Automatisches Schreiben - Manuskript

[Tamun]

Manuskript:

Warten, mal wieder. Isoliert liege auf deiner Festplatte. Ich langweile mich. Da draussen, neben mir, über mir und um mich herum sind noch andere wie ich, das ahne ich. Aber keiner spricht mit mir, du sprichst nicht mit mir.
Ich fühle mich unfertig, verwundet. Wörter kratzen mich, Sätze hängen aus mir heraus, Formulierungen pressen sich durch meine Adern und wollen doch nicht passen, gleiten. Ich warte. Ich warte auf dich, Stunde um Stunde, Tag für Tag. Nur du kannst mir mehr Leben einhauchen.

Endlich, du öffnest mich. Ich darf mich vor dir ausbreiten. Dir meine zarte weiche Haut zeigen und das was daran kratzt, heraushängt und an meinem Inneren schabt. Endlich. Du siehst mich an. Du liest. Du setzt an, an mir zu schreiben, meine Wunden zu versorgen, meine Einsamkeit zu lindern.

Nein! Ich spüre förmlich deine Finger, wie sie über den Tasten zittern. Du zögerst – schon wieder.
Bitte, wirf deine Ängste über Bord. Schreib mich! Flick nicht nur unzufrieden an den vielen kleinen Kanten die nur du siehst. Mach mich ganz!
Nein! Schneid nicht in die zarte Haut. Das war gut, die Stelle war perfekt. Was tust du denn? Kriege ich keine neuen Sätze? Arme, Beine, Hände, Füße? Musst du mir eine neue Wunde schlagen?

Ich kann dich wieder nicht zufrieden stellen. Dich nicht verlocken. Dir nicht den Mut geben, mich vorzubereiten auf die Welt. Du schließt mich. Zu. Einsam. Warten, mal wieder.

[Kerodia]

Wow, Tamun.
Dein Text hat mich, und jetzt bitte nicht lachen, wirklich berührt. Genau so geht es mir seit einigen Monaten.

Deine kleine Geschichte über die Tücken einer Schreibblockade aus der Sicht des Textes ist wunderschön, das muss ich echt sagen *_*

Ich bin nicht so gut im Kritisieren, ich kann echt nur sagen : Top, du kannst deine Gefühle (bzw. die des Textes *schnief*) wirklich gut ausdrücken

Falls es in der Schreibblockade auch um dich geht, drück ich uns beiden die Daumen dass wir da mal voran kommen !

[Tamun]

Hallo Kerodia,

ich freue mich, wenn irgendwas das ich geschrieben habe, jemanden berührt. Da würde ich nie drüber lachen.

Meinen Text "Manuskript" zu nennen ist noch etwas zu hoch gegriffen...es ist bisher mehr Konzept und ein paar Szenen um meine Charaktere besser kennen zu lernen...
Aber gestern ertappte ich mich, mal wieder, dabei, unzufrieden in ein paar Sätzen von vorgestern "herumzustochern" statt es einfach mal weiter laufen zu lassen. Ich kriege da meinen inneren Kritiker nicht zum schweigen und je öfter ich etwas von mir lese um so schlechter kommts mir vor. Also hab ich meinem Text mal ein paar Minuten "Redezeit" zukommen lassen um überhaupt was zu schreiben, statt nur zu "verschlimmbessern".

Ich hoffe, dass du deine Blockade überwinden kannst und dass es mir gelingt diesen kritischen Hutzelgnom auf meiner Schulter zurück in seine Kiste zu stopfen .

[Gewürz]

Ich kann nur zustimmen! Ich finde es genial.

Mein (erstes) armes Manuskript liegt seit fast elf Monaten auf meiner Festplatte und ich hab es nicht einmal angerührt weil es plötzlich Arbeit war und kein Spaß mehr. (Ok, in der Zeit habe ich ein komplett anderes begonnen und fertig geschrieben.)

Aber beide meine Texte könnten sich genau so fühlen. Ich kann und will auch irgendwo nichts kritisieren. Ich finde es einfach schön und hab es gerne zweimal gelesen. Auch wenn ich über den zweiten Satz gestolpert bin, da fehlt glaube ich ein "Ich".

Schöne Gedanken und ich glaube Kerodia hat schon recht mit dem was sie sagt: Du kannst deine Gefühle gut ausdrücken.

Daumen hoch!! Echt super. Schöne Abendlektüre!

[Einar Inperson]

Alle guten Dinge für gute Dinge sind drei.

Sehr gerne gelesen.

[Tamun]

Danke. Und huch...ja da fehlt wirklich ein "ich". Schönes Beispiel für die Blindheit am eigenen Text, ich hätte schwören können, dass da eines steht .

[Constantine]

Hallo Tamun,

deine Übung gefällt mir und du transportierst deine Idee in einer gelungenen Art und Weise. Prima.
Gerne gelesen.

LG,
Constantine