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missmarple Schneckenpost
M Alter: 59 Beiträge: 12 Wohnort: NRW
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M 03.01.2015 15:11 Eisiges Schweigen von missmarple
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Ich habe einige Texte, wie diese kurze Erzählung, nur für mich geschrieben. Ich bin mir nicht sicher, ob ich hier in der richtigen Rubrik bin. Wenn nicht, bitte verschieben. Danke.
Mich würde interessieren, was ihr von dem Text haltet und bitte um Kommentare. Danke.
Eisiges Schweigen
Es war vorbei, das hatte sie gespürt, ganz deutlich. Schon lange hatte es sich abgezeichnet. Keine Umarmung, kein Kuss, keine Zärtlichkeit. Manchmal gar kein Blick.
Doch warum? Wann war es geschehen? Wann ging dieses Etwas zwischen ihnen verloren? Sie wusste es nicht. Sie hatte nur gespürt, dass sich etwas veränderte. Ganz langsam zunächst, kaum spürbar. Kleinigkeiten, Gesten, Blicke, Worte, die plötzlich anders klangen, sich anders anfühlten. Fremd wurden.
Ob er auch so empfand? Er sprach nicht, schon immer war das Schweigen seine Stärke gewesen. Schweigen, welches begann und nicht zu durchbrechen war. Wie schwerer Schnee deckte es alles zu, machte lautlos, gefror zu Eis. Nichts brachte es zum Schmelzen, konnte es zum Schmelzen bringen.
Sie waren Gefangene. Beide. Gefangen in Eis und Schweigen. Eisigem Schweigen. Ließ neben den Worten auch Gesten, Blicke, Berührungen erfrieren. Es blieb Kälte. Eisige Kälte.
Sie hatten versucht, unter dem Eis zu leben. Zu existieren. Es gelang nicht, nicht ihr, nicht ihm. Das Eis ließ sich nicht durchbrechen. Womit auch? Mit Worten? Mit Worten, die beide nicht fanden? Die beide nicht finden konnten? Nicht finden wollten?
Hätte ein Wort genügt? Hätte ein Wort den Schnee zum Schmelzen gebracht? Zum Schmelzen gebracht, bevor das Eis kam? Ein Wort, das alles hätte verändern können. Wenn sie es nur gefunden hätte. Wenn er es nur gefunden hätte. Sie fanden es nicht. Beide nicht.
So ließen beide geschehen, was mit ihnen passierte, was Schweigen und Eis mit ihnen machten. Hilflos, dem Schicksal ergeben, aus dem es kein Entrinnen gab. Gefangen in Eis und Schweigen.
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Gießkanne Volle Kanne ungeduldig
Alter: 21 Beiträge: 655 Wohnort: Nicht mehr in deiner Welt
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03.01.2015 15:26
von Gießkanne
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Hallo missmarple,
grundsätzlich finde ich deinen Text sehr schön.
Einige Sachen hätte ich aber noch zu bemerken, ich weiß nicht ob andere oder du das auch so sehen:
Man hat mir mal geraten, mit Rückblenden vorsichtig zu sein, ich fand, in deinem Text war es am Ende etwas zu viel, für mich klang es ein wenig wiederholt.
Sonst war es aber sehr gut!
Wenn du anderer Meinung bist, gerne bezweifeln
Gießkanne
_________________ Die Schlacke einer verbrannten Liebe im Hochofen des Herzens ist ein Nebenprodukt, das man so schnell leider nicht loswird.
Mogmeier |
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Muskat Eselsohr
Beiträge: 343
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03.01.2015 17:10 missmarple von Muskat
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Hallo missmarple,
eine Erzählung ist das nicht, eher eine Reflexion.
Der Konflikt ist wohl der: Die Prota fragt sich, warum die Beziehung zu Ende ging, kommt aber zu keiner Lösung.
Sie bewertet und das sehr redundant, denn es dreht sich alles im Kreise. Sie denkt stets dasselbe.
Ohne Rückblenden und mit Dramatik erzählt, wäre es wirkungsvoller, meine ich.
Liebe Grüße
Muskat
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missmarple Schneckenpost
M Alter: 59 Beiträge: 12 Wohnort: NRW
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Einar Inperson Reißwolf
Beiträge: 1675 Wohnort: Auf dem Narrenschiff
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03.01.2015 22:07 Re: Eisiges Schweigen von Einar Inperson
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missmarple hat Folgendes geschrieben: |
Eisiges Schweigen
Es war vorbei, das hatte sie gespürt, ganz deutlich. Schon lange hatte es sich abgezeichnet. Keine Umarmung, kein Kuss, keine Zärtlichkeit. Manchmal gar kein Blick.
Doch warum? Wann war es geschehen? Wann ging dieses Etwas zwischen ihnen verloren? Sie wusste es nicht. Sie hatte nur gespürt, dass sich etwas veränderte. Ganz langsam zunächst, kaum spürbar. Kleinigkeiten, Gesten, Blicke, Worte, die plötzlich anders klangen, sich anders anfühlten. Fremd wurden.
Ob er auch so empfand? Er sprach nicht, schon immer war das Schweigen seine Stärke gewesen.Schweigen, welches begann und nicht zu durchbrechen war. Wie schwerer Schnee deckte es alles zu, machte lautlos, gefror zu Eis. Nichts brachte es zum Schmelzen, konnte es zum Schmelzen bringen.
Sie waren Gefangene. Beide. Gefangen in Eis und Schweigen. Eisigem Schweigen. Ließ neben den Worten auch Gesten, Blicke, Berührungen erfrieren. Es blieb Kälte. Eisige Kälte.
Sie hatten versucht, unter dem Eis zu leben. Zu existieren. Es gelang nicht, nicht ihr, nicht ihm. Das Eis ließ sich nicht durchbrechen. Womit auch? Mit Worten? Mit Worten, die beide nicht fanden? Die beide nicht finden konnten? Nicht finden wollten?
Hätte ein Wort genügt? Hätte ein Wort den Schnee zum Schmelzen gebracht? Zum Schmelzen gebracht, bevor das Eis kam? Ein Wort, das alles hätte verändern können. Wenn sie es nur gefunden hätte. Wenn er es nur gefunden hätte. Sie fanden es nicht. Beide nicht.
So ließen beide geschehen, was mit ihnen passierte, was Schweigen und Eis mit ihnen machten. Hilflos, dem Schicksal ergeben, aus dem es kein Entrinnen gab. Gefangen in Eis und Schweigen. |
Hallo miss,
der Text wiederholt sich nicht nur in den selben Ausagen, er gebraucht auch immer die selben Worte. Das mag für dich als Autor ein gelungenes Stilmittel sein, mir als Leser erscheint das eher eintönig. Ich habe einmal versucht, das farblich (und das lange nicht mit allen vielfach verwendeten Begriffen) deutlich zu machen.
_________________ Traurige Grüße und ein Schmunzeln im Knopfloch
Zitat: "Ich habe nichts zu sagen, deshalb schreibe ich, weil ich nicht malen kann"
Einar Inperson in Anlehnung an Aris Kalaizis
si tu n'es pas là, je ne suis plus le même
"Ehrfurcht vor dem Leben" Albert Schweitzer |
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Muskat Eselsohr
Beiträge: 343
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04.01.2015 09:59 missmarple von Muskat
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Hallo miss,
das Problem bei des Textes sind die Wiederholungen und das Sich-im -Kreis-Drehen.
Du sprichst in den Rückblenden die Problematik an, da sie aber bereits vorbei ist, fühle ich sie nicht, was auch den Wiederholungen geschuldet ist.
Wäre es nicht besser, den Leser das Schweigen und die Reaktionen der Prota darauf, mit erleben zu lassen?
Beispiel: Der Mann, namentlich genannt, kommt heim. Sie, namentlich genannt, streckt ihm ihr Gesicht entgegen und bekommt keinen Kuss. Sie rastet aus oder, je nach Temparament, beginnt sie unter Tränen zu fragen oder zu klagen, dass sie die frostige Stille nicht mehr ertragen kann, ruhig auch in abgehackten, besonders in kurzen Sätzen erzählt. Er geht daraufhin, sie schreit hinterher oder bricht zusammen. Usw. Die Rückblenden würden vermieden werden und der Leser fühlte eher mit, weil er die Situation und nicht nur das Ergebnis miterlebte.
Das meinte ich mit Dramatik. Es ist eine dramatische Situation und sie erfordert Dramatik.
Das ist nun mein Vorschlag, nur ein Vorschlag.
Liebe Grüße
Muskat
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rieka Sucher und Seiteneinsteiger
Beiträge: 816
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04.01.2015 14:03
von rieka
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@muskat
Dramatisches Verhalten und eisiges Schweigen passen nicht zueinander. Dramatisches Verhalten sind der Versuch, noch etwas zu retten.
@ miss
Und hier liegt für mich auch der Moment, der mich in meiner Reaktion um den Text gelähmt hat.
Die Geschichte hat was Trauriges, das Traurige aber ist vereist. Es ist Kälte.
Kälte fühlt nicht mehr viel, auch keine Traurigkeit.
Ich blick es nicht ganz. Was stößt du an?
Traurigkeit um den Verlust? Dann müsste es lebendiger zugehen.
oder
Gleichgültigkeit, weil schon alles durchgestanden ist. Es tut nicht mehr weh, nur Bequemlichkeit hält den Status Quo noch aufrecht?
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Orkania Gänsefüßchen
Alter: 39 Beiträge: 16 Wohnort: Schweiz
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04.01.2015 18:10
von Orkania
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Da zu den Wiederholungen ja schon etwas gesagt wurde, werde ich dazu nicht noch mehr schreiben. Aber mir gefällt die Bildersprache, die du verwendest, mit dem Schnee und Eis und dem Gefangensein. Vielleicht kannst du das ausbauen? Das war sehr anschaulich.
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Constantine Bücherwurm
Beiträge: 3311
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04.01.2015 18:33
von Constantine
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Hallo missmarple,
ich finde, als Miniatur funktioniert dein Text im Großen und Ganzen. Ihn weiter auszubauen würde ich persönlich vermeiden, weil du mMn vielleicht eher in Erklärungsnot geraten könntest, warum sich die Beziehung der beiden auseinander entwickelt hat. Und genau das ist ja das Unbekannte, welches deine Prota beschäftigt. Sie selbst kann es sich nicht erklären, was da zwischen beiden schief gelaufen ist. Wenn da mehr Details, gar ganze Szenen und Dialoge mit Emotionen hinzukommen, wird der Rahmen gesprengt und aus der skizzierten eisigen Entfremdung werden vielleicht doch die ein oder anderen Gründe für das Auseinaderbrechen ersichtlich.
Gefallen hat mir, dass sie in ihrem Partner wahrscheinlich die gleiche Entwicklung und die gleichen Fragen vermutet. Aus einem Missverständnis heraus, welches nicht thematisiert wird. Hatten sich ihre Worte, ihre Gestik und Mimik verändert, so wie seine, und sie und er haben gleich darauf reagiert?
Ich finde, deine Miniatur könnte hier und da etwas mehr Straffung vertragen, um die Wiederholungen nicht all zu monoton erscheinen zu lassen. Oder hier und da mit Umschreibungen arbeiten, anstelle der gleichen Wortwahl.
Ansonsten für mich funktioniert dein Text in dieser Kürze.
LG,
Constantine
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Muskat Eselsohr
Beiträge: 343
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04.01.2015 23:43 missmarple von Muskat
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Liebe rieka,
die Dramatik geht dem eisigen Schweigen voraus oder ist dessen Ende, wie ich auch vorschlug.
In dem Text von missmarple wird die Ursache des Schweigens in Rückblenden angerissen. Meiner Meinung nach könnte das geschmeidiger gelöst werden, muss aber natürlich nicht. Das entscheidet die Autorin.
Liebe Grüße
Muskat
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Züs Bünzlin Erklärbär
Z
Beiträge: 1
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Windgesang Gänsefüßchen
Alter: 41 Beiträge: 28 Wohnort: Hessen
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06.01.2015 21:22
von Windgesang
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Hallo Missmarple,
ich hoffe, ich darf auch als Neuling etwas zu deinem Text sagen. Ich mag solche kurzen Reflexionen, Gedankenausschnitte etc. gern. Besonders gut gefällt mir, dass du dich auf ein Bild konzentrierst und um dieses herum die Gedankengänge entspinnst.
Eine Sache hat mich an diesem Bild aber irritiert, aber diese könntest du dir eigentlich zu Nutze machen: Schnee gefriert doch (vor allem) dann zu einer Eisschicht, wenn er antaut, wenn es darauf regnet/... und die Temperatur dann wieder unter den Gefrierpunkt fällt. Eis als Folge von Schnee macht mich ein wenig stutzig und hindert mich daran, mich ganz auf die Gedanken einzulassen.
Ansonsten finde ich den Text auf jeden Fall gefühlvoll, dem Thema dadurch sehr angemessen.
LG
Windgesang
_________________ Literature is a luxury.
Fiction is a necessity.
(Chesterton) |
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Gast
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09.01.2015 00:01
von Gast
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Hallo missmarpel,
mir graust es ja vor dem Thema Liebe in Büchern und Filmen, aber dennoch möchte ich dir mein Feedback geben.
Mir hat dein eingesetztes Stilmittel sehr gefallen.
Was andere hier als störend empfunden haben, empfand ich als das genaue Gegenteil.
Ich habe mir deinen Text selbst laut vorgelesen.
Dabei wirken die Wiederholungen sehr schön, da man, anders als beim Lesen, ein langsames Tempo einschlägt und die Betonungen oft auch anders setzt.
Lese ich mir den Text jedoch schnell durch, kommen die sich wiederholenden Wörter einer Fahrt auf einer holprigen Landstraße gleich. Sehr unangenehm.
Dies ist zumindest mein Eindruck.
Beste Grüße
Ashcloud
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