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Steinalte Geschichte


 
 
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Mahmud
Gänsefüßchen
M


Beiträge: 27



M
Beitrag20.02.2011 21:41
Steinalte Geschichte
von Mahmud
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

In einer fernen Wüste lebte vor langer Zeit ein Stamm von Steinen. Ihre Welt war hart, glühend heiß bei Nacht, wenn die sengende Sichel des Mondes ihre Oberfläche austrocknen ließ und klirrend kalt tagsüber, so kalt, dass sie zu bersten drohten. Kam die Regenzeit, versanken sie in Schlamm, im trockenen Winter verdursteten sie beinahe. Es gab nur wenig Acker, auf dem sie sich breitmachen konnten und so rollten sie beständig hin und her, immer auf der Suche nach einem besseren Leben. Ihre Herzen verbitterten und verhärteten immer mehr, so dass sie in ewigem Streit mit ihren Nachbarn lebten, denen es auch nicht besser ging.
Eines Nachts jedoch fiel ein schwarzer Stein vom Himmel, mitten in das Stammesgebiet der Tasch. Sie hoben ihn auf und rollten ihn auf ihren Schultern zum einzigen Brunnen, den sie kontrollierten, wuschen und polierten ihn, bis er glänzte, dass man ihn kaum noch anschauen konnte. Da fing er an zu sprechen: "Hört mich an, oh ihr Steine! Ihr seid die edelsten, darum will ich euch von eurer Not befreien. Auf meinen zahllosen Reisen habe ich prächtige Länder und unermessliche Reichtümer gesehen, die ich euch zeigen will und die euer rechtmäßiges Eigentum sind. Folgt mir und es soll euer Schade nicht sein".
"Wir wollen dir folgen bis an den Rand der Erde", rief der Steinstamm, "denn hier ist unser Los ein bitteres. Zeig uns die Wunder und lass uns losziehen". Die Oberfläche des schwarzen Steins wurde durchsichtig und bald waren Länder zu sehen, in denen Milch und Honig flossen. Die dort lebenden Stämme hatten prächtige Mäntelchen aus feinstem dunkelgrünglitzerndem Moos und sie hatten ein prächtiges Dasein ohne Sorgen. Das Klima war mild, es gab keine Sandstürme, die schmerzhaft die Oberfläche aufrauten. Selbst die Sonne war erträglich, da es nicht an dichten Hainen fehlte, die den Boden beschatteten und kühlten. Des Nachts saßen die Reichsteine um lustig funkelnde Feuer, aßen vom feinsten Geröll und tranken vergorenen Sand. Jedoch, in all dem Wohlstand, glaubten sie nicht mehr an die Macht der Sterne und die Geheimnisse schwarzer Steine. Sie waren sorglos und friedlich und dachten, ihr Wohlstand würde für alle Zeiten währen.
"Lasset uns rollen", riefen die Tasch, "lasset uns fliegen. Wir wollen ihnen zeigen, wie Steine brennen! " Und wirklich, in kürzester Zeit überrumpelten sie die umliegenden Ländereien, verbrannten ihre Bewohner zu Steinmehl und nahmen alles an sich, was nicht niet- und nagelfest war. Selbst der steinärmste hatte nun mindestens zwei Moosmäntelchen und auf seinen üppigen Weiden grasten die feinsten Brocken und Felsen. Bald schon aber merkten sie, dass ihr Vermögen ihnen verrann wie feiner Staub, den der Wind zu unfruchtbaren Dünen auftürmt. Sie hatten nie gelernt, Bewässerungssysteme anzulegen und instand zu halten, zu pflanzen, zu hegen und zu pflegen. Zudem erwachte nach kurzer Zeit ihre alte Streitlust und sie begannen, einander zu bekämpfen. Da gingen einige zum schwarzen Stein und fragten ihn, was sie tun sollten. Dieser erwiderte: "Oh, ihr Söhne und Töchter der Wüste, faul und träge seid ihr geworden und fett unter euren Mäntelchen. Nehmet eure Waffen auf und zieht weiter, bis ihr neue Beute findet, denn die ist rechtmäßig euer. Hört auf mich, denn ich bin der Stein des Anstoßes!"
Sie küssten ihn, bis er wie eine Speckschwarte glänzte und zogen davon, eine mächtige Sandwolke aufwirbelnd, einen Sturm entfachend, wie ihn die Welt noch nie gesehen hatte. Ihre Gegner aber waren aus ihren Verlusten klug geworden, sie hatten sich zu mächtigen Bollwerken getürmt und konnten Welle auf Welle der Taschs abwehren, bis diese schließlich erschöpft aufgaben und sich in die Wüste zurückzogen.
Dort liegen sie noch heute und murmeln, in sengender Hitze und klirrender Kälte und träumen von ihrer verlorenen Pracht. Hin und wieder erhebt einer sein Haupt und ruft auf zu neuem Sturm, aber schon nach wenigen Metern zerstreiten sich seine Mitkämpfer und ziehen sich beleidigt zurück. Der schwarze Stein aber ist verstummt, doch geht das Gerücht, dass er eines Tages wieder sprechen würde und dann sollte alles gut werden.

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Scritoressa
Geschlecht:weiblichGraue Hexe

Alter: 29
Beiträge: 686



Beitrag21.02.2011 18:01

von Scritoressa
Antworten mit Zitat

Hallo Mahmud!

Deine Steingeschichte hat mich irgendwie gefesselt, schon nur von der Idee her.
Ich lese eine Parallele zur Geschichte der Menschen hinein, weiss aber nicht ob du das beabsichtigt hast. Der schwarze STein erinnerte mich ein bisschen an einen Propheten vielleicht sogar Jesus.

Etwas, das mich stoert ist das Wuestenzeug: Die Nacht ist heiss, der Tag kalt? Ich musste es 3mal lesen um sicher zu stellen, dass ich nichts falsch verstanden habe und hoffe jetzt einfach, dass du es beabsichtigt hast.

lg Scrito smile


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MosesBob
Geschlecht:männlichGehirn²

Administrator
Alter: 44
Beiträge: 18339

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Beitrag24.02.2011 10:49

von MosesBob
Antworten mit Zitat

"Black Jesus ... stoned" oder: "Die Inflation der Edelsteine"

Moin Mahmud!

Der Text ist handwerklich solide geschrieben. Die Metaphorik finde ich aber unausgewogen. Während du die Steine am Anfang noch wie (menschliche) Steine beschreibst, verfällst du zum Ende hin immer mehr in den Wortwitz, den du eingangs vermeidest. Beispiel: Was will ein Stein in einem Land, in dem Milch und Honig fließen? Klar ist die Redewendung geläufig, aber sie beißt sich mit den Moosmäntelchen, dem Steinmehl oder den üppigen Weiden aus feinsten Brocken und Felsen. Mit letzteren hast du die Bedürfnisse der Steine "versteinert", du hast sie ihrem Wesen angepasst. Ich bin mir noch unschlüssig darüber, ob ich das gut finde oder ob es zu viel des Guten ist. Entscheidend für mich ist: Es fehlt die klare Linie. Bei den Sandstürmen habe ich darüber hinaus kurz gestutzt. Warum rauen sie die Oberfläche auf? Erosion, ob nun durch Wind oder Wasser, glättet doch. - Das sind alles so Kleinigkeiten, an denen ich mich immer dann aufhänge, wenn ich den Eindruck habe, dass der Autor die Idee, die er hatte, entweder nicht konsequent genug verfolgt hat oder sich unsicher war, wie konsequent er sie überhaupt verfolgen soll. Ich an deiner Stelle hätte den Text, nachdem er innerhalb einer Stunde oder anderthalb geschrieben wurde, noch eine Weile liegen gelassen, um neue Ideen zu sammeln und dann zu sehen, welches Potenzial wirklich darin steckt.

Fazit: Der Text ist nicht schlecht, aber meine Erwartungen waren höher. Ich glaube, das kannst du besser.

Beste Grüße,

Martin


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