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Rosanna Richter und Henker
 Alter: 29 Beiträge: 1196
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 02.06.2010 21:34 Eines Morgens... von Rosanna
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Eines Morgens...
Marie l'Immortelle treibt tot im Kanal.
Der Tag tropft auf gläserne Wangen seit ich
-als sei es ein einziges, letztes Mal- dich
Auf schimmernden Wiesen empfangen.
Joseph Pas-Mon-Père hängt am goldenen Strick
Von silbernen Mücken umtaumelt, in mir
Verlangen nach Blütenduft haftend an dir
Von Blicken wie Falter gefangen.
Ich lasse die Kreuze zu Wasser, ich trage
Dein Herz, wenn es Zeit ist.
Ich trage es tot.
Und sage ich dir,
dass es Zeit ist, bist du
Wohl die, die mich mitträgt ins Rot eines Morgens...
Weitere Werke von Rosanna:
_________________ nahtannahtnähtnathannähte
nähtnathannahtannahtnahtnathans
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prophet Klammeraffe

Beiträge: 528 Wohnort: überall
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 02.06.2010 22:48
von prophet
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Hallo Rosanna,
ein melodiöses Sprach-Kunst-Werk, das ich mir immer wieder anhöre, wie eine Schallplatte. Doch das Lied ist in einer Sprache geschrieben, der ich nicht in Gänze mächtig bin, aber es geht mir nicht aus dem Ohr. Eine vage Ahnung, ja. Stellt sich die Frage, muss ich ein Gedicht vollständig verstehen, muss es sich vollständig erschließen, um es schön zu finden? Ich überlege noch und schmeiße den Plattenspieler nochmal an. Ich höre es gerne.
lg p.
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Azura
Leseratte
A Alter: 29 Beiträge: 115 Wohnort: Freiburg
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A 03.06.2010 12:52
von Azura
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Der Rhythmus ist wunderschön.
Und: "Der Tag tropft auf gläserne Wangen" gefällt mir total.
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EdgarAllanPoe
Poepulistischer Plattfüßler
 Alter: 31 Beiträge: 3305 Wohnort: Greifswald

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 03.06.2010 19:32
von EdgarAllanPoe
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Ich habe von diesem Gedicht gerade eine Gänsehaut bekommen; sowas passiert mir nicht oft.
Zwar ist es kein klassisches Sonett - da die Formvorgaben nicht eingehalten sind -, es entwickelt sich jedoch trotzdem eine eigene Melodie, der ich mich nicht entziehen kann. Das ist ganz große Kunst, zumal sich die Thematik daran anpasst, auch wenn ich nicht greifen kann, worum es hier genau geht. Aber das ist eines der Gedichte, bei denen das gar nicht nötig ist; ich muss nicht wissen, wovon es handelt, sondern muss nur darin eintauchen dürfen. Das habe ich getan, und es hat sich gelohnt. Danke dafür.
_________________ (...) Das Gedicht will zu einem Andern, es braucht dieses Andere, es braucht ein Gegenüber. Paul Celan
Life is what happens while you are busy making other plans.
- JOHN LENNON, "Beautiful Boy"
Uns gefällt Ihr Sound nicht. Gitarrengruppen sind von gestern. (Aus der Begründung der Plattenfirma Decca, die 1962 die Beatles ablehnte.) |
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Mr. Curiosity Papiertiger
 Alter: 35 Beiträge: 4485 Wohnort: Köln
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 04.06.2010 00:29
von Mr. Curiosity
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Bis jetzt dein bestes Gedicht. Gefällt mir gut. Ein paar Unklarheiten nur:
Zitat: | Auf schimmernden Wiesen empfangen. |
Müssen die schimmern oder ist das Adjektiv nur Ausschmückung?
Zitat: | Verlangen nach Blütenduft haftend an dir
Von Blicken wie Falter gefangen. |
Unglückliche Partizipialkonstruktion. Es ist auch unklar, wie und warum der Duft von Blicken gefangen werden soll.
LG David
_________________
"Wenn du Schriftsteller sein willst, dann sag, dass du der Beste bist ...
Aber nicht, solange es mich gibt, kapiert?! Es sei denn, du willst das draußen austragen."
(Ernest Hemingway in "Midnight in Paris") |
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Rosanna Richter und Henker
 Alter: 29 Beiträge: 1196
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 05.06.2010 13:15
von Rosanna
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Moin, meine Lieben... (ähm, ja, es ist zehn vor Eins... Abi-Party-Rhythmus eben...)
Erstmal danke schön für die positiven Kommentare.
@ Mr.Curiousity
Mein bisher bestes Gedicht? Oh, schön...toll zu wissen, dass man sich steigert... naja, wozu bin ich sonst hier? (um in Bewunderung zu baden natürlich... aber nicht weitersagen!!)
Schimmernd hatte durchaus einen Sinn. Es bezog sich auf den Tau, der am frühen Morgen an den Grashalmen haftet... das gibt der Begegnung etwas romantisches und erweckt -für mich zumindest- den Eindruck eines geheimen Treffens.
Dein zweites Zitat haut voll in die Kerbe. Mir gefällt das auch nicht. Gar nicht. Aber ich brauchte den Blütenduft wegen der Authenzität, das Verlangen und die Blicke wegen des Reims (absolut jedes Versende hat ein Reimpendant...nur eben nicht unbedingt immer am Ende eines weiteren Verses...).
Jedenfalls blieb mir danach kaum noch Spielraum. Bin für Verbesserungsvorschläge jeder Art zu haben!
@ E-A-P (verzeih die Abkürzung... )
Freude!!! Das mit den Götterfunken lass ich jetzt mal weg. Aber dass jemand das Gedicht klasse findet, obwohl der Inhalt (ich gebs ja zu) verwirrend und verworren ist, sagt mir, dass ich zumindest Atmosphäre rübergebracht habe, oder, wie du sagst, Melodie... was sowieso mein primäres Ziel beim Gedichteschreiben ist.
@ Azura
Thx. Ich war mir unsicher, ob die Metapher nicht ein bisschen zu kitschig ist, aber ich merke, es gefällt. Danke!
@ ...Moment...scroll...scroll...ah! prophet
Du warst ja nun der erste...und nicht der letzte, der sagte, ich finds schön, aber kein Plan, was es bedeutet . Deswegen an dieser Stelle die Auflösung unseres kleinen Buchstabenrätsels: Tusch!
Es handelt sich hier mehr oder weniger um eine moderne Romeo- und Julia- Variante. Der Bezug auf Maria und Joseph und das Kreuz als Symbol für Jesus spielt dabei auf die Perfektion des menschlichen Glücks an- eine intakte, harmonische Familie. Die irdische Dreifaltigkeit, gewissermaßen.
Aber, man sieht es, die gibts hier nicht. Maria ist ersoffen und Joseph hat sich den goldenen Schuss gesetzt. Das Bild ist seiner Unschuld beraubt, Mutter und Vater sind zwar nicht wirklich tot, aber ihr Bild ist es. Das LI erkennt die Wahrheit hinter der Maske, wenn es um die Akzeptanz seiner Liebe geht.
Es trifft sich heimlich mit "dir", im Morgengrauen (schimmernde Wiesen). Der Morgen ist ihre Zeit, aber die Gelegenheit ergibt sich zu selten.
Die letzten Strophen bedeuten Dramatik pur. "dein Herz...ich trage es tot" steht dafür, dass das LI nicht etwa auf Mord aus ist, aber ahnt, dass etwas schief gehen kann- vielleicht auch so schauderhaft schief, dass es den ominösen Adressaten das Leben kosten kann. Wenn, wird das LI ihm folgen.
Wie gesagt, eine R+J- Variante in anderer Form. Vielleicht zu melodramatisch? Wenn man allerdings bedenkt, dass das Schreiberlein den Namen Rosanna verwendet und Männer in der Regel nicht nach Blüten duften, kann man durchaus ein wenig Zündstoff entddecken... nicht das wir uns falsch verstehen- das hier ist nicht autobiographisch nicht vollständig.
_________________ nahtannahtnähtnathannähte
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