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Tom Boy
Eselsohr
 Alter: 35 Beiträge: 375
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 08.01.2011 17:04 Vom Trösten 2 von Tom Boy
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Vom Trösten 2
Nachdem alle gegangen waren
blieb sie, gefesselt von seinen hilflosen Blicken,
gehalten von seinen haltlosen Händen.
So verbrachten sie die Nacht
in seinem Schmerz.
Für sie: ein fremdes Meer, das über sie spült.
Für ihn: die Welt, in der (vielleicht) eine Boje schwimmt.
Sie füllte den undefinierten Raum
mit Worten wie mit Sandkörnern
um einen Boden zu legen,
auf dem er sie nehmen konnte.
Er füllte den neu definierten Raum
mit Küssen wie mit Möwenschreien
um einen Grund zu geben,
doch da war kein Platz für Zärtlichkeit.
Die Wut schwamm in seinen Augen
und etwas Angst vor dieser Fremden,
deren Kopf er mit einer Hand festhielt.
Nach Stunden
wusch sie sich
und verließ seine Welt
mit schmerzenden Gliedern
und leeren Händen.
Der Heimweg war lang und dunkel
und der Sand zog ihr noch lange den Boden unter den Füßen weg.
Weitere Werke von Tom Boy:
_________________ I am inhabited by a cry. Nightly it flaps out, looking, with its hooks, for something to love.
Sylvia Plath |
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Schmierfink Lyroholiker
 Alter: 33 Beiträge: 1196
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 08.01.2011 17:11
von Schmierfink
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Hey Tomboy,
krass, da hab ich kein kritisches Wort für. Das gehört gedruckt, wenn du mich fragst. Tolle Bilder, alles passt, schöne Stimmung und super durchkonstruiert. Das Ende ist eh grandios!
lg
Schmierfink
_________________ "Ein Kluger bemerkt alles, ein Dummer macht über alles seine Bemerkungen."
Heinrich Heine
"Ich gebe Zeichen von mir, Signale . . . Ich schreie aus Angst, ich singe im Dschungel der Unsagbarkeiten"
Max Frisch
"Die Leute gehen ins Feuer, wenn's von einer brennenden Punschbowle kommt!"
Georg Büchner |
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Tom Boy
Eselsohr
 Alter: 35 Beiträge: 375
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 09.01.2011 11:08
von Tom Boy
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Hey Schmierfink,
vielen Dank für die positive Kritik, das freut mich wirklich sehr. Wie man sieht ist das die 2. Version dieses Gedichts, die von der 1. stark abweicht aber meiner Meinung nach das Gefühl besser einfängt. Trotzdem bastle ich vielleicht weiter ein bisschen an der 1. Version.
Ist ein sehr persönliches Stück, freut mich dass es nicht nur das ist sondern scheinbar auch beim Leser ankommt.
Liebe Grüße
_________________ I am inhabited by a cry. Nightly it flaps out, looking, with its hooks, for something to love.
Sylvia Plath |
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Pencake
Exposéadler
 Alter: 54 Beiträge: 2493 Wohnort: Hamburg
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 09.01.2011 12:57
von Pencake
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Moin Tom Boy,
ein klasse Stück aus der Dunkelkammer
zwischen Trost und Körperverletzung.
Auch die schwer beschreibbaren Nuancen sehr
gut eingefangen.
HG, Niko
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Tom Boy
Eselsohr
 Alter: 35 Beiträge: 375
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 09.01.2011 13:14
von Tom Boy
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Hey Niko,
danke für den Kommentar, freut mich dass es wirkt.
Geteiltes Leid ist eben doch doppeltes Leid. Oder irgendwas in dieser Richtung.
Liebe Grüße, Judith
_________________ I am inhabited by a cry. Nightly it flaps out, looking, with its hooks, for something to love.
Sylvia Plath |
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Perry
Exposéadler
P Alter: 70 Beiträge: 2391
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P 09.01.2011 19:41 Hallo Tom Boy, von Perry
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stimmungsmäßig habe ich mich gern in deinen Text versenkt.
Formal ist aber selbst für mich als Prosalyriker eine Passage wie
"So verbrachten sie die Nacht
in seinem Schmerz."
zu prosalastig.
Bildlich hadere ich ich ein wenig mit den zu gewollt wirkenden Meeresbildern, die ich gerne mag, aber reduziert auf die Klischees Meer, Sand, Bojen und Möwen" nur schwer mit einer durchliebten Neujahrsnacht in Verbindung bringen kann. Hier wäre weniger für mich mehr.
Ich hoffe, es ist eine Anregung für dich dabei.
LG
Perry
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Tom Boy
Eselsohr
 Alter: 35 Beiträge: 375
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 10.01.2011 10:29
von Tom Boy
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Hey Perry,
vielen Dank für deine Einschätzung! Ich habe gerade erst angefangen mit einem eher prosaischen Stil zu arbeiten und da kann es bestimmt vorkommen, dass einige Passagen zu prosaisch werden. Ich werd in Zukunft darauf achten!
Was die Meerbilder betrifft hast du völlig recht, das weiß ich auch, dass die etwas abgegriffen sind aber irgendwie komme ich einfach nicht von ihnen los, das Meer zieht sich wie ein roter Faden durch meine Gedichte. Ich versuche oft davon Abstand zu nehmen, aber komme am Ende einfach fast immer darauf zurück. Ich will mal sehen ob ich nicht wenigstens originellere Bilder verwenden kann, wie du vorschlägst.
Allerdings muss ich noch kurz darauf hinweisen, dass es keineswegs um eine durchliebte Nacht geht Vielleicht macht das die Wahl des Meeres als unkontrollierbares, unbekanntes, oftmals brutales Element etwas verständlicher (abgesehen davon, dass ich sowieso immer über das Meer schreibe haha).
Liebe Grüße
_________________ I am inhabited by a cry. Nightly it flaps out, looking, with its hooks, for something to love.
Sylvia Plath |
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