Was soll ich mehr verlangen?

[jim-knopf]

Was soll ich mehr verlangen?

Ein bisschen Wind von Westen,
ein wenig Frieden
und Gewitterwolken
in deinen Augen.

Ein Tanz
und wir sind Sturmwindvögel,
kreisend und kreisend
und kreisend am Rand
der Schlechtwetterfront.

Lass uns diese Geschichte
auf die Netzhaut
des Himmels schreiben.
Mit Luft
und mit Regentropfen.

Dazu
ein bisschen Wind von Osten,
ein wenig Krieg
und ein Sommertag
in deinen Augen.

Was soll ich mehr verlangen?

[Enfant Terrible]

Mmh, mmh. Es ist sehr schwer, ein Gedicht kommentieren zu wollen, zu dem man nicht eindeutig "hop oder top" eingestellt ist. Aber dennoch, ich habe es viele Male gelesen und hoffe, dass dir mein hin- und her gerissener Beitrag vielleicht doch ein kleines bisschen weiterhilft.
Einerseits finde ich das Gedicht nicht schlecht (auf jeden Fall ein Steigerung zu "Wunden küssen"   ), die Bilder sind ganz nett, es wirkt in sich stimmig ... aber auf der anderen Seite fehlt mir ein bisschen die Faszination. Ich weiß nicht, wie ich es am besten ohne Polemik ausdrücken soll - mir kommt das Gedicht ein bisschen vor, als hätte jemand die besten und romantischsten Jim-Knopf-Werke in den Schredder gesteckt und die Fetzen davon nass wieder aneinander geklebt. D.h., vom Original ist noch das Schöne da, doch wirkt alles insgesamt ein wenig runtergeschrieben, ein wenig konstruiert, ein wenig witzlos.
Es fehlt dem Gedicht - so kann ich am ehesten die Schwäche erklären, die es in meinen Augen hat - ein wirklich überzeugender roter Faden; es fehlt die Dringlichkeit. Du reihst hier recht schöne Bilder aneinander, die aber doch lose und nicht genug verdichtet wirken, sodass mich die Metapher mit einem "Na und?"-Gefühl zurücklässt. Wind, Gewitter, Luft, Augen ... alles irgendwie richtig, aber der Knall fehlt. Der Satz am Ende des Gedichts subsummiert nur das Unzureichende: Er erzeugt keine echte Pointe, er hat keine wirkliche Aussage, er wirkt wie die Unterstreichung zu etwas nicht zu Ende Gedachtem.
"Was soll ich mehr verlangen?" - was willst du damit sagen? Vage ahnt man es: vage genug, um zuzustimmen, aber es fehlt die Präzision, die das Gedicht aus dem Status der Beinahe-Lyrik in den der Meisterwerke hebt. (und du hast Meisterwerke, dessen sei dir gewiss) Es ist nur so - mich nimmt das Gedicht nicht mit, weil es bei all den netten Bildern doch nicht recht zu wissen scheint, wo es hin will. Ansätze sind da, Ansätze, Ansätze ... aber eine echte Geschichte entsteht doch nicht beim Lesen.
Das liest sich nun wie ein schlimmer Veriss, ist aber nur die Ausformulierung eines "Jeins" - das einzige, was ich auf dieses Gedicht antworten kann. Schlecht ist es nicht, aber unfertig und unpointiert. Oje, ich habe das Gefühl, einen völlig sinnlosen Kommentar verfasst zu haben - hoffentlich bist du deswegen nicht sauer. Ich habe es nich geschrieben, um "irgendetwas" zu schreiben, sondern lange über diesen Text nachgedacht und versucht, meine unklaren Gedanken in Worte zu fassen.

[jim-knopf]

hey krümel
dein kommentar ist wie immer gold wert.
natürlich ist er nicht unsinnig.