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mynameisnotearl Schneckenpost
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Beiträge: 7
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M 17.06.2013 18:54 Hier liebe Nele von mynameisnotearl
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Hier liebe Nele, wo das kratzfüßige Warten auf dem den Atem anhaltenden Teer meine Gedanken lähmt, hier, wo der vom Staub ergraute Duft der Rosen nur noch die Erinnerung berührt, wo Menschen auf eisengeschienten Bahnen ihre Trauer lenken und ich an meiner Wut zu ersticken drohe (du weißt, daß ich nur Freunde anschreien kann), hier, wo kleingewachsene Träume bonsaigleich den Boden säumen, wo das Morphium der Menschen sie selbst sind, wo dicht gestrickter Nebel aus Gleichgültigkeit die Augen entleert und die kastrierten Blicke nicht an der Seele haften bleiben, Gesicht um Gesicht, hier wo die Schwere der betongerahmten Einsamkeit nur noch ein Phantomschmerz ist und jeder Atemzug den Schutthaufen unterm Brustbein umspült (ich erinnere mich an deine zögerlichen Schritte in der hochgeschlossenen Jacke, die deine Angst behütete wie eine Mutter ihren Säugling an der Brust, so bücken sich hier die Penner durch die Straßen, Geldstücke suchend die sie doch nur in Händen finden) hier, wo sich die Extreme sammeln und drängen um ein winziges Nichts, das keiner mehr sieht oder sehen will (ich weiß, du magst es nicht wenn ich verallgemeinere, verzeih mir, aber die Straßen hier verallgemeinern mich), hier, wo die Kräne mich (weil es geschrieben wurde, nicht wegen meiner Fantasie) sofort an Drachenhälse denken lassen, seetaugliche Baugruben himmelsschimmern und die Erde kurz Licht aufsaugt um bald wieder unter die Häuserdecke zu schlüpfen und weiter zu schlafen, hier, wo die gedankenbewichsten Plakate sirenensingen, wo jeder Schritt nur für den fettgedunsenen Fensterglotzer Schlieren zieht, weil der ganzjährig gefrorene Boden keine Spuren zuläßt, hier wo selbst die Bäume lustlos und widerwillig aus dem Boden kriechen (ohne die fantasievollen Schnörkel, die ich, Kind, mit dem Finger nachgefahren habe bis er im Blau des Himmels versank, nur um dann wieder bei den krampfenden Wurzeln zu beginnen), hier also, wo das schwellende Rauschen der Straße, der Schall selbst den Pfropfen bildet, der mich be-täubt, hier, wo man vergeblich einen Augenwink sucht, der kometengleich die Leinwand zerreißt, um endlich, endlich Luft und Licht hereinzulassen in die schmutzgeschwängerte Mattheit, hier liebe Nele, hier lächle ich, denn die Farbe des Frühlings kleckert auf mein Herz. Dort drüben höre ich die alten Häuser knarzen, sie recken sich dem Sommer entgegen, verspotten die kohleschluckenden Öfen in ihren Eingeweiden, klaffende Wunden in ihren Fassaden flüstern Geschichten (ich sehe dich an die Wände lehnend, dein flachsernes Haar halb über den lauschenden Augen) die Plätze beginnen die Postkarten zu imitieren, saugen die Menschen aus den U-Bahnen heraus und ich lasse mich hineinziehen, in den Strudel der blühenden Parfums, Eistüten und andenduftenden Klängen.
Weitere Werke von mynameisnotearl:
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seppman Weltfriedenstreiber
S Alter: 42 Beiträge: 923 Wohnort: Yaren
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S 17.06.2013 21:43
von seppman
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Moin
Ich kenn mich nun auch nicht so gut aus.. aber Lyrik ist das mit den Zeilen
umbrüchen
schöne Grüße
seppman
_________________ Ich bin Flexitarier, ich esse dann, wenn ich Hunger, das worauf ich Hunger habe und verlass mich da völlig auf mein Bauchgefühl. Nebenbei bin ich Anhänger der Multitoleranzbewegung. |
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mynameisnotearl Schneckenpost
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Beiträge: 7
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seppman Weltfriedenstreiber
S Alter: 42 Beiträge: 923 Wohnort: Yaren
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S 18.06.2013 20:40
von seppman
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Moin
Die Zeilenumbrüche in der Lyrik haben eine gewisse Funktion..
deshalb a) liest sich dein "Gedicht" nicht wie eins und b) siehts auch nicht so aus..
also mein Tip: wenns ein Gedicht werden soll, versuch doch mal den ganzen Wust in eine Form zu bringen.. übrigens ist mein Bildschirm tatsächlich nicht breit, aber dafür kann ich ewig runterscrollen.. nich
Grüße
seppman
_________________ Ich bin Flexitarier, ich esse dann, wenn ich Hunger, das worauf ich Hunger habe und verlass mich da völlig auf mein Bauchgefühl. Nebenbei bin ich Anhänger der Multitoleranzbewegung. |
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Gast
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19.06.2013 07:39
von Gast
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Hallo mynameisnotearl,
Zitat: | Hier liebe Nele, hier lächle ich, denn die Farbe des Frühlings kleckert auf mein Herz. |
Um diesen zentralen Satz dreht sich wohl dieser Text, den ich als Brief oder Postkarte lese, von einem, der allein in einer Stadt ist, in der er niemand kennt, in der er vielleicht schon den Winter verbracht hat. Nele ist zurückgeblieben, irgendwo? Nele, die Angst hatte vor etwas, ihre Angst aber lieber bei sich behielt, als ihr gegenüber zu treten?
Ganz kurz möchte ich sagen, dass mir sehr viele Stellen recht gut gefallen, auch eindringlich sind, dass gegen Ende jedoch etwas stattfindet, was mich dann herausreisst, aus dem Fluss, vielleicht auch, weil ich nicht verstehe, warum du dich, gerade bei der Erinnerung an Nele, zu Ungenauigkeiten hast hinreissen lassen:
mynameisnotearl hat Folgendes geschrieben: | (ich sehe dich an die Wände lehnend, dein flachsernes Haar halb über den lauschenden Augen)
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Ich hätte bei "ich sehe dich an Wänden lehnend" weniger gestutzt, so etwas schmälert einen Lesegenuss, den ich zeitweise, trotz einer relativen "Attributlast" weiter oben im Text, durchaus hatte.
Mir gefällt an diesem Text, dass es viel zu entdecken gibt, dass sich nur langsam eine Geschichte heraus kristallisiert, bei der aber dem Leser sehr viel Freiraum gelassen wird.
Schade finde ich, dass gerade am Ende noch ein Stolpersteinchen eingebaut ist, das (mich zumindest) aus dem Text geradezu hinauskomplimentiert.
Zitat: | die Plätze beginnen die Postkarten zu imitieren, saugen die Menschen aus den U-Bahnen heraus und ich lasse mich hineinziehen, in den Strudel der blühenden Parfums, Eistüten und andenduftenden Klängen.
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Ich habe eine Weile gebraucht, bis ich "andenduftende Klänge" mit dem Flöte spielenden Ponchoträger auf den Plätzen mancher Städte assoziiert habe ... "an den duftenden Klängen" habe ich gelesen (vielleicht geht das nur mir so) und das hat mit grammatik-mässig natürlich rausgeworfen ...
Was bleibt, ist dann das schriftliche Vexierbild, das ich nicht mehr aus dem Hirn kriege.
Zurück zu den Attributen, ich wollte Beispiele da lassen, damit du weisst, was ich meinte:
Zitat: | wo Menschen auf eisengeschienten Bahnen ihre Trauer lenken |
Zitat: | wo die Schwere der betongerahmten Einsamkeit nur noch ein Phantomschmerz ist |
Es ist nicht so, dass mir das missfällt, nur hast du eine Häufung im Text, die auch seiner Dichte geschuldet ist, die für mein Gefühl dem Ganzen eher etwas wegnimmt, ich würde vllt. die Komposition darauf hin noch einmal überprüfen.
Das alles sind Eindrücke, die ich dir da lasse, weil du dich szs vorstellst, mit diesem Text und es dich möglicherweise interessiert, wie das ankommt, bei einzelnen Lesern.
Für mich ist das so ein Stück (lyrischer) Prosa*, das sich langsam erschliesst, bei dem man genauer hinschauen, sich Zeit nehmen muss, am Ende, muss ich sagen, hat es sich gelohnt: es gibt wunderbare Stellen, und auch die direkte Ansprache der Nele als Form, als Rahmen für diesen Gedankenstrom hat mir gefallen.
Willkommen im Forum,
Lorraine
* Es gibt in der "Prosa-Abteilung" die Möglichkeit, unter "lyrische Prosa" einzustellen.
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Harald Show-don't-Tellefant
Alter: 76 Beiträge: 5104 Wohnort: Schlüchtern
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19.06.2013 09:15
von Harald
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Vorab:
Im Normalfall lese ich zwar einige nicht gereimte Gedichte, enthalte mich aber eines Kommentars, da mir dir meisten nicht viel sagen, oder, anders ausgedrückt, da ich unterhalten werden möchte und keine Rätsel knacken …
Nun hatte ich diesen Block Prosa gesehen - und das soll Lyrik sein?
Ein wenig gelesen und von den Wortspielen fasziniert will ich nur einen Tipp geben:
Strukturiere in eigenem Interesse ein wenig um, zu viele Leser werfen einen Blick auf den Block und verzichten darauf, weiter zu lesen!
(Ich denke. allein "hier" mittels Zeilenumbruch jeweils zum Anfang einer neuen Zeile/eines neuen Blockes zu machen reizt schon mehr!)
_________________ Liebe Grüße vom Dichter, Denker, Taxi- Lenker
Harald
Um ein Ziel zu erreichen ist nicht der letzte Schritt ausschlaggebend, sondern der erste! |
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Gast
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21.06.2013 15:06
von Gast
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Hallo nochmal,
auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole: in diesem Text sind genug Qualitäten (meine ich), die die graphische Darstellung als Block im Dienste des Sogs, den diese fortlaufende, also ununterbrochene Dastellung der an ein Du gerichteten Überlegungen ja durchaus auslösen können, rechtfertigen
Ich möchte nicht von mir auf andere Leser hier schliessen, aber es fiel mir nicht schwer, diesen Text, der kurz genug ist, zu Ende zu lesen und ihn dann auch ein zweites und drittes Mal durchzugehen.
LG
Lorraine
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firstoffertio Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5854 Wohnort: Irland
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21.06.2013 22:35
von firstoffertio
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Mich beeindruckt dieser Text. Ich lese ihn so, dass Nele tot ist, und das LI nach einer Zeit des Winters, der Trauer, in der es alles negative empfunden hat, nun bereit ist, wie andere wieder einen Frühling zu erleben. Aus der Trauer zu erwachen.
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Gast
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28.06.2013 06:17
von Gast
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Das wird immer besser, je öfter ich es lese, ich mag das so sehr, inzwischen, dass ich bestimmt immer mal herkommen werde, um es wieder zu entdecken.
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Stimmgabel Papiertiger
Beiträge: 4370 Wohnort: vor allem da
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28.06.2013 08:17
von Stimmgabel
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Hallo mynameisnotearl,
mal meine unbedeutende Meinung und Empfindung zu diesem mMn misslungenen Prosatext (und wirklich nichts mit Lyrik zu tun hat!).
Irgendwie eine gewortete Bilder-Überdröhnung ohnegleichen - und ein unendliches Wiederholen von achterbahnfahrenden Psychoticks, die sich unentwegt gleichliniert daherleiern – ein Prot, der im feststeckenden Teerbrei seinerselbst fast schon Agonie fröhnt und zugleich permanent im Strudel der blühenden Parfums, Eistüten und andenduftenden Klängen verfangen ist.
Nun ja, wenn’s glücklich macht .. und sprachlich derart ... warum denn nicht ...
einen Gruß Stimmgabel
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_________________ Gabel im Mund / nicht so hastig... |
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jim-knopf Dichter und Trinker
Alter: 35 Beiträge: 3974 Wohnort: München
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29.06.2013 13:01
von jim-knopf
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ich erlaube mir, das hier in die prosa zu verschieben.
viele grüße aus accra
roman
_________________ Ich habe heute leider keine Signatur für dich. |
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madrilena Klammeraffe
Alter: 88 Beiträge: 647
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29.06.2013 13:29
von madrilena
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Was ist der Unterschied zwischen Prosa und Werkstatt? Auch im Forum Prosa kann man doch seine Meinung abgeben.
Da ich den Text dort noch nicht gefunden habe, möchte ich hier Stellung dazu nehmen.
Er ist anstrengend zu lesen - beim ersten Mal. Aber er hat so phantastische Bilder und Vergleiche und Verknüpfungen, von der ausgezeichneten Wortwahl ganz zu schweigen, so dass ich diejenigen, die den Text poslitiv bewertet haben, nur unterstützen kann.
Ich mag überhaupt keinen Text mit langen Sätzen, mit Schachtelsätzen, ohne Komma und Punkt. Aber hier passt es.
Schade, dass einem selbst so manche Textstellen, die hier geschrieben wurden, nicht einfallen.
LG madrilena
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10:3934136303
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Gast
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16.08.2013 09:56
von Gast
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Der Verfasser dieses Textes hat sich nicht mehr geäussert, ich habe heute wieder daran gedacht. Und jetzt, da ich mit dem Fluss schon vertraut bin, und beim Lesen so hindurch gondeln kann: Die Nominierung lasse ich so stehen, auch wenn, wie gesagt, der Autor sich nicht wirklich am ForenLeben beteiligt, er wird Gründe haben.
Ich behaupte nicht, dass so ein Text nicht wandelbar ist, dass man ihn nicht mehr verbessern könnte, aber es bleibt für mich dieser starke Eindruck, die poetische Tiefe, die ich beim Kennenlernen immer mehr empfand.
Lorraine
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