Irgendwie seltsames Gefühl

[Schmierfink]

Tage wie diese sind es
in den Spiegeln
an denen sich die Gefühle
im Nebel verlieren
ans Fenster geschlagen
wie potenziert
und dann gedehnt
an der Scheibe entlang
gezogen durch Gänge
und im Weiß der Wände
verwaschen enttäuscht nichts
wie zarte Lippen immer noch,
nicht rot genug
geworden können sie
garnicht
anständig leuchten?

Von innen herraus
Blicke von Frauen
nach außen hin,
aber eigentlich nur
Augen ohne die Sterne
und ihre Endlichkeit
in sich zu tragen.

Trotzdem alt geworden,
oder gerade deshalb
vergeht der ehemalige Mut
zusammengenommen
mit den Träumen
vor Herzklopfen
spazierenzugehen
in den Parks die Engel
an der Hand den Sturm
Flugzeuge im Bauch

zu känzeln,
zumindest heute-
Sturmwarnung.
Aber große Hoffnung
endlich
wieder fliegen:

Blick in die Sonne,
sagt das Leben
und hört auf
zu regnen.

[anuphti]

Hallo Schmierfink!

Jetzt bin ich schon zum fünften Mal bei diesem Werk gelandet und kapituliere ledes Mal.

Aber ich gebe nicht auf und fange einfach einmal an mit wilden Assoziationen.

Zuerst denke ich an ein Altersheim, mit beschlagenen Scheiben und Spiegeln, und alten Damen, die keinen Lippenstift mehr tragen.

Die Augen der Damen, die aus dem Fenster in den Park schauen, sich an früher erinnern, an Herzklopfen und Verliebtsein, an Flugzeuge im Bauch (Herbert Grönemeyer?)

Besonders schön der letzte Absatz, Blick in die Sonne (Imperativ???) sagt das Leben und hört (3. Pers. Sing.? oder vielleicht doch auch Imperativ???) auf zu regnen.

Das hat doch was.
Nach dem Motto, das Leben ist schön. Geniess es gefälligst.

Mit den Satzteilen, die sich über die Zeilen ziehen und zum Teil zu zwei verschiedenen Sätzen (?) gehören, habe ich so meine Schwierigkeitn.

Insgesamt rein gefühlsmäßig Lyrik für Fortgeschrittene und harter Brocken für mich.

Liebe Grüße
Imke

[Schmierfink]

Hey anuphti,

Zum fünften mal! So schlimm, oder vielleicht doch, irgendwie, wenigstens anziehend auf seltsame Art?^^

Ich glaube meiner Schmiererei kann man nur mit wilden Assoziationen begegnen.

Das ist doch schon mal eine schöne, am Text belegbare Interpretation,
man könnte aber auch sagen was aber in die selbe Richtung weist, das es regnet, an einem Tag im Frühling, erst sind die Tropfen eine gebündelte Einheit, dann verlaufen sie am Fenster, wie Gefühle die noch nicht so ganz sicher sind, eher mulmig, daher auch die Lippen, es ist zwar Frühling, aber so ganz wollen die Pheromone die Welt noch nicht, zu eitlem Sonnenschein machen.

Dann triffst du voll ins Schwarze, für die alten ist das Glück, durch den Frühling und Liebe das Leben ganz neu zu erfahren, meist in weite Ferne gerückt.

Zugegegeben, die Flugzeuge hemmungslos gehegemannt.^^

Vielleicht auch beides.^^ Da kommt halt meine Beeinflussung durch die "modernen" Dichter durch, obwohl ich zb. wie an meinem Ava. ersichtlich auch alte Lyriker mag, aber es schimmert halt immer durch, was ich so für Zeug lese.^^
 Daher auch das mit den Satzteilen, für interessierte, bisher habe ich wohl auch Satzteile, die zu zwei Sätzen gehört haben, als Anakoluthe bezeichnet, wobei ich festgestellt habe, dass es sich hier wohl eher um Apokoinou handelt.

Lyrik für Fortgeschrittene gibt es m.M. nach nicht, bloß schlechte.

lg
Schmierfink