Bedarfsgerechtes Angebot

[bookwriter]

Bei Thalia,
auf der Suche nach Lyrik,
finde ich nach längerem Suchen
ganz in der Ecke,
in der untersten Reihe
ein halb dutzend Bändchen.
Mit einer Hand
kann ich sie greifen.

Gleich gegenüber dagegen
die halbe Wand voller Fantasy,
leuchtend in düsterer Pracht,
Drachen Vampire und Elfen.
Die schnelle Rechnung ergibt
mehr als zwanzig laufende Meter Regal -
Platz für gut achthundert Bände.

Das Verhältnis von Lyrik zu Fantasy -
bei Thalia kann es derzeit
mit 1:100 ermittelt werden;
ein Sachverhalt, dem beim Gedichteschreiben
Beachtung geschenkt werden sollte.

[versbrecher]

Hallo bookwriter,

du schilderst eine Erfahrung, die man so oder ähnlich in beinahe jeder Buchhandlung machen kann/muß (zumindest in meiner Heimatstadt [Ausnahme: die Heinrich Heine-Buchhandlung]).

Nimm noch die von Geisterschreibern verfaßten "Lebenserinnerungen" diverser mehr oder weniger Prominenter hinzu, das rundet das Bild ab.

Überspitzt (ziehe ich die anderen Umstände in Betracht, die herrschen) kommt mir da immer der Gedanke, daß aus Dichtern & Denkern zwischenzeitlich Richter & Henker geworden sind  

[EdgarAllanPoe]

Das Gefühl, das du ansprichst, kenne ich nur zu gut - die Unterrepräsentation von Lyrik in Buchhandlungen. Wenn, dann findet man Klassiker (was prinzipiell nicht schlecht ist, weil sie ein großes Stück unserer Kultur ausmachen), aber gerade die neuen Facetten der Poetik kommen nicht zum Tragen: Wie sehen Gedichte heute aus? Warum muss ich denn eigentlich immer im Internet danach suchen, wenn ich z. B. eins von Lutz Seiler lesen will (nach dem ich bislang erfolglos in Buchhandlungen Ausschau gehalten habe)? Meiner Meinung nach legen die erwähnten Handelsketten nur Wert auf das, was sich gut verkauft - die kleinen und oftmals auch besseren Arbeiten kommen da nie zum Ausdruck, sie können sich einfach nicht gegen den (oftmals unverständlich hochgelobten) Mainstream durchsetzen. Das finde ich deshalb schade, weil Lyrik ein Spiegel der Sprache ist: Goethe schreibt anders als Seiler.
Es gibt zwar auch Ausnahmen (z. B. eine Thalia (!) in Saarbrücken), aber leider überwiegt das Gegenteil: bloß keine Poesie verkaufen, sie bringt keinen Gewinn ein.
Danke für diese Anregungen, die du versbrecher und mir (aber hoffentlich auch noch einigen weiteren) geliefert hast.

[Mahmud]

Hallo bookwriter,
messerscharf beobachtet, da sollte man mehr Lyrik mit Fantasy schreiben, damit diese schnöden Geschäftsleute endlich Geschäfte ohne Gewinn tätigen.
Salam,
Mahmud

[Seeadler]

Hallo bookwriter

Hm, das mag ja alles sein, stimme Dir in diesem Punkt auch zu, aber erlaube mir bitte die Frage, ist das Lyrik?

Ist es nicht eher die Feststellung Deiner Erkenntnis?

Wie dem auch sei, der Text hat was in seiner Richtigkeit, aber dennoch finde ich ihn im Bereich Lyrik deplaziert, sorry.

Nix für ungut, ist nur meine Sichtweise der Dinge

L.G. Seeadler

[bookwriter]

Hallo gleich noch einmal, Seeadler,

der übergroße Sammelbegriff "Lyrik" nennt hier beim Forum dankenswerter weise allein 30 (dreißig) Unterkategorien dieser Form schriftlicher Mitteilung.
Ich fand diese Aufteilung bisher völlig ausreichend, mein Geschreibsel zu sortieren. By the way: wenn mich jemand einen Dichter nennen würde, fühlte ich mich eher verarscht, wenn ich das hier mit dieser Deutlichkeit so sagen darf.

dennoch LG vom bookwriter