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Cara
Geschlecht:weiblichSchneckenpost
C


Beiträge: 8



C
Beitrag05.01.2013 20:44
Perspektivwechsel
von Cara
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Leere, rote Plastikschalen wippen in der U-Bahn. Ganz hinten, dort wo drei Sitze nebeneinander liegen, hockt auf dem mittleren Sitz ein Zwerg. Ein großer Kopf, der auf winzigen Schultern lastet. Eine große Nase überwuchert das Gesicht. Der Mund, so groß wie der eines ausgewachsenen Mannes. Unter seinen Falten quillt ein Lächeln hervor, das sich bis in grauen Brauen zieht. Die Augen sind kaum zu sehen oder einfach nur zu unbedeutend, um sie wahrzunehmen. Vielleicht sind sie auch gar nicht da.
Der Zwerg versinkt in einer grünen Jacke, die wahrscheinlich über seine Knie geht. Ich weiß es nicht. Ich kann es nicht genau sehen. Wie seine Augen verschwindet auch das untere Ende der Jacke, ihr Saum, in blinder Bedeutungslosigkeit.
Die Bahn ruckt.
Die Bahn steht. Im Spiegelbild des dunklen Fensterglases sehe ich, wie der Mann ein Fernglas aus der Jacke holt. Im U-Bahntunnel, die Bahn steht noch immer und der Mann setzt das Fernglas an seine Augen - also muss er doch welche haben - und blickt hindurch zu mir. Ich schaue aus dem Fenster in die ewige U-Bahnnacht, ich will ihn nicht mehr bemerken. Er dreht das Fernglas, dreht es verkehrt herum und schaut durch die großen Linsen. Er lacht. Ich schaue weg.
Die Bahn fährt an. Ich war sein Zwerg.

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Kätzchen
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 33
Beiträge: 713
Wohnort: Katzenkörbchen


Beitrag06.01.2013 02:20

von Kätzchen
Antworten mit Zitat

Irgendwie versteh ich das nicht  Confused

Wo kommt DER Mann her und was war mit dem Zwerg und warum ist er bedeutungslos und wo ist der Mann mit dem Fernglas  Question  Question

Ich versteh leider nur noch Bahnhof sorry -

LG

Mietze


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Wir sind, wer wir sind.
Ich tippe und rede schneller, als mein Hirn denken kann.
Erwachsener und unvernünftiger als je zuvor.
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Gast







Beitrag06.01.2013 08:41

von Gast
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Guten Morgen Cara

und herzlich willkommen im Forum. Wenn du magst, dann stell dich doch auf dem roten Teppich vor.
Deine Geschichte gefällt mir gut. Eine Kurzgeschichte ist das nicht, aber wenn du die roten Schalen weglässt, dann ist das für mein Empfinden, gute Kurzprosa über die verschiedenen Sichtweisen Fremder. Ein wenig skurril, aber nicht unverständlich, so mag ich das gern. Ich fühle mich wie ein Fahrgast, der zuschauen darf.

Gerne gelesen.

Liebe Grüße
Monika
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Mondlicht
Geschlecht:weiblichWortedrechsler


Beiträge: 50



Beitrag06.01.2013 10:39
Antwort
von Mondlicht
Antworten mit Zitat

Also ich finde es ganz gut. Allerdings ist es an einigen Stellen etwas unverständlich, z.B wie Kätzchen schon sagte wo hat er das Fernglas her.
Außerdem stört mich dieser Satz etwas.

"Unter seinen Falten quillt ein Lächeln hervor, das sich bis in grauen Brauen zieht."
Das ließt sich etwas seltsam. so würde es meiner Meinung nach besser klingen.
" Unter seinen Falten quillt ein Lächeln hervor, das sich bis in die grauen Brauen zieht."
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Rainer Zufall
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 70
Beiträge: 801

Pokapro und Lezepo 2014


Beitrag06.01.2013 11:21

von Rainer Zufall
Antworten mit Zitat

Hallo Cara, das ist lustig, was du da schreibst.
Eine Kurzgeschichte ist es tatsächlich nicht, da gebe ich meiner Vorrednerin Paloma recht. Eine kleine Szene die mit den Perspektiven spielt.
Ich bin aber leider über ein paar Formulierungen gestolpert, die für mich ungelenk klingen und dadurch deinem hübschen kleinen Text ein bisschen die Farbe nehmen.

Ich finde schon, dass man die Plastikschalen lassen kann. aber vielleicht beschreibst du sie erst nur so, dass man als Leser nicht erkennt, was es ist, in einem zweiten kurzen Halbsatz löst du dann (sozusagen bei näherem Hinsehen) auf, dass es Reste einer Plastikflasche sind. Dann hast du auch da schon mit dem Spiel der Blickwinkel begonnen. Mir gefällt der Beginn.


Zitat:
Unter seinen Falten quillt ein Lächeln hervor, das sich bis in grauen Brauen zieht.

Mal abgesehen davon, dass da im letzten Teil ein "die" fehlt, klingt der Satz klingt (sorry) sehr ungelenk. Du willst das Bild von einem Gesicht voller Falten zeichnen, mit einem plötzlichen Lächeln. Aber so: Wie soll man sich das denn vorstellen? Dass man erst mal die Falten alle wegschieben muss wie so Fleischlappen und dann quillt irgendwo das Lächeln raus? Du hast es glaube ich einfach zu gut gemeint, ich würde den Satz vereinfachen, dann klingt er besser.
Deine Absicht, ihn irgendwie auffällig zu machen, nicht gerade hübsch, sondern hässlich und zum Begaffen, das finde ich einen gelungenen Ansatz, weil es den Clou am Ende so schön wiederspiegelt.


Zitat:
Die Augen sind kaum zu sehen oder einfach nur zu unbedeutend, um sie wahrzunehmen. Vielleicht sind sie auch gar nicht da.

Den ersten Teil finde ich gut, der zweite Teil ist für mich wieder zu übergenau. Fast ein wenig zu viel erzählend und plappernd. Vielleicht stellst du einfach nur ganz knapp, dir die Frage ob er überhaupt Augen hat.


Zitat:
Der Zwerg versinkt in einer grünen Jacke, die wahrscheinlich über seine Knie geht. Ich weiß es nicht. Ich kann es nicht genau sehen. Wie seine Augen verschwindet auch das untere Ende der Jacke, ihr Saum, in blinder Bedeutungslosigkeit.

Den fetten Satz könntest du rausnehmen, weiß der Leser ja achon aus dem Vorhergehenden.
Und "in blinder Bedeutungslosigkeit" das ist viel zu überfrachtet. Wieso kommt da   jetzt so eine unheilsschwangere Deutung rein. Man macht das oft, wenn man seinem Text mehr Gewicht verleihen will, das hast du aber gar nicht nötig, deine Idee blüht doch von ganz allein. Stattdessen würde ich ein Bild einfügen, das den Zwerg so ein bisschen lächerlich macht.
Umso schöner wird dann der weitere Verlauf.


Zitat:
Die Bahn ruckt.
Die Bahn steht.

Das gefällt mir total gut, die Sätze sind geschreiben wie ein Rucken. Mag ich sehr.


Zitat:
Ich schaue aus dem Fenster in die ewige U-Bahnnacht, ich will ihn nicht mehr bemerken.

Bitte streich "ewige" ist wieder so eine Überfrachtung. Will allegorisch sein, aber das muss dann ja auch vobereitet werden. So klingt es halt nur furchtbar bedeutungsschwanger.


Zitat:

Er dreht das Fernglas, dreht es verkehrt herum und schaut durch die großen Linsen. Er lacht. Ich schaue weg.
Die Bahn fährt an. Ich war sein Zwerg.

Das Ende ist cool.

Verzeih meine "Nörgelei", sie ist sehr konstruktiv gemeint, weil mir Idee und Ausführung im Prinzip sehr gut gefallen. Da gehen einem dann, weil man Anteil am Text nimmt, manchmal die Gäule durch.
Nimm dir, was du von den Anmerkungen für dich nachvollziehen kannst.

Und noch viel Spaß wünscht dir
Rainer
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Cara
Geschlecht:weiblichSchneckenpost
C


Beiträge: 8



C
Beitrag06.01.2013 15:02

von Cara
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Vielen Dank an alle für die rasche Resonanz!

@kätzchen
Find ich gut, dass Du geradeheraus schreibst, dass es für dich unverständlich bleibt.
Also hier der Versuch einer Erklärung:
Die Ich-Perspektive kommt irgendwoher, steigt in die U-Bahn und sieht den Zwerg (nicht die Dinger, die entweder mit Kili und Fili verwandt sind oder aber sich von Schneewittchen bekochen lassen, sondern eine herablassende Bezeichnung für einen kleinwüchsigen Menschen, in der aber ein wenig Kili-Fili und auch Schneewittchenbekochter mitschwingen darf). Der Zwerg, nun sprachlich zum Mann mutiert, zückt sein Fernglas, das er als - tja, sagen wir - passionierter Parkkaninchenbeobachter stets bei sich trägt, und blickt durch das verkehrt herum gedrehte Fernglas auf die ihm nun durch die optische Verkleinerung winzig erscheinende Ich-Perspektive.
 
@Paloma
Ich werd' die "rote Schalen" noch klarer schreiben.
Dank für das Lob ...  

@Mondlicht
Kritik wird dankend umgesetzt. Sollte eigentlich heißen "bis in graue Brauen zieht" ohne Artikel.

@Reiner Zufall
So eine feine, kleinteilige Analyse... Nehme sie mir gleich vor und werkle damit noch ein wenig am Text.
Keinesfalls war Deine Kritik in meinen Ohren oder besser Augen Nörgelei.
Werd mal sehen, was ich umsetzten kann.

Viele Grüße
Cara
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Cara
Geschlecht:weiblichSchneckenpost
C


Beiträge: 8



C
Beitrag06.01.2013 15:59

von Cara
pdf-Datei Antworten mit Zitat

So, hier die neue Version dank genauer Analyse.

Perspektivwechsel
Leere, rote Plastikschalen wippen in der U-Bahn. Zerschnittene Flaschen, Plastikfallobst. Ganz hinten, dort wo drei Sitze nebeneinander liegen, hockt auf dem mittleren Sitz ein Zwerg. Ein großer Kopf, der auf winzigen Schultern lastet. Eine große Nase überwuchert das Gesicht. Der Mund, so groß wie der eines ausgewachsenen Mannes. Die Falten geraten in Bewegung, verzerren sich. Ein Lächeln zieht bis in die grauen Brauen. Die Augen sind kaum zu sehen oder einfach nur zu unbedeutend, um sie wahrzunehmen. Hat er denn Augen?
Der Zwerg versinkt in einer grünen Jacke, die wahrscheinlich über seine Knie geht. Ich weiß es nicht. Wie seine Augen verschwindet auch das untere Ende der Jacke, ihr Saum. Die alten Kinderhände tasten zu den Taschen. Ein Ring sitzt auf dem Zeigefinger - ein Ring mit einem fetten Frosch aus Strass.   
Die Bahn ruckt.
Die Bahn steht.
Im Spiegelbild des dunklen Fensterglases sehe ich, wie der Mann ein Fernglas aus der Jacke holt. Im U-Bahntunnel, die Bahn steht noch immer und der Mann setzt das Fernglas an seine Augen - also muss er doch welche haben - und blickt hindurch zu mir. Ich schaue aus dem Fenster in die U-Bahnnacht, ich will ihn nicht mehr bemerken. Er dreht das Fernglas, dreht es verkehrt herum und schaut durch die großen Linsen. Er lacht. Ich schaue weg.
Die Bahn fährt an. Ich war sein Zwerg.
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