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Mehrsprachigkeit in der Geschichte

 
 
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CrazyFoxx
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen

Alter: 30
Beiträge: 47
Wohnort: Ostfriesland


Beitrag08.02.2024 13:46
Mehrsprachigkeit in der Geschichte
von CrazyFoxx
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo ihr Lieben,

ich habe grade ein (zumindest für mich) ziemlich großes Problem. Wie wohl die meisten hier, schreibe ihr meine Geschichten auf Deutsch. Nun kommt es aber zwischendurch immer mal wieder zu der Situation, dass zwei meiner Charaktere sich auf Englisch unterhalten sollen.

Nun gibt es ja mehrere Möglichkeiten, die Dialoge zu schreiben.
1. Die direkte Rede wird rigoros auf Englisch geschrieben, sollte doch "eigentlich" jeder können (ich schreibe keine Kindergeschichten, meine Leserschaft ist hauptsächlich über 18)
2. Die direkte Rede wird auf Deutsch geschrieben, mit der Erklärung, dass es aber eigentlich auf Englisch ist.
3. Die direkte Rede wird auf Englisch geschrieben und es gibt (quasi als Fußnote) die Übersetzung dazu.

Welche der Möglichkeiten würde euch am meisten zusagen? Sowohl als Autor als auch als Leser? Ich selbst habe jahrelang im Ausland gearbeitet, mich persönlich stört es also nicht, wenn die Dialoge rein auf Englisch wären. Aber ich weiß nicht, was für die Allgemeinheit am besten oder am angenehmsten Wäre.

Eine Anmerkung habe ich dazu noch: Ich bin eine reine Hobbyschreiberin, habe also (zumindest noch) keine Ambitionen, mir einen Verleger o.Ä. zu suchen. Trotzdem möchte ich mich natürlich verbessern und auch ein Stück weit dem Markt entsprechen.

Vielen Dank schonmal für eure Hilfe!

Liebe Grüße aus Ostfriesland, CrazyFoxx
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Dyrnberg
Geschlecht:männlichKlammeraffe


Beiträge: 569
Wohnort: Wien


Beitrag08.02.2024 13:53

von Dyrnberg
Antworten mit Zitat

Die beste Lösung, die ich zu diesem Problem als Leser bisher gesehen habe, liefert Kehlmann in seinem aktuellen Roman "Lichtspiel". Und zwar gleich im zweiten (?) Kapitel.

Da ist alles auf Deutsch - und zugleich wird klar, dass das Gespräch in Englisch stattfindet. Kaufen! (Oder in einem Buchgeschäft reinlesen. Es müsste das 2. Kapitel sein.)


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Ein Roadtrip durch die Philosophie: "Die Nacht der Fragen und der Morgen danach" (Roman)
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Thomas74
Geschlecht:männlichExposéadler

Alter: 49
Beiträge: 2346
Wohnort: Annaburg


Beitrag08.02.2024 13:58

von Thomas74
Antworten mit Zitat

Wenn es mehr als ein, zwei, für die Handlung wichtige Begriffe sind, eindeutig Variante 2.
Täusche dich mal nicht über die Verbreitung von Englisch. Ich kenne viele, auch Jüngere, die da arge Probleme haben.
Und es gibt nicht wenige Schulen, wo Englisch kein Pflichtfach ist, dafür z.B. Französisch oder Latein.

Wenn ich in meinen Texten etwas fremdsprachlich lasse, dann sind es Schimpfwörter. Die setze ich dann aber kursiv und in der Originalsprache.
("на хуй!!", fauchte er wütend. "Was sollen wir jetzt tun?")


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Maunzilla
Exposéadler


Beiträge: 2840



Beitrag08.02.2024 13:58

von Maunzilla
Antworten mit Zitat

Die dritte Variante würde ich kategorisch ausschließen. Fußnoten haben in einem Roman nichts verloren!
Ich persönlich bevorzuge die zweite. Dadurch wird kein Leser exkludiert und der Autor begibt sich nicht in die Gefahr, sich bei echten Engländern lächerlich zu machen, weil seine Charaktere u.U. nicht authentisch sprechen, sondern sich wie Personen aus einem Sprachlehrbuch anhören. ^^"

(Zu meiner Zeit waren drei Fremdsprachen Pflichtfächer, und das war schon zu einer Zeit als das Bildungssystem bergab ging. ^^")


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"Im Internet weiß keiner, daß du eine Katze bist." =^.^=
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CrazyFoxx
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen

Alter: 30
Beiträge: 47
Wohnort: Ostfriesland


Beitrag08.02.2024 14:05

von CrazyFoxx
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Danke für die schnellen Antworten!

Es sind keine für die Handlung wichtigen Begriffe in den Dialogen vorhanden. Es geht um eine junge Frau (in und aus Deutschland), die auf einen Mann trifft, der ein paar Monate zuvor zugezogen ist.
Sie möchte ihm die Sprachbarriere nehmen, sie wechseln aber des Öfteren wieder zur deutschen Sprache, damit er auch einen Lerneffekt hat.

Unterstützt werde ich bei den Textpassagen von Muttersprachlern, die da drüber lesen und mit vor allem "wortkräftig" unter die Arme greifen.

Ich werde mal schauen, ob ich eine Passage in verschiedenen Varianten hier einstellen kann, um zu verdeutlichen, wie das in meiner eigenen Umsetzung aussähe.
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Thomas74
Geschlecht:männlichExposéadler

Alter: 49
Beiträge: 2346
Wohnort: Annaburg


Beitrag08.02.2024 14:13

von Thomas74
Antworten mit Zitat

Maunzilla hat Folgendes geschrieben:


(Zu meiner Zeit waren drei Fremdsprachen Pflichtfächer, und das war schon zu einer Zeit als das Bildungssystem bergab ging. ^^")


 Verstecken Das braucht ihr bei euch ja schon, um euch einmal quer durchs eigene Land verständigen zu können.


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Christof Lais Sperl
Geschlecht:männlichKlammeraffe

Alter: 62
Beiträge: 944
Wohnort: Hangover
Der silberne Roboter


Beitrag08.02.2024 17:18

von Christof Lais Sperl
Antworten mit Zitat

Man sollte immer davon ausgehen,  dass manche Menschen Schwierigkeiten mit Sprachen haben und/oder nicht in der Fremdsprache lesen wollen. Somit würde ich eine Erklärung vorziehen, und dann Deutsch schreiben. Jetzt sprachen sie Englisch: "..."

_________________
Lais
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Thomas74
Geschlecht:männlichExposéadler

Alter: 49
Beiträge: 2346
Wohnort: Annaburg


Beitrag08.02.2024 18:33

von Thomas74
Antworten mit Zitat

CrazyFoxx hat Folgendes geschrieben:
Danke für die schnellen Antworten!

Es sind keine für die Handlung wichtigen Begriffe in den Dialogen vorhanden. Es geht um eine junge Frau (in und aus Deutschland), die auf einen Mann trifft, der ein paar Monate zuvor zugezogen ist.
Sie möchte ihm die Sprachbarriere nehmen, sie wechseln aber des Öfteren wieder zur deutschen Sprache, damit er auch einen Lerneffekt hat.

.


Ich könnte mir das maximal mit einigen Begriffen vorstellen.

"Ah, deine Wohnung ist sehr nice, ich meine, sehr ... sehr gemu ...gemutt...cozy.
"Du meinst sicher gemütlich?
"Oh, yes, ja. Sehr gemuttlich."
"Das wird schon noch", tröstete sie ihn auf englisch, als sie merkte, wie sehr er mit den deutschen Worten zu kämpfen hatte.


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Hugin_Hrabnaz
Geschlecht:männlich(N)Ich-Erzähler

Alter: 48
Beiträge: 248
Wohnort: Ulm


Beitrag08.02.2024 18:33

von Hugin_Hrabnaz
Antworten mit Zitat

Odd one out, here:

1.
Ich mag es ganz gern, wenn eine ausländisch gesprochene Passage auch auf ausländisch geschrieben wird, selbst wenn ich die Sprache nicht verstehe. Etwa Klingonisch in Star-Trek-Romanen, Sindarin bei Tolkien, oder Latein von einem Priester in einem Mittelalter-Roman.

2.
Für die Sprachunkundigen würde ich es entweder so machen, dass der Erzähler oder der Dialogpartner den wesentlichen Inhalt in anderen/eigenen Worten wiedergibt, also nicht wörtlich und ausführlich, aber doch so, dass man inhaltlich folgen kann, auch wenn man die Worte nicht versteht.

3.
Oder eben, wenn es auf den Wortlaut ganz besonders ankommt, eben doch mit Fußnoten oder Endnoten im Glossar, da ich ganz ausdrücklich nicht der Meinung bin, dass solche in einem Roman nichts verloren hätten, aber ich komm ja auch aus dem Fantasy-Lager, wo man das Parallellesen von Appendizes, Landkarten und Stammbäumen eh eingepreist hat.

4.
EDIT:
Die Variante "Sie sprachen nun Englisch: ..." und dann weiter mit deutscher direkter Rede, finde ich persönlich ziemlich schräg, da sie ja eben genau das dann nicht tun, was angekündigt wird. Würde mich mehr stören, als den nicht verstandenen Satz bei deepL eingeben zu müssen.
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Thomas74
Geschlecht:männlichExposéadler

Alter: 49
Beiträge: 2346
Wohnort: Annaburg


Beitrag08.02.2024 18:38

von Thomas74
Antworten mit Zitat

Naja, Fantasy ist ja auch ein Sonderfall, besonders, wenn es zu einer Challenge ausartet, möglichst viele exotische Sonderzeichen in einem einzelnen Namen unterzubringen.

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Hugin_Hrabnaz
Geschlecht:männlich(N)Ich-Erzähler

Alter: 48
Beiträge: 248
Wohnort: Ulm


Beitrag08.02.2024 18:51

von Hugin_Hrabnaz
Antworten mit Zitat

Thomas74 hat Folgendes geschrieben:
Naja, Fantasy ist ja auch ein Sonderfall, besonders, wenn es zu einer Challenge ausartet, möglichst viele exotische Sonderzeichen in einem einzelnen Namen unterzubringen.


Wenn die Sonderzeichen reiner Selbstzweck sind, um unleserlich und cool zu sein, bin ich bei dir. Dann ist das schräg und unnötig. Oft dienen sie aber schon dem sehr nachvollziehbaren und konkreten Zweck, phonemgerecht herüber zu bringen, wie genau das Wort auszusprechen ist. Nicht, dass sich jeder Leser das dann draufpacken und es richtig aussprechen würde, aber so haben immerhin jene, die es genau wissen wollen, die Chance dazu.

Das hat uns der olle J.R.R. halt in die DNA implantiert, dass Liguistik und Phonetik mindestens so wichtig sind wie die Story.
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CrazyFoxx
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen

Alter: 30
Beiträge: 47
Wohnort: Ostfriesland


Beitrag08.02.2024 19:58

von CrazyFoxx
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Hugin_Hrabnaz hat Folgendes geschrieben:
2.
Für die Sprachunkundigen würde ich es entweder so machen, dass der Erzähler oder der Dialogpartner den wesentlichen Inhalt in anderen/eigenen Worten wiedergibt, also nicht wörtlich und ausführlich, aber doch so, dass man inhaltlich folgen kann, auch wenn man die Worte nicht versteht.


So in etwa? Das beschriebene Lied ist "A Whole New World", gesungen als Cover im Rock-Genre (Beispiel dazu ist von Peyton Perrish auf YT zu finden).

Die Stimme des Sängers auf der Bühne war ziemlich tief und rauchig. Dadurch wurde das Lied noch schwerer und bekam eine beinahe sinnliche Note. Er sang das eigentliche Duett natürlich allein, wodurch der Eindruck entstand, er wollte uns alle in seine Welt einladen.

Ein wohliger Schauer überrollte mich, die Härchen stellten sich alle auf, bis sich eine Gänsehaut an meinem ganzen Körper bildete. Ich ließ die Schultern kreisen, wobei ich leicht gegen Matt stieß, dessen Augen kurz aufblitzen.

„Sounds like he wants to seduce us all“, murmelte er neben meinem Ohr. Ich grinste, hatte ich doch eben noch genau das Gleiche gedacht.


Ich denke, mit ein bisschen Hirnschmalz lassen sich die englischen Passagen so im Fließtext übersetzen, ohne aufgesetzt und "lehrerhaft" zu wirken.
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Hugin_Hrabnaz
Geschlecht:männlich(N)Ich-Erzähler

Alter: 48
Beiträge: 248
Wohnort: Ulm


Beitrag08.02.2024 20:34

von Hugin_Hrabnaz
Antworten mit Zitat

CrazyFoxx hat Folgendes geschrieben:
Hugin_Hrabnaz hat Folgendes geschrieben:
2.
Für die Sprachunkundigen würde ich es entweder so machen, dass der Erzähler oder der Dialogpartner den wesentlichen Inhalt in anderen/eigenen Worten wiedergibt, also nicht wörtlich und ausführlich, aber doch so, dass man inhaltlich folgen kann, auch wenn man die Worte nicht versteht.


So in etwa? Das beschriebene Lied ist "A Whole New World", gesungen als Cover im Rock-Genre (Beispiel dazu ist von Peyton Perrish auf YT zu finden).

Die Stimme des Sängers auf der Bühne war ziemlich tief und rauchig. Dadurch wurde das Lied noch schwerer und bekam eine beinahe sinnliche Note. Er sang das eigentliche Duett natürlich allein, wodurch der Eindruck entstand, er wollte uns alle in seine Welt einladen.

Ein wohliger Schauer überrollte mich, die Härchen stellten sich alle auf, bis sich eine Gänsehaut an meinem ganzen Körper bildete. Ich ließ die Schultern kreisen, wobei ich leicht gegen Matt stieß, dessen Augen kurz aufblitzen.

„Sounds like he wants to seduce us all“, murmelte er neben meinem Ohr. Ich grinste, hatte ich doch eben noch genau das Gleiche gedacht.


Ich denke, mit ein bisschen Hirnschmalz lassen sich die englischen Passagen so im Fließtext übersetzen, ohne aufgesetzt und "lehrerhaft" zu wirken.


Jau, in der Art. Hier ist es sogar vertauscht, weil du ja die freie, sinngemäße Übersetzung sogar vor dem englischen Satz lieferst, und dann lediglich bestätigend rückanknüpfen musst, aber dafür gibt es letztlich tausende Möglichkeiten. Ich würde es vielleicht sogar ein bisschen freier machen. Zum Beispiel so, wenn ich mir kurz erlauben darf, mich an deinen Text anzulehnen:



Die Stimme des Sängers auf der Bühne war ziemlich tief und rauchig. Dadurch wurde das Lied noch schwerer und bekam eine beinahe sinnliche Note. Weil er das vorgesehene Duett natürlich alleine sang, entstand der Eindruck, er wolle uns alle in seine Welt locken.

Ein wohliger Schauer überrollte mich, die Härchen stellten sich alle auf, bis sich eine Gänsehaut an meinem ganzen Körper bildete. Ich ließ die Schultern kreisen, wobei ich leicht gegen Matt stieß, dessen Augen kurz aufblitzen.

„Sounds like he wants to seduce us all“, murmelte er neben meinem Ohr. Ich grinste, hatte ich doch eben noch genau das Gleiche gedacht.


Nur als Beispiel. Die Möglichkeiten sind unendlich.
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Ralphie
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Beiträge: 6413
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Beitrag08.02.2024 20:36

von Ralphie
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Man kann es auch so machen:

"Kommen Sie bitte herein", sagte Tim auf Englisch.
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Hugin_Hrabnaz
Geschlecht:männlich(N)Ich-Erzähler

Alter: 48
Beiträge: 248
Wohnort: Ulm


Beitrag08.02.2024 20:46

von Hugin_Hrabnaz
Antworten mit Zitat

Ralphie hat Folgendes geschrieben:
Man kann es auch so machen:

"Kommen Sie bitte herein", sagte Tim auf Englisch.



Ja, klar, wenn man den Effekt nicht nutzen möchte, dass etwas auch auf den Leser erst einmal ungewohnt, exotisch, fremd wirkt, bevor er es näher kennen lernt. Ist halt die nüchterne Variante.

In Filmen begegnet man oft der Variante, dass der Protagonist einem Fremdsprachler begegnet, dann kurze Sprachverwirrung herrscht, und nachdem sich die beiden Protagonisten zu verstehen gelernt haben, der Dialog beiderseits in der Erzählsprache fortgeführt wird.

Lässt sich auch in Prosa umsetzen.


"Good morning!", sagte Tim.
Josefs letzte Englischstunden lagen zwar 38 Jahre zurück, doch gleichwohl verstanden sich die beiden schon bald, auf Englisch, oder mit Händen und Füßen. Also bat Josef ihn herein und bot ihm Tee an, den Tim nicht ablehnen konnte.
"Can't turn down a good cup of Earl Grey, can you? Am liebsten ohne Zucker."


Und ab da bilden wir den Dialog dann auf Deutsch ab, denn wir wissen, dass die beiden sich verstehen, und es kann uns egal sein, wie genau sie sprechen. Außer es ist im Einzelfall wieder wichtig, dass der eine oder andere etwas in seiner Sprache sagt, weil es z.B. zu Missverständnissen führt oder dergleichen.
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Thomas74
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Beitrag08.02.2024 22:09

von Thomas74
Antworten mit Zitat

Ich hab auch noch ein Beispiel rausgekramt. Ich finde, manche Sachen ergeben sich auch ohne Sprachkenntnisse direkt aus dem Kontext.

Am Rande der Chaussee sind fünf ganz frische Gräber, die Erde ist noch nicht getrocknet. An einem der Birkenkreuze hängt ein deutscher Stahlhelm. Von der Straßensperre künden nur noch ein paar verkohlte Baumstämme.
Da! Vor einem ausgebrannten Lkw steht lässig rauchend ein Häufchen Soldaten in einer fremden Uniform. Ein Glück, das sind keine Russen, das sind die Amis. Jetzt sehe ich auch die Fahne, die sie an der Straßensperre gehisst haben. Von den Amis habe ich keine Angst. Nur leider wissen das meine Knie nicht, die sich gerade in Pudding verwandelt haben.
Jetzt wird der Trupp auf uns aufmerksam. Ein riesenhafter Neger baut sich mitten auf der Straße auf und bedeutet uns mit einer herrischen Geste, anzuhalten. Ich habe noch nie einen Schwarzen gesehen und muss mich zwingen, ihn nicht anzustarren. Vorsichtig heben wir die Hände.
He,gal's! We're ya want to go?“     
Ohgott! Ich krame mühsam in meinem Kopf, aber die paar Brocken Englisch, die uns Fräulein Müller damals beigebracht hat, sind weg. Gelöscht. Verschwunden.
Hilfesuchend schaue ich zu Rachel.
„We will home“, stottert diese.
Der Soldat runzelt die Stirn und deutet mit seinem Gewehr auf den großen Rucksack.
„Nur Potatos. We haben nur Potatos“
In seinem Gesicht zuckt es, dann beginnt er schallend zu lachen und lässt sein Gewehr sinken.
Go away! Hurry up! And take care about your potatoes!
Mit eingezogenen Köpfen schleichen wir vorbei. Ich wage erst wieder durchzuatmen, als der Kontrollposten hinter einer Kurve verschwunden ist.


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Christof Lais Sperl
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Beitrag09.02.2024 06:54

von Christof Lais Sperl
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Nun, da müsste kan nun allerdings das verwendete  Englisch auf den Prüfstand stellen. Take care.. of!

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Thomas74
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Beitrag09.02.2024 08:54

von Thomas74
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Christof Lais Sperl hat Folgendes geschrieben:
Nun, da müsste kan nun allerdings das verwendete  Englisch auf den Prüfstand stellen. Take care.. of!


Ich weiß,  dass das unsauberes Englisch ist.
Analog zum Deutschen " ich jeh noch auf de Post und dann heeme bei Muttern."


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Christof Lais Sperl
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Beitrag09.02.2024 09:17

von Christof Lais Sperl
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Ich würde where … auch kontraktieren zu where ya wanna go? Das wäre schöner.
Aber die Kollokation von about zu take care ist nach „Distributionsanalyse“ sehr unwahrscheinlich. Vielleicht in einigen Regionaldialekten belegt. Die Trefferhäufigkeit zu of ist umso höher. Umgangsenglisch in deinem Sinne wäre eher so etwas wie He don‘t like it oder me mom always  say oder you ain‘t nothin‘ but a fool.


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Thomas74
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Beitrag09.02.2024 09:39

von Thomas74
Antworten mit Zitat

Okay, akzeptiert. Ich hatte halt diese Verballhornung mal gehört und fand sie gut. Aber zum allgemeinen Verständnis werde ich es bei Gelegenheit abändern. Ist ja nur ein Schubladenprojekt.

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Christof Lais Sperl
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Beitrag09.02.2024 09:45

von Christof Lais Sperl
Antworten mit Zitat

Thomas74 hat Folgendes geschrieben:
Okay, akzeptiert. Ich hatte halt diese Verballhornung mal gehört und fand sie gut. Aber zum allgemeinen Verständnis werde ich es bei Gelegenheit abändern. Ist ja nur ein Schubladenprojekt.


KÖNNTE WAS WERDEN!


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sleepless_lives
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Beitrag10.02.2024 00:52

von sleepless_lives
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Maunzilla hat Folgendes geschrieben:
Die dritte Variante würde ich kategorisch ausschließen. Fußnoten haben in einem Roman nichts verloren!

Also Terry Pratchet hat (oft sehr witzige) Fußnoten in seinen Romanen und hat laut Wikipedia 85 Millionen seiner Bücher verkauft. David Foster Wallace hat auch eine beträchtliche Zahl Fußnoten bzw. Endnoten in seinen Romanen und gilt als einer der wichtigsten zeitgenösischen US-Schriftsteller. Fußnoten gibt es aber auch in Henry Fieldings "Tom Jones" (1749), Laurence Sternes "The Life and Opinions of Tristram Shandy, Gentleman" (1759) und Vladimir Nabokovs "Pale Fire" (1962), sowie Urs Widmers "Liebesbrief für Mary" (1993) und Alain Robbe-Grillets "La Reprise" (2001), um nur ein paar Beispiele zu nennen. Der norwegische Schriftsteller Dag Solstad hat sogar einen Roman nur in Fußnoten geschrieben, 99 an der Zahl ("Armand V.", 2008).


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Es sollte endlich Klarheit darüber bestehen, dass es uns nicht zukommt, Wirklichkeit zu liefern, sondern Anspielungen auf ein Denkbares zu erfinden, das nicht dargestellt werden kann. (Jean-François Lyotard)

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