen zwei feine Blutfäden herunter, die von ihren kalkweißen Wangen auf den Boden tropften, wo sie allmählich zu rotem Eis gefroren. Vater hob die Kleine sanft empor, flüsterte ihr beruhigende Worte ins Ohr, schaukelte sie zärtlich in seinen Armen und trug sie zu ihrem Bett. Dort wartete er, bis unser Nesthäkchen eingeschlafen war, setzte sich alleine an den Küchentisch, bat mich, ihm den Branntwein zu bringen und leerte den Krug in einem Zug. Dann rülpste er, wischte sich mit dem Handrücken die Tropfen von den Lippen und presste sein Kinn in die aufgestützten Hände. Ansonsten blieb er stumm, während er mit glasigen Augen an die mit Raureif behangene Wand glotzte. Grete schluchzte, indessen der noch kurze Hosen tragende Georg mit seinen winzigen Fäusten zornig gegen den Türpfosten trommelte. Lukas schimpfte, dass die Musketiere mittlerweile nicht einmal mehr vor der Schändung kleiner Mädchen zurückschreckten. Ursula machte sich derweil heftige Vorwürfe, weil sie ihre jüngere Schwester für zwei Stunden unbeobachtet am Waldrand zurückgelassen hatte. Franz, der Kräftigste von uns neun Kindern, schwor, sämtlichen Pikenieren, derer er habhaft werden konnte, eigenhändig die Kehle zuzudrücken. Ich zog es vor zu schweigen und beobachtete gespannt jede Regung unseres Vaters, der nach wie vor mit verschwommenem Blick teilnahmslos vor sich hin brütete. Heimlich wettete ich mit Melchior um einen Silberpfennig, was in Kürze geschehen würde. Denn irgendetwas passierte gleich. Das war so sicher wie das Amen in der Kirche.

An und für sich stellten Übergriffe auf Frauen in unserer Gegend nichts Außergewöhnliches dar. Der Krieg tobte seit Jahren zwischen Karlsruhe im Westen und Ulm im Osten. Mal kreuzten die Kaiserlichen plündernd von Bayern her kommend durch Württemberg, um nach ihrem Verschwinden umgehend von den Schweden abgelöst zu werden, die von Norden in das Land einfielen. Kaum waren die dunkelblau gekleideten Heuschrecken vorübergezogen, tauchten die Franzosen am linken Rheinufer auf, überquerten den Fluss und brandschatzten unser schönes Herzogtum in monotoner Regelmäßigkeit. Morden, Brennen, Rauben und Verwüsten hatten sich zu einer dumpfen Routine entwickelt, die wir als gottgewollt hinnahmen. Die Notzucht bildete zwar eine unschöne Begleiterscheinung der Raubzüge, ließ sich allerdings mit der monatelangen Enthaltsamkeit der Landsknechte und ihrer gleichzeitigen Sorge vor der spanischen Erkrankung der Marketenderinnen erklären. Eigentlich würde sich niemand aus unserer Familie über die Vergewaltigung großartig aufgeregt haben, wenn Elisabeth nicht gerade erst vor wenigen Wochen ihren neunten Geburtstag gefeiert hätte. Der niederträchtige Übergriff auf meine kleine Schwester bedeutete den Funken, der die Lunte an die bisher mühsam im Zaum gehaltene Wut unseres Vaters legte.

»Conrad, hilf mir hoch, denn ich bin betrunken!«, rief der mir plötzlich zu, während er bedrohlich auf seinem Stuhl hin- und herschwankte, und mich jäh aus meinen Überlegungen riss. »Dann bring mir die Muskete, denn ich werde heute und morgen viele Soldaten ins Jenseits befördern.«
»Ich will mitkommen«, antwortete ich, ohne großartig darüber nachzudenken, welch folgenreichen Vorschlag ich Vater gerade unterbreitete.
»Du hast bisher außer ein paar Ferkeln und altersschwachen Hühnern niemanden umgebracht«, gab er mit schwerer Zunge zu bedenken. »Vielleicht wird es aber Zeit, dass du das Menschentöten lernst. Als ich in deinem Alter war, hatte ich schon zwei Dutzend Schweden auf dem Gewissen.«
Obwohl ich mich darüber freute, dass ich Vater zum ersten Mal auf einem seiner Ausflüge begleiten durfte, verspürte ich im selben Moment doch einen gewissen Groll gegen ihn, weil er mich zwang, meine Jugendjahre nutzlos auf einem einsamen Bauernhof im Oberschwäbischen zu vergeuden. Sechs Jahre zuvor hatte er unserer Mutter, die damals mit tödlichem Fieber im Wochenbett lag, auf die Bibel schwören müssen, dass keiner der Söhne das Kriegshandwerk studieren durfte. Kurz danach wurde sie vor das Angesicht ihres Schöpfers befohlen, und wir blieben als Halbwaisen auf dem Hochplateau zurück. Obwohl Vater den Eid entgegen seiner inneren Überzeugung leistete, hielt er sich bisher an das bedeutungsvolle Versprechen. Zum einen, weil er seine Frau trotz viel Zanks und Streit von ganzem Herzen geliebt hatte und zum anderen, um sich eventuelle Dämonenbesuche der Verstorbenen vom Leibe zu halten. Denn als gelernter Söldner war Vater überaus abergläubisch, und es gruselte ihn gewaltig vor Hexen und Gespenstern. Da ihm seine Furcht vor dem Übernatürlichen jedoch äußerst peinlich war, redete er in nüchternem Zustand nie darüber, sondern erzählte davon nur, wenn er getrunken hatte.

»Geh in die Scheune und hole alle Geräte, die wir zum Morden gebrauchen können!«
»Auch Mistgabeln und Dreschflegel?«
»Nein, denn die taugen wenig im Kampf Soldat gegen Soldat, sondern sind allenfalls für Wirtshausprügeleien geeignet. Aber die Metallschlingen, die ich im Schrank aufbewahre, müssen wir unbedingt mitnehmen.«
»Wozu denn das?«
»Die dienen uns als Garotte.«

Nachdem Vater sich eine Viertelstunde lang nackt im Schnee gewälzt hatte und wie ein türkischer Derwisch von einem auf das andere Bein gehüpft war, um den Schnaps aus seinen Knochen zu vertreiben, zog er ein sauberes Hemd an, ließ zwei Schenkmaß Bier die Kehle runterrinnen und umarmte der Reihe nach alle sieben Kinder, die ohne uns auf dem Bauernhof zurückblieben. Der bewusstlosen Elisabeth streichelte er sanft übers Haar. Daraufhin ermahnte er die beiden Ältesten Matthias und Ursula, in der Zeit seiner Abwesenheit gut auf die Kleineren aufzupassen, drehte sich um und verließ fröhlich pfeifend das Haus. Ich zögerte einen kurzen Moment, denn er hatte mich nicht aufgefordert, ihn zu begleiten. Spontan entschloss ich mich dafür, ihm dennoch zu folgen und heftete mich an seine Fersen. Kurz vor dem steilen Weg, der sich von unserer Hochebene herunter ins Tal schlängelte, holte ich ihn ein.
»Warum hast du nicht gefragt, ob ich mich dir anschließen will?«
»Weil ich deiner Mutter versprochen habe, dass ihr gut behütet auf dem weltabgeschiedenen Hof aufwachsen werdet.«
»Brichst du jetzt dein Gelübde, wenn ich dir trotzdem folge?«
»Nein, denn du tust es aus freien Stücken. Man könnte nahezu behaupten, dass du mir gegen meinen ausdrücklichen Wunsch hinterherläufst. Dagegen kann ich nichts tun, weil ich nicht immerfort neun Kinder gleichzeitig im Auge behalten kann. Das müsste auch deiner Mutter einleuchten; wenngleich sie oft eine abweichende Auffassung zu meiner vertrat und gerne mit mir schimpfte; sodass ich es mir zum Schluss abgewöhnt hatte, ihr zu widersprechen. Zudem könnte es sein, dass sie – Gott hab sie selig – in den vergangenen Jahren ihre Meinung geändert hat und mittlerweile froh darüber wäre, wenn einer ihrer Söhne einem ehrbaren Beruf nachgeht. Denn das Söldnerwesen ist dem Bauerntum sicher überlegen. Als Soldat trägst du gefütterte Schuhe mit dicken Sohlen, während du als Landmann häufig barfuß laufen musst und den Schmutz zwischen den Zehen nie mehr los wirst.«
Obwohl Vaters Argumentation etwas hölzern auf mich wirkte, kamen mir seine Worte sehr gelegen, und ich beschleunigte frohen Herzens meine Schritte.

Der Winter war in diesem Jahr sehr früh bei uns im Südwesten eingebrochen. Bereits im Oktober hatte der erste Schneefall eingesetzt und Schwarzwald und Schwäbische Alb mit einer dicken weißen Decke überzogen. Die Äste der Tannen links und rechts des Pfads bogen sich unter der Last der bleichen Pracht. Die Temperaturen sanken stetig weiter und ließen Menschen und Tiere vor Kälte schlottern. Die Landleute, die ansonsten lautstark über die Minusgrade klagten, hielten sich im Winter 43 mit der Jammerei zurück, weil der strenge Frost die Soldaten zum häufigen Aufenthalt an den Lagerfeuern zwang und ihnen deshalb nur wenig Gelegenheit bot, das Vieh zu stehlen und die Felder zu zerstören. Vater knurrte, während er auf einer Eisplatte der Länge nach hinfiel, dass er noch nie einen Bauern gekannt habe, der mit dem Wetter zufrieden gewesen wäre. Einmal sei es ihnen zu heiß, dann wieder zu kalt, es regnete zu viel oder zu wenig, und nicht einmal Gott könne es ihnen allen recht machen. Allerdings wolle er auf keinen Fall für einen Zweifler an der Allmacht des Herrn angesehen werden.

»Wohin marschieren wir?«
»Richtung Tuttlingen.«
»Das liegt vierzig Meilen von hier entfernt.«
»Wenn wir zügig wandern, werden wir die Stadt in drei Tagen erreichen.«
»Was suchen wir dort?«
»Das Heer der Franzosen. Die campieren außerhalb auf einer kleinen Anhöhe.«
»Woher weißt du das?
»Ich werde ab und an von den Kundschaftern, die im Auftrag des Herzogs Karl unterwegs sind, informiert.«
»Sind das die Bettler, die vermummt an unsere Tür klopfen?«
»Mag sein.«

An Vaters Miene erkannte ich, dass er nicht beabsichtigte, mir mehr als nur das absolut Notwendige über seine dunkle Vergangenheit zu verraten. Obwohl ich neugierig war, drang ich nicht weiter in ihn, sondern stapfte schweigend neben ihm her durch den frostklirrenden Wald. Spätestens im Lager der Kaiserlichen, wenn er abends mit den Landsknechten zechte, würde sich seine Zunge lockern, und er mir alles, was ich von ihm wissen wollte, ausplaudern. Wie alle geübten Säufer trank er tagsüber in Maßen, um abends alle Vorsicht über Bord zu werfen und sich komplett volllaufen zu lassen. Wenn er morgens mit großem Katzenjammer und heftig schmerzendem Schädel erwachte, schimpfte er zum Gotterbarmen und tunkte seinen Kopf minutenlang in einen Bottich mit eiskaltem Wasser, bevor er gierig das erste Bier in sich hineinschüttete und im Anschluss hinüber in den Stall wankte, um dort unsere drei Kühe und fünf Schweine zu füttern, die er jedes Mal mit saftigen Flüchen begrüßte. Wir Kinder hatten uns an seine ungewöhnliche Lebensführung gewöhnt und versuchten, das Beste für uns dabei herauszuschlagen. Spätestens um zehn Uhr abends lag Vater berauscht in seinem Bett, und wir konnten tun und lassen, wonach uns der Sinn stand.  

Als wir nach vier Stunden unten im engen Tal der Donau anlangten, erblickten wir rauchende Hütten und Ställe, die wie angesengte Perlen entlang des Flussufers aufgereiht waren. Vor uns lagen zwei Ackersleute auf dem gefrorenen Boden, denen man erst vor kurzem den Garaus gemacht hatte, denn ihre Gesichter wirkten noch frisch und gut durchblutet. Vater ging in die Knie und untersuchte die beiden Körper. Er griff mit spitzen Fingern in die blutige Wunde der einen Leiche hinein und beförderte ein bronzefarbenes Metallstück nach draußen. Das säuberte er sorgfältig mit einem Zipfel seines Hemds, drehte es einige Male hin und her und meinte schließlich vergnügt: »Das sind französische Kugeln, die in ihrer Brust stecken. Wir befinden uns auf dem richtigen Weg.«

Plötzlich tauchte ein hellblau gekleideter Reiter hinter uns auf, der sich lautlos an uns herangepirscht hatte und richtete eine Pistole an meinen Kopf.
»Wer seid ihr?«, fragte er mit starkem Akzent.
»Dumme Bauern aus dem Oberland. Ihr braucht keine Angst vor uns zu haben«, sprach Vater beruhigend auf den Kavalleristen ein. Bevor der Kerl die Zeit fand, sich eine passende Antwort zu überlegen, schnellte mein Erzeuger wie eine afrikanische Raubkatze nach vorne, riss den Franzosen vom Pferd und drückte ihm mit der Metallschlaufe den Hals zu. Der hochgewachsene Mann röchelte, lief blau an und sackte schließlich leblos in sich zusammen. Mit offenem Mund starrte ich Vater an, denn diese katzenartige Behändigkeit hätte ich ihm aufgrund seines fortgeschrittenen Alters nicht zugetraut.
»Conrad, glotz nicht so blöde und halte keinen Maulaffen feil!«
» W-was w-w-war das??«, stotterte ich.
»Jetzt hast du gesehen, was man mit einer Garrotte anstellen kann. Mit ein bisschen Übung wirst auch du das schaffen. Und nun hilf mir, den Dragoner zu untersuchen. Ich hoffe, dass er Geld und Schnaps mit sich führt, denn ich habe großen Durst.«

Fortsetzung folgt


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Beitrag01.02.2013 14:22

von madrilena
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Hallo Sinuhe - habe mir Deinen Text etwas gründlicher angeschaut, aber eigentlich nur Kleinigkeiten gefunden. Alles in allem finde ich ihn gut, obgleich mir die Sprache sehr gewählt scheint, mit denen Vater und Sohn sich unterhalten. Irgendwie müsste die Sprache derber sein, die Sätze nicht so formvollendet, sowohl vom oft betrunkenen Vater als auch vom viel zu jungen Sohn. Ist aber nur meine Meinung. Ansonsten bin ich gespannt, wie es weitergeht.
LG madrilena

Winter 43 im Südwesten

Als Elisabeth an diesem bitterkalten Novembermorgen leichenblass auf der Schwelle unseres Hauses wimmerte, verfütterte ich gerade schimmlige Brotrinden an die fünf Schweine im Stall unseres abgelegenen Hofes hoch oben auf dem Plateau des Heubergs. Vom gellenden Schrei Gretes aufgescheucht, lief Vater von der Feuerstelle herbei und starrte fassungslos auf unsere nach Atem ringende Schwester. Auf seiner Stirn bildete sich eine steile Falte, und die Adern an den Schläfen traten violett hervor. Elisabeths Kleid baumelte zerrissen an ihren Schultern und aus den Mundwinkeln liefen zwei feine Blutfäden herunter, die von ihren kalkweißen Wangen auf den Boden tropften, wo sie allmählich zu rotem Eis gefroren. Vater hob die Kleine sanft empor, flüsterte ihr beruhigende Worte ins Ohr, schaukelte sie zärtlich in seinen Armen und trug sie zu ihrem Bett. Dort wartete er, bis unser Nesthäkchen eingeschlafen war, setzte sich alleine an den Küchentisch, bat mich, ihm den Branntwein zu bringen und leerte den Krug in einem Zug. Dann rülpste er, wischte sich mit dem Handrücken die Tropfen von den Lippen und presste sein Kinn in die aufgestützten Hände. Ansonsten blieb er stumm, während er mit glasigen Augen an die mit Raureif behangene Wand glotzte. Grete schluchzte, indessen der noch kurze Hosen tragende Georg mit seinen winzigen Fäusten zornig gegen den Türpfosten trommelte.
Lukas schimpfte, dass die Musketiere mittlerweile nicht einmal mehr vor der Schändung kleiner Mädchen zurückschreckten. Ursula machte sich derweil heftige Vorwürfe, weil sie ihre jüngere Schwester für zwei Stunden unbeobachtet am Waldrand zurückgelassen hatte. Franz, der Kräftigste von uns neun Kindern, schwor, sämtlichen Pikenieren, derer er habhaft werden konnte, eigenhändig die Kehle zuzudrücken.
Ich zog es vor zu schweigen und beobachtete gespannt jede Regung unseres Vaters, der nach wie vor mit verschwommenem Blick teilnahmslos vor sich hin brütete. Heimlich wettete ich mit Melchior um einen Silberpfennig, was in Kürze geschehen würde. (Weiß er das dann schon? Der nächste Satz widerspricht dem letzten) Denn irgendetwas passierte gleich. Das war so sicher wie das Amen in der Kirche.

An und für sich stellten Übergriffe auf Frauen in unserer Gegend nichts Außergewöhnliches dar. (an und für sich waren Übergriffe....  das andere klingt mir zu geschraubt) Der Krieg tobte seit Jahren zwischen Karlsruhe im Westen und Ulm im Osten. Mal kreuzten die Kaiserlichen plündernd von Bayern her kommend durch Württemberg, um nach ihrem Verschwinden umgehend von den Schweden abgelöst zu werden, die von Norden in das Land einfielen. Kaum waren die dunkelblau gekleideten Heuschrecken vorübergezogen, tauchten die Franzosen am linken Rheinufer auf, überquerten den Fluss und brandschatzten unser schönes Herzogtum in monotoner Regelmäßigkeit. Morden, Brennen, Rauben und Verwüsten hatten sich zu einer dumpfen Routine entwickelt, die wir als gottgewollt hinnahmen. Die Notzucht bildete zwar eine unschöne Begleiterscheinung der Raubzüge, ließ sich allerdings mit der monatelangen Enthaltsamkeit der Landsknechte und ihrer gleichzeitigen Sorge vor der spanischen Erkrankung der Marketenderinnen erklären. (Na, das finde ich aber eine seltsame Feststellung, „unschöne Begleiterscheinung“ und dann entschuldigt durch die monatelange Enthaltsamkeit der Landsknechte!!!) Eigentlich würde sich niemand aus unserer Familie über die Vergewaltigung großartig aufgeregt haben, wenn Elisabeth nicht gerade erst vor wenigen Wochen ihren neunten Geburtstag gefeiert hätte. Der niederträchtige Übergriff auf meine kleine Schwester bedeutete den Funken, der die Lunte an die bisher mühsam im Zaum gehaltene Wut unseres Vaters legte.

»Conrad, hilf mir hoch, denn ich bin betrunken!«, rief der mir plötzlich zu, während er bedrohlich auf seinem Stuhl hin- und herschwankte,(hin und her schwankte) und mich jäh aus meinen Überlegungen riss. »Dann bring mir die Muskete, denn ich werde heute und morgen viele Soldaten ins Jenseits befördern.«
»Ich will mitkommen«, antwortete ich, ohne großartig darüber nachzudenken, welch folgenreichen Vorschlag ich Vater gerade unterbreitete.
»Du hast bisher außer ein paar Ferkeln und altersschwachen Hühnern niemanden umgebracht«, gab er mit schwerer Zunge zu bedenken. »Vielleicht wird es aber Zeit, dass du das Menschentöten lernst. Als ich in deinem Alter war, hatte ich schon zwei Dutzend Schweden auf dem Gewissen.«
Obwohl ich mich darüber freute, dass ich Vater zum ersten Mal auf einem seiner Ausflüge begleiten durfte, verspürte ich im selben Moment doch einen gewissen Groll gegen ihn, weil er mich zwang, meine Jugendjahre nutzlos auf einem einsamen Bauernhof im Oberschwäbischen zu vergeuden. Sechs Jahre zuvor hatte er unserer Mutter, die damals mit tödlichem Fieber im Wochenbett lag, auf die Bibel schwören müssen, dass keiner der Söhne das Kriegshandwerk studieren durfte. Kurz danach wurde sie vor das Angesicht ihres Schöpfers befohlen, und wir blieben als Halbwaisen auf dem Hochplateau zurück. Obwohl Vater den Eid entgegen seiner inneren Überzeugung leistete, (geleistet hatte) hielt er sich bisher an das bedeutungsvolle Versprechen. Zum einen, weil er seine Frau trotz viel (vielen) Zanks und Streit (Streitens oder Streitigkeiten) von ganzem Herzen geliebt hatte und zum anderen, um sich eventuelle Dämonenbesuche der Verstorbenen vom Leibe zu halten. Denn als gelernter Söldner war Vater überaus abergläubisch, und es gruselte ihn gewaltig vor Hexen und Gespenstern. Da ihm seine Furcht vor dem Übernatürlichen jedoch äußerst peinlich war, redete er in nüchternem Zustand nie darüber, sondern erzählte davon nur, wenn er getrunken hatte.

»Geh in die Scheune und hole alle Geräte, die wir zum Morden gebrauchen können!«
»Auch Mistgabeln und Dreschflegel?«
»Nein, denn die taugen wenig im Kampf Soldat gegen Soldat, sondern sind allenfalls für Wirtshausprügeleien geeignet. Aber die Metallschlingen, die ich im Schrank aufbewahre, müssen wir unbedingt mitnehmen.«
»Wozu denn das?«
»Die dienen uns als Garotte.«

Nachdem Vater sich eine Viertelstunde lang nackt im Schnee gewälzt hatte und wie ein türkischer Derwisch von einem auf das andere Bein ge- hüpft war, um den Schnaps aus seinen Knochen zu vertreiben, zog er ein sauberes Hemd an, ließ zwei Schenkmaß Bier die Kehle runterrinnen und umarmte der Reihe nach alle sieben Kinder, die ohne uns auf dem Bauernhof zurückblieben. Der bewusstlosen (zuvor hieß es, sie sei eingeschlafen, jetzt ist sie bewusstlos?) Elisabeth streichelte er sanft übers Haar. Daraufhin (Dann oder danach oder bevor er ging . „Daraufhin“ würde mit dem über den Kopf streicheln in Verbindung stehen.)  ermahnte er die beiden Ältesten Matthias und Ursula, in der Zeit seiner Abwesenheit gut auf die Kleineren aufzupassen, drehte sich um und verließ fröhlich pfeifend das Haus. Ich zögerte einen kurzen Moment, denn er hatte mich nicht aufgefordert, ihn zu begleiten. Spontan entschloss ich mich dafür, (das „dafür“ kann weg) ihm dennoch zu folgen und heftete mich an seine Fersen. Kurz vor dem steilen Weg, der sich von unserer Hochebene herunter (hinunter) ins Tal schlängelte, holte ich ihn ein.
»Warum hast du nicht gefragt, ob ich mich dir anschließen will?«
»Weil ich deiner Mutter versprochen habe, dass ihr gut behütet auf dem weltabgeschiedenen Hof aufwachsen werdet.«
»Brichst du jetzt dein Gelübde, wenn ich dir trotzdem folge?«
»Nein, denn du tust es aus freien Stücken. Man könnte nahezu behaupten, dass du mir gegen meinen ausdrücklichen Wunsch hinterherläufst. Dagegen kann ich nichts tun, weil ich nicht immerfort neun Kinder gleichzeitig im Auge behalten kann. Das müsste auch deiner Mutter einleuchten; wenngleich sie oft eine abweichende Auffassung zu meiner vertrat und gerne mit mir schimpfte; (stattdessen ein Koma) sodass ich es mir zum Schluss abgewöhnt hatte, ihr zu widersprechen. Zudem könnte es sein, dass sie – Gott hab sie selig – in den vergangenen Jahren ihre Meinung geändert hat und mittlerweile froh darüber wäre, wenn einer ihrer Söhne einem ehrbaren Beruf nachgeht. („darüber froh wäre“  verlangt nach „Beruf nachginge“) Denn das Söldnerwesen ist dem Bauerntum sicher überlegen. Als Soldat trägst du gefütterte Schuhe mit dicken Sohlen, während du als Landmann häufig barfuß laufen musst und den Schmutz zwischen den Zehen nie mehr los wirst.«
Obwohl Vaters Argumentation etwas hölzern auf mich wirkte, kamen mir seine Worte sehr gelegen, und ich beschleunigte frohen Herzens meine Schritte.

Der Winter war in diesem Jahr sehr früh bei uns im Südwesten eingebrochen. Bereits im Oktober hatte der erste Schneefall eingesetzt und Schwarzwald und Schwäbische Alb mit einer dicken weißen Decke überzogen. Die Äste der Tannen links und rechts des Pfads bogen sich unter der Last der bleichen Pracht. („bleichen Pracht“ gefällt mir gut) Die Temperaturen sanken stetig weiter und ließen Menschen und Tiere vor Kälte schlottern. Die Landleute, die ansonsten lautstark über die Minusgrade klagten, hielten sich im Winter 43 mit der Jammerei zurück, weil der strenge Frost die Soldaten zum häufigen Aufenthalt an den Lagerfeuern zwang und ihnen deshalb nur wenig Gelegenheit bot, das Vieh zu stehlen und die Felder zu zerstören. Vater knurrte, während er auf einer Eisplatte der Länge nach hinfiel, dass er noch nie einen Bauern gekannt habe, der mit dem Wetter zufrieden gewesen wäre. Einmal sei es ihnen zu heiß, dann wieder zu kalt, es regnete zu viel oder zu wenig, und nicht einmal Gott könne es ihnen allen recht machen. Allerdings wolle er auf keinen Fall für einen Zweifler an der Allmacht des Herrn angesehen werden.

»Wohin marschieren wir?«
»Richtung Tuttlingen.«
»Das liegt vierzig Meilen von hier entfernt.«
»Wenn wir zügig wandern, werden wir die Stadt in drei Tagen erreichen.«
»Was suchen wir dort?«
»Das Heer der Franzosen. Die campieren außerhalb auf einer kleinen Anhöhe.«
»Woher weißt du das?
»Ich werde ab und an von den Kundschaftern, die im Auftrag des Herzogs Karl unterwegs sind, informiert.« (Auftrag des Herzogs Karl unterwegs sind, informiert.“ Der spricht aber als Bauer sehr gewählt! Auftrag von ...)
»Sind das die Bettler, die vermummt an unsere Tür klopfen?«
»Mag sein.«

An Vaters Miene erkannte ich, dass er nicht beabsichtigte, mir mehr als nur das absolut Notwendige über seine dunkle Vergangenheit zu verraten. Obwohl ich neugierig war, drang ich nicht weiter in ihn, sondern stapfte schweigend neben ihm her durch den frostklirrenden Wald. Spätestens im Lager der Kaiserlichen, wenn er abends mit den Landsknechten zechte, würde sich seine Zunge lockern, und er mir alles, was ich von ihm wissen wollte, ausplaudern.(„ausplaudern“ scheint mir krampfhaft nach einem anderen Wort für „erzählen“ gesucht) Wie alle geübten Säufer trank er tagsüber in Maßen, um abends alle Vorsicht über Bord zu werfen und sich komplett volllaufen zu lassen. Wenn er morgens mit großem Katzenjammer und heftig schmerzendem Schädel erwachte, schimpfte er zum Gotterbarmen und tunkte seinen Kopf minutenlang in einen Bottich mit eiskaltem Wasser, bevor er gierig das erste Bier in sich hineinschüttete und im Anschluss hinüber in den Stall wankte, um dort unsere drei Kühe und fünf Schweine zu füttern, die er jedes Mal mit saftigen Flüchen begrüßte. Wir Kinder hatten uns an seine ungewöhnliche Lebensführung gewöhnt und versuchten, das Beste für uns dabei herauszuschlagen. Spätestens um zehn Uhr abends lag Vater berauscht in seinem Bett, und wir konnten tun und lassen, wonach uns der Sinn stand. (klingt zu hölzern "was wir wollten")

Als wir nach vier Stunden unten im engen Tal der Donau anlangten, erblickten wir rauchende Hütten und Ställe, die wie angesengte Perlen entlang des Flussufers aufgereiht waren. Vor uns lagen zwei Ackersleute auf dem gefrorenen Boden, denen man erst vor kurzem den Garaus gemacht hatte, denn ihre Gesichter wirkten noch frisch und gut durchblutet. Vater ging in die Knie und untersuchte die beiden Körper. Er griff mit spitzen Fingern in die blutige Wunde der einen Leiche hinein und beförderte ein bronzefarbenes Metallstück nach draußen. Das säuberte er sorgfältig mit einem Zipfel seines Hemds, drehte es einige Male hin und her und meinte schließlich vergnügt: »Das sind französische Kugeln, die in ihrer Brust stecken. Wir befinden uns auf dem richtigen Weg.«

Plötzlich tauchte ein hellblau gekleideter Reiter hinter uns auf, der sich lautlos an uns herangepirscht hatte und richtete eine Pistole an meinen Kopf.
»Wer seid ihr?«, fragte er mit starkem Akzent.
»Dumme Bauern aus dem Oberland. Ihr braucht keine Angst vor uns zu haben«, sprach Vater beruhigend auf den Kavalleristen ein. Bevor der Kerl die Zeit fand, sich eine passende Antwort zu überlegen, schnellte mein Erzeuger wie eine afrikanische Raubkatze nach vorne, riss den Franzosen vom Pferd und drückte ihm mit der Metallschlaufe den Hals zu. Der hochgewachsene Mann röchelte, lief blau an und sackte schließlich leblos in sich zusammen. Mit offenem Mund starrte ich Vater an, denn diese katzenartige Behändigkeit hätte ich ihm aufgrund seines fortgeschrittenen Alters nicht zugetraut.
»Conrad, glotz nicht so blöde und halte keinen Maulaffen feil!«
» W-was w-w-war das??«, stotterte ich.
»Jetzt hast du gesehen, was man mit einer Garrotte anstellen kann. Mit ein bisschen Übung wirst auch du das schaffen. Und nun hilf mir, den Dragoner zu untersuchen. Ich hoffe, dass er Geld und Schnaps mit sich führt, denn ich habe großen Durst.


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sinuhe
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Beiträge: 68
Wohnort: Rheinland


Beitrag01.02.2013 19:04

von sinuhe
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Hallo Madrilena,

du hast dir den Winter 43 durchgelesen. Das freut mich.

Zitat:
   … obgleich mir die Sprache sehr gewählt scheint, mit denen Vater und Sohn sich unterhalten. Irgendwie müsste die Sprache derber sein, die Sätze nicht so formvollendet, sowohl vom oft betrunkenen Vater als auch vom viel zu jungen Sohn.

Der spricht aber als Bauer sehr gewählt!
    

Bei historischen Geschichten/ Romanen stehe ich vor zwei Herausforderungen:
(1) Recherche des Hintergrunds
(2) Treffen des „richtigen“ Tonfalls.
Nr. 2 ist schwierig. Da muss ich noch (viel) üben. Deshalb stelle ich die kleinen Episoden hier ein, um sie von Experten auseinandernehmen zu lassen.

Derbe Sprache des 17-ten Jhrd.s. Die wird sich von unserem modernen Slang sicher deutlich unterschieden haben. Ich könnte natürlich mehr Flüche einbauen. Lasse mir was einfallen.

Vater: es handelt sich zum einen um einen geübten Trinker. Der kann sich auch nach einer Flasche Schnaps noch artikulieren. Zum anderen ist er kein „geborener“ Bauer, sondern in seiner Jugend als Söldner viel in Europa herumgekommen. Von daher reicht sein Horizont über den Rand des Hochplateaus hinaus.

Sohn (Conrad): den stelle ich mir zum Zeitpunkt des Erlebens als 18-jährigen vor. Als er die Geschichte aufschreibt, wird er zw. 50 u. 60 Jahre alt gewesen sein.

Zitat:
    an und für sich waren Übergriffe.... das andere klingt mir zu geschraubt   

Wir alle leiden unter irgendwelchen Phobien. Z.B. Monk vor hustenden Kindern.
Bei mir handelt es sich bloß um die Sorge vor der Inflationierung von Hilfszeitworten (z.B. war), weshalb ich gerne Vollverben verwende.


Zitat:
    (Na, das finde ich aber eine seltsame Feststellung, „unschöne Begleiterscheinung“ und dann entschuldigt durch die monatelange Enthaltsamkeit der Landsknechte!!!)    

Soll halt die verrohte Sichtweise der damaligen Kriegsgeneration zum Ausdruck bringen. Vom heutigen – mitteleuropäischen – Standpunkt aus gesehen, ist das natürlich politisch unkorrekt formuliert.

Zitat:
     (geleistet hatte)  

Das Pqf vermeide ich, wo immer es geht. Wg der dann drohenden Anhäufung von hatte

Zitat:
    vielen Streitens oder Streitigkeiten    

Genitiv: d‘ accord

Zitat:
    (zuvor hieß es, sie sei eingeschlafen, jetzt ist sie bewusstlos?)   

Werde ich neu schreiben.

Zitat:
     Dann oder danach oder bevor er ging . „Daraufhin“ würde mit dem über den Kopf streicheln in Verbindung stehen  

okay

Zitat:
    der sich von unserer Hochebene herunter (hinunter) ins Tal schlängelte   

Ich meine, dass ich in diesem Fall herunter und hinunter vorher nachgeschaut hatte. Weil ich die beiden Adverbien häufig verwechsele. Werde noch einmal im Duden recherchieren.

Zitat:
     darüber froh wäre“ verlangt nach „Beruf nachginge  

okay

Zitat:
    .(„ausplaudern“ scheint mir krampfhaft nach einem anderen Wort für „erzählen“ gesucht)   

Vermute, dass ich erzählen vorher schon im Text verwendet hatte u. abwechseln wollte

Zitat:
     wonach uns der Sinn stand. (klingt zu hölzern "was wir wollten")   

Werde über die von dir vorgeschlagene Alternative nachdenken.


Madrilena, vielen lieben Dank für die stilistischen Hinweise! Die sind überaus wertvoll für mich.

Lg sinuhe


_________________
Beim Schreiben ist es wie mit der Prostitution. Zuerst macht man es aus Liebe, dann für ein paar Freunde und schließlich für Geld. (Molière)
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BerndHH
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Beiträge: 971
Wohnort: HH


Beitrag02.02.2013 07:42

von BerndHH
Antworten mit Zitat

Großes Kompliment an den Autor. Sehr prägnant und stimmungsvoll geschrieben.

_________________
Michel Teló – Ai se eu te pego
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A galera começou a dançar
E passou a menina mais linda
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