Ein kleiner Schmerz am Rande

[jim-knopf]

Ein kleiner Schmerz am Rande

Du trägst dein Haar offen
und mir fehlen
die Argumente,
warum ich dich
nicht lieben sollte.
Aus allem
bleibt ein kleiner
Schmerz zurück,
ein kleiner Schmerz am Rande
ist doch wirklich nicht
zuviel verlangt?
Durch ihn
weiß ich doch,
dass ich existiere
und du trägst dein Herz offen.
Vielleicht
küsst du daher
meine Narben nur,
statt sie zu heilen.

[Enfant Terrible]

Lieber jim, obwohl ich stets alles von dir lese, habe ich in letzter Zeit Probleme, deine Gedichte angemessen zu kommentieren. Denn ich stehe ihnen immer so zwiegespalten gegenüber, seit deiner letzten Entwicklung.
Einerseits sind deine Gedichte schlicht, ehrlich und berührend, andererseits sind sie - für meinen Geschmack zumindest - fast schon ein wenig zu schlicht, reduziert in einem Maße, das ihnen die Kraft raubt.
Die Metaphern, die ich an deinen älteren Werken so bedingungslos bewundert habe, weil sie zurückhaltend und überwältigend zugleich waren, fehlen hier zugunsten von zumeist fast tagebuchmäßigen Formulierungen.
In deinen Gedichten ist Gefühl geblieben, ohne Zweifel, und Gefühl ist mit Abstand die wichtigste Inspirationsquelle und das bedeutendste zu transportierende Gut ... aber nacktes Gefühl reicht nicht, um Lyrik wirklich gut zu machen.
Ach, es ist wirklich schwer zu sagen und ich füchte, mit dieser Anmerkungen einen Fehler zu machen. In deinen neuesten Werken vermisse ich ein wenig die Jim-Knopf-Phantasie - in Sprache, in Metaphern, im Aufbau.
 Alles wirkt ein bisschen beliebig, ein bisschen runtergeschrieben, ein bisschen zu oft gelesen.
Es ist nicht schlecht, aber es haut, mich zumindest, nicht vom Hocker - und Sachen wie "Schmerz" und "Wunden küssen" können einfach nicht mehr verblüffen.
Versteh mich nicht falsch, ich verlange von dir keinen Pomp; ich liebe deine Schlichtheit. Aber sie darf nicht im Inhalt Überhand nehmen, sie darf nicht die Originalität verdrängen.
Kannst du wenigstens halbwegs nachvollziehen, was ich meine? Ist ja nur meine subjektive Meinung. Bestimmt finden viele andere Leser gerade diese Einfachheit bei dir genial. Mir hingegen fehlt in all der Schlichtheit ein wenig die entscheidende Frische.

[jim-knopf]

hey krümel,

vielen dank für den Kommentar
und du hast natürlich recht.
ich habe den Eindruck, ich stecke in einem lyrischen Loch im Moment. In einer Entwicklung, die so nicht unbedingt gut verläuft. Ich werde versuchen, ein wenig back to the roots zu gehen. Mit meinem neuesten Gedicht habe ich das schonmal versucht. Vll schaust du es dir mal an, wenn du Zeit hast.

Grüsse
Roman

[WhereIsGoth]

Hey Jim.
Geschmarr. Schreib wies dir kommt, dann kommt deine Jim-Phantasie schon früher oder später. Du solltest nichts erzwingen und weiter so schreiben. Das Gedicht ist wirklich nicht schlecht und um ehrlich zu sein habe ich von Dichtern wie Heinrich Heine viele richtig miese Gedichte gelesen, die total profan und langweilig wirken. Deine sind meistens äußerst gefühlvoll, selbst wenn sie schlicht sind. Deshalb musst du dir da keinen Kopf machen. Probier natürlich viel aus, aber bleib bei deiner Jim Lyrik. Nur wenige Gedichte im Leben eines Dichters sind wirklich originell und so stark beseelt wie es mir z.B. bei Rilkes Panther ergeht. Eines meiner Lieblingsgedichte.

mfg,
goth.

[Enfant Terrible]

[Tiefgang]

Hey Roman,

das gefällt mir mit Ausnahme dieser Stelle:

"Du trägst dein Haar offen
und mir fehlen
die Argumente,
warum ich dich
nicht lieben sollte."

nicht. Und auch obige Zeilen könnten etwas aufgemöbelt werden - sprachlich. Nicht, dass ichs besser könnte (v.a. mein neues ist ebenso lakonisch), aber Reggy hat schon sehr gut geschrieben, was mir auch aufgefallen ist (etwas zu lakonisch, etwas zu wenig lyrisches Bauwerk und einfach zu viele abgegriffene Phrasen/Wörter; Herz, Wunden, blabla ... wo sind die Geröllwolken, die Betonfelder und ähnliche dieser Sprachkreationen hin?).

Also, vergessen, weitermachen.

Lieben Gruß,

Gerold

[jim-knopf]

freut mich, dass ihr so ehrlich seid.
Hey Gerold,
direkte Worte sind doch viel besser, als alles andere.
Und goth,
vielen Dank für deine Aufmunterung.
Du hast natürlich auch recht.
Lyrik kann man nicht erzwingen.
Man kann nur abwarten.