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Zeth Jin Leseratte
Alter: 39 Beiträge: 141
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25.03.2012 19:00 Alles Andere als Liebe von Zeth Jin
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Alles Andere als Liebe
„Und hier entkleiden sie sich.“ Das Namensschild der Beamtin hieß Verona Schneider. Einen Meter und sechzig groß, einhundert Kilogramm schwer und ein Lächeln aus Stein. „Wenn sie fertig sind, drücken sie diesen Schalter.“ Sie deutete mit ihren Wurstfingern auf die Schiebetür, auf der anderen Seite der Kabine. „Das Licht wird daraufhin abgedunkelt und dann treten sie in den Interaktionsraum.“
Bonnard schluckte. Im Prospekt des Amtes für Reproduktionen hatte sich der gesamte Ablauf irgendwie romantischer gelesen.
Frau Schneider schob ihn in die Kabine und schloss die Kunststofftür. Es gab kein Zurück. Er war alleine mit sich und seinen Gedanken.
Bonnards Herz pochte und seine Hände fingen an zu schwitzen.
Er zog sich aus und stand nackt vor der Schiebetür. Sein Zeigefinger verharrte einen Moment über den Türschalter.
Mit einem Klick wurden die Lampen der Kabine gedimmt. Die Tür glitt auf und vor ihm ruhten die Umrisse des Interaktionsraumes.
Kein Licht, keine Fenster, keine Bilder an der Wand, nur ein Bett in der Mitte des Raumes. Bonnard vermutete die Silhouette einer anderen Person. Auf eine kindliche Art und Weise, war er froh darüber, dass er nicht erkennen konnte, wohin ihre Augen blickten.
„Hallo?“, fragte die Frau von der anderen Seite. Ihre Stimme wurde durch den Teppichboden des Interaktionsraumes gedämmt.
„Hallo“, antwortete er. „Ich bin Bonnard.“
„Gott sei Dank.“ Ihre Stimme klang erleichtert. „Ich heiße Marthe.“
„Warum Gott sei Dank?“
Sie lachte nervös. „Na ja, ich wollte keinen Dieter oder Horst.“
„Verständlich.“ Bonnard schmunzelte.
Er wollte etwas Geistreiches, Lustiges, Überraschendes sagen. Doch nichts. Sein Gehirn war genauso Dunkel, wie der Raum vor seinen Augen.
„Hast du was dagegen, wenn wir uns ein wenig unterhalten, also bevor, na du weißt schon...“
Bonnard nickte. „Ja, natürlich. Worüber denn?“
Marthe strich sich eine Haarsträhne hinter ihr Ohr, zumindest vermutete er das. „Mach einen Vorschlag.“
„Ich hab Angst.“
„Vor mir?“
Bonnard schwieg eine Weile. Sie ertastete sich den Weg zum Bett und setzte sich.
„Mehr vor mir, ich hab so was noch nie getan.“
„Ich auch nicht.“
Er kratzte sich am Kopf. Das führte so zu nichts. „Und nun?“, fragte er.
„Wenn zwei Menschen Angst haben, müssen sie einfach mutig sein.“ Bonnard spürte ihr Lächeln im Dunkeln.
Er schritt in den Interaktionsraum,legte ihren Kopf in seine Hände und küsste die Mutter seiner Kinder.
Weitere Werke von Zeth Jin:
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ney Leseratte
Beiträge: 187 Wohnort: Leipzig
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26.03.2012 20:00
von ney
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mir erschließt sich nicht ganz, wofür es dieses interaktionsraum bedarf, wenn es technisch ohne weiteres möglich ist, auf anderm weg ein kind zu zeugen. ist das so eine art postapokalypse?
aber auf jeden fall eine interessante idee für die bildumsetzung.
_________________ all lives end. all hearts are broken. caring is not an advantage. |
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mondblume Reißwolf
Alter: 45 Beiträge: 1138 Wohnort: Costa Brava
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26.03.2012 21:08
von mondblume
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Der Text weist sehr viele Fehler auf - Sie in der Höflichkeitsform wird immer noch gross geschrieben! - einige unsaubere Ausführungen, und ich erkenne, warum er erst disqualifiziert wurde, denn ich sehe keinen (eindeutigen) Bezug zu den beiden Bildern. Die Kinder, als Bezug zum Kinderbild? Oder das Halbdunkle, als Bezug zum Bild der Liebenden?
Lässt mich etwas im Halbdunkeln ...
_________________ Die Frau des Spatzen
Die Spanien-Saga:
Wir sind für die Ewigkeit - Hoffnung
Wir sind für die Ewigkeit - Erinnerung
Wir sind für die Ewigkeit - Berührung
Dort, wo die Feuer brennen (Tolino Media Newcomerpreis 2022) |
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junimond7 Leseratte
Alter: 50 Beiträge: 141 Wohnort: schönste Stadt der Welt
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26.03.2012 23:17
von junimond7
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auch eine gute idee... gut umgesetzt, gut geschrieben
schön
_________________ Misch ein bisschen Torheit in Dein ernsthaftes Tun und Trachten. Albernheiten im rechten Moment sind etwas Köstliches. |
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Mardii Stiefmütterle
Alter: 64 Beiträge: 1774
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27.03.2012 01:57
von Mardii
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Mit meinen beschränkten Anlagen habe ich den Text gleich beim ersten Lesen begriffen. Es erschien mir ganz interessant, bot aber beim zweiten Mal keine Überraschungen mehr. Nur zwei sprachliche Merkwürdigkeiten:
Zitat: | Das Namensschild der Beamtin hieß Verona Schneider. |
Klar, dass die Beamtin Verona heißt, aber es liest sich, als ob das Schild es täte.
Zitat: | Er schritt in den Interaktionsraum,legte ihren Kopf in seine Hände und küsste die Mutter seiner Kinder. |
Wie macht er das? Es klingt so, als würde er sich zu diesem Zweck verdoppeln.
_________________ `bin ein herzen´s gutes stück blech was halt gerne ein edelmetall wäre´
Ridickully |
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Gast
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27.03.2012 10:25
von Gast
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Zitat: | Das Namensschild der Beamtin hieß Verona Schneider. Einen Meter und sechzig groß, einhundert Kilogramm schwer und ein Lächeln aus Stein |
Erstaunliches Namensschild
Naja, der Rest. Schöne Grundidee, aber die Figuren agieren tüchtig steif und nur mäßig glaubwürdig. Schade.
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Kara Eselsohr
K Alter: 46 Beiträge: 293
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K 27.03.2012 10:45
von Kara
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Hallo Inko,
habe nichts zu meckern. Gefällt mir.
LG, Kara
_________________ ...nur wer sich bewegt, bewegt auch was...
... Gras wächst auch nicht schneller, wenn man dran zieht... |
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Zeth Jin Leseratte
Alter: 39 Beiträge: 141
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27.03.2012 10:54
von Zeth Jin
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In meinen Augen: Thema verfehlt. ^^
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StefSteff2005 Wortedrechsler
Beiträge: 58
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27.03.2012 15:47
von StefSteff2005
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WoW! Sifi-Spannung auf so kurzem Raum. Kann man daraus keinen Roman machen?
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fancy Schmuddelkind
Alter: 64 Beiträge: 2758 Wohnort: Im sonnigen Süden
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27.03.2012 16:21
von fancy
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Hallo,
ich kenne keine Namenschilder, die irgendwie heißen!
über dem Türschalter
Die Idee gefällt mir. Familiengründung in ferner Zukunft, staatlich überwacht. Ja, das ist interessant. Wenn du noch eine Nacht darüber geschlafen hättest, wäre der Text wahrscheinlich besser geworden. Aber ich werte die Idee stärker, als die Umsetzung.
Federn gibt es später.
_________________ Don't start doing things, just do them. Fang nicht an, Dinge zu tun, tu sie einfach! (Me)
Wer wenig denkt, irrt viel (Leonardo da Vinci)
Meinungsverschiedenheiten über ein Kunstwerk beweisen, dass das Werk neu, komplex und lebenswichtig ist. (Oscar Wilde)
Wenn Kritiker uneins sind, befindet sich der Künstler im Einklang mit sich selbst. (Oscar Wilde)
https//mlpaints.blogspot.com |
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halcyonzocalo Einsamer Trancer
Alter: 34 Beiträge: 1202 Wohnort: Irgendwo im Nirgendwo
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27.03.2012 18:16
von halcyonzocalo
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An sich eine nette Idee, doch fallen hier die doch recht zahlreichen sprachlichen Fehler unangenehm auf. ("sie" als Anrede klein, Kommafehler, Adjektive groß etc.)
Der letzte Satz kann mich auch nicht überzeugen, er passt in meinen Augen so gar nicht zum Rest der Geschichte.
Idee nett, Umsetzung leider nicht so gelungen. 4 Federn.
_________________ Die minimaldeterministische Metaphernstruktur mit ihrer mytophoben Phrasierung spiegelt den ideeimmanent abwesenden Bedeutungsraum. |
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Rufina Klammeraffe
Beiträge: 693
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27.03.2012 18:41
von Rufina
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Hallo,
Vorgabe:
Umgesetzt, wenn auch nicht ganz offensichtlich.
Sprache:
Du bringst die Sterilität des Raumes und die Anonymität ganz gut rüber. An der abwertenden Äußerlichkeitenbeschreibung zu Anfang habe ich mich etwas gestört.
Zitat: | Einen Meter und sechzig groß, einhundert Kilogramm schwer und ein Lächeln aus Stein. „Wenn sie fertig sind, drücken sie diesen Schalter.“ Sie deutete mit ihren Wurstfingern auf die Schiebetür, auf der anderen Seite der Kabine. |
Dann wäre da natürlich noch der Patzer ganz zu Anfang, wo es mir so vorkommt, als ob du zuerst schreiben wolltest: "Die Beamtin hieß ...", dir dann das mit dem Namensschild eingefallen ist und du letztlich beides vermischt hast, sodass das dabei rausgekommen ist:
Zitat: | Das Namensschild der Beamtin hieß Verona Schneider. |
Inhalt:
Die Idee finde ich originell, die Pointe kommt auch, ist mir aber zu schwach.
Viele Grüße
Rufina
_________________ Noch sind wir zwar keine gefährdete Art, aber es ist nicht so, dass wir nicht oft genug versucht hätten, eine zu werden. (Douglas Adams) |
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Nicki Bücherwurm
Alter: 68 Beiträge: 3611 Wohnort: Mönchengladbach
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27.03.2012 21:10
von Nicki
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Wegen Zeitmangel und nach reiflicher Überlegung habe ich mich dazu entschlossen, nur Federn zu vergeben, aber nicht zu kommentieren. Meine Bewertung setzt sich zusammen aus dem Bauchgefühl, dass da etwas steht, das mir gefällt, das ich gerne lese, das ich verstehe.
Weiterhin ob die Themenvorgabe eingehalten worden ist und ob grobe Rechtschreib und Grammatikfehler auftauchen.
Wer wissen möchte, warum sein Text meine Federnanzahl bekommen hat, fragt mich am besten nach den Osterferien, wenn ich wieder im Lande bin.
_________________ MfG
Nicki
"Wer immer tut, was er schon kann, bleibt immer das, was er schon ist." Henry Ford
"Fantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt." A.Einstein
*Sommerblues* September 2017 Eisermann Verlag
*Trommelfeuer* November 2017 Eisermann Verlag
*Silvesterliebe* 30. November 2018 Eisermann Verlag
*Gestohlene Jahre* Work in Progress |
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Psychosus Gänsefüßchen
Alter: 34 Beiträge: 47
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27.03.2012 21:20
von Psychosus
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Die Idee hätte beinah etwas satirisches, wenn nicht das Ende so ernst, so tragisch-romantisch wäre (knapp am Kitsch vorbei!).
Zwei Unbekannte sollen, oder wollen - das erfahre ich nicht wirklich - ein Kind zeugen. Sie befinden sich in einer kalten, abweisenden Umgebung, die mehr Ähnlichkeit mit einer Gefängniszelle aufweist, als mit einem Ort, an dem man sich zwei Menschen vorstellt, die Liebe machen - vor Allem Liebe mit dem Ziel der Zeugung. Das mag vielleicht eine altmodische, romantische Vorstellung sein (denn Kinder kann man auch in Autos, im Wald, oder im Keller zeugen - Romantik machen Menschen, nicht die Umgebung), aber sie macht die beiden Figuren zerbrechlich. Das gefällt mir gut. Das IST gut! Es scheint fast so, als bleibe den beiden gar nichts anderes mehr übrig als sich aufeinander einzulassen. Gleichzeitig könnte man sich aber noch Alternativen ausdenken, denn so wirkt die Geschichte sehr determiniert; ich erkenne da eher eine philosophische Betrachtungsweise der Situation, denn die zwei könnten auch noch ganz andere Sachen machen; wieso wechseln sie nicht einfach einige Sätze, sind sich sympathisch, und entscheiden sich dafür, ein in ihren Augen angemesseneres Plätzchen aufzusuchen? Eben weil du hier von der Idee aus- und dementsprechend logisch vorgegangen bist. Du spielst nicht sehr viel mit den Figuren, oder mit ihren Möglichkeiten.
Ein bisschen irritierend finde ich diese Reihenfolge:
Zitat: | Bonnard schluckte. Im Prospekt des Amtes für Reproduktionen hatte sich der gesamte Ablauf irgendwie romantischer gelesen. |
Zitat: |
Frau Schneider schob ihn in die Kabine und schloss die Kunststofftür. Es gab kein Zurück. Er war alleine mit sich und seinen Gedanken.
Bonnards Herz pochte und seine Hände fingen an zu schwitzen. |
Weswegen? Weil der erste Satz ziemlich flappsig, eben satirisch rüberkommt; ein bisschen so, wie man ihn häufiger liest. Indem du das Wort "irgendwie" weglässt, kannst du das verändern. Zur Verdeutlichung: es scheint, als hätte Bonnard sich gar keine wirkliche Hoffnung gemacht, dass es romantischer sein könnte. Er wirkt eher so, als könnte er das mit einem Schulterzucken abtun, und als hätte er auch nicht die Fantasie, es sich anders (schlecht oder gut) vorzustellen. Kurz darauf, im nächsten Satz nämlich, ist er auf einmal sensibel und hat die Fantasie. Etwas widersprüchlich.
Gut dann dieser Satz:
Zitat: | Er wollte etwas Geistreiches, Lustiges, Überraschendes sagen. Doch nichts. Sein Gehirn war genauso Dunkel, wie der Raum vor seinen Augen. |
Beschreibt noch einmal, wie das kalte, unnatürliche Drumherum, vielleicht die Nacktheit in Verband mit der Unpersönlichkeit, ihn bang werden lässt.
Bonnard befindet sich mit Marthe im Raum, und die beiden tauschen sich aus über ihre Unsicherheiten. Marthe möchte reden (Frau...), Bonnard weiß aber nichts zu sagen (und weil er wirklich gar nichts zu sagen weiß, kommt er auch ein wenig dümmlich rüber, aber das spielt keine so große Rolle); jedenfalls hört er ihr zu, das ist schon gut. Die beiden schaffen durch Marthes Eröffnung, sie habe Angst, und durch seine zurückhaltenden Reaktionen eine Intimität, die mir gefällt. Es ist nichts außergewöhnliches, nichts dramatisches im Stil von "Wir stellen fest, dass wir wie geschaffen für einander sind" oder so ein Unsinn, sondern einfach nur ein wenig (echte) Kommunikation.
Gefällt!
Was nicht gefällt: "die Mutter seiner Kinder". Ich bin gerade eigentlich erst richtig warm geworden mit den beiden und beschaue mir deren Beziehung, da machst du so einen Verweis, den hätte ich an etwas späterer Stelle nötig gehabt, wenn zwischen denen noch etwas passiert wäre, das mich langsam an den Punkt leitet, an dem ich mir vorstellen kann, dass sie sich schon so nah sind. Aber gut, hast ja ne Wortbegrenzung, kann man nix machen. Wenn du nur "Marthe" schreiben würdest, würde ich vermutlich gar nicht so viel über die beiden wissen.
Cheers
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Maestro Eselsohr
Alter: 67 Beiträge: 337
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28.03.2012 16:11
von Maestro
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Gleich der zweite Satz fällt leider negativ auf. Das Namensschild hieß nicht, sondern die Trägerin des Namensschildes hieß...
Sie sagt drücken sie diesen Schalter, und zeigt dabei auf eine Tür. Logikfehler! Wahrscheinlich zeigt sie auf einen Schalter neben der Tür. Sein Zeigefinger verharrte über dem Schalter.
Können Umrisse "ruhen"?
Danach wird es nur noch wirr. Er und sie werden verwechselt, er "vermutete" die Silhouette, auf eine kindliche Art und Weise?? etc.
Leider ein vollkommen verzerrtes Bild, und letztlich eine Geschichte ohne klare Aussage, die nicht zu Ende geschrieben ist.
Ich vergebe drei Federn
Maestro
_________________ Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell |
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hobbes Tretbootliteratin & Verkaufsgenie
Moderatorin
Beiträge: 4298
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28.03.2012 16:35
von hobbes
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Du hättest noch 73 Wörter gehabt (wenn ich richtig gerechnet habe).
Das schreib ich, weil es mir am Schluß ein bisschen zu schnell geht. Klar, so kommt der Paukenschlag mit "Mutter meiner Kinder" doller heraus.
Trotzdem gefällt es mir nicht.
Ansonsten ist das ganz ordentlich. Die Personen sind schön getroffen, gefällt mir, wie Du ihnen Leben einschreibst.
Hm. Solide gemacht. Besonders hingerissen bin ich allerdings auch nicht.
6 Federn fürs Erste.
(Aber das kann sich bei erneutem Lesen und im direkten Vergleich noch ändern)
_________________ Don't play what's there, play what's not there.
Miles Davis |
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The Brain Reißwolf
Alter: 65 Beiträge: 1966 Wohnort: Over the rainbow
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28.03.2012 17:33 Re: Alles Andere als Liebe von The Brain
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postkartenprosa hat Folgendes geschrieben: | Alles Andere als Liebe
„Und hier entkleiden sie sich.“ Das Namensschild der Beamtin hieß Verona Schneider. Einen Meter und sechzig groß, einhundert Kilogramm schwer und ein Lächeln aus Stein. „Wenn sie fertig sind, drücken sie diesen Schalter.“ Sie deutete mit ihren Wurstfingern auf die Schiebetür, auf der anderen Seite der Kabine. „Das Licht wird daraufhin abgedunkelt und dann treten sie in den Interaktionsraum.“
Bonnard schluckte. Im Prospekt des Amtes für Reproduktionen hatte sich der gesamte Ablauf irgendwie romantischer gelesen.
Frau Schneider schob ihn in die Kabine und schloss die Kunststofftür. Es gab kein Zurück. Er war alleine mit sich und seinen Gedanken.
Bonnards Herz pochte und seine Hände fingen an zu schwitzen.
Er zog sich aus und stand nackt vor der Schiebetür. Sein Zeigefinger verharrte einen Moment über den Türschalter. was ist das?Mit einem Klick wurden die Lampen der Kabine gedimmt. Die Tür glitt auf und vor ihm ruhten die Umrisse des Interaktionsraumes.
Kein Licht, keine Fenster, keine Bilder an der Wand, nur ein Bett in der Mitte des Raumes. Bonnard vermutete die Silhouette einer anderen Person. Auf eine kindliche Art und Weise, war er froh darüber, dass er nicht erkennen konnte, wohin ihre Augen blickten.
„Hallo?“, fragte die Frau von der anderen Seite. Ihre Stimme wurde durch den Teppichboden des Interaktionsraumes gedämmt.
„Hallo“, antwortete er. „Ich bin Bonnard.“
„Gott sei Dank.“ Ihre Stimme klang erleichtert. „Ich heiße Marthe.“
„Warum Gott sei Dank?“
Sie lachte nervös. „Na ja, ich wollte keinen Dieter oder Horst.“
„Verständlich.“ Bonnard schmunzelte.
Er wollte etwas Geistreiches, Lustiges, Überraschendes sagen. Doch nichts. Sein Gehirn war genauso Dunkel, wie der Raum vor seinen Augen.
„Hast du was dagegen, wenn wir uns ein wenig unterhalten, also bevor, na du weißt schon...“
Bonnard nickte. „Ja, natürlich. Worüber denn?“
Marthe strich sich eine Haarsträhne hinter ihr Ohr, zumindest vermutete er das. das liest sich reichlich schräg ... „Mach einen Vorschlag.“
„Ich hab Angst.“
„Vor mir?“
Bonnard schwieg eine Weile. Sie ertastete sich den Weg zum Bett und setzte sich. woher weiß er das?
„Mehr vor mir, ich hab so was noch nie getan.“
„Ich auch nicht.“
Er kratzte sich am Kopf. Das führte so zu nichts. „Und nun?“, fragte er.
„Wenn zwei Menschen Angst haben, müssen sie einfach mutig sein.“ Bonnard spürte ihr Lächeln im Dunkeln.
Er schritt in den Interaktionsraum,legte ihren Kopf in seine Hände und küsste die Mutter seiner Kinder Zwillinge? Erstmal nur eins? . |
Achte ein wenig auf unschön wirkende Wortwiederholungen.
Liebe Grüße
Brain
_________________ Dinge wahrzunehmen,
der Keim der Intelligenz
(Laotse)
***********
Die Kindheit endet nicht mit dem Erwachsenwerden.
Sie begleitet dich durch all deine Lebenstage.
***********
Alle Bücher dieser Welt
Bringen dir kein Glück,
Doch sie weisen dich geheim
In dich selbst zurück.
(Hermann Hesse) |
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Piratin Exposéadler
Alter: 58 Beiträge: 2186 Wohnort: Mallorca
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28.03.2012 18:41
von Piratin
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Lieber PoKaPro-Teilnehmer,
eine feine Umsetzung der Aufgabe, weil hier das Bild metaphorisch benutzt wurde, was mir gefällt.
Leider gefällt mir der Anfang nicht, denn: ein "Namensschild heißt" - geht nicht. Auch kann ich mir in der technisch-geschäftlich gestalteten Atmosphäre nicht vorstellen, dass einerseits Kinder auf natürlichem Weg gezeugt werden, noch dass dies in vollkommener Dunkelheit geschieht, wo sich der Prota den Hals brechen kann. Auf der anderen Seite findet er gleich ihren Kopf - da paßt für mich was nicht zusammen.
Liebe Grüße
Piratin
_________________ Das größte Hobby des Autors ist, neben dem Schreiben, das Lesen. |
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Marcio Gänsefüßchen
M
Beiträge: 34
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M 28.03.2012 20:20
von Marcio
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Gefällt mir ganz gut. Nette Idee, ansprechend geschrieben.
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kskreativ Märchenerzähler
K Alter: 59 Beiträge: 2232 Wohnort: Ezy sur Eure, France
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K 29.03.2012 09:54
von kskreativ
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Mein erster Wettbewerb als Teilnehmer und Kritiker. Wonach schaue ich?
Erstens: Themenvorgabe. Wie wurde sie umgesetzt?
Zweitens: Ist der Text in sich schlüssig und ist er ansprechend geschrieben?
Drittens: Stil
Die Themenvorgabe wurde hier metaphorisch umgesetzt, gefällt auch.
Die Geschichte ist ansprechend geschrieben, die Handlung glaubwürdig. Auch der Humor kommt nicht zu kurz. "Ich wollte keinen Dieter oder Horst." Gut.
Die groben Schnitzer in der Rechtschreibung und mindestens ein Bezugsfehler, das Namensschild heißt Veronika und Bonnard wird zwischendrin mal weiblich,, stören leider das Lesevergnügen.
_________________ C'est la vie. oder: Du würdest dich wundern, was man so alles überleben kann. |
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MadameMimm Klammeraffe
Alter: 50 Beiträge: 575 Wohnort: Schwabenland
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29.03.2012 19:25
von MadameMimm
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Hallo Inko,
aus Zeitgründen nur ein kurzer Kommentar, sorry.
+ gute Idee
+ sprachlich anschaulich, kurzweilig, unterhaltsam
+ sauber dargestellte Charaktere
+ für die Kürze des Textes ein aussagekräftiger Plot
- die Sache mit der Haarsträhne
- Zitat: | Sie ertastete sich den Weg zum Bett und setzte sich. | Perspektivwechsel stört Lesefluss
Wertung: 6 Federn
_________________ Hexliche Grüße von Tanja |
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lady-in-black Bitte nicht füttern
Beiträge: 1474 Wohnort: Killer Förde
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29.03.2012 20:22
von lady-in-black
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Moin,
aha, ein wenig Science Fiction. Damit triffst du zwar nicht gerade meinen persönlichen Geschmack, aber immerhin konntest du es mir inhaltlich schmackhaft (in Form von 'verständlich') machen.
_________________ - Ich würde mich gerne geistig mit Dir duellieren ... aber ich sehe Du bist leider unbewaffnet.
- Nein, Stil ist nicht das Ende vom Besen.
- Ich spreche fließend ironisch, auch im sarkastischen Dialekt. |
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