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Kurzgeschichte: Die Wahrheit des Scheins


 
 
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Telani
Geschlecht:weiblichLeseratte

Alter: 37
Beiträge: 174



Beitrag06.05.2009 14:49
Kurzgeschichte: Die Wahrheit des Scheins
von Telani
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Kommentare sind erwünscht Smile!
LG Telani

Die Wahrheit des Scheins

Da sitzt er mir gegenüber. Mit verschränkten Armen und strengem Blick. Natürlich, nur kein Gefühl zeigen!
Sogar seine Kleider sind schwarz und er trägt einen grünen Militärgürtel. Sagt doch schon alles über so einen. Verbittert sind die immer, warum sonst kommt man auf die Idee solchen dämlichen Ideologien zu folgen?
Wahrscheinlich spiegelt die Dunkelheit seiner Kleider nur die Leere in seinem Kopf wieder.

Er ist unruhig, das sehe ich ihm an. Seine Finger tippen nervös am Stuhl und er blickt nur geradeaus. Lieber würde er jetzt wohl um die Häuser ziehen und Ausländer verprügeln oder Hasstiraden schimpfen.
Seine Glatze verrät alles! Glatt rasiert der Kopf, so aalglatt wie seine Seele.
Ich frage mich warum es Menschen gibt die immer noch so dumm sind und den Rassismus nicht sterben lassen? Was ist schuld daran?
Seine mangelnde Bildung oder haben ihn seine Eltern zu oft verdroschen?
Wahrscheinlich liegst an beidem.

Ich fühle mich durch ihn bedroht, beobachtet, kontrolliert. Solche wie er wollen alles immer unter Kontrolle haben. Weil sie begrenzt sind, weil sie alles hassen, weil sie nichts können und in Wahrheit nur Angst haben. Weil sie eine Glatze tragen!

Da, jetzt kommt er endlich an die Reihe sich vorzustellen. Bin mal gespannt was da kommt. Wahrscheinlich bekommt er den Mund gar nicht auf weil ihm alles so egal ist. Jetzt wird`s interessant, er spricht!


„Ich bin Daniel und ich bin hier im Programm weil ich unter schweren Depressionen leide. Angefangen hat das alles vor fünf Jahren mit meiner Krankheit.
Ich habe Krebs und muss eine Chemo machen…daher auch die Glatze…“



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Die Wirklichkeit ist ein zerbrochener Spiegel!
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Michael
Geschlecht:männlichAnti-Lyriker


Beiträge: 734



Beitrag06.05.2009 15:11

von Michael
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Hallo telani,

Die kleine Geschichte gefällt mir ganz gut. Hast sie sehr stimmig geschrieben. Mir fiel als aller erstes das Lied von den Ärzten ein: Lasse Redn. Leider sind viele Menschen geprägt von voreiligen Schlüssen und das "Alle in einen Topf werfen". Ich finde, das hast du dem Leser sehr gut vermittelt.

Ein paar Anmerkungen habe ich aber noch:

Ich finde, du solltest der Geschichte noch mehr Tiefe verleihen.

Zitat:
Seine mangelnde Bildung oder haben ihn seine Eltern zu oft verdroschen?
Wahrscheinlich liegst an beidem.


Mach noch mehr Beispiele, warum er ein Nazi sein könnte. Das verleiht dem Text mehr Tiefe.

Zitat:
„Ich bin Daniel und ich bin hier im Programm weil ich unter schweren Depressionen leide. Angefangen hat das alles vor fünf Jahren mit meiner Krankheit.
Ich habe Krebs und muss eine Chemo machen…daher auch die Glatze…“


Den Absatz würde ich ein wenig abändern. Der letzte Satz kann man mMn kürzen.

Ich habe Krebs!

Mehr würde ich nicht schreiben. Wenn der Glatzkopf sagt, er habe Krebs, muss man das mit der Chemo und "daher" eine Glatze, nicht mehr erwähnt werden. Das kann der Leser dann selbst interpretieren. Es sei denn, der Glatzkopf ahnt, dass du ihn für einen Rechtsradikalen hälst.

Zitat:
Wahrscheinlich liegst an beidem.


Kleiner Rechtschreibfehler, aber das hast du bestimmt schon selbst bemerkt. Wink

Wie schon gesagt, ansonsten schön geschriebener Text. Ich würde es weiterlesen...

LG
Michael
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Jocelyn
Bernsteinzimmer

Alter: 59
Beiträge: 2251
Wohnort: Königstein im Taunus
Das Silberne Fahrrad Ei 1



Beitrag06.05.2009 15:37

von Jocelyn
Antworten mit Zitat

Hallo Michael und Telani!
Zitat:
„Ich bin Daniel und ich bin hier im Programm weil ich unter schweren Depressionen leide. Angefangen hat das alles vor fünf Jahren mit meiner Krankheit.
Ich habe Krebs und muss eine Chemo machen…daher auch die Glatze…“


Michael hat Folgendes geschrieben:

Den Absatz würde ich ein wenig abändern. Der letzte Satz kann man mMn kürzen.

Ich habe Krebs!


Zitat:
Mehr würde ich nicht schreiben. Wenn der Glatzkopf sagt, er habe Krebs, muss man das mit der Chemo und "daher" eine Glatze, nicht mehr erwähnt werden. Das kann der Leser dann selbst interpretieren.


Das sehe ich nicht so, denn der Krankheitsbeginn liegt doch 5 Jahre zurück, da könnten die Haare ja auch nachgewachsen sein. Nun ist es aber wohl so, dass Daniel gerade im Moment mit Chemo behandelt wird. Und gerade diese Behandlung ist auch eine enorme psychische Belastung.
Da ist es doch naheliegend, dass er sie erwähnt.

Ich würde es so lassen.

Zitat:
Wie schon gesagt, ansonsten schön geschriebener Text. Ich würde es weiterlesen...


Mehr als schön, einfach gut!

Telani, deine Sprache gefällt mir saugut, hatte ich ja schon mal gesagt.

Caecilia


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If you dig it, do it. If you really dig it, do it twice.
(Jim Croce)

Die beständigen Dinge vergeuden sich nicht, sie brauchen nichts als eine einzige, ewig gleiche Beziehung zur Welt.
(Aus: Atemschaukel von Herta Müller, Carl Hanser Verlag, München 2009, Seite 198)

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lupus
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Wohnort: wien



Beitrag06.05.2009 15:51
Re: Kurzgeschichte: Die Wahrheit des Scheins
von lupus
Antworten mit Zitat

Servus Telani,

Es ist Kurzprosa und folglich inhaltlich natürlich auch nicht sehr umfangreich. Ob's eine KuGe is weiß ich nicht.

Inhaltlich gibt es nicht allzu viel her und es ist relativ durchsichtig, die Überschrift etas dick aufgetragen nach meinem Geschmack.

Weil es inhaltlich nicht viel hergibt, hast du die Länge auch sehr gut gewählt, jedes weitere Wort würd den Text nur unnötig aufblasen.

Zwar ist es recht erzählend, du gibt mehr oder weniger nur Gedanken weiter und schaffst keine Bilder (abgesehen von der aalglatten seele als Vergleich). Aber die Kürze mag das gerne verzeihen. Wahrscheinlich gilt für etwaige Bilder dasselbe: unnötiges in die Länge ziehen. Außer vielleicht einmal: dort wo sich der ich-Erzähler bedroht fühlt. Da könnte man schon ein bisserl ausbauen.

Sprachlich ist es gut, Satzbau paßt, -längen sind variiert, nicht eintönig

RS tadellos, Grammatik auch.

Ich hab's gerne gelesen. Kein Knüller, aber nicht schlecht gemacht.

Einige Punkte im Detail:

Die Wahrheit des Scheins

Zitat:
Da sitzt er mir gegenüber. Mit verschränkten Armen und strengem Blick. Natürlich, nur kein Gefühl zeigen!


Mit verschränkten Armen und strengem Blick. ... ist an sich kein Satz. Macht nix im Prinzip, aber gleich als Einstieg möglicherweise etwas zu überfalllsmäßig. Was hältst du von einem Strichpunkt oder einem Gedankenstrich?

Zitat:
Sogar seine Kleider sind schwarz und er trägt einen grünen Militärgürtel. Sagt doch schon alles über so einen.


Das 'sogar' würd ich streichen. Nicht nur weil es eigentlich ein Füllwort ist, sondern v.a. weil der Bezug fehlt. Das 'Sogar' müßte eine Steigerung von etwas (anderem 'Bösen' ) sein, einfach nur Hände verschränken und streng schaun is ja noch nix wirklich Aufregendes.

Zitat:
Verbittert sind die immer cooler Satz, einfach so hingeschleudert. Deshalb würd ich auch einen Punkt nachher machen. Feststellung, Punkt. So ist das., warum das 'warum' paßt, ein 'wie' würd mir besser gefallen, is aber wohl Geschmack - lies es mal laut. sonst kommt man auf die Idee solchen dämlichen Ideologien zu folgen?


hm, verfolgen ...naja, ein zweischneidiges Schwert.verfolgt er diese Ideologie oder hängt er ihr nicht eher nach?


Zitat:
Seine Glatze verrät alles! Glatt rasiert der Kopf, so aalglatt wie seine Seele.


glattrasierte Seele .... find ich cool

aber braucht's das aalglatt?

'so wie seine Seele' .... klingt viel stärker find ich

Zitat:
Ich frage mich warum es Menschen gibt die immer noch so dumm sind und den Rassismus nicht sterben lassen?


Is sicherlich Geschmacksfrage, aber 'den Rassismus' braucht's da nicht mE. erstens is es ein -ismus (klingt irgendwie nicht schön), außerdem ist es schon völlig klar (der Leser weiß längst worum es geht) und irgendwie verhaschpelst du dich in dem Satz, weil auch das 'sterben lassen' .. naja, da könnt ma jetzt herumphilosophieren, aber ich seh das so: Rassismus gibt's nicht einfach, Menschen 'machen' ihn. Und was nicht von selbst ist, kann ich nicht sterben lassen, spitzfindig? mag sein - vergiss es ... aber wegnehmen würd ich ihn trotzdem Smile

--> ich frag mich, warum manche Menschen immer noch so dumm sind.

Zitat:
„Ich bin Daniel und ich bin hier im Programm weil ich unter schweren Depressionen leide. Angefangen hat das alles vor fünf Jahren mit meiner Krankheit.
Ich habe Krebs und muss eine Chemo machen…daher auch die Glatze…“


Mir scheint, du wolltest die Pointe künstlich rausschieben. Dadurch ziehst du die Sache aber nur unnötig in die Länge. Ich als Leser denk mir: "Hey, ich weiß schon wie's ausgeht, willst du's mir nicht endlich bestätigen? Mach schon!"

--> Hallo, Ich bin Daniel. Und ich habe Krebs.

Alles andere (Chemo) is klar. Depressionen sind hier nicht wichtig.

Also: well done, no dout

ein paar Kleinigkeiten halt, aber nix Aufregendes

LGs


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lg Wolfgang

gott ist nicht tot noch nicht aber auf seinem rückzug vom schlachtfeld des krieges den er begonnen hat spielt er verbrannte erde mit meinem leben

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Michael
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Beiträge: 734



Beitrag06.05.2009 16:32

von Michael
Antworten mit Zitat

Hallo zusammen,

@Caecilia

Ich denke, wir haben aneinander vorbei geredet. Ich finde, Daniel rechtfertigt sich doch, wenn er sagt: "... daher die Glatze)"
Aber für wen rechtfertigt er sich? Das ist die Sache, die ich nicht verstehe. Dass er eine Chemo macht ... ok, das kann man noch stehen lassen, aber dass er die Glatze damit begründet, ist unnötig. Immerhin hat ihn niemand auf die Glatze angesprochen. Das habe ich lediglich gemeint.

@lupus

Zitat:
Es ist Kurzprosa und folglich inhaltlich natürlich auch nicht sehr umfangreich. Ob's eine KuGe is weiß ich nicht.


Natürlich ist es eine KuGe. Sie wirft den Leser ohne große Einleitung mitten ins Geschehen und schließt mit einer Pointe ab. Alles Elemente, die eine KuGe enthält.

Zitat:
Weil es inhaltlich nicht viel hergibt, hast du die Länge auch sehr gut gewählt, jedes weitere Wort würd den Text nur unnötig aufblasen.


Das finde ich nicht so. Jedes unnötige Wort bläst auf. Da gebe ich dir uneingeschränkt recht. Aber Wörter bzw. Sätze, die die Geschichte tiefgründiger werden lassen, sind natürlich mehr als erwünscht. Eine tiefgründige Geschichte möbelt einen Text extrem auf. Auch, wenn es "nur" eine KuGe ist. Ich hoffe, du verstehst, was ich meine. Wink

Lg
Michael
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lupus
Geschlecht:männlichBücherwurm

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Beiträge: 3913
Wohnort: wien



Beitrag06.05.2009 17:06

von lupus
Antworten mit Zitat

Hallo Michael,


Zitat:
@lupus

Zitat:
Es ist Kurzprosa und folglich inhaltlich natürlich auch nicht sehr umfangreich. Ob's eine KuGe is weiß ich nicht.


Natürlich ist es eine KuGe. Sie wirft den Leser ohne große Einleitung mitten ins Geschehen und schließt mit einer Pointe ab. Alles Elemente, die eine KuGe enthält.


najo, wenn ich meiner Scheibtruhe noch drei Räder verpasse und ein Dach montiere (alles Elemente die ein Auto braucht) ist sie dann ein Auto? Wink

Frage war ob alle Elemente einer KuGe vorhanden sind, Länge etwa, aber wie gesagt: ich weiß es nicht.
Zitat:

Zitat:
Weil es inhaltlich nicht viel hergibt, hast du die Länge auch sehr gut gewählt, jedes weitere Wort würd den Text nur unnötig aufblasen.


Das finde ich nicht so. Jedes unnötige Wort bläst auf. Da gebe ich dir uneingeschränkt recht. Aber Wörter bzw. Sätze, die die Geschichte tiefgründiger werden lassen, sind natürlich mehr als erwünscht. Eine tiefgründige Geschichte möbelt einen Text extrem auf. Auch, wenn es "nur" eine KuGe ist. Ich hoffe, du verstehst, was ich meine. Wink


hm, also der Inhalt wie er da steht is ja nicht sehr weltbewegend, es ist alles gesagt, also is meines Erachtens jedes weitere Wort unnötig. Wenn jetzt da tiefschürfendere Gedanken eingeführt werden, wenn da Sätze hinzukommen, die dem ganzen eine andere/zusätzliche Richtung geben, ja dann kann das natürlich super sein, nur dann is es halt eine andere Geschichte Wink


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lg Wolfgang

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Telani
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Beiträge: 174



Beitrag06.05.2009 17:32

von Telani
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Hallo Leute!

Vielen Dank für eure Reaktionen. Freut mich, dass die Geschichte solchen Anklang gefunden hat.
Jetzt aber zu euren Vorschlägen:
das Ende: das werde ich mir nochmal überlegen, ich werds mir ein paar Mal durchlesen und dann schaun was mehr wirkt. Natürlich wäre ein knappes "Hallo ich heiße Patrick und habe Krebs!" noch etwas kA schockierender! Der Hintergedanke war hier eigentlich nicht es in die Länge zu ziehen, sondern irgendwie einen Rahmen einzuführen. Warum sollte er sich vorstellen, warum macht sich der Protagonist solch radikale Gedanken. Die Idee war eine Art Gruppentherapie, die Anonymen Alkoholoker oder dergl.! Ich dachte mir sonst würden sich einige Leser fragen wie es überhaupt dazu kommt, dass die beiden hier gemeinsam sitzen.

Sprachlich ist es kein Knüller und auch nicht sehr anspruchsvoll. Das war aber bewusst gewählt, weil ich mir dachte es passt sehr gut zum Charakter des Protas. Er gehört selbst nicht zu der Sorte Mensch die sich viel aus Gefühlen machen. Für ihn zählt was er sieht. Gedacht - gesagt! Würde er mehr nachdenken, würde ihm vielleicht einfallen wie sehr er die Menschen um sich in einen Topf wirft. Deshalb auch keine sprachlichen Bilder (obwohl ich sehr gerne in nächster Zeit daran arbeiten würde meinen Texten Gefühl einzuhauchen). Aber ich hoffe da kommt demnächst etwas, dass mehr Bilder enthält.

Den Titel möchte ich gerne so lassen. Ja klar er schlagt sich etwas mit der Sprache die danach geführt wird. Aber ich finde gerade das gut. Weil hier eben nichts so sein soll wie es auf Anhieb erscheint (oder klingt).
@lupus: die satztechnischen Vorschläge die du mir gemacht hast werde ich umsetzen (vorallem der Bindestrich am Anfang kommt gut.) -Danke.

Vielen Dank für eure Anregungen und Kommentare, ich hoffe ich bring bald auch mal was, das emotional schöne Bilder erzeugt.

LG Telani


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Jocelyn
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Beitrag06.05.2009 18:54

von Jocelyn
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Hallo,

ich weiß nicht mehr von wo dieser Spruch in meiner Sammlung stammt, aber er passt hier vortrefflich:

Beurteile niemand, bevor du um seine Lage weißt (Anonymus).


Caecilia


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Maria
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Beitrag06.05.2009 21:31

von Maria
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Hey Telani,

interessantes Thema. Hatte ich kürzlich mit meiner Kollegin, die auch jeder Glatze eine Gesinnung unterstellt.

Ich mag Deine Sprache, schon in anderen Texte ist mir das aufgefallen. Mein Kompliment dafür also hier wink

Was mir auffällt, aber auch nur wegen des Titels und weil die Diskussion hier schon aufkam: es ist ein Fragment einer KuGe. Eine Kurzgeschichte ist mehr als nur wenig Text (kann übrigens auch einige viele Seiten mehr haben und trotzdem als Kurzgeschichte gelten). Wichtig ist die Einteilung und die Stilmittel. Bzw. eher fehlende Mittel: wenig Gefühle, eher keine, direkt in die Handlung einsteigen. Handlung vorantreiben, Konflikt, auf den Höhepunkt zutreiben, Pointe. Du stellst die Szenerie aus der Handlung dar, nicht aus den Gedanken oder gar Gefühlen der Figuren. Wie wenn Du lediglich Regie führen würdest. Die ersten zwei Drittel sind hier eher erklärende Untertitel, die raus müssten. Was mir für eine KuGe fehlt, ist ein Handlungsstrang, dieses straighte Vorantreiben einer Handlung.


z.B. nicht sagen ich fühle mich durch..... bedroht sondern (ausm Arm geschüttelt, nicht zu ernst nehmen)

Seine Augen sehen mir direkt ins Gesicht und sein rechter Mundwinkel zuckt. Sein stechender Blick lässt mich frösteln. Will er mich bedrohen? Unwillkürlich setze ich mich aufrechter hin.
Langsam steht er auf und geht mit langen Schritten zum Fenster, mein Blick bleibt an seinen Schnürsenkeln hängen.

bla
 

Du hast 80% gefühlte Gedankenwelt, wenige Sätze wirkliche Handlung. Reicht mir hier völlig aus um in den Text schlüpfen zu können und alles klar vor Augen zu haben. Ist auch wirklich hübsche kurze Prosa. Aber noch keine Kurzgeschichte. Muss doch aber auch nicht. Hauptsache es unterhält.
Und das tat es unbedingt Daumen hoch

bg,
maria


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Brynhilda
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Edgar Allan Poe (1809 bis 1849) - Zum 200. Geburtstag
Beitrag06.05.2009 21:49

von Brynhilda
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Hallo Taleni!

Texte mit solchen Inhalten kommen immer gut an.
Sie wirken engagiert. Sie haben eine Botschaft. Sie wollen uns aufmerksam machen auf unsere eigenen Vorurteile, Klischees und Ressentiments.

Schade, daß man nur mit Worten nicht ironische applaudieren kann.

Ich kann mich dem Lob nicht anschließen.
Für mich ist der Text inhaltlich zu klischeehaft. Zu abgedroschen.
In Worte gefaßtes "Gutmenschentum". Sehr kindlich. Einfältig.
So erklärt sich Klein-Erna soziale Vorurteile.

Kommt noch dazu, daß dieser Text rein rechnisch gesehen keine Kurzgeschichte ist.
Es ist noch nicht einmal eine Geschichte. Es ist nur kurz. Eine kurze Betrachtung gewissermaßen.

Aber egal.
In unserer politisch korrekten Gesellschaft kommt das Thema gut an. Das allein zählt doch, oder?
Völlig ernst: Es könnte sich lohnen, diesen Text mal bei einem Wettbewerb einzureichen. Da macht so etwas immer Eindruck.
Das tut dem Heuchler in uns allen gut.

Für mich allerdings ist der Text nur von sehr geringem literarischen Wert, weil er stilistisch und inhaltlich nichts besonderes bietet.

Sorry.

Viele Grüße,
Brynhilda
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Telani
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Alter: 37
Beiträge: 174



Beitrag06.05.2009 22:42

von Telani
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@ Maria: Danke für die Anregungen, wirklich schön wie du dieses Bsp ausgeführt hast! Da muss ich wohl noch einiges üben bis ich das Ausschmücken und sprachliche Bilder zu erzeugen drauf hab. Aber danke dafür, dass du meine Sprache lobst. Das bedeutet mir viel, da ich schon einiges an Kritik einstecken hab müssen wegen meiner "manieristischen", nicht leserlichen Sprache. Da tut es auch mal gut zu hören, dass es ab und dann auch gefällt.

zu dieser aberwitzigen Diskussion der Kurzgeschichte: also mir ist in der Schnelle leider kein anderer Begriff für diesen Text eingefallen. Hab nicht gedacht, dass das hier solch ein Aufsehen erregt. Vlt. kann mans ja auch noch nacheditieren!

@ Brynhilda: für Kritik muss sich niemand entschuldigen! Ich hab schon den Verdacht, dass eine Autorin ziemlich sensibel auf dieses gut ankommende weltverbesserische Geplänkel ist, dass nicht sehr viel literarischen Wert aufweißt.
Dazu möchte ich gerne ein paar eigene Zitate bringen:

Zitat:
Sprachlich ist es kein Knüller und auch nicht sehr anspruchsvoll.




Zitat:
Das war aber bewusst gewählt, weil ich mir dachte es passt sehr gut zum Charakter des Protas. Er gehört selbst nicht zu der Sorte Mensch die sich viel aus Gefühlen machen. Für ihn zählt was er sieht. Gedacht - gesagt! Würde er mehr nachdenken, würde ihm vielleicht einfallen wie sehr er die Menschen um sich in einen Topf wirft.


In meinen anderen Texten bemühe ich mich mehr und mehr einem gewissen literarischen Grundniveau zu entsprechen (ich bin noch Anfänger-ich weiß es ist noch ein weiter Weg).
Trotzdem geschehen solche Dinge, sie bewegen mich und ich glaube ich habe ein Recht darauf sie unverblümt darzustellen. Natürlich kann man darüber streiten ob so ein Text in Literaturforen was zu suchen hat.

Klischeehaft? Ich habe den Text schon mehreren Leuten gezeigt und viele haben mir dann von ähnlichen Vorfällen berichtet. Bis hin zu Ereignissen wo sie selbst die Straßenseite gewechselt haben da das Aussehen ihr Gegenüber zu sehr bestimmt hat. Ist die Realität ein Klischee? Macht mich eine versuchte Nachstellung dieser zu einem Heuchler?
Ich hoffe nicht. Ich für meinen Teil glaube nicht, dass ich einer bin und du hast schon recht, es mag wirklich viele geben. Aber nicht alle die sich über so einen simplen Text Gedanken machen sind Heuchler.

Trotzdem danke ich dir für deine ehrliche Meinung zu meinem Beitrag, immerhin bist du ja eine "richtige" Schriftstellerin, die schon veröffentlicht hat und du hast sicherlich mal viel Ahnung von Literatur, was sie kann und was sie soll. Es wäre aber schon auch irgendwie schön gewesen, wenn du mir ein, zwei Tipps hinterlassen hättest wie ich meinen Klein Erna Erklärungs Schreibstil verbessern kann Wink

LG Telani!


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Brynhilda
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Edgar Allan Poe (1809 bis 1849) - Zum 200. Geburtstag
Beitrag06.05.2009 22:58

von Brynhilda
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Wozu hätte ich dir den Tipps geben sollen?
Du hast doch bei dem Text alles richtig gemacht.
Gutmenschentum, Betroffenheit, ein wenig sanfte Kritik am Menschen an sich.
Bei einem Wettbewerb haben solche Texte gute Chanchen.

Es hat nicht viel mit Literatur zu tun. Und es ist keine Kurzgeschichte.
Aber was macht das schon?

Solche Dinge geschehen immer wieder.

Nur die Lehren und die Schlußfolgerungen, die du ziehst und aufzeigen willst, sind einfach simpel und naiv.

Bist du schon einmal auf die Idee gekommen, daß es durchaus nützlich sein kann, in einer sozial ambivalenten Situation auf Nummer Sicher zu gehen.
Beispiel: Nachts im Park geht ein unbekannter Mann hinter einer Frau her. Der Mann kann ein mutmaßlicher Vergewaltiger sein. Er kann aber auch nur ein einfacher Spaziergänger sein.
Angenommen, die Frau hört nicht auf ihre "Vorurteile", sondern will dem Mann offen und freundlich und vorbehaltlos begegnen, und dann ist er doch ein Vergewaltiger - was hat sie dann von ihrem aufgeklärten und politisch korrektem Gutmenschentum?

Sicher, mein Beispiel polarisiert und regt sofort zum Widerspruch an.
Gut so.

Literarisch wäre es, die Seite der Einseitigkeit zu verlassen.

Aber wie gesagt: Tu, was du für richtig hältst.
Dabei ist es auch vollkommen unwichtig, wer oder was ich bin.  Wink
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Telani
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Beitrag06.05.2009 23:20

von Telani
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Eigentlich wollte ich mit dieser Geschichte nur eine gewisse eigene Vorurteils-Problematik verarbeiten, die einem eben so unterkommt wenn man eine junge Frau ist die in einer Großstadt wohnt.

Es gibt immer die eine und die andere Seite! Dein Beispiel ist vollkommen richtig, Naivität ist oft gefährlich, Radikalismus allerdings auch. Jede Extreme für sich hat ihre Gefahren.

Ein Problem in unserer Gesellschaft (aber vorallem wenn man in Österreich oder Deutschland lebt) ist wirklich diese absolute Überbewertung der politischen Korrektheit. Es geht in unseren Staaten schon soweit, dass man sich selbst verleugnen muss um nicht als Rassist da zustehen. Da teile ich deine Ansicht. Ich kann die Zeitungen, die uns nie vergessen lassen wie böse wir Deutschsprachigen sind schon gar nicht mehr lesen. Nur glaube ich auch, dass diese Vorsicht die du ansprichst nicht so ganz in den Kontext passt. Das ist nicht Vorsicht, das ist Vernunft! Und Vernunft für eine politische Haltung die eben gerade "en vogue" ist aufzugeben...naja das spricht für sich. Ich glaube keine Frau die nachts joggt wird sich durch meinen Text bemüßigt fühlen einen Fremden freundlich in die Arme zu laufen.

Politik und Aussage hin oder her, mein persönlicher Zugang zum Text ist mE keinesfalls naiv und einseitig: Mir fällt auf, das Menschen, die besonders gerne anderen Menschen Fehlern zuweißen, die sind die GENAU dasselbe machen. Exakt die gleichen Fehler fallen einem beim Nächstem umso deutlicher auf. Ich bin darüber gestoßen, bin ehrlich gesagt nicht frei davon und das habe ich so verarbeitet. Klar kommt das hier für die Meisten nicht so gut rüber, aber es ist deshalb nicht weniger wahr.

Einseitig mag der Text wohl klingen, nur glaube ich, dass dein vorgeschlagener Weg, da nicht viel Unterschied macht. Er zeigt eben eine andere Extreme vor. Vorsicht ist wirklich wichtig und einem Autor sollte es auch darum gehen, dem Leser nicht bloß naives Geplapper vorzusetzen. Aber den Menschen Scheuklappen aufzuerlegen und sie nicht anzuregen mal hinter die Fassade zu blicken? Ist das der Weg der literarischen Diversität?

Und naja,...als kleiner Hobbyautor spielt es schon eine Rolle was ein richtiger Schriftsteller zu seinen Texten sagt. (Gerade darum gibt es dieses Forum doch oder?) Einfachheit kommt da scheinbar gar nicht gut an. Aber ok, das kann ich gut verstehen. Es ist wirklich alles andere als Literatur und für mich auch eher eine Übung von den elendslangen Schachtelsätzen wegzukommen. Nur vielleicht sieht man ja jetzt durch meine beschriebenen Zugänge zu dem Thema, dass nicht alles so einfach ist wie es scheint  Smile

Mal abgesehen davon liebe ich es zu diskutieren Wink


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Edgar Allan Poe (1809 bis 1849) - Zum 200. Geburtstag
Beitrag07.05.2009 11:25

von Brynhilda
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Telani: Du hast mit vielem, was du sagst, recht.
Wie Robert Gernhardt dichtete: "Die größten Kritiker der Elche waren früher selber welche."

Aber du bist in deine eigene Falle getappt.
Auch du tust nichts anderes, als anderen deine eigenen Fehler vorzuwerfen.
Du beklagst die Dominanz der Political Correctness und bist es selbst in sehr extremem Maße.

Nehmen wir mal deine Geschichte.
Gut, dieser Mann hat also eine Glatze, weil er eine Chemotherapie über sich ergehen lassen mußte. Er hatte Krebs und leidet nun unter Depressionen.

Und jetzt kommt das Vorurteil.

Denn: Er kann ja trotzdem ein Nazi, ein Rassist, ein Chauvinist und was weiß ich nicht alles sein. Vielleicht ist er ein Serienmörder oder schlägt seine Freundin. Gerade Männer mit Depressionen neigen zu Gewalt.
Ja, auch Neonazis können an Depressionen und Krebs erkranken.
Und die meisten KZ-Aufseher waren in ihrem täglichen Leben nette Leute, freundliche Nachbarn, anständig, bürgerlich, gut erzogen, gut angezogen und hatten süße Kinder.

Ich geb dir keine Ratschläge.

Deine Geschichte paßt, ich wiederhole es, wunderbar in den Zeitgeist.

Die Frage ist: Was willst du?
Willst du den Zeitgeist repetitieren?
Oder willst du wirklich die Dinge durchdringen?
Im Falle Zwei sei gesagt: "Those who go beneath the surface do so at their owen risk." (Oscar Wilde)
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Telani
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Beitrag07.05.2009 12:10

von Telani
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Interessant!
Mit dieser Geschichte wollte ich Menschen zum Nachdenken anregen, Diskussionen einleiten. Und natürlich wollte ich auch zeigen, dass solche Fehler häufig sind, mir passieren, anderen passieren und dass man daher immer etwas vorsichtig sein sollte mit den eigenen Aussagen. Denken kann man sich ja viel.

Es ist natürlich auch richtig, dass dieser Mann in der Tat ein schlechter Mensch sein könnte, kann aber auch sein, dass er ein liebender Familienvater ist, der aus dem Tritt gekommen ist und nun Hilfe braucht. Dann tu ich ihm Unrecht! Ist er in der Tat ein Schläger, Neonazi oder dergleichen tu ich den Menschen die unter ihm leiden Unrecht! Es ist eine Gratwanderung und ich kann solange ich einen Menschen nicht wirklich gut kenne immer Vermutungen anstellen. Das soll die Geschichte auch auslösen, viele denken "oh wie Unrecht", andere denken "oh wie naiv, der könnte böse sein." Das muss jeder für sich selbst entscheiden.

Meine Aussage ist nur: es ist nie so wie es scheint. Alles weitere bleibt dem Leser überlassen. Hängt davon ab ob das Heuchler sind, Gutmenschen, vorsichtige Menschen, unter Paranoia leidende Menschen!

Was ist die Geschichte: Representation eines Zeitgeistes- ein Spiegel unserer Gesellschaft oder sagen wir unserer Obrigkeit und des guten Tones. Aber im Kleinen handeln die meisten Menschen wie du es vorschlägst: sie sind vorsichtig, sie haben Vorurteile, sie lehnen es ab hinter die Fassade zu blicken. Die Welt ist schlecht! Ich bin aber davon überzeugt, dass nicht jeder Blick durch Oberflächligkeiten immer negativ ist.
Und die Geschichte belächelt in irgendeiner Weiße ja auch die politische Korrektheit. Wieso? Weil sie einen sich bekennden Gutmenschen (und damit meine ich den Protagonisten, in unserer Gesellschaft Otto Normalverbraucher) zum eigentlichen Rassisten macht. Weil sie gerade einen Heuchler aufdeckt. (Nein, ich habe nicht das Gefühl, dass ich in die Falle getappt bin).

Wie auch immer, Geschmäcker sind verschieden, Meinungen auch. Die interessantesten Kritiken sind sicher auch diejenigen, die einen anderen Blickwinkel aufwerfen (und das wolltest du glaub ich auch tun). Nur würde ich die ganze Welt, die Literatur und den Zeitgeist nicht immer so dunkel darstellen.

A propros Oscar Wilde: The Picture of Dorian Grey -Grundaussage: schlechtes Handeln führt zum Verlust der Seele, des Selbst und letztlich zum Wahnsinn. Die Aussage ist doch auch naiv und simpel oder? Regt das Buch nicht auch zum Gutmenschentum an?
Naja ich fand das Buch klasse. Aber ich glaube es ist genug gesagt worden. Alle Dinge sind unheimlich vielschichtig und es kommt kommt auf den Betrachter an wie sie ausgelegt werden können. Da dürften wir uns doch einig sein. Fin!


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Brynhilda
Felix Aestheticus

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Edgar Allan Poe (1809 bis 1849) - Zum 200. Geburtstag
Beitrag07.05.2009 12:30

von Brynhilda
Antworten mit Zitat

Am Rande bemerkt nimmt es mich ein wenig wunder, daß dich gerade eine nicht besonders wohlmeinende Kritik zur Diskussion reizt.
 Laughing

Daß du den "Dorian Gray" zu sehr simplifizierst, steht auf einem anderen Blatt.
Die Grundaussage läßt sich eher mit dem Bibelzitat "Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne, und dabei Schaden nähme an seiner Seele?" zusammenfassen.
Es geht nicht darum, daß Dorian Gray schlimme Dinge getan hat. Es geht darum, warum er sie getan und was ihn dazu getrieben hat.
Es geht darum, daß er zerbrochen ist an der Welt, die nur seine Schönheit liebte, aber ihn als Menschen nicht lieben konnte.
Deshalb mußte er in letzter Konsequenz den einzigen Menschen, der ihn wirklich geliebt hat und der ihn so geliebt hat, wie er war, trotz seiner Schönheit, trotz seines "Sündesregisters", trotz allem, töten, um sich endlich ganz von der Welt lösen zu können.
Am Ende opferte er sich selbst. Und damit hat er seine Seele gerettet.

Mit "Gutmenschentum" hat das nichts zu tun.
 Laughing
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Telani
Geschlecht:weiblichLeseratte

Alter: 37
Beiträge: 174



Beitrag07.05.2009 12:51

von Telani
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Naja...also ich nehme an deine negative Kritik kommt auch aus deinen Erfahrungen und deinem persönlichen Geschmack. Ich finde auch viele Texte eher flau über die viele Andere ganze Arbeiten schreiben können.

Auch bei Dorian Grey kann man viele Ansätze finden. Ich wähle immer gerne den, der sich auch aus dem Leben des Autors erschließt. Meines Erachtens ist der Roman extrem gesellschaftskritisch und zeigt neben dem Zeitgeist auch noch eine universelle Wahrheit auf. Menschen werden eben zu sehr nach ihrem Äußeren beurteilt und es lässt sie mitunter auch zerbrechen. Meines Erachtens lässt sich aus jeder Gesellschaftskritik eine Art Gutmenschentum herleiten. Der Autor gewährt einen Blick in den Spiegel und sagt "mach was damit". Dahinter steckt doch auch irgendwo ein Wille aufzeigen zu wollen (und ganz tief drin: verbessern zu wollen). Aber das ist Ansichtsache und eine Frage der Interpretation des Wortes Gutmenschentum. Ich mags nur nicht wenn man gute Absichten belächelt.


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Mercedes de Bonaventura
Geschlecht:weiblichMetonymia

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Beiträge: 1254
Wohnort: Graz


Beitrag07.05.2009 13:33

von Mercedes de Bonaventura
Antworten mit Zitat

Wie bist du darauf gekommen gerade DAS zu schreiben?

(Die Wahrheit des Scheins)

Käte
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Telani
Geschlecht:weiblichLeseratte

Alter: 37
Beiträge: 174



Beitrag07.05.2009 15:50

von Telani
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Du meinst jetzt die Thematik oder den Titel?
Also zur Thematik: das entstammt aus meinem Alltag! Ich habe viel diskutiert mit Freunden über das Thema Vorurteile, weil das hier bei uns sehr aktuell ist. Alle hassen Rassisten, sind aber selbst nicht ganz so frei davon. Auch ich nicht, denn wenn ich eine Gruppe Glatzköpfige auf mich zukommen seh, wirds mir immer mulmig im Bauch. Ist so!

Allerdings hat vor zwei Jahren eine ganz liebe Freundin von mir Krebs bekommen, musste Chemo machen und hatte bald darauf auch eine Glatze. Dann sitz ich mal so in der U Bahn, vor mir ein Glatzköpfiger in dunkler Kluft, ich denke mir "oh schon wieder so einer, ders unbedingt in die Welt hinaustragen muss!". Plötzlich musste ich aber an meine Freundin denken, an ihren Hang zu dunklen Klamotten und ihre Glatze, die Therapie, all die ekligen Nebenwirkungen, da hat es mich richtig geschaudert. Sie ist so ein lieber Mensch und wenn sie ein Fremder in der U Bahn sieht denkt er sich vielleicht "Scheiß Neonazi!" Das hat mir echt weh getan.

Der Titel...ich weiß nicht, der kam als ich die Geschichte in der U Bahn niederschrieb. Wieviel steckt in Äußerlichkeiten, wieviel Wahrheit zeigt uns das Gesicht, das andere uns präsentieren? Wieviel Wahrheit steckt eben in diesem Schein (den andere uns vormachen).

LG Telani


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lupus
Geschlecht:männlichBücherwurm

Alter: 56
Beiträge: 3913
Wohnort: wien



Beitrag07.05.2009 15:59

von lupus
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Einmal noch kurz mein Senf (zu einem eigentlich schon gegessenen Würscht'l)

Der HADER hat irgendwann sinngemäß gesagt:

Wenn sich die Kleinkunst der political correctness anbiedert, stirbt die Kleinkunst.

Denke, das läßt sich ganz gut auf die Lit. übertragen.

In 'auf ein Wort' is sicher Raum genug, solhe Sachen zu diskutieren. Um deinen Text geht es doch schon lange nicht mehr.

keine KuGe - is aber egal
pc-schwanger - is aber egal/deine Entscheidung

sonst nicht schlecht gemacht


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lg Wolfgang

gott ist nicht tot noch nicht aber auf seinem rückzug vom schlachtfeld des krieges den er begonnen hat spielt er verbrannte erde mit meinem leben

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"Ich bin leicht zu verführen. Da muss nur ein fremder Mann herkommen, mir eine Eiskugel kaufen und schon liebe ich ihn, da bin ich recht naiv. " (c) by Hubi
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