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Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Prosa -> Einstand
Na denn, der Einstand: Jemand wird unsanft geweckt.


 
 
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Michel
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Das bronzene Bühnenlicht Das goldene Niemandsland
Der silberne Durchblick Der silberne Spiegel - Prosa
Silberne Neonzeit


Beitrag15.10.2014 17:04

von Michel
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Zitat:
Es gibt kein Rezept. Leider - und gottseidank. Deswegen kaufe ich mir auch keine Schreibratgeber mehr .
Glaube ich auch - zumindest, was die "Tu dies, und dein Roman verkauft sich wie geschnitten Brot"-Sorte angeht. Für konkrete Fragestellungen wie Charaktergestaltung, typische Plotprobleme oder ähnliches gibt es durchaus ein paar brauchbare. Ich schwärme immer wieder mal von Orson Scott Cards "Characters And Viewpoints", nicht als Allheilmittel, aber als gute Zusammenfassung von einem, der schon ziemlich viele Bücher verkauft hat.
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Saga
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Beitrag15.10.2014 19:28

von Saga
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Ich bin mit Sol Steins "Über das Schreiben" gut gefahren, und da schau ich immer noch ab und zu mal rein. Sofern ich einen konkreten Anlass dazu habe.

Nix gegen die Tipps von Bestsellerautoren zum konkreten "Wie" und "Was" - aber letztlich kommt der Moment, an dem man entweder schreibt, und das, was man schreiben will, in sich selber findet - samt "Drive" und "Gefühl" und Logik in Gestaltung und Ablauf - oder man "malt nach Zahlen".

Und so liest sich das Resultat dann auch ...

"Time´s out" für mich, was Ratgeber angeht. Ich kriege das jetzt entweder hin, oder nicht. Und wenn nicht, werde ich mich damit abfinden müssen, dass ich mit meiner Selbsteinschätzung leider daneben lag smile


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Saga
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen

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Beitrag22.10.2014 12:48

von Saga
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Auch wenn dies hier nicht die "Werkstatt" ist, möchte ich zumindest den ersten Abschnitt in der neuen Version einstellen. Immmer noch nicht perfekt, aber möglicherweise besser. Was den Rest angeht, habe ich kleine Änderungen vorgenommen (der Held sagt nicht mehr "Ups", sondern "Oh" ... zum Beispiel) und möchte mich noch einmal für die vielen Anregungen bedanken. Lg, Saga
Die Brettertür jaulte in den Angeln, schlug krachend ein Stück Putz aus der Wand der Hütte, eine Hand krallte sich am Rahmen fest und schmutzige Stiefel polterten über die Schwelle, einem Messer hinterher, das wirbelnd die staubige Luft zerteilte und mit dumpfem Knall in den zernarbten Stützbalken fuhr. Der Messerwerfer, ein junger Mann mit langen blonden Haaren taumelte herein, schwankte vornüber bis sein Haar den Boden fegte, und zog sich eine speckige Lederjacke über den Kopf. Mit einem angestrengten Grunzen kam er anschließend wieder hoch, warf die Jacke über den Griff der Waffe und verlor endgültig das Gleichgewicht. Er langte vergeblich nach dem Balken, drehte sich einmal um sich selbst und landete wie ein nasser Sack auf einem zerwühlten Bett. Das Holz knackte, der Mann stöhnte, versuchte mit glasigem Blick zu begreifen, wer die formlose, sich verdreifachende Gestalt neben der Feuerstelle war, verdrehte die Augen und erlosch.
In der Gasse reflektierten Pfützen ungewisser Herkunft das erste Sonnenlicht.
Vom Dach her scheckerte unermüdlich eine Elster.


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Constantine
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Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag22.10.2014 15:43

von Constantine
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Hallo Saga,

wie ich sehe, hast du deinen ersten Abschnitt etwas "entstaubt" (gekürzt und einige Umformulierungen) und beschreibst das "Zu-Bett-gehen" von Estrit direkter und chronologischer. Ich finde, damit machst du die Bewegungsabläufe fließender und aktiver. Ich trenne auch beim Lesen den Vergleich des nassen Sacks mit dem Bett und sehe Estrit ins Bett krachen. Passt für mich sehr gut.

Zwei Anmerkungen:

Saga hat Folgendes geschrieben:
Das Holz knackte, der Mann stöhnte, versuchte mit glasigem Blick zu begreifen, wer die formlose, sich verdreifachende Gestalt neben der Feuerstelle war, verdrehte die Augen und erlosch.

Ich tue mich schwer mit diesem Bild, der formlosen, sich dennoch verdreifachenden Gestalt. Für mich passt "formlos" nicht. Da fand ich z.B. "wabernd" gelungener.


Saga hat Folgendes geschrieben:
In der Gasse reflektierten Pfützen ungewisser Herkunft das erste Sonnenlicht.
Vom Dach her scheckerte unermüdlich eine Elster.

Für mich lesen sich diese beiden Sätze als Fremdkörper, als Einschübe, die mich herausreißen.
Du hast den Inhalt zwar stark verkürzt, dennoch könntest du mMn auf den ersten Satz verzichten. Die Info, dass es morgens ist, kann im Verlauf der Szene, spätestens wenn Estrit das Zimmer verlässt, um den Eimer mit Wasser zu füllen, eingestreut werden.
Die schimpfende Elster auf dem Dach...du bist gerade im Zimmer drin, da empfinde ich den kurzen Blick nach draußen, um dann wieder mit dem Nuntius im Zimmer fortzufahren, als einen unnötigen Bruch.
Irgendwo in die Eingangsszene von Estrit einzubauen, würde den Fluss der Aktion bis zum Krachen ins Bett stören, aber wie wäre es hiermit:
"Eine Elster scheckerte unermüdlich vom Dach, die Brettertür jaulte in den Angeln, schlug krachend ein Stück Putz aus der Wand der Hütte, eine Hand krallte sich am Rahmen fest und schmutzige Stiefel polterten über die Schwelle, einem Messer hinterher, das wirbelnd die staubige Luft zerteilte und mit dumpfem Knall in den zernarbten Stützbalken fuhr."

Der Einstandsbereich ist wie der Werkstattbereich offen für Textarbeit und du kannst sehr gerne eine überarbeitete Fassung in deinen Faden einstellen.

LG,
Constantine
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Saga
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Beitrag22.10.2014 19:00

von Saga
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Danke Constantine, für die Rückmeldung.
"Formlos" war nicht unbedingt meine erste Wahl - "wabernd" kam mir plötzlich irgendwie verkehrt vor, aber unter diesen Umständen kehre ich vermutlich dazu zurück (falls mir nicht noch etwas Besseres einfällt). Smile

Dass der Blick nach draußen als "Bruch" empfunden wird, ist so gesehen völlig korrekt. Besser könnte man es nicht sagen.
Ich will an dieser Stelle unbedingt eine Zäsur haben, einen kurzen Moment Morgenstille, von der nervigen Elster gestört - trotz allem ist ein Buch kein Film - und sie wird vorerst so bleiben (obwohl ich gerade darauf komme, das "Von der Gasse her ..." besser ist als "In der Gasse ...").
Das ist im Großen und Ganzen ein reines Bauchgefühl. Ohne diese kurze Pause fehlt mir etwas am Text (ich hab´s ausprobiert). Deinen Einwand werde ich mir trotzdem merken. Sollte ich die ersten Sätze einmal mit dem Gefühl lesen, dass da etwas nicht stimmt, dann weiß ich, was es ist.

Dein Vorschlag mit der Elster am Anfang in allen Ehren, das wäre auch keine schlechte Lösung, aber in den ersten Satz möchte ich nicht noch mehr hineinpacken.

Lg, Saga


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Bananenfischin
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Beitrag23.10.2014 10:56

von Bananenfischin
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Hallo Saga,

leider bin ich erst jetzt dazu gekommen, mir deinen Einstand näher anzuschauen. Nun kann ich kaum Neues zum bereits Gesagten hinzufügen.
Der Text liest sich nicht 08/15, ist gut geschrieben und zeichnet sich durch einen stellenweise besondere Wortwahl aus. Gefällt mir also. smile

Was den neuen Anfang angeht, möchte ich einen Satz zu bedenken geben:
Zitat:
Das Holz knackte, der Mann stöhnte, versuchte mit glasigem Blick zu begreifen, wer die formlose, sich verdreifachende Gestalt neben der Feuerstelle war, verdrehte die Augen und erlosch.

Hier bleibt unklar, warum er sich dem Schlaf trotz drohender Gefahr überlässt. Als er später mit dem Wasser überschüttet wird, versetzt ihn das derart in Alarmbereitschaft, dass mir das Einschlafen so nicht glaubwürdig erscheint.
Die ursprüngliche Variante gibt den Hinweis
Zitat:
Ehe er erlosch, nahm er eine wabernde, zerfließende, sich verdreifachende Gestalt neben der Feuerstelle wahr, aber bevor irgendeine daraus folgende Erkenntnis sein Gehirn erreichen konnte, sägte er bereits Holz

Das ist auf jeden Fall besser, trifft es aber noch nicht genau. Wenn er die Gestalt wahrnimmt, hat der Eindruck das Hirn bereits erreicht. Besser wäre etwas wie "... streifte sein leerer/bereits nach innen gerichteter Blick ..."

Viel Erfolg und Freude bei der "großen Durchsicht" im November! smile


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Saga
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Beitrag23.10.2014 15:44

von Saga
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@bananenfischin

Er schläft, weil er schwerstens einen in der Krone hat. Und als ihm der Eimer Wasser über den Kopf geschüttet wird, hat er immerhin schon eine Weile geschlafen und ist etwas klarer bei Verstand als zuvor. Es ist auch nicht "Alarmbereitschaft wegen drohender Gefahr", in der er sich befindet, sondern er wird rüde aus dem Schlaf gerissen - und DAS verärgert ihn.

Der "nach innen gerichteten Blick" könnte vielleicht für jemanden passen, der sich friedlich ins Bett legt, passt aber überhaupt nicht zu der Art und Weise wie man einschläft, wenn man abgefüllt ist. Und zu guter Letzt ist "einen Eindruck haben" nicht das gleiche wie "Erkenntnis" - die er im originalen Satz eben nicht hat, nicht haben kann, weil er einschläft.

Du willst mir mit deinem Einwand hoffentlich nicht mitteilen, dass es aus den ersten Zeilen nicht herauszulesen ist, dass er sturzbetrunken ist? Shocked

Du lieber Himmel! Jetzt bin ich echt völlig von den Socken!
Möglicherweise sollte ich den Text einfach so lassen, wie er war, denn ich hatte aus den bisherigen Kommentaren nicht den Eindruck, dass da irgendwelche Zweifel aufkamen, in welchem Zustand sich der Mann befindet, bzw. dass an seinem Verhalten - gemessen an seinem Zustand - irgendetwas Rätselhaftes wäre.

Tatsache ist: Er rechnet mit keiner Gefahr. Dafür ist er viel zu blau.

Lg, Saga


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Constantine
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Beitrag23.10.2014 15:57

von Constantine
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Saga hat Folgendes geschrieben:
Tatsache ist: Er rechnet mit keiner Gefahr. Dafür ist er viel zu blau.

Ich finde, du hast im ersten Abschnitt reichlich Hinweise gestreut, dass Estrit voll wie eine Haubitze ist... z.B. taumeln, schwanken, Gleichgewichtsverlust, eine verdreifachende Gestalt...

LG,
Constantine
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Saga
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Beitrag23.10.2014 16:13

von Saga
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@Constantine

Danke.
Das beruhigt mich jetzt wirklich - ich fing gerade an, in finstersten Selbstzweifeln zu versinken.


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seitenlinie
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Beitrag23.10.2014 17:24

von seitenlinie
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Hallo Saga,

mir erscheint das sprachlich noch nicht ausgegart.

Interessant ist der Erzählton. Der erinnert an einen Comic, beseelt Gegenstände und bringt das anfängliche Tempo, das du
anstrebst. Es sollte auch alles so bildlich wie im Comic bleiben. Ich frage mich allerdings, ob du  diesen Erzählton durchhalten
kannst.  

Der erste Satz funktioniert für mich immer noch nicht. Ich hatte ihn probeweise etwas umformuliert, aber das Problem liegt
noch woanders.

Die Brettertür jaulte in den Angeln, schlug krachend ein Stück Putz aus der Wand der Hütte,
Wir stehen draußen und schauen auf die Tür.

eine Hand krallte sich am Rahmen fest und schmutzige Stiefel polterten über die Schwelle,
Wir befinden uns in der Hütte und schauen auf die Tür.

 einem Messer hinterher, das wirbelnd die staubige Luft zerteilte und mit dumpfem Knall in den zernarbten Stützbalken fuhr.
Wir stehen in der Tür und schauen in die Hütte.

Wir wechseln in einem Satz 3x den Wahrnehmungsstandpunkt. Deshalb fühlt sich das eigenartig an, die Bilder holpern und
der gewünschte „Drive“ stellt sich nicht ein.


Der Messerwerfer, ein junger Mann mit langen blonden Haaren, taumelte über die Schwelle, schwankte vornüber bis das
blonde Haar fast den Boden fegte und zog sich eine zerrte an seiner speckigen Lederjacke über den Kopf.

ein junger Mann“ = eingeschobene Erklärung, weglassen
Klatsch. Er müsste umfallen. So kann sich niemand halten, betrunken schon gar nicht.
Im Liegen und Hocken könnte er die Jacke abstreifen, sich irgendwo festhalten und mühsam wieder hochziehen.


Mit einem angestrengten Grunzen kam er anschließend wieder hoch, warf die Jacke über den Griff der Waffe Messergriff
und verlor endgültig erneut das Gleichgewicht.

„endgültig“ = Blick in die Zukunft

Er langte vergeblich nach dem Balken, drehte sich einmal um sich selbst und landete wie ein nasser Sack auf einem dem
zerwühlten Bett.

„wie ein nasser Sack“ = Erzählervergleich


Das Holz knackte, der Mann stöhnte, versuchte entdeckte mit glasigem Blick zu begreifen, wer die formlose, sich
verdreifachende Gestalt neben der Feuerstelle war, verdrehte die Augen und erlosch. kippte schnarchend weg.

versuchte ... zu begreifen“ Nur schreiben, was er tatsächlich tut, sieht, wahrnimmt, spürt
„erlöschen“ = sterben

In der Gasse reflektierten Pfützen ungewisser Herkunft das erste Sonnenlicht.
Wo befinden wir uns jetzt?
„ungewisser Herkunft“ Für wen ist die Herkunft ungewiss? Für den auktorialen Erzähler?

Vom Dach her sch keckerte unermüdlich eine Elster.
Heißt es nicht keckern? Wo befinden wir uns, wohin schauen wir?
„unermüdlich“ = zeitraffend / Wie lange ist unermüdlich?


In der ersten Variante wurde der Wahrnehmungsstandpunkt deutlicher:

Durch die offen gelassene Tür konnte man einen Blick auf die mit Unrat übersäte Gasse werfen, wo die unbrauchbaren Reste
des täglichen Lebens aus dem Straßenstaub ragten wie die Zeugnisse einer antiken Zivilisation. Pfützen von ungewisser
Herkunft
glänzten milde im ersten Sonnenlicht.

Problematisch wäre allerdings jede Konstruktion mit „man“.


Vom Dach her schimpfte unermüdlich eine Elster.
Wir schauen noch durch die Tür, die Elster sitzt auf einem Dach gegenüber.




Ich hoffe, du bist nicht zu sehr geschockt.
Was du vorhast, ist allerdings auch nicht ohne. Ich denke, da muss man schon eine Weile trainieren.

Gruß,
Carsten
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Saga
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Beitrag23.10.2014 18:28

von Saga
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@seitenlinie

Die Perspektive, aus der heraus du den Text beurteilst, zerstört ihn.
Ich habe es glaube ich schon mal erwähnt, dass deine Sichtweise einen völlig anderen Stil impliziert. Soweit ich das überblicken kann ist das der, der einem in Schreibratgebern als der "Richtige" nahegelegt wird.
Vielleicht sollte ich noch einen zweiten Einstand wagen, an dem deutlich wird, dass ich auch "ordentlich" schreiben kann.

Welchen "Drive" oder welche Punktgenauigkeit du auch immer meinst, die ich da liefern müsste, ich denke nicht, dass wir da in irgendeiner Weise konform gehen. Das fällt mir vor allem bei deiner Bemerkung zu der Elster auf: Wo liest du aus dem Satz heraus, dass sie auf dem Dach gegenüber sitzt? Dass man sie überhaupt sieht? Dass es überhaupt wichtig wäre, WO sie ist?
Für dich hat das offensichtlich starke Bedeutung, ich dagegen finde es völlig unerheblich. Ich möchte nur, dass der Leser sie hört.

Warum soll ich nur schreiben, was er tatsächlich tut? Warum?
Du legst eine in meinen Augen unpassende Rasterfolie über den Text und fängst an, abzuschneiden, was nicht in die Kästchen passt.

Ich möchte nicht auf die einzelnen Punkte eingehen, weil sich das wie eine Verteidigungsrede anhören würde, die meiner Ansicht nach nicht nötig ist und außerdem viel zu lang würde. Smile

Nur soviel:
Ich bin nicht geschockt. Ich verstehe, dass wir eine völlig andere Auffassung von dem haben, was in diesem Falle "richtig" ist.
Das bedeutet natürlich nicht, dass ich nicht noch viel an dem Text arbeiten muss. Aber wenn ich mir deine Anmerkungen wirklich zu Herzen nehmen würde, müsste ich mir und meiner Geschichte die Kugel geben.

Mit Dank für deine Mühe
Lg, Saga


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bibiro
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B
Beitrag23.10.2014 18:46

von bibiro
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@ Saga, schau mal bitte in dein Postfach.
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seitenlinie
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Pokapro 2015


Beitrag23.10.2014 19:01

von seitenlinie
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Saga hat Folgendes geschrieben:
Die Perspektive, aus der heraus du den Text beurteilst, zerstört ihn.
Ich habe es glaube ich schon mal erwähnt, dass deine Sichtweise einen völlig anderen Stil impliziert.


Nicht meine Perspektive. Den Standpunkt der Wahrnehmung gibt der Autor vor.

Durch die offen gelassene Tür konnte man einen Blick auf die mit Unrat übersäte Gasse werfen, wo die unbrauchbaren Reste des
täglichen Lebens aus dem Straßenstaub ragten wie die Zeugnisse einer antiken Zivilisation. Pfützen von ungewisser Herkunft
glänzten milde im ersten Sonnenlicht. Vom Dach her schimpfte unermüdlich eine Elster.


Wir schauen durch eine offene Tür in die Welt der Geschichte. Dann kommt "Vom Dach her".
Schauen wir nicht mehr durch die Tür? Vielleicht durch ein Dachfenster? Oder auf's Dach gegenüber.

Das gleiche Problem haben wir im ersten Satz. Der Autor stellt die Kamera auf und sagt uns, wo wir stehen, wo wir hinschauen.

Das hat nichts mit Ratgebern zu tun. Die interessieren mich gar nicht.
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Bananenfischin
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Beitrag23.10.2014 19:15

von Bananenfischin
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Saga hat Folgendes geschrieben:

Du willst mir mit deinem Einwand hoffentlich nicht mitteilen, dass es aus den ersten Zeilen nicht herauszulesen ist, dass er sturzbetrunken ist? Shocked

Du lieber Himmel! Jetzt bin ich echt völlig von den Socken!


Du leeven Jott, weder wollte ich dich aus den Socken hauen noch den Eindruck erwecken, ich hätte den Text nicht verstanden. smile

Ich kenne die Welt nicht, die du erschaffen hast, sie mutete auf jeden Fall mittelalterlich für mich an. Daher ging ich davon aus, dass ein unangemeldeter Fremder in der Hütte eine verdammt große potentielle Gefahr, nämlich eine für Leib und Leben, darstellt. Eine, bei deren Anblick man durch Adrenalinausschüttung durchaus ebenso plötzlich wieder scheinbar nüchtern werden kann wie bei einem Guss kalten Wassers.
Wäre die Alkoholisierung so stark und komanah, dass auf eine Gefahr gar nicht mehr reagiert werden könnte, so würde auch das Wasser es kaum vermögen, ihn aufspringen und zum Messer greifen zu lassen (Dass er schon eine (lange) Weile geschlafen hat, bis er geweckt wird, ist für mich aus dem Text heraus nicht ersichtlich, das der Fremde ja bereits im Zimmer ist. Wie weit der Brunnen entfernt ist, weiß man zu dem Zeitpunkt auch nicht, und auch sonst wird es doch eher kaum ein Marsch sein, der zum Ausschlafen eines Vollrauschs reicht, nehme ich an).

Daher bleibt es für mich mit dem Eindruck, den dieser Ausschnitt bei mir weckt, bei dem Einwand, dass verdeutlicht werden sollte, dass die Figur die fremde Person zwar mit dem Blick streift, aber nicht wirklich wahrnimmt.

Wenn es für dich so passt, ist das ja völlig in Ordnung.

Liebe Grüße
Bananenfischin


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Saga
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Beitrag23.10.2014 19:21

von Saga
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@bananenfischin
Die Art, wie er ins Bett taumelt, passt schon zum Helden und der Art, wie er sein Leben führt.
Er ist einfach jemand, der sich nicht zum ersten Mal die Kante gibt, und natürlich ist er noch nicht wieder nüchtern, als er geweckt wird (ich finde - ganz bescheiden - dass ich auch nicht versucht habe, den Eindruck zu erwecken, er wäre plötzlich völlig klar im Kopf). Der Rest ergibt sich dann weiterhin in der Geschichte.
Und ja, ein bisschen mittelalterlich ist die Welt schon - aber nicht zu viel Smile

Lg, Saga


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Saga
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Beitrag23.10.2014 19:22

von Saga
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@seitenlinie

Die Sätze lauten inzwischen:
Zitat:
In der Gasse reflektierten Pfützen ungewisser Herkunft das erste Sonnenlicht.
Vom Dach her scheckerte unermüdlich eine Elster.


Es sieht nicht so aus, als ob wir uns da einig werden könnten. Aber vielleicht wäre es ja so besser:

Wir befinden uns in einer Hütte, in der soeben ein Mann unvorschriftsmäßig erloschen ist und sehen ganz unsinniger Weise durch die Tür nach draußen. Wir sehen Pfützen glänzen und fragen uns, ob da jemand hingepisst hat oder ob sie vom Regen stammen. Plötzlich stellen wir fest, dass die Hütte ein Dach hat und hören eine Elster. Offensichtlich sitzt das vermaledeite Vieh direkt über der Tür, sodass wir sie nicht sehen können. Dafür sollte man sie vom Dach schießen.

Na? Very Happy

Lg, Saga


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seitenlinie
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Pokapro 2015


Beitrag23.10.2014 19:59

von seitenlinie
Antworten mit Zitat

Das war doch nur ein Beispiel, Saga.
Wir betrachten eine szenische Beschreibung immer von einem Standort aus. Auch wenn das nicht explizit erwähnt wird.
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Saga
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Beitrag23.10.2014 20:23

von Saga
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Korrekt, seitenlinie.
Und manchmal befindet sich der Standpunkt im Kopf des Lesers - wenn er denn gewillt ist, den Ausführungen des Autors zu folgen - und nicht vor oder hinter der Tür.

Lg, Saga


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HeyJo
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Beitrag10.12.2014 03:41

von HeyJo
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Hey @Saga: ,

bin neu hier im Forum und beim Stöbern auf deine Geschichte gestoßen. Habe den ganzen Thread gelesen und dabei festgestellt, dass es zig Arten gibt, einen Text zu lesen. Bei Fantasy sind es wohl besonders viele Arten und das finde ich persönlich auch gut so, schließlich sind die Leser mündig und sollen sich ihr eigenes Bild vom Geschehen machen. Warum nicht unterschiedliche, solange die eigentliche Handlung nicht darunter leidet.
Anregungen hast du ja schon reichlich bekommen und dich auch mehr oder weniger damit auseinander gesetzt.
Mir gefällt, dass du versuchst, deinem Stil treu zu bleiben und ich bin mir sogar sicher, dass du mit einigen deiner selbst eingebrachten Änderungen nicht besonders glücklich bist.

Trotzdem möchte ich nicht versäumen, dich auf die Feuerstelle aufmerksam zu machen, die du später als Herd bezeichnest, vielleicht um eine Wiederholung des Begriffes zu vermeiden.

Für mich ist ein Herd immer auch eine Feuerstelle, umgekehrt ist das mit Sicherheit nicht der Fall. Ich habe mir in der schäbigen Behausung, die mittig von einem Balken gestützt werden muss, zunächst eine offene Feuerstelle vorgestellt, neben der Estril den Boten wohl gar nicht mehr wahrnehmen konnte und später kehrt letzterer an einen Herd zurück, an dem er zuvor nie gewesen ist (in meinem "Film" jedenfalls nicht).

Wenns noch geht, sind ja inzwischen 6 Wochen ins Land gestrichen, einfach tauschen!

Fesselnde Geschichte, die der Schnörkel bedarf um allzu weitläufige Fantasien in Bahnen zu lenken!

LG Jo
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