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Todorov Gänsefüßchen
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Beiträge: 25
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jim-knopf Dichter und Trinker
Alter: 35 Beiträge: 3974 Wohnort: München
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30.03.2009 03:54
von jim-knopf
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Ich würde es gerne so lesen, dass es nichts mit irgendwelchen Finanzkrisen usw. zu tun hat, den mit vielen politischen Gedichten (und vor allem zu speziellen Themen) kann ich allermeist wenig anfangen. Der Text lässt sich aber auch auf das Leben allgemein übertragen und muss nicht in einem bestimmten Zusammenhang gelesen werden. Von daher könnte er mir gefallen eigentlich, es sind nämlich schon sehr schöne Ansätze dabei.
Ein Problem seh ich dabei.
Zitat: | ins Bodenlose für Zeichenleeren,
die umgedreht, an der Unterseite
der Oberfläche ungreifbar
mit der Zeit scharmützeln. |
Zeile zwei bis vier beziehen sich hier auf dieses "Zeichenleeren". Und dieses Wort ist mir allgemein zu abstrakt und unverständlich, als dass man noch ein paar Zeilen weiter expliziet darauf eingehen sollte. Ich glaube, man kann solche Formulierungen bringen und sie erzielen womöglich auch ihre Wirkung, wenn sie vielleicht am Ende einer Aussage stehen. So aber frage ich mich als Leser nach den oben genannten Zeilen, was ich denn da eigentlich gerade gelesen habe. Und so einigermaßen klar wird es erst, wenn ich mehr noch als ein paar mal ganz genau hingeschaut habe. Und das ist - nehme ich nun mal an - nicht unbedingt beabsichtigt.
Vll bin ich auch einfach schwer von Begriff , aber ich hätte in der Umsetzung diesen Nebensatz im Text weggelassen und versucht, es anders und womöglich verständlicher zu formulieren. Auch wenn ich sagen muss, dass gerade dieser Nebensatz vor allem vom Lesefluß her sicher einen Teil vom Reiz des Textes ausmacht.
Zitat: | Die Welt hat eine Mittelohrentzündung |
Und das is toll.
Grüsse
Roman
_________________ Ich habe heute leider keine Signatur für dich. |
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Marten Reißwolf
Alter: 50 Beiträge: 1660
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30.03.2009 08:47
von Marten
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Hallo Todorov,
erst mal, Kompliment, das liest sich.
Die Zeichenleeren verstehe ich auch nicht so ganz, kann man die nicht einfach weglassen und das folgende die durch ein der ersetzen?
Das Moderne oder auch Aktuelle deines Werkes spaltet sich mit dem altertümlichen scharmützeln, da ginge evtl. auch was anderes.
LG Marten
P.S.
Zitat: | Abgesetzt auf einem
Markt ohne Nachfrage
und der Preis steigt
ins Bodenlose | klasse!
_________________ Und so erkannten die Großen derer, dass was sie einst sagten, auch gegen sie verwendet werden kann!
Die einzigen Zeilen für deren Veröffentlichung ich bezahlen werde, sind die auf meinem Grabstein und selbst das werde ich nicht mehr erleben.
Life is a long way, in a short time, we are allways on the run! |
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irrlicht Schneckenpost
Alter: 34 Beiträge: 12 Wohnort: Südtirol
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30.03.2009 12:02
von irrlicht
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Hallo!
Ich mag ehrlich gesagt auch keine Gedichte zu aktuellen, bzw unpersönlichen Themen, wie Wirtschaft und Politik.
Zitat: | Das Moderne oder auch Aktuelle deines Werkes spaltet sich mit dem altertümlichen scharmützeln, da ginge evtl. auch was anderes. |
Dieser Kontrast hat mir persönlich gut gefallen. Bringt etwas mehr Tiefe in das Gedicht; ich dachte mir dabei, dass der Mensch schon seit eh und je solche "Krisen" meistern muss.
Die Zeile
Zitat: | Die Welt hat eine Mittelohrentzündung |
gefällt mir auch besonders gut, klingt so schön expressionistisch.
Das "Zeichenleeren" konnte ich ebenfalls nicht genau erschließen.
Grüße,
igor
_________________ ...auf der Suche nach der Axt, mit der ich die ersten Löcher in mein gefrorene Meer schlage.
(Danke Kafka, tolle Metapher!) |
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Todorov Gänsefüßchen
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Beiträge: 25
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T 01.04.2009 13:21
von Todorov
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Hallo,
Die Bedenken über offensichtlich politische Themen kann ich nachvollziehen, jedoch liegt das eher an eurer Lesart, denn die finanzpolitischen Anspielungen verschwinden ganz klar ab dem dritten Vers. Das zeigt ja auch dein zweiter Deutungsansatz, jim-knopf.
Zu meiner Zeichenleere: Da bin ich etwas im Hadern mit mir selber, ich finde gute Gründe dafür und auch dagegen. Entweder ich belass es so oder ich entschärfe die "Unklarheit" indem die eigentlich angespielte "Zeichenlehre" einsetze oder als dritte Möglichkeit streiche ich die Zeichenleere und setze sie als Titel, wobei ich dann freilich eine ordentliche Lücke zu füllen hätte.
Zitat: | Zeile zwei bis vier beziehen sich hier auf dieses "Zeichenleeren". Und dieses Wort ist mir allgemein zu abstrakt und unverständlich, als dass man noch ein paar Zeilen weiter expliziet darauf eingehen sollte. Ich glaube, man kann solche Formulierungen bringen und sie erzielen womöglich auch ihre Wirkung, wenn sie vielleicht am Ende einer Aussage stehen. So aber frage ich mich als Leser nach den oben genannten Zeilen, was ich denn da eigentlich gerade gelesen habe. Und so einigermaßen klar wird es erst, wenn ich mehr noch als ein paar mal ganz genau hingeschaut habe. Und das ist - nehme ich nun mal an - nicht unbedingt beabsichtigt. |
Ich denke, ich verstehe, was du meinst. Wie wärs denn mit "der Preis steigt ins Bodenlose für Zeichen, usw." und die Zeichenleere so oder anders als Titel?
Das "scharmützeln" darf bleiben, irrlichts Intuition gefällt mir nämlich gut - ganz abgesehen davon, dass scharmützeln ein tolles Wort ist!
Danke für die Anmerkungen,
Grüße
Todorov
P.S.
Abgesetzt auf einem
Markt ohne Nachfrage
und der Preis steigt
ins Bodenlose für Zeichen,
die umgedreht, an der Unterseite
der Oberfläche ungreifbar
mit der Zeit scharmützeln.
Die Welt hat eine Mittelohrentzündung
und geht nur noch auf die Bilder ab.
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MrPink Lyromane
Alter: 53 Beiträge: 2431 Wohnort: Oberbayern
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01.04.2009 13:37
von MrPink
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Ich finde die "Zeichenleeren" ríchtig gut. Zum Einen hab ich es auch mit Lehren in Verbindung gebracht und zugleich mit Leerzeichen und das hat auf jeden Fall was. Es passt auch gut in Verbindung zu "der Preis steigt ins Bodenlose", weil das Paradoxe in dieser Fromulierung schön zur Geltung kommt.
Falls du es wirklich entschärfen möchtest, schlage ich "Zeichenlee(h)re" vor.
Mir gefällt dieser Text sehr gut.
andi
_________________ „Das Schreiben wird nicht von Schmerzen besorgt, sondern von einem Autor.“
(Buk) |
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Bananenfischin Show-don't-Tellefant
Moderatorin
Beiträge: 5338 Wohnort: NRW
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01.04.2009 20:52
von Bananenfischin
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Hallo Todorov!
Mir geht es da wie Andi, ergo wünsche ich mir die "Zeichenleeren" wieder her, nicht nur wegen der Assoziation zur Semiotik, sondern auch, weil die "Leere" ja bereits die Abwesenheit von - zumindest sinnhaften, sinntragenden - Zeichen in Bezug auf die angesprochene Bilderflut antizipiert.
"Die Welt hat eine Mittelohrentzündung" ist ein sehr schönes Bild, und ich finde auch, dass "scharmützeln" ein tolles Wort ist.
Dies hier ist mir noch aufgefallen:
Zitat: | die umgedreht, an der Unterseite
der Oberfläche, ungreifbar,
mit der Zeit scharmützeln. |
Da du Interpunktion in deinem Gedicht verwendest, fehlt in diesem Abschnitt auf jeden Fall ein Komma, die Frage ist nur, an welcher der beiden von mir gekennzeichneten Stellen...Mir erscheint das erstere Komma logischer, aber es kommt ja auf deine Intention an.
Insgesamt ein Gedicht, das mir sehr gut gefällt.
Liebe Grüße
von Bananenfischin
_________________ Schriftstellerin, Lektorin, Hundebespaßerin – gern auch in umgekehrter Reihenfolge
Aktuelles Buch: Geliebte Orlando. Virginia Woolf und Vita Sackville-West: Eine Leidenschaft
I assure you, all my novels were first rate before they were written. (Virginia Woolf) |
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