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Tom Boy Eselsohr
Alter: 36 Beiträge: 361
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20.06.2009 23:24 Von der Angst von Tom Boy
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Von der Angst
Heute will ich
dir nur ganz sanft
die Hand auflegen
und dir zuflüstern
bis du mit einem Seufzer
und aufhörst zu schlagen
mein Herz
Heute war ein Regen
mein Herz
Mohnblumen starben
mein Herz
ich sah sie
mit ihren gebrochenen Hälsen
mit ihren zerfetzten Pergamentblüten
rote Feen mit verrenkten Gliedern
Vielleicht wird ein Regen kommen
der dich bleich wäscht
mein Herz
Heute will ich
dich ganz vorsichtig
in den Schlaf singen
und lächeln
weil du nicht einmal weißt
dass du einen Schatten hast
weil du dich erschrickst
vor diesem unbekannten Schatten
und wenn es still wird
lege ich dich zwischen
Buchseiten
mein Herz
ich bewahre dich
für immer
Weitere Werke von Tom Boy:
_________________ I am inhabited by a cry. Nightly it flaps out, looking, with its hooks, for something to love.
Sylvia Plath |
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Taugenichts Reißwolf
Alter: 38 Beiträge: 1201
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21.06.2009 00:37
von Taugenichts
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Schön! Mensch, da steckt richtig was zwischen den Zeilen, an manchen Stellen. Wirklich schöne Sätze und dann:
ersäuft alles im unglaublichen Kitsch.
Die ertränkst deine teilweise wunderschönen Bilder regelrecht in ausgelutschten und kitschigen Wortfeldern.
Ich finde es bei Metaphernreichen Gedichten immer eine gute Übung, einmal mit den Augen hinüberzufliegen und die ins Auge springenden Wörter aufzuschreiben:
Hand, sanft, Seufzer, Herz.
Regen, Herz, Hälsen, Blüten, Feen.
Schlaf, Schatten, still, Herz.
Ich hoffe du siehst, worum es mir geht.
An sich sind die Wortfelder schön stimmig, das muss ich dir lassen, aber der Kitsch treibt einem fast die Tränen in die Augen.
Also mein Rat wäre:
Ordentlich streichen, weglassen und auf die wirklich guten Sätze reduzieren!
_________________ Hellseherei existiert nicht. Die Leute glauben mir mein Geschwätz nur, weil ich einen schwarzen Smoking trage. |
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Tom Boy Eselsohr
Alter: 36 Beiträge: 361
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22.06.2009 14:51
von Tom Boy
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Hallo Taugenichts,
vielen Dank für deinen Kommentar. Ich verstehe natürlich was du meinst. Im Grunde wollte ich zwar genau diese eher süßlichen, kitschigen Bilder wählen, weil das LI in einer melancholischen Weltschmerzphase steckt aber ich bin selbst immer die erste, die gute Intentionen für schlecht erklärt, wenn sie in der Umsetzung nicht funktionieren.
Also, der langen Rede kurzer Sinn: ich will gerne noch ein bisschen daran arbeiten. Der Feensatz wird gestrichen, den fand ich sogar schon beim Schreiben too much. Aber an den anderen Stellen, die du als kitschig bezeichnet hast, würde ich mich sehr schwer tun, zu streichen, denn dann würde wohl nichts mehr übrig bleiben . Ich kann die "Herzen" nicht streichen, das ist das Lyrische Du, Regen ist mein Hauptmotiv und ob Hälse, Schlaf und Schatten tatsächlich kitschig sind weiß ich nicht.
Vielleicht könntest du mir sagen, wo du die starken Stellen oder die "guten Sätze" im Gedicht siehst, damit ich mich darauf konzentrieren kann?
Liebe Grüße
Judith
_________________ I am inhabited by a cry. Nightly it flaps out, looking, with its hooks, for something to love.
Sylvia Plath |
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MosesBob Gehirn²
Administrator Alter: 44 Beiträge: 18339
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23.06.2009 00:44
von MosesBob
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Hallo Judith!
Tom Boy hat Folgendes geschrieben: | Ich kann die "Herzen" nicht streichen |
Ich glaube, das würde deinem Gedicht auch das Genick brechen. Seltsamerweise ist es eines der kitschigsten Worte, das hier einen regelrechten Kreuznimbus für sich beansprucht, der hinter dem Gedicht strahlt. Ohne die immer wiederkehrende Anrede "mein Herz" ginge diesen Zeilen ein gutes Stück Identität verloren. Aber auch Charme. Und Rhythmus. "Mein Herz", das liest sich wie ein ständiger wehmütiger Absacker in einem melancholierenden Formant.
Ich würde nicht sagen, dass das Gedicht im Kitsch ersäuft, aber wenn man hier und da ein paar Gramm absaugen könnte - warum nicht? Gefallen hat es mir nichtsdestotrotz.
Beste Grüße,
Martin
_________________ Das Leben geht weiter – das tut es immer.
(James Herbert)
Die letzte Stimme, die man hört, bevor die Welt untergeht, wird die eines Experten sein, der versichert, das sei technisch unmöglich.
(Sir Peter Ustinov)
Der Weise lebt still inmitten der Welt, sein Herz ist ein offener Raum.
(Laotse) |
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jim-knopf Dichter und Trinker
Alter: 35 Beiträge: 3974 Wohnort: München
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23.06.2009 09:48
von jim-knopf
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ich finds schön
und dazu nicht unbedingt kitschig.
Ich denke, man kann ein kitschiges Gedicht nicht wirklich an kitschig anmutenden Wörtern im Text festemachen.
Zwei Sachen:
Zitat: | und dir zuflüstern
bis du mit einem Seufzer
und aufhörst zu schlagen
mein Herz |
das "und" in der dritten Zeile. Muss das nicht eigentlich weg?
Vll versteh ichs nicht ganz, aber so macht das irgendwie vom grammatikalischen keinen Sinn. Zumindest für mich.
Zitat: | weil du nicht einmal weißt
dass du einen Schatten hast
weil du dich erschrickst
vor diesem unbekannten Schatten |
Ich finde hier die Wiederholung von Schatten nicht so schön. Vll fällt dir dazu noch eine alternative Formulierung ein.
Ansonsten gefällt mir wirklich sehr gut. Es erinnert mich vom Schreibstil her ein wenig an Hilde Domin. Und das ist ein Kompliment.
Gruß
Roman
_________________ Ich habe heute leider keine Signatur für dich. |
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Tom Boy Eselsohr
Alter: 36 Beiträge: 361
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23.06.2009 11:12
von Tom Boy
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Hallo Martin,
freut mich, dass die wiederholten Herzen auch für dich einen Rhythmus reinbringen und dem Gedicht Struktur geben. So war's ja gedacht und ich hatte mir nach Taugenichts' Vorschlag, sie zu streichen, schon große Sorgen um den Text gemacht . Obwohl ich wie gesagt seinen Einwand, es sei kitschig, durchaus verstehen kann.
Ich werde auf jeden Fall noch etwas dran arbeiten, die Feen verschwinden wie gesagt und vielleicht mache ich noch etwas an der Mohnstrophe und, wie Roman schon meinte, an der Schattenstrophe.
Danke für's Kommentieren!
Hey Roman,
auch dir vielen Dank und du hast recht, das "und" gehört da nicht hin. An der Schattenstrophe mach ich auch noch was.
Ich hab dir übrigens Bierdeckel aus Schottland mitgebracht, wann sehen wir uns denn mal damit ich sie dir geben kann? Ich hab heute und morgen frei (aber morgen Abend Basketballtraining) und Donnerstag, Freitag, Samstag, Sonntag früh also am Abend am 19:00Uhr frei.
Bis bald
_________________ I am inhabited by a cry. Nightly it flaps out, looking, with its hooks, for something to love.
Sylvia Plath |
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jim-knopf Dichter und Trinker
Alter: 35 Beiträge: 3974 Wohnort: München
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23.06.2009 15:49
von jim-knopf
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ich bin leider grade krank und liege Bett
Aber vll gehts morgen oder übermorgen wieder.
Dann meld ich mich bei dir.
Und Bierdeckel sin top
_________________ Ich habe heute leider keine Signatur für dich. |
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MrPink Lyromane
Alter: 53 Beiträge: 2431 Wohnort: Oberbayern
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23.06.2009 20:53
von MrPink
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"weil du dich erschrickst
vor diesem unbekannten Schatten"
Fällt mir spontan ein:
weil du dich erschrickst
vor dem das hinter dich scheint
oder
weil du dich erschrickst
vor deinem Portrait im Asphalt
Gefällt mir sehr gut, auch nicht zu kitschig, auch die Feen gefallen mir, die verrenkten Glieder bilden einen tollen Gegensatz.
schönen Abend
andi
_________________ „Das Schreiben wird nicht von Schmerzen besorgt, sondern von einem Autor.“
(Buk) |
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Tom Boy Eselsohr
Alter: 36 Beiträge: 361
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29.06.2009 23:04
von Tom Boy
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Hallo Andi und Entschuldigung für die späte Antwort. Vielen Dank für den Kommentar und die Verbesserungsvorschläge, ich muss wohl noch etwas Abstand von dem Gedicht und dem Hintergrund bekommen, um es zu überarbeiten. Aber schön, dass es dir auch so gefällt.
Liebe Grüße
Judith
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Sylvia Plath |
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Renate Wortedrechsler
Alter: 63 Beiträge: 57
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29.06.2009 23:07 Re: Von der Angst von Renate
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Ich empfinde es als eine lyrische Symphonie. Eine Art Wiegenlied?
Wie gehauchte Blütenpollen kommen die Worte daher geflogen.
Renate
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Tom Boy Eselsohr
Alter: 36 Beiträge: 361
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29.06.2009 23:09
von Tom Boy
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Hallo Renate,
schön, dass es dir gefällt (und auch sehr schön, dass du dich für "Symphonie" entschieden hast und nicht für die deutlich hässlichere "Sinfonie"!). Wiegenlied trifft es sehr gut, ich wollte tatsächlich einen Klang oder zumindest einen beruhigenden Rhythmus erzeugen. Schön, dass es anscheinend gelungen ist.
Liebe Grüße
Judith
_________________ I am inhabited by a cry. Nightly it flaps out, looking, with its hooks, for something to love.
Sylvia Plath |
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