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Paul Frei


 
 
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Bobby H.
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Beiträge: 6



Beitrag23.01.2014 12:43
Paul Frei
von Bobby H.
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo!

Mein Prosaeinstand ist der Anfang meiner neuen Erzählung. Ich bedanke mich bei jedem, der sich die Zeit nimmt und liest (und sich eventuell die Mühe macht und eine Kritik schreibt). Liebe Grüße, Bobby.

In Pauls Nähe waren nur Menschen, die ihn liebten. Natürlich gab es welche, die ihn im Vorbeigehen auf der Straße abfällig ansahen oder im Laden, wenn er auf der Suche nach dem perfekten Apfel war – aber nahe an ihn heran wagten sie sich nicht. Manche Leute morgens im U-Bahn-Bereich missgönnten ihm die Leichtigkeit, mit der er die Treppe hochflog, während ihnen, den gewöhnlichen Menschen, nur die Rolltreppe blieb. Oben angekommen keuchte er nie, denn Paul Frei war nicht nur reich: Er war auch ein Leichtgewicht; er war ein Läufer, und das sah man ihm an.
    Es berührte Paul nicht, dass es Leute gab, die Abstand zu ihm hielten – einfach, da er grundsätzlich kaum etwas bedauerte. Er gehörte zu jenen Menschen, die immer glücklich waren; denen so viel Gutes im Leben widerfahren war, dass es schon auffällig war und gewisse Menschen reizte. Manche Leute reagieren eben schon verschnupft, wenn sie von jemand hören, der eine glückliche Kindheit durchlebte und deshalb nicht als Schnösel, Snob, Junkie oder Weichei ins Erwachsenenalter übergegangen war. Wenn zudem einer, wie Paul Frei, zudem noch ein ähnlich erfolgreiches Leben wie seine Eltern führte, obwohl schon diese Hotels besaßen, Nobelappartements vermieteten und außergewöhnlich wohlhabend waren – dann musste etwas mit diesem Menschen nicht in Ordnung sein.
    Seine jährlich stattfindenden ›Ausschüttungen‹ riefen in der Gesellschaft zu gleichen Teilen Bewunderung und Kopfschütteln hervor. Verständlicherweise konnten jene, die schon wegen seines unverschämten Glücks allergisch reagierten, mit seiner Wohltätigkeit nichts anfangen. Viele fanden sein Verhalten aufgesetzt. Sie feindeten Paul an, weil er während des gesamten Jahres mit Geld zugeschüttet wurde und am einunddreißigsten Dezember alles bis auf einen Anteil verschenkte.
    »Dieser Sicherheitsanteil«, sagte Paul bei einer seiner Stellungnahmen, »ist die einzige Arroganz, die ich mir bewusst herausnehme.«
    Diese »Arroganz« belief sich auf ein Herrenhaus östlich von Wien, eine Villa in Cornwall, zwei Autos sowie auf ein Barvermögen von drei Millionen Euro. Was darüber hinaus ging, wurde verschenkt.
    ›Verschleudert!‹, titelten Boulevardblätter. Gratiszeitungen waren da kreativer (oder schamloser) und druckten nach Weihnachten Schlagzeilen wie ›Geldsack schüttelt sich‹ oder ›Paul macht sich FREI‹.
    Tatsächlich kam Letzteres dem Grund von Pauls Wohltätigkeit recht nahe. Womöglich war er nur deshalb anders als viele Vermögende, da er sich regelmäßig von der Last befreite, die es für ihn bedeutete, von allem immer mehr zu haben, als die anderen. Und da er sein Glück nicht verschenken konnte, leerte er seine Brieftasche. Je nachdem, wo hoch die Tantiemen waren, die er aus dem Verkauf seiner Bücher und seiner Musikaufnahmen erhielt, betrug die Ausschüttung zwischen ein und eineinhalb Millionen jährlich – selbstverständlich abzüglich der üblichen Spesen und Steuern und dem, was er nach Belieben täglich verschenkte.
Manche meinten, Pauls Musik und Literatur verkaufe sich nur deshalb so gut, weil die Konsumenten beim Erwerb hoffen, ihre Ausgabe fiele einmal auf sie zurück. Ein wütender Kolumnist konstatierte, Paul betrüge die Menschen mit seiner Wohltätigkeitsmasche, »könne doch eine gespendete Million oder zwei kaum die Welt verändern.« »Warum Herr Frei nicht in Absprache mit Produzenten und Verlagen stattdessen die Kosten der Romane und der Musikalben senke, wenn auch nur um ein paar Prozente? Es käme auf dasselbe heraus und es wäre aufrichtiger gegenüber seinen Kunden.«
    Diese und ähnliche kritische Meinungen vertraten manche – allerdings zählten sie zu jenen, die niemals in Pauls Nähe gelangten.
Die, die ihn liebten, wussten, dass Pauls Spendierfreudigkeit weder kommerziell zu begründen war, noch einen Versuch darstellte, sich an andere anzubiedern. Alleine die Zinsen des Geldes, das er an seinem achtzehnten Geburtstag von seinen Eltern erhielt, hätten ihn ein sorgloses Leben führen lassen – und von seinem Umfeld geliebt wurde er schon vor seiner Karriere als Schriftsteller und Musiker, und vor seinen Ausschüttungen!
    Der wahre Grund für sein Verhalten war einfach: Neben dem befreienden Aspekt des Spendens gab es in Pauls Augen zu viele Menschen, die sich vom Leben, vom Staat oder sonst wem benachteiligt fühlten – teilweise zu Recht. Deshalb sorgte er für Ausgleich entsprechend seiner Möglichkeiten; auf bequeme Art, ohne seinen Wohlstand aufs Spiel zu setzen. Diesbezüglich waren seine Gedanken naiv. Er verglich sein glückliches Leben rein oberflächlich mit den Leben der Unzufriedenen, denen er Geld spendete. Den einzigen groben Unterschied, den er zwischen sich und den anderen erkannte, war das Geld, das er in Massen besaß, und sie nicht.
    Menschen, die ausnehmend glücklich sind und es schon immer waren, denken manchmal in einfachen Mustern.
    Allerdings zwang ihn dieses Verhalten bald zur Zurückgezogenheit. Zweitausendsieben – im Alter von neunundzwanzig Jahren, fünf Jahre nach Beginn seiner Karriere – kaufte er ein altes Herrenhaus am Rand eines Kiefernwaldes im wahrscheinlich ödesten Winkel des Landes. Die Gegend war platt wie der Meeresboden; sein Haus war höher als jede Erhebung, die er vom Balkon im zweiten Stock seiner Villa ausmachen konnte. In dieser Gegend überlebten nur kämpferische Gewächse, und die einzigen Blumen, die im Sommer blühten, standen in seinem Garten. Auf den Feldern wuchsen Kartoffeln, am Wegrand Beifuß und Stranddisteln, die der Hitze des pannonischen Klimas trotzten. Es gab von allem wenig – und, auf den Quadratkilometer verteilt, weitaus mehr Feldhasen als Menschen. Sowohl die Leute als auch die Tiere wirkten verwegen, aber die alten Bauernehepaare, die ihre Höfe alleine führten, weil die Kinder längst in die Stadt geflüchtet waren, gaben sich zudem noch unnahbar. In ihrer Abscheu gegenüber dem alleinstehenden Gönner waren sie unübertroffen.
    Für Paul war das in Ordnung, solange er nicht neben ihnen wohnen musste oder von ihnen belästigt wurde. Hauptsächlich begegnete er ihnen im Frühling und im Herbst, wenn die meiste Feldarbeit anstand und Paul – für das Empfinden der Bauern – wie ein geistesgestörter bevorzugt um die Mittagszeit durch die Pampa rannte. Dass er jemand grüßen musste, kam selten vor.
    Die Distanziertheit der Bauern kam Paul sogar entgegen; ärgerlich genug, dass er sein Grundstück überwachen lassen musste. Noch im Herbst des ersten Jahres, das er in seinem Haus verbrachte, war ein paar Leuten eingefallen, sein Haus zu belagern. Vorwiegend waren das arme aber zornige Menschen gewesen, die sich, laut eigenen Aussagen, betrogen fühlten. Von wem? Vielleicht vom Leben, von den Versprechen ihrer Eltern oder der Gesellschaftsmoral? Wer weiß; Genaueres sagten sie nicht.
    Mit diplomatischen Worten war da nichts zu erreichen – Paul hatte es mehrmals damit versucht, als er eingezogen war. Als der erste Stein durchs Fenster flog und acht Männer und sieben Frauen – von denen zwei gefährlich schwanger aussahen – die Geranien in seinem Vorgarten zertrampelten, bewahrte er die Fassung. In seiner Garderobe stehend spielte er mit dem Gedanken, sich einen Fahrradhelm aufzusetzen – aber er fürchtete, dies würde die Leute nur noch mehr aufregen. Außerdem wäre sein Gesicht weiterhin ungeschützt geblieben.
    »Einen Integralhelm – so was hätte ich gebraucht!«, sagte er nachher zu einer seiner Frauen, die gerade übers Wochenende bei ihm war. Die liebe Frau, ihr Name war Alexandra Soundso (Paul bedeuteten Nachnamen nichts, und sogar bei den Vornamen vergriff er sich gelegentlich), umschwirrte ihren Partner in aller Fürsorglichkeit und kontrollierte die Wattebäusche, die sein Nasenbluten stillen sollten.
    »Wenn es nicht bald aufhört, fahr ich dich ins Krankenhaus.«
    »Oder wie wäre es mit Eishockey?«, schlug Paul vor und rollte zwei Stück Watte, bevor er sich diese in die Nasenlöcher stopfte. »Vielleicht sollte ich mit Eishockey anfangen«, sagte er näselnd. »Die Männer in den Toren sind gut geschützt. Die haben Helme
    Ein wütender Mann hatte einen guten Wurf gehabt; er hatte locker ausgeholt und Pauls Nase getroffen. Die fehlende Kraft des relativ schwachen Wurfes wurde durch die Härte des Steins wettgemacht. Aus Angst, daraufhin ernsthaft in Schwierigkeiten zu gelangen, war die Meute davongerannt. Paul hatte ihnen nachgerufen, dass sie diesmal nicht über den Zaun zu klettern brauchten.
    »Zwei von euch sehen verdammt schwanger aus! Ich mache euch das Tor auf!«, schrie er ihnen hinterher – ohne Reaktion.
    Ein paar Tage blieb es ruhig. Eines Morgens erwachte Paul durch den Schrei seiner Partnerin. Das Bett neben ihm war leer. Er orientierte sich an Tanja Soundsos Rufen des Entsetzens und lief in die Küche. Seine Partnerin fiel ihm aufgelöst in die Arme.
    Irgendwer hatte die Hauswände und die Fensterscheiben nachts mit Farbe beschmiert. Die Vulgärausdrücke waren von drinnen jedoch fast unlesbar: Die Schrift war spiegelverkehrt.
    »Was wollen diese Leute von uns?«, fragte Tanja. Sie weinte. »Du willst doch den Menschen Gutes tun; du tust ihnen Gutes! Du nimmst nur, was du brauchst, und den Rest gibst du her. Wenn alle so denken würden, wie du, dann –«
    »Ist schon in Ordnung, beruhige dich jetzt«, sagte Paul zu seiner Partnerin, der er grundsätzlich zustimmte, was das Tun von Gutem anbelangte. Allerdings widersprach er der Aussage ihres letzten Satzes, den er sie nicht zu Ende sprechen ließ. Schließlich konnte nicht jeder Mensch ein Vermögen von rund sechs Millionen besitzen, und selbst wenn es sicherlich einige gab, die seine Ideologie prinzipiell teilten, so wusste er, dass nur wenigen Leuten am Ende des Jahres etwas zum Verschenken übrig blieb. Im Gegensatz zu ihnen fiel Paul das Geben ja nicht schwer. Deshalb betrachtete er sich selbst nie als Weltverbesserer.
    »Ich weiß, dass diese Leute frustriert sind«, sagte er. »Aber was kann ich daran ändern? Gar nichts. Selbst wenn ich ihnen alles gäbe, was ich besitze, wären sie nicht wirklich glücklich.«
    Das sagte Paul Frei zu seiner Partnerin, und es entsprach auch seiner damaligen Überzeugung. Vier Jahre später sollte er sich daran erinnern und einsehen, dass er die Bedeutung jener Worte – die er damals leichtfertig aussprach – nicht im Mindesten begriffen hatte.

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Maph
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Beiträge: 16



M
Beitrag24.01.2014 12:05

von Maph
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Hallo Bobby,

Deinen Schreibstil finde ich gar nicht schlecht. Vor allem die Beschreibung des Landhauses und der Umgebung finde ich gelungen.

Leider werde ich mit Deiner Geschichte nicht so richtig warm. Besonders die Darstellung des Protagonisten holt mich nicht so richtig ab. Zum Einen ist seine Beschreibung für meinen Geschmack zu umfangreich. Man bekommt recht schnell ein grobes Bild, welches dann mit viel Text nicht feiner gemahlen wird. Das könnte man bestimmt etwas "zusammenkloppen".

Des weiteren empfinde ich die gesamte Geschichte inhaltlich unstimmig. Auf der einen Seite scheint er sich von materieller Gier zu lösen und seine geldbringende Gaben mit vielen unprivilegierten Menschen teilen zu wollen, um dann aber trotzdem viel der Materie zu behalten und bei Plattenlabel und Buchverlag unter Vertrag zu stehen. Passt mir irgendwie nicht zusammen.

Die Villa im Nirgendwo gefällt mir als isolierter Ort richtig gut und sollte aus meiner Sicht auch genau das sein. Du schaffst es aus meiner Sicht ganz gut eine Stimmung zu erzeugen, die Du dann zerstörst, indem Du dort andere Personen auftauchen lässt.

Das ist natürlich meine rein subjektive Meinung, aber mir würde es anders viel besser gefallen Smile. Ich hoffe, Du kannst damit etwas anfangen.


keep up the good work,

maph
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Bobby H.
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Beiträge: 6



Beitrag24.01.2014 15:23

von Bobby H.
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Hallo Maph,

vielen Dank für deine Anmerkungen. Ich werde den Text noch einmal unter deren Berücksichtigung lesen.

Bezüglich der Widersprüchlichkeit des Protagonisten: Die war gewollt. Aber aus deiner Kritik lese ich, dass es mir offenbar nicht gelungen ist, diese glaubwürdig darzustellen. Natürlich wird diese Ambivalenz im späteren Verlauf der Geschichte verständlicher - aber natürlich möchte ich den Leser nicht auf eine spätere "Auflösung" vertrösten. Ich werde über den Punkt nachdenken. Ich finde es schade, dass du meinst, die Personen würden die Stimmung zerstören. Darüber muss ich nachdenken. Eigentlich kommen in der Geschichte so einige Menschen vor - was ich auch nicht ändern werde -, aber über deren Einführung lässt sich natürlich diskutieren. Danke für die Kritik!
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sirius
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S

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Beiträge: 11
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S
Beitrag24.01.2014 17:39

von sirius
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Hey Bobby, den Charakter finde ich sehr interessant. Allerdings bekomme ich nicht so recht an ihn ran. Vielleicht, weil ich mehr Informationen bekomme, als ich brauche. Du beschreibst sehr theoretisch, viel über die Wertungen der Leute und das Geld.

Die Widersprüchlichkeit finde ich dagegen sehr interessant und schlüssig, er erinnert mich an einen deutschen Mittelständler, der einerseits sehr wohltätig sein möchte, andererseits sich nicht wirklich von seinen Luxus zu lösen vermag, sei es aus Naivität, sei es aus Angst.

Es erinnert mich an meinen ersten Entwurf, wie mir dann später auffiel, das
Aber ich würde mich nicht als Profi bezeichnen, insbesondere nicht im Bewerten von Texten, also nimm meine Kritik nicht zu ernst.


_________________
Zeit ist Leben. Und Leben wohnt im Herzen (Michael Ende "Momo")
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Assy
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Beiträge: 217
Wohnort: NRW


Beitrag24.01.2014 17:53
Re: Paul Frei
von Assy
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Hallo Bobby,

ich mag Gesellschaftssatiren und ich finde auch deine Idee sehr nett. Vom Prinzip her, habe ich Spaß an deiner Geschichte gehabt. Außerdem finde ich deinen Wortschatz recht passend und deinen Schreibstil im Großen und Ganzen in Ordnung.

Leider gab es Einiges, bei dem sich in meinem Kopf ein großes Fragezeichen bemerkbar machte, weil ich die Passagen einfach nicht nachvollziehen konnte. Grammatik & Rechtschreibung habe ich nur grob etwas angemerkt.

Aber jetzt zu den Einzelheiten:




Bobby H. hat Folgendes geschrieben:
Hallo!

Mein Prosaeinstand ist der Anfang meiner neuen Erzählung. Ich bedanke mich bei jedem, der sich die Zeit nimmt und liest (und sich eventuell die Mühe macht und eine Kritik schreibt). Liebe Grüße, Bobby.

In Pauls Nähe waren nur Menschen, die ihn liebten.

So etwas von abstrakt. Schade!

Natürlich gab es welche, die ihn im Vorbeigehen auf der Straße abfällig ansahen oder im Laden, wenn er auf der Suche nach dem perfekten Apfel war – aber nahe an ihn heran wagten sie sich nicht. Manche Leute morgens im U-Bahn-Bereich

Satzbau und Stil empfinde ich als sehr umständlich.missgönnten ihm die Leichtigkeit, mit der er die Treppe hochflog, während ihnen, den gewöhnlichen Menschen

Ihnen würde ich streichen und die Wertung "gewöhnlich" würde ich ändern bzw. genauer erläutern. Überhaupt gibst du den Lesern durchweg die Vorgaben, bewertest viel zu viel. Auch hier ein Schade!


, nur die Rolltreppe blieb. Oben angekommen keuchte er nie, denn Paul Frei war nicht nur reich: Er war auch ein Leichtgewicht; er war ein Läufer, und das sah man ihm an.
    Es berührte Paul nicht, dass es Leute gab, die Abstand zu ihm hielten einfach

... dass es Leute gab, die ihn auf Abstand hielten, schlicht und ergreifend aus dem Grund, weil es ihn nicht tangierte.

, da er grundsätzlich kaum etwas bedauerte. Er gehörte zu jenen Menschen, die immer glücklich waren; denen

dem


so viel Gutes im Leben widerfahren war, dass es schon auffällig war und gewisse Menschen reizte. Manche Leute reagieren eben schon verschnupft, wenn sie von jemand


von jemandem



hören, der eine glückliche Kindheit durchlebte und deshalb nicht als Schnösel, Snob, Junkie oder Weichei ins Erwachsenenalter übergegangen war. Wenn zudem einer, wie Paul Frei, zudem

komisch - zweimal zudem....



noch ein ähnlich erfolgreiches Leben wie seine Eltern führte, obwohl schon diese Hotels besaßen, Nobelappartements vermieteten und außergewöhnlich wohlhabend waren – dann musste etwas mit diesem Menschen nicht in Ordnung sein.
    Seine jährlich stattfindenden ›Ausschüttungen‹ riefen in der Gesellschaft zu gleichen Teilen Bewunderung und Kopfschütteln hervor. Verständlicherweise konnten jene, die schon wegen seines unverschämten Glücks allergisch reagierten, mit seiner Wohltätigkeit nichts anfangen. Viele fanden sein Verhalten aufgesetzt. Sie feindeten Paul an

Komisch - vielleicht besser: Sie feindeten sich mit Paula an. Wobei die Logik mir nicht so ganz erschließt.


, weil er während des gesamten Jahres mit Geld zugeschüttet wurde und am einunddreißigsten Dezember alles bis auf einen Anteil verschenkte.
    »Dieser Sicherheitsanteil«, sagte Paul bei einer seiner Stellungnahmen, »ist die einzige Arroganz, die ich mir bewusst herausnehme.«
    Diese »Arroganz« belief sich auf ein Herrenhaus östlich von Wien, eine Villa in Cornwall, zwei Autos sowie auf ein Barvermögen von drei Millionen Euro. Was darüber hinaus ging, wurde verschenkt.   

Verstehe ich nicht. Logik sehr fraglich.


 ›Verschleudert!‹, titelten Boulevardblätter. Gratiszeitungen waren da kreativer (oder schamloser) und druckten nach Weihnachten Schlagzeilen wie ›Geldsack schüttelt sich‹ oder ›Paul macht sich FREI‹.
    Tatsächlich kam Letzteres dem Grund von Pauls Wohltätigkeit recht nahe. Womöglich war er nur deshalb anders als viele Vermögende, da er sich regelmäßig von der Last befreite, die es für ihn bedeutete, von allem immer mehr zu haben, als die anderen. Und da er sein Glück nicht verschenken konnte, leerte er seine Brieftasche.


Ich könnte mir gut vorstellen, dass dir spätestens nach dieser Aussage Leser abspringen. Er leerte seine Taschen doch nicht! Wenn man drei Millionen Bargeld behält, dann ist diese Aussage nicht treffend. Ich weiß, was du meinst, aber auch nur, weil ich bis zum Ende gelesen habe. Mein Tipp: Die Formulierung ändern. Du solltest weg vom Erzähler und klar zum Ausdruck bringen, dass das Pauls Gedanken bzw. Pauls Einstellung ist. So, wertest du allgemein gültig....


ei dieser Aussage werden dich  Je nachdem, wo hoch die Tantiemen waren, die er aus dem Verkauf seiner Bücher und seiner Musikaufnahmen erhielt, betrug die Ausschüttung zwischen ein und eineinhalb Millionen jährlich – selbstverständlich abzüglich der üblichen Spesen und Steuern und dem

Ein "und" würde ich streichen.


was er nach Belieben täglich verschenkte.
Manche meinten, Pauls Musik und Literatur verkaufe sich nur deshalb so gut, weil die Konsumenten beim Erwerb hoffen, ihre Ausgabe fiele einmal auf sie zurück. Ein wütender Kolumnist konstatierte, Paul betrüge die Menschen mit seiner Wohltätigkeitsmasche, »könne doch eine gespendete Million oder zwei kaum die Welt verändern

Verstehe ich überhaupt nicht, zumindest nicht so, wie die Aussage formuliert ist.


.« »Warum Herr Frei nicht in Absprache mit Produzenten und Verlagen stattdessen die Kosten der Romane und der Musikalben senke, wenn auch nur um ein paar Prozente

Ich glaube, ich würde Singular vorziehen.? Es käme auf dasselbe heraus und es wäre aufrichtiger gegenüber seinen Kunden.«
    Diese und ähnliche kritische Meinungen vertraten manche – allerdings zählten sie zu jenen, die niemals in Pauls Nähe gelangten.
Die, die ihn liebten, wussten, dass Pauls Spendierfreudigkeit weder kommerziell zu begründen war, noch einen Versuch darstellte, sich an andere anzubiedern. Alleine die Zinsen des Geldes, das er an seinem achtzehnten Geburtstag von seinen Eltern erhielt, hätten ihn ein sorgloses Leben führen lassen – und von seinem Umfeld geliebt wurde er schon vor seiner Karriere als Schriftsteller und Musiker, und vor seinen Ausschüttungen!
    Der wahre Grund für sein Verhalten war einfach: Neben dem befreienden Aspekt des Spendens gab es in Pauls Augen zu viele Menschen, die sich vom Leben, vom Staat oder sonst wem benachteiligt fühlten – teilweise zu Recht. Deshalb sorgte er für Ausgleich entsprechend seiner Möglichkeiten; auf bequeme Art, ohne seinen Wohlstand aufs Spiel zu setzen. Diesbezüglich waren seine Gedanken naiv. Er verglich sein glückliches Leben rein oberflächlich mit den Leben der Unzufriedenen, denen er Geld spendete.

Du bringst viel zu viel Wertung & Interpretation. Erzähl doch einfach mal ein wenig - gib dem Leser die Chance, sich selber Gedanken zu machen. Darüber hinaus finde ich den Satz leider gar nicht gelungen. Ich weiß, was du meinst, aber die Art wie du es ausdrückst ist wahnsinnig umständlich und eigenartig.

 Den einzigen groben Unterschied, den er zwischen sich und den anderen erkannte, war das Geld, das er in Massen besaß, und sie nicht.
    Menschen, die ausnehmend glücklich sind und es schon immer waren, denken manchmal in einfachen Mustern.


Damit hast du Recht, aber sollte das nicht vielleicht an einer anderen Stelle kommen, wenn überhaupt?



   Allerdings zwang ihn dieses Verhalten bald zur Zurückgezogenheit. Zweitausendsieben – im Alter von neunundzwanzig Jahren, fünf Jahre nach Beginn seiner Karriere – kaufte er ein altes Herrenhaus am Rand eines Kiefernwaldes im wahrscheinlich ödesten Winkel des Landes. Die Gegend war platt wie der Meeresboden; sein Haus war höher als jede Erhebung, die er vom Balkon im zweiten Stock seiner Villa ausmachen konnte. In dieser Gegend überlebten nur kämpferische Gewächse, und die einzigen Blumen, die im Sommer blühten, standen in seinem Garten. Auf den Feldern wuchsen Kartoffeln, am Wegrand Beifuß und Stranddisteln, die der Hitze des pannonischen Klimas trotzten. Es gab von allem wenig – und, auf den Quadratkilometer verteilt, weitaus mehr Feldhasen als Menschen. Sowohl die Leute als auch die Tiere wirkten verwegen, aber die alten Bauernehepaare, die ihre Höfe alleine führten, weil die Kinder längst in die Stadt geflüchtet waren, gaben sich zudem noch unnahbar. In ihrer Abscheu gegenüber dem alleinstehenden Gönner waren sie unübertroffen.   


Verstehe ich wieder nicht. Was sagst du genau mit diesem Satz?

Für Paul war das in Ordnung, solange er nicht neben ihnen wohnen musste oder von ihnen belästigt wurde. Hauptsächlich begegnete er ihnen im Frühling und im Herbst, wenn die meiste Feldarbeit anstand und Paul – für das Empfinden der Bauern – wie ein geistesgestörter bevorzugt um die Mittagszeit durch die Pampa rannte. Dass er jemand grüßen musste, kam selten vor.
    Die Distanziertheit der Bauern kam Paul sogar entgegen; ärgerlich genug, dass er sein Grundstück überwachen lassen musste. Noch im Herbst des ersten Jahres, das er in seinem Haus verbrachte, war ein paar Leuten eingefallen, sein Haus zu belagern. Vorwiegend waren das arme aber zornige Menschen gewesen, die sich, laut eigenen Aussagen, betrogen fühlten. Von wem? Vielleicht vom Leben, von den Versprechen ihrer Eltern oder der Gesellschaftsmoral? Wer weiß; Genaueres sagten sie nicht.
    Mit diplomatischen Worten war da nichts zu erreichen – Paul hatte es mehrmals damit versucht, als er eingezogen war. Als der erste Stein durchs Fenster flog und acht Männer und sieben Frauen – von denen zwei gefährlich


 Laughing Wie sieht denn eine gefährliche Schwangere aus? Vielleicht magst due es mal näher beschreiben.schwanger aussahen – die Geranien in seinem Vorgarten zertrampelten, bewahrte er die Fassung. In seiner Garderobe stehend spielte er mit dem Gedanken, sich einen Fahrradhelm aufzusetzen

Den Part fand ich drollig. Ich musste schon ziemlich lachen.....



– aber er fürchtete, dies würde die Leute nur noch mehr aufregen. Außerdem wäre sein Gesicht weiterhin ungeschützt geblieben.
    »Einen Integralhelm – so was hätte ich gebraucht!«, sagte er nachher zu einer seiner Frauen, die gerade übers Wochenende bei ihm war. Die liebe Frau, ihr Name war Alexandra Soundso (Paul bedeuteten Nachnamen nichts, und sogar bei den Vornamen vergriff er sich gelegentlich), umschwirrte ihren Partner

Warum schreibst du hier nicht seinen Namen bzw. nur "ihn"? Eigentlich ein schönes "Show-Beispiel", warum bringst du nicht mehr davon? Du kannst es doch?

in aller Fürsorglichkeit und kontrollierte die Wattebäusche, die sein Nasenbluten stillen sollten.
    »Wenn es nicht bald aufhört, fahr ich dich ins Krankenhaus.«
    »Oder wie wäre es mit Eishockey?«, schlug Paul vor und rollte zwei Stück Watte, bevor er sich diese in die Nasenlöcher stopfte. »Vielleicht sollte ich mit Eishockey anfangen«, sagte er näselnd. »Die Männer in den Toren sind gut geschützt. Die haben Helme
    Ein wütender Mann hatte einen guten Wurf gehabt; er hatte locker ausgeholt und Pauls Nase getroffen. Die fehlende Kraft des relativ schwachen Wurfes wurde durch die Härte des Steins wettgemacht.


Nö! Geht gar nicht! Entweder ist der Wurf gut und erzielt seine Wirkung, oder er ist schlecht bzw. schwach und hat keine durchschlagende Kraft. Diesbezüglich musst du dich entscheiden.

 Aus Angst, daraufhin ernsthaft in Schwierigkeiten zu gelangen, war die Meute davongerannt. Paul hatte ihnen nachgerufen, dass sie diesmal nicht über den Zaun zu klettern brauchten.
    »Zwei von euch sehen verdammt schwanger aus! Ich mache euch das Tor auf!«, schrie er ihnen hinterher – ohne Reaktion.
    Ein paar Tage blieb es ruhig. Eines Morgens erwachte Paul durch den Schrei seiner Partnerin. Das Bett neben ihm war leer. Er orientierte sich an Tanja Soundsos Rufen des Entsetzens und lief in die Küche. Seine Partnerin fiel ihm aufgelöst in die Arme.
    Irgendwer hatte die Hauswände und die Fensterscheiben nachts mit Farbe beschmiert. Die Vulgärausdrücke waren von drinnen jedoch fast unlesbar: Die Schrift war spiegelverkehrt.
    »Was wollen diese Leute von uns?«, fragte Tanja.


Hm, vom Prinzip her gut. Ich hoffe nur, dass dir die Leser das auch wirklich abnehmen, dass die Verwechslung bewusst und gewollt ist. Doch, ich denke schon - hoffe ich zumindest!



Sie weinte.

Zeig dem Leser doch mal, wie sie weint, was sie für Eigenarten hat, wenn der Schnodder ihr aus der Nase läuft und ihre, am Morgen mit so großer Bedacht aufgetragene Wimpertusche zerläuft .... Wie könnte eine Frau reagieren?  

  »Du willst doch den Menschen Gutes tun; du tust ihnen Gutes! Du nimmst nur, was du brauchst, und den Rest gibst du her. Wenn alle so denken würden, wie du, dann –«
    »Ist schon in Ordnung, beruhige dich jetzt«, sagte Paul zu seiner Partnerin, der er grundsätzlich zustimmte, was das Tun von Gutem anbelangte. Allerdings widersprach er der Aussage ihres letzten Satzes, den er sie nicht zu Ende sprechen ließ. Schließlich konnte nicht jeder Mensch ein Vermögen von rund sechs Millionen besitzen, und selbst wenn es sicherlich einige gab, die seine Ideologie prinzipiell teilten, so wusste er, dass nur wenigen Leuten am Ende des Jahres etwas zum Verschenken übrig blieb. Im Gegensatz zu ihnen fiel Paul das Geben ja nicht schwer. Deshalb betrachtete er sich selbst nie als Weltverbesserer.
    »Ich weiß, dass diese Leute frustriert sind«, sagte er. »Aber was kann ich daran ändern? Gar nichts. Selbst wenn ich ihnen alles gäbe, was ich besitze, wären sie nicht wirklich glücklich.«
    Das sagte Paul Frei zu seiner Partnerin, und es entsprach auch seiner damaligen Überzeugung. Vier Jahre später sollte er sich daran erinnern und einsehen, dass er die Bedeutung jener Worte – die er damals leichtfertig aussprach – nicht im Mindesten begriffen hatte.


So, hoffe, es hilft dir!!!

Viele Grüße
Assy
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Tell
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Beitrag24.01.2014 22:55

von Tell
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Hallo Bobby,

bis ungefähr zur Hälfte habe ich gerne gelesen. Ich finde es liest sich recht flüssig.
Ab der Hälfte des Textes hab ich angefangen zu überfliegen, weil mir einfach zu wenig passiert ist.
Ich kam in die Geschichte nicht wirklich rein, obwohl der Anfang vielversprechend ist.

Viele Grüße
Tell


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Bobby H.
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Beitrag25.01.2014 13:20

von Bobby H.
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Dass zu wenig passiert ist bei mir angekommen. Ich bin jedoch bewusst nicht direkt in das (ein paar Seiten später folgende ...) Geschehen eingestiegen, weil ich die Geschichte diesmal anders angehen wollte. Gut zu wissen, dass ich es dabei etwas übertrieben habe. Danke nochmals an alle Testleser und Kritiker!
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firstoffertio
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Beitrag26.01.2014 23:13

von firstoffertio
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Ich finde das interessant. Der Schreibstil ist, ja, ein bisschen trocken. Das stört mich erst mal nicht so, aber es kommt auch darauf an, wie das weiter geht, um ihn in Relation zur Erzählung beurteilen zu können.
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Bobby H.
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Beitrag27.01.2014 12:05

von Bobby H.
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Da es nur ein Auszug ist, ist dies verständlicherweise schwer zu beurteilen. Wie es weiter geht: Paul läuft nach Neujahr abends durch die Pampa. Es ist nebelig, er hört laute Musik und uriniert versehentlich auf einen Obdachlosen im Gebüsch, der sich zum Sterben zurückgezogen hat. Ich habe auch überlegt, ob ich die Geschichte an dieser Stelle beginnen lassen sollte, habe mich aber dagegen entschieden, so direkt ins Geschehen einzusteigen.

Ich weiß, eine lange Charakterisierung des Protagonisten ist langweilig. Aber ich kann nicht glaubhaft schreiben, dass jemand scheinbar „einfach so“ einen Obdachlosen anpinkelt und diesen dann mit nach Hause nimmt, wo er schließlich ein Jahr bleiben wird. Im Normalfall würden die meisten ja sicherlich die Rettung rufen! Deshalb fand ich es wichtig, vorher die verklärte Welt Pauls darzustellen, der ja, in allem, was er tut, fürchterlich von sich überzeugt ist; der gar nicht daran glaubt, selbst in irgendetwas scheitern zu können, weil er es nie erlebt hat.
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Tell
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Beitrag27.01.2014 12:23

von Tell
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Hallo Bobby,

wenn du das so schreibst, würde ich deine Geschichte mitten im Geschehen passieren lassen. Das ist interessant mit dem Obdachlosen! (Vielleicht ist auch das ganz genau der Kern deiner Geschichte: Er p... die Menschen an, ohne es zu ahnen bzw. es zu wollen. Das könnte der Anfang sein und am Ende schließt sich der Kreis. Ist mir gerade durch den Kopf gegangen- vielleicht auch völliger Quatsch.)  
Wenn du die Szene authentisch und gut schreibst (auch mit gutem Dialog), zeigt das ganz viele Charktereigenschaften von deinem Prota und du musst ihn nicht mehr beschreiben. Dann erst interessiert sich der Leser wirklich für die Hintergründe und will mehr erfahren. - Also, das heißt, mir würd das so gehen. wink

Viele Grüße
Tell


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Jack Burns
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Beiträge: 1443



Beitrag27.01.2014 12:48

von Jack Burns
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Hallo Bobby

Ich hab jetzt mehrmals gelesen und bin mir noch unschlüssig;
Die Schreibweise erinnert mich an einen Sachbuchtext. Paul war...und dann machte er ...und manchmal machte er...
Sorry, aber so ist das langweilig.

Zum Inhalt:
Ich war und bin mir nicht sicher, ob das als Satire gemeint ist. Als realistische Charakterdarstellung kann ich es jedenfalls nicht ansehen.
Das grenzt an Sozialkitsch. Der missverstandene Wohltäter, der einen Obdachlosen bei sich wohnen lässt... Au Weia!

Wenn Du damit die Oberschicht verarschen willst, dann muss das deutlicher herausgearbeitet werden - wenn nicht, dann verarscht Du wohl Unterschicht.
Vielleicht sollte man das "Anpissen" des Obdachlosen im übertragenen Sinne verstehen?

Fragende Grüße
Martin


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Bobby H.
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Beiträge: 6



Beitrag27.01.2014 17:23

von Bobby H.
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Danke Tell und Martin für eure Kommentare. Das Schöne ist ja, dass gerade der Einstieg in einen Text relativ leicht geändert werden kann – mittendrin etwas zu verändern kann da schon schwieriger sein. Ich werde einfach einmal fertig schreiben und den Beginn mit etwas Abstand lesen. Meine Befürchtung, wenn ich mitten in das Geschehen einsteige, ist ja, dass der Leser, so wie Martin, sofort denkt: O Gott! Ein missverstandener Wohltäter, Sozialkitsch, Provokation etc., und das möchte ich unbedingt vermeiden, weil das am Thema vorbei geht.

An Martin: Der Text ist nicht als Satire gemeint, und wenn du Sozialkitsch schreibst, ist das, für mich, wiederum Schubladendenken. Es gibt mehr Gründe, einen Menschen bei sich aufzunehmen, als wohltäterische. Ich möchte nur noch einmal deutlich gesagt haben, dass ich niemanden verarschen möchte. Ich erwähnte das weitere Geschehen nur wegen der Frage eines besseren Einstiegs.
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Tell
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Beiträge: 44



Beitrag27.01.2014 21:54

von Tell
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Hallo nochmal,

ich hätte das nicht so verstanden, dass du irgendwen verarschen willst.
Es ist ja nur ein kleiner Auszug, den ich von deiner Geschichte weiß.
Ich hätte mehr in die Richtung gedacht, dass Paul Frei ein Gutmensch ist. Die Frage, die mich als Leser beschäftigen würde, ist, was steckt hinter dem Gutmenschen? Warum tut er das?
Und du hast recht, es gibt vielerlei Gründe anderen Menschen zu helfen.
Ich finde, du hast dir ein spannendes Thema rausgegriffen.

Bin gespannt, wie du das umsetzt.

Viele Grüße
Tell


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Ich habe keine Lösung, aber ich bewundere das Problem. (Ashleigh Brilliant)
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Jack Burns
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Alter: 54
Beiträge: 1443



Beitrag28.01.2014 14:09

von Jack Burns
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Hallo Bobby

Hab jetzt noch einmal gelesen und werde den Eindruck einer Satire nicht los.
Ich bezog mich weniger auf später folgende Abschnitte - kann ich ja noch nicht beurteilen - sondern auf die sehr übertriebene Darstellung des edlen Charakters des Protagonisten. Er ist einfach unglaubwürdig. Man kann ja eine Fantasie Welt erschaffen und dort alles nach seinen Regeln gestalten aber in der realen Welt nehme ich Dir das nicht ab.

Zitat:
Wenn zudem einer, wie Paul Frei, zudem noch ein ähnlich erfolgreiches Leben wie seine Eltern führte, obwohl schon diese Hotels besaßen, Nobelappartements vermieteten und außergewöhnlich wohlhabend waren – dann musste etwas mit diesem Menschen nicht in Ordnung sein.


Er wurde also in einer Hotelbesitzerfamilie sozialisiert. Woher hat er seine humanistische Einstellung? Von seinen Eltern wohl kaum. Diese Gruppe kämpft um jeden Cent Steuererleichterung und erkundige Dich mal nach den Löhnen für Hotelarbeiter. Da wäre eine Charakterentwicklung wie bei Frau Hilton realistischer.

Zitat:

Diese »Arroganz« belief sich auf ein Herrenhaus östlich von Wien, eine Villa in Cornwall, zwei Autos sowie auf ein Barvermögen von drei Millionen Euro.


Dieser Abschnitt kann doch nur ironisch gemeint sein!?
Er macht sich frei von der Last seines Vermögens und behält dann mehr als man in einem Leben verbraten kann? Passt nicht.

Seine Umwelt, die Menschen ohne Geld, reagiert missgünstig, aggressiv, gierig und geht auf ihn los.
Ich weiß, dass viele soziale Einrichtungen dankbar (ohne Einschränkung) für einen so großzügigen Spender wären - meist sind es Menschen aus der Mittelschicht, die selbst nicht viel übrig haben, die noch an die Schwächeren denken. Keine Mehrfach-Millionäre. Diese spenden in der Regel nur, wenn man damit Steuern spart.

Man kann es als Schublade bezeichnen, allerdings ist diese begründet in Menschenkenntnis, Geschichtsbewusstsein und Logik;
Niemand, der Geld in Massen verschenkt wird so reich und umgekehrt.
Das widerspricht dem System in dem wir leben.
Oder, frei nach Luther: Eher geht ein Kamel durchs Nadelöhr, als dass ein Reicher in den Himmel kommt.
Allerdings entspricht es einem neoliberalen Weltbild, in dem die Habenichtse selbst an ihrer Lage schuld sind und den fleißigen, hart arbeitenden Millionären nichts gönnen. Darauf bezog sich mein Kommentar bezüglich des "Verarschens". Ich hoffe immer noch, dass es eigentlich eine satirische Parabel sein soll, dann wäre der Ansatz ziemlich gut.

Beste Grüße
Martin


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Assy
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Beitrag28.01.2014 23:59

von Assy
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Ist es nicht? Ich meine, der Text soll tatsächlich keine Satire sein?

Super Schade! Jetzt bin ich enttäuscht, dafür fand ich ihn persönlich nämlich gut gelungen!!!
Sorry, aber m. E. kann es sich nur um eine Satire handeln - alles andere passt gar nicht.

Überlege es dir noch einmal...

Viele Grüße
Assy
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firstoffertio
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Beitrag29.01.2014 00:20

von firstoffertio
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Trotz (oder wegen?) der eher sachlichen Beschreibung dieses Paul Frei (und nicht zuletzt wegen des Namens) klingt dein Text schon nach Satire, was ja nicht mit Verarschung gleichzusetzen ist. Vielleicht könnte er auch noch eine Parabel werden? Ein übliche Erzählung scheint es mir nicht zu sein.

Mir fiel gleich Bono ein beim ersten Lesen. Und zeitgenössische Philantropisten. Vielleicht willst du aber ja nur Merkmale unseres gängigen Wirtschafts- und Gesellschaftssystems herausarbeiten?

Ich muss weiter warten auf deinen nächsten Teil.
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sirius
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S
Beitrag29.01.2014 01:08

von sirius
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Es könnte sich aber auch um eine Mischfirm handeln. Ich denke nicht, dass man Texte vorher definieren muss.

Der Gutmenschencharakter kommt deutlich zum Vorschein. Interessant finde ich hier auch, dass du jemanden aus dem reichen Milieu nimmst, dass er durch das Geld seiner Eltern alles nach seinen Regeln gestaltet finde ich gar nicht mal unglaubwürdig, allerdings erscheint mir Paul so einfach zu weise für sein Alter und es seltsam, dass nichts schief läuft in seinem Leben. Ich denke dass ein realistischer Mensch (sofern du so einen erschaffen möchtest) auch mal gescheitert sein muss, um so erfolgreich und gleichzeitig entspannt, ohne Spuren von Gier oder Arroganz (in seiner Kindheit?). Jetzt Frage ich mich, wie ist er zu diesen Erkenntnissen gelangt und hat nicht wie die meisten reichen Erben sein Geld verloren (beim Spielen, feiern, irgendwelchen Investitionen etc.)?
Wo hat er gelernt mit Geld umzugehen, wenn er immer mehr als genug hatte?


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Bobby H.
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Beiträge: 6



Beitrag29.01.2014 11:12

von Bobby H.
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Guten Morgen!

Martin: bezüglich Glaubhaftigkeit: Ich verstehe deine Einwände. Dazu kann ich nur sagen, es gibt eine ganze Menge Menschen da draußen, und ich denke, da finden sich genügend, die – auf welche Weise auch immer – nicht ins System passen; die sich völlig anders verhalten, als es ihr Stand und ihre Erfahrungen nahelegen würden.

Dazu eine kleine Geschichte. Würdest du sie mir abnehmen, wenn ich sie so schriebe? Vor vier Jahren fuhr ich im Frühjahr nach England, um mir einen Job zu suchen. In Oxford habe ich (durch einen Studienkollegen meiner Schwester) David, einen 79jährigen Herren kennengelernt. Im Juni besuchte ich ihn noch einmal für ein paar Tage, er kam ein paar Tage nach Österreich.
Den Winter verbrachte dieser Mann gerne in Südostasien. Er bot mir an, im folgenden Winter eine Reise zu unternehmen (wir haben einander, wie gesagt, verteilt etwa 2 Wochen lang gesehen und sonst nur Mails geschrieben). Er fragte mich, welche Länder ich besuchen wollte. Die Wahl fiel auf Thailand, Laos und Australien (Perth, wo David Verwandte hatte). Dieser Mann hatte Geld; nicht so viel wie Paul Frei, aber laut eigenen Aussagen „more than a million pounds“. David war übrigens homosexuell; ich denke, jeder kann sich vorstellen, was das für einen Aufstand in meiner Familie verursacht hat! Ein Homosexueller, alter Mann mit einem Jüngling in Bangkok! Aber ich kann bezeugen, ich kam gänzlich unversehrt wieder nach Hause.

Fazit: Ein reicher Mensch, den ich zwei Wochen gekannt hatte, lud mich zu einer Reise ein, bei der alleine die diversen Flüge um 5000 Pfund gekostet haben. Sicher tat er das nicht ohne Selbstzweck. Er wollte zeigen und weitergeben, was er in seinem Leben alles erreichte und erlebte.

Paul Frei handelt aber auch nicht selbstlos. Natürlich könnte man jetzt darüber diskutieren, ob überhaupt irgendjemand etwas tut, ohne davon in irgendeiner Weise zu profitieren. Jedes Handeln setzt seine Ursache voraus, und die ist bei Paul natürlich gegeben. Daran schreibe ich gerade. Es ist das Thema des zweiten Kapitels.

Dass sein Charakter genauso womöglich nicht existiert auf dieser Welt, legen diese Sätze nahe, wie ich hoffe: „In Pauls Nähe waren nur Menschen, die ihn liebten.“, und „Er gehörte zu jenen Menschen, die immer glücklich waren“. Zugegeben, ich sollte das „jene“ rausnehmen.

Den Anfang jeder meiner Geschichten macht die Frage, die so viele Schreiber inspiriert: Was wäre wenn? Was passiert, wenn ein reicher, abgehobener und vollkommen von seinem Tun überzeugter Mensch einen Mann anpisst, der die Nacht in dem Gebüsch, in dem er lag, nicht überlebt hätte, der sie gar nicht überleben wollte? Also, als Mensch, dem bisher alles gelungen war, würde ich ihm, sofern er noch halbwegs laufen kann, zumindest zu einer Dusche nötigen. Und wie die Geschichte weitergeht, ist stark vom Charakter des Angepinkelten abhängig. Als Mensch, der das Leid anderer bisher nur aus einer eingeschränkten Perspektive wahrgenommen hat (Stichwort Steinewerfer), wäre ich jedenfalls damit absolut überfordert, auf einen Mann zu treffen, der den Entschluss gefasst hat, zu sterben.

Ich möchte keine Satire schreiben, weil ich grundsätzlich Satiren nicht sehr angetan bin. (Mit Ausnahmen. George Orwell ist großartig.) Jeder sollte beim Lesen die Freiheit haben und selbst entscheiden dürfen, wie er das Gelesene auffasst, wo er also Parallelen mit unserer Welt entdeckt, und wo er Widersprüche findet. Für handfeste, stimmige Satiren, würde mir auch das Wissen fehlen. Ich würde mir schnell anmaßend vorkommen, deshalb ist weder Paul noch der Mann, dessen Bekanntschaft er macht, einer tatsächlichen Person nachempfunden. Paul entspricht mit seiner Gönnerhaftigkeit auch nicht meinem Ideal eines Reichen – natürlich nicht! Und in zwei einfachen Sätzen, ganz ohne dabei in irgendeiner Weise kitschig sein zu wollen: Die Geschichte handelt von der Begegnung zweier Männer. Der eine macht alles zu Gold, was er berührt, und in den Händen des anderen geht alles zu Bruch. Beides Extreme, mit Sicherheit, aber ich würde nicht behaupten, dass solche Charaktere ganz abwegig sind unter sieben Milliarden Menschen.

In diesem Sinne: danke für die vielen Kommentare! Ich finde es gut, dadurch auch auf andere Ideen zu kommen und das Geschriebene noch kritischer zu hinterfragen. Die eigenen Texte liest und interpretiert man sonst meist nur in einem eingefahrenen Schema.

Bobby.
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