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Lady_of_words Eselsohr
Alter: 40 Beiträge: 238 Wohnort: Franken
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15.09.2009 20:18 Wenn du mich berührst von Lady_of_words
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Zögernd musterst du mich. Veränderst meine Einstellungen, stellst die Uhrzeit und das Datum ein, drehst und wendest mich in deinen Fingern. Doch allmählich wächst deine Begeisterung. Immer wieder muss ich dir neue Lieder vorsingen und du wirst nicht müde, mir immer wieder neue beizubringen. Ich werde kaum noch aus der Hand gelegt, nicht einmal deine Freunde dürfen mich anfassen und wir verbringen Stunden miteinander, wenn du mit mir spielst. Manchmal lasse ich dich sogar gewinnen, das freut dich dann immer. Ich bin ständig in deiner Nähe und wenn du mich nicht gerade in deinen Händen hältst, dann trägst du mich in deiner Hosentasche. Zwar ist es dort dunkel und eng, und ich werde immer ganz schön durch die Gegend gewackelt, aber ich bin ganz nah bei dir, rieche deinen Duft und fühle mich geborgen.
Die Jahre vergehen und ich bin noch immer ein wichtiger Teil in deinem Leben. Jetzt, wo du eine Freundin hast, sogar noch wichtiger. Denn sie wohnt ganz weit fort. Es ist unser beider Geheimnis. Wie einen Schatz hüte ich ihre Nachrichten und verschicke deine, wenn deine Finger einmal wieder über meine Tasten fliegen. Wenn du sie anrufst, dann presst du mich ganz dicht an dein Ohr und lachst ganz viel. Anschließend druckst du mich manchmal an deine Brust und ich kann deinen schnellen Herzschlag hören. Vor allem wenn sie zurück schreibt und ich munter piepse, dann freuen wir uns beide über alle maßen. Dann schaust du mich gespannt an, kannst es kaum erwarten die Nachricht zu lesen und bettest mich danach noch ganz lange in deinen warmen Händen.
Aber Jahre später hat sich viel verändert. Du brauchst mich gar nicht mehr. Wenn du mit ihr reden und lachen willst, dann musst du mich dafür nicht mehr in der Hand halten. Denn jetzt wohnt ihr zusammen. Unbenutzt liege ich meist herum, in dunklen Schubladen und eine klebrige Staubschicht liegt auf mir. Traurig muss ich manchmal tagelang weinen, wenn ich hungrig bin und erst kurz vor der Ohnmacht, hilfst du mir. Du vergisst mich.
Früher durfte mich niemand in die Hand nehmen, doch ihr erlaubst du es. Dabei ist sie so schrecklich gemein. Sie reißt meinen Rücken auf und zieht mir einfach die Eingeweide heraus. Bis ich fast vergesse, wer du bist. All deine wichtigen Termine kann ich mir plötzlich nicht mehr merken und sogar unsere Schätze, die alten Nachrichten, entfallen mir plötzlich. Ich fürchte mich dann immer so sehr, merkst du das denn nicht? Ich weiß dann gar nicht mehr wer ich bin. Wo ich hingehöre. Ja ich klinge dann auch ganz anders.
Deine Freundin benutzt mich dafür aber wieder öfter. Sie schreibt sehr viel und gibt mir jede Menge zu tun. Mit langen, spitzen Fingernägeln hackt sie auf meine Tasten ein und beschimpft mich, wenn sie sich vertippt. Tausende von Namen und Nummern muss ich mir merken, manchmal muss ich kapitulieren. So viele Sachen musste ich mir bei dir nie merken. Ja sogar mein Aussehen hat sie verändert. Am Rücken hab ich jetzt einen glitzernden Aufkleber, ich selbst sehe ihn zwar nicht. Aber wann immer ich jetzt auf dem Rücken liege, dann fühl ich mich so unwohl.
Wenn sie mich einmal nicht in ihren kalten, groben Händen hält, dann stecke ich in ihrer Handtasche. Sie trägt mich nicht wie du nahe am Körper.
In ihrer Tasche sind unglaublich viele Sachen, doch die meiste Angst hab ich vor ihrem Schlüssel. Er zerkratzt mich und will mir etwas antun. Wenn sie läuft, dann haut er ständig auf mich drauf. Wo bist du nur, um mich zu beschützen? Warum hilfst du mir denn nicht? Ich weiß gar nicht mehr wer ich bin. Es ist schon so lange her, dass du mich an der Hand gehalten hast, ich kann mich kaum noch dran erinnern. Ich hab dich fast vergessen und bin darüber so unendlich traurig. Manchmal schalte ich mich einfach ab, weil mir das alles zu viel wird, oder reagiere nicht, wenn sie wieder brutal an mir herumdrückt.
Aber wenn du mich dann wieder beachtest, wenn ich vor lauter Hunger nur noch schwach piepse, dann springe ich fast, vor Glück. Dann erwache ich zu neuem Leben. Zärtlich, hütest du mich in deinen warmen, rauen Händen. Streichelst über mein Display, dass es mir ganz warm wird. Fährst mit einer Fingerspitze ganz sacht über meine Tasten, befreist mich vor Schmutz und lässt mich wohlig genießen. Wenn du dann das Ladekabel an meine empfindlichste Stelle einführst, erwache ich zu neuem Leben.
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Alogius Kinnbeber
Alter: 47 Beiträge: 3206
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15.09.2009 20:35
von Alogius
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Moin,
man merkt natürlich schnell, worum es geht, aber das liegt in der Absicht Deines Textes. Denn so werden die teilweise grotesken Einzelheiten "ihrer" Empfindungen offenbar.
Sprachlich ordentlich geschrieben, mit einer netten kleinen Pointe, die natürlich - wie der ganze Text - doppelsinnig ist, was auch nicht schwer zu erraten ist.
Mir gefällt er, aber das ist es dann gewesen. Er ist humorvoll, aber mehr passiert nicht. Das liegt nicht an Dir oder Deiner Schreibe, sondern in der Natur der Sache, weil alle tieferen Gedanken (interessante Formulierung, ich weiß^^) schnell durch die Oberfläche gehen. Man könnte die Entwicklung "ihres Liebhabers" ausmachen und es allegorisch sehen, aber ich weiß nicht, ob es so gedacht ist und sehe in der Lesart auch zu wenig dann.
Insgesamt finde ich den Text witzig und gut geschrieben.
Danke
Gruß
Tom
_________________ Aus einem Traum:
Entsetzter Gartenzwerg: Es gibt immer noch ein nullteres Fußballfeld. Wir werden viele Evolutionen verpassen.
Busfahrer: Tröste dich. Mit etwas Glück sehen wir den Tentakel des Yankeespielers, wie er den Ereignishorizont des Schwarzen Loches verlässt. |
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Gast
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16.09.2009 12:03 Re: Wenn du mich berührst von Gast
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Hallo Lady of Words,
inhaltlich hielt sich meine Begeisterung in Grenzen, was mich aber schwer begeistert hat ist deine lebhafte, natürliche und ansprechende Ausdrucksform. Sie macht es dem Leser leicht, dir selbst dann zu folgen, wenn der Inhalt als weniger ansprechend empfunden wird.
Entsprechend kann ich kaum mehr tun, als die auffälligsten Füllworte hervor zu heben. Meide sie und deine Schreibe ist schön rund. Eines wiederholt sich sogar besonders oft. Sie werden dem Text nicht fehlen und sind fett hervor gehoben.
Lady_of_words hat Folgendes geschrieben: | Zögernd musterst du mich. Veränderst meine Einstellungen, stellst die Uhrzeit und das Datum ein, drehst und wendest mich in deinen Fingern. Doch allmählich wächst deine Begeisterung. Immer/ hier wäre die Wortwiederholung die bessere Wahl/. Wieder und wieder) wieder muss ich dir neue Lieder vorsingen und du wirst nicht müde, mir immer wieder neue beizubringen. Ich werde kaum noch aus der Hand gelegt, nicht einmal deine Freunde dürfen mich anfassen und wir verbringen Stunden miteinander, wenn du mit mir spielst. Manchmal lasse ich dich sogar gewinnen, das freut dich dann immer. Ich bin ständig in deiner Nähe und wenn du mich nicht gerade in deinen Händen hältst, dann trägst du mich in deiner Hosentasche. Zwar ist es dort dunkel und eng, und ich werde immer ganz schön durch die Gegend gewackelt, aber ich bin ganz nah bei dir, rieche deinen Duft und fühle mich geborgen.
Die Jahre vergehen und ich bin noch immer ein wichtiger Teil in deinem Leben. Jetzt, wo du eine Freundin hast, sogar noch wichtiger. Denn sie wohnt ganz weit fort. Es ist unser beider Geheimnis. Wie einen Schatz hüte ich ihre Nachrichten und verschicke deine, wenn deine Finger einmal wieder über meine Tasten fliegen. Wenn du sie anrufst, dann presst du mich ganz dicht an dein Ohr und lachst ganz viel. Anschließend druckst du mich manchmal an deine Brust und ich kann deinen schnellen Herzschlag hören. Vor allem wenn sie zurück schreibt und ich munter piepse, dann freuen wir uns beide über alle maßen. Dann schaust du mich gespannt an, kannst es kaum erwarten die Nachricht zu lesen und bettest mich danach noch ganz lange in deinen warmen Händen.
Aber Jahre später hat sich viel verändert. Du brauchst mich gar nicht mehr. Wenn du mit ihr reden und lachen willst, dann musst du mich dafür nicht mehr in der Hand halten. Denn jetzt wohnt ihr zusammen. Unbenutzt liege ich meist herum, in dunklen Schubladen und eine klebrige Staubschicht liegt auf mir. Traurig muss ich manchmal tagelang weinen, wenn ich hungrig bin und erst kurz vor der Ohnmacht, hilfst du mir. Du vergisst mich.
Früher durfte mich niemand in die Hand nehmen, doch ihr erlaubst du es. Dabei ist sie so schrecklich gemein. Sie reißt meinen Rücken auf und zieht mir einfach die Eingeweide heraus. Bis ich fast vergesse, wer du bist. All deine wichtigen Termine kann ich mir plötzlich nicht mehr merken und sogar unsere Schätze, die alten Nachrichten, entfallen mir plötzlich. Ich fürchte mich dann immer so sehr, merkst du das denn nicht? Ich weiß dann gar nicht mehr wer ich bin. Wo ich hingehöre. Ja ich klinge dann auch ganz anders.
Deine Freundin benutzt mich dafür aber wieder öfter. Sie schreibt sehr viel und gibt mir jede Menge zu tun. Mit langen, spitzen Fingernägeln hackt sie auf meine Tasten ein und beschimpft mich, wenn sie sich vertippt. Tausende von Namen und Nummern muss ich mir merken, manchmal muss ich kapitulieren. So viele Sachen musste ich mir bei dir nie merken. Ja sogar mein Aussehen hat sie verändert. Am Rücken hab ich jetzt einen glitzernden Aufkleber, ich selbst sehe ihn zwar nicht. Aber wann immer ich jetzt auf dem Rücken liege, dann fühl ich mich so unwohl.
Wenn sie mich einmal nicht in ihren kalten, groben Händen hält, dann stecke ich in ihrer Handtasche. Sie trägt mich nicht wie du nahe am Körper.
In ihrer Tasche sind unglaublich viele Sachen, doch die meiste Angst hab ich vor ihrem Schlüssel. Er zerkratzt mich und will mir etwas antun. Wenn sie läuft, dann haut er ständig auf mich drauf. Wo bist du nur, um mich zu beschützen? Warum hilfst du mir denn nicht? Ich weiß gar nicht mehr wer ich bin. Es ist schon so lange her, dass du mich an der Hand gehalten hast, ich kann mich kaum noch dran erinnern. Ich hab dich fast vergessen und bin darüber so unendlich traurig. Manchmal schalte ich mich einfach ab, weil mir das alles zu viel wird, oder reagiere nicht, wenn sie wieder brutal an mir herumdrückt.
Aber wenn du mich dann wieder beachtest, wenn ich vor lauter Hunger nur noch schwach piepse, dann springe ich fast, vor Glück. Dann erwache ich zu neuem Leben. Zärtlich, hütest du mich in deinen warmen, rauen Händen. Streichelst über mein Display, dass es mir ganz warm wird. Fährst mit einer Fingerspitze ganz sacht über meine Tasten, befreist mich vor Schmutz und lässt mich wohlig genießen. Wenn du dann das Ladekabel an meine empfindlichste Stelle einführst, erwache ich zu neuem Leben. |
Das war's es von mir. Die als wichtiges Stilmittel empfundenen Worte habe ich ausgelassen. Die meisten bedingen nicht einmal eine Änderung der Formulierungen.
Grüße
Bobbi
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Murmel Schlichter und Stänker
Alter: 68 Beiträge: 6367 Wohnort: USA
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16.09.2009 14:40
von Murmel
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Zuerst dachte ich: Uii, da traut sich jemand an die Du Perspektive ran, bis ich bemerkte, dass du einem Objekt eine Stimme gibst.
Nett, ist mein Gesamturteil. Nett geschrieben, ohne grosse Ecken und Kanten, etwas zu lange für das Thema, es ermüdet in der Mitte. Gut, ein paar Füllwörter zu viel, aber die Prosa fliesst.
Mach's um 20% kürzer. Du wirst sehen, dann bekommt die Story mehr punch.
_________________
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