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Hallogallo Klammeraffe
Alter: 61 Beiträge: 644 Wohnort: Auenland
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20.03.2014 17:41 Unterwegs im Süden von Hallogallo
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Nur ich
und der Rhythmus meiner Schritte
weiter
immer weiter
vorbei
an Plastikmüll in Straßengräben
durch endlose Olivenhaine
und jenseitige duftende Mandelbäume
das Karussell im Kopf
hat aufgehört zu kreisen
längst verblichene Bilder
stiegen in mir auf
ich als Kind allein im Krankenhaus
und dann
mit dem Moped auf dem Weg zur ersten Freundin
ich höre meine Großmutter mich zum Essen rufen
und meine Lateinlehrer wie er dekliniert
vergessene Musik fällt mir ein
auf einmal macht mich Pink Floyd´s Atomheart Mother
genau so high
wie damals auf der Klassenfahrt nach London
komisch
manchmal scheint die Zeit undicht zu sein
Weitere Werke von Hallogallo:
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Phaze Schneckenpost
P Alter: 33 Beiträge: 10 Wohnort: Frankfurt
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P 25.03.2014 13:28 Re: Unterwegs im Süden von Phaze
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Hallo Hallogallo!
Zunächst finde ich deine Schreibtechnik sehr interessant und sie funktioniert für mich rhythmisch, insbesondere zu Beginn deines Textes. Folgst du dabei einem bestimmten metrischen (oder auch rhythmischen) Prinzip?
Wie gesagt gefällt mir der poetische 'Flow' zu Anfang recht gut. Allerdings stellt man sich schon die Frage, wie weit oder schnell die Textinstanz laufen muss, wenn sie erst an Plastikmüll und dann an Olivenhainen und Mandelbäumen vorbeiläuft. Das ist etwas unlogisch.
Ab
Hallogallo hat Folgendes geschrieben: | ich als Kind allein im Krankenhaus |
habe ich das Gefühl, dass der Text einen Bruch in sich erfährt. Bspw. stellen die Worte 'Krankenhaus', 'Moped', 'deklinierende Lateinlehrer' und 'high' ein ganz anderes Wortfeld dar wie das eher etwas hochtrabende Wortfeld zu Beginn um 'Rhythmus meiner Schritte', 'Olivenhaine' und 'Mandelbäume'.
Auch syntaktisch scheinen die Sätze jetzt weniger poetiziert zu sein. Hier ist dir auch ein kleiner Grammatikfehler unterlaufen:
Hallogallo hat Folgendes geschrieben: | und meinen Lateinlehrer wie er dekliniert
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Die Erinnerungen der Textinstanz wirken im Vergleich zur Einleitung etwas profan.
Wie du also merkst, habe ich ein Problem mit diesem 'Stilbruch' in der Mitte deines Textes. Die Erinnerungen können für mich die anfängliche Atmosphäre nicht aufrechterhalten, obwohl ich deiner sprachlichen Gestaltung und Rhythmik durchaus auch Positives abgewinnen kann.
Liebe Grüße
Phaze
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LeoModest Leseratte
Alter: 37 Beiträge: 142 Wohnort: Travemünde
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25.03.2014 20:43
von LeoModest
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Zunächst einmal frage ich mich, warum du dies nicht in der Lyrik eingestellt hast: weil wirklich prosaisch wirkt es nicht auf mich...
Dessen ungeachtet:
- das Wort 'jenseitige' passt mir nicht so ganz. Zwar hat es einen schönen poetischen Klang, aber ich assoziere es eher mit dem 'Jenseits'; verwendet man es auch so, wie du es gemacht hast? Hm, ich bin mir da nicht so sicher.
- die einzelnen Erinnerungsfetzen vom Krankenhaus, dem Moped, dem Lehrer usw. finde ich dagegen sehr gelungen. Ich habe etwas Ähnliches auch mal gemacht ('Eine Liebeserklärung'), sodass mir der Gedanke wirklich gefällt: einzelne Augenblicke fliegen rasch vor dem inneren Auge vorbei. Diese sind für den Erzähler wichtig, bedeutend und mit großen Erinnerungsnarrativen verbunden. Auch wenn man es als Leser nicht direkt nachempfinden kann, so erreichst du doch dieses Gefühl der Wehmut: und das ist schön!
- den Abschlussatz finde ich schließlich nicht so gelungen. 'Undichte Zeit'? Hm. Das 'Komisch/Manchmal...' finde ich noch gut, aber das Bild der undichten Zeit erschließt sich mir nicht so ganz. Leider fällt mir nun auch kein guter Verbesserungsvorschlag ein...
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Constantine Bücherwurm
Beiträge: 3311
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02.04.2014 20:16 Re: Unterwegs im Süden von Constantine
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Hallo Hallogallo,
vielen Dank für deinen schönen Beitrag. Ich mag dieses Schwelgen in Erinnerungen, von der Gegenwart eine gedankliche Reise in die Vergangenheit, die Kindheit, die Jugend. Am Ende des Gedichtes ein so toller zusammenfassender Ausdruck der aufkommenden Erinnerungen als "undichte Zeit", als nicht im Hier und Jetzt, sondern im Damals haftend.
Prima.
Da mich dein Text anspricht und du ihn in die Werkstatt gestellt hast, hier einige Kommentare von mir. Vielleicht ist etwas Passendes dabei:
Hallogallo hat Folgendes geschrieben: |
Nur ich
und der im Rhythmus meiner Schritte
weiter
immer weiter
vorbei
an Plastikmüll in Straßengräben
<--
durch
endlose Olivenhaine und jenseitige duftende Mandelbäume
das Karussell im Kopf
hat aufgehört zu kreisen <-- hört auf zu kreisen
längst verblichene Bilder
stiegen in mir auf <-- ich würde diese Zeilen weiter oben stellen nach Strassengräben, dann kannst du z.B. auf "jenseitige" verzichten und würdest dadurch mMn vom Ablauf her eine flüssigere Bewegung von der Gegenwart in die Vergangenheit erzielen.
ich als Kind allein im Krankenhaus
und dann
mit dem Moped auf dem Weg zur ersten Freundin <-- kann weggelassen werden, mit dem Moped zur Freudnin impliziert von sich aus, dass LI auf dem Weg zu ihr war.
ich höre meine Großmutter ruft mich zum Essen rufen <-- auch ohne das Erwähnen von "ich höre", wird es für mich ersichtlich, dass LI in Erinnerugnen schwelgt und das Rufen der Großmutter hört.
und meine Lateinlehrer wie er dekliniert lauschen meinen Deklinationen
vergessene Musik fällt mir ein <-- erneut ist klar, dass es sich um Erinnerungen handelt, somit kann mMn "fällt mir ein" weggelassen werden.
auf einmal macht mich Pink Floyd´s Atomheart Mother macht
genau so high
wie damals auf der Klassenfahrt nach London
komisch
manchmal scheint die Zeit undicht zu sein<-- direkter ausgedrückt wäre passender, denn für LI ist es so: manchmal ist die Zeit undicht. |
Meiner Meinung nach lässt sich da noch einiges kürzen und umformulieren, ohne den Sinn zu ändern, und durch die Umstellung derbeiden Abschnitte wird das Gedicht runder und flüssiger für mich.
Sehr gerne gelesen!
LG,
Constantine
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