[Lebendiger Dialog] Psst!

[Papagena]

“Pass auf. Was ich dir jetzt sage, ist voll wichtig. Hörst du ... jetzt lass doch mal den Hund in Ruhe ... hörst du mir zu? Janni!“
„Jaaa...“
„Wir müssen so leise wie noch nie sein. Mucksmäuschenstill. Am besten wär ... du schlurfst mit deinen Schuhen immer so über den Boden. Am besten ziehst du die aus. Socken sind besser.“
„Du hast selber Hausschuhe an.“
„ICH kann damit aber leise gehen. Halt jetzt den Mund. Wir wollen doch nicht alles verpassen, also komm jetzt. Ohne einen Mucks, klar?“
„Hörst du, Spike, pssst! Du darfst uns nicht verraten.“
„Spike kann nicht mitkommen.“
„W'rum?“
„Weil, wenn der läuft klackern seine ... Hundefußnägel immer so auf'm Boden.“
„Pfff... du klackerst selbst. Im Kopf.“
„Willst du mitkommen oder nicht?“
„Jaaaa...“
„Dann sei ruhig und tu, was ich dir sage. Achte auf meine Handzeichen. Wenn ich so mache, dann musst du sofort stehenbleiben, verstanden? Gut, also komm.“

„Janni, nur weil du leise sein sollst, musst du dich ja nicht in Zeitlupe bewegen. Komm. Mami und Papi sind schon ganz lange da drin. Nachher ist er nicht mehr da ...! Komm, setz dich hier neben mich.“
„... und jetzt?“
„Psst, du sollst flüstern! Leise. Ich werde jetzt die Schiebetür öffnen, nur so ganz bisschen, und dann können wir beide mal gucken. Ich zuerst.“
„Immer du!“
„War ja auch meine Idee, also ...“
„Is' ja schon gut ..... Und? Siehst du was? ... Nun sag schon!“
„Ich ... oh! Da steht er ...!“
„Lass mich auch ... mal ... gucken. Ich auch ...!“
„Dann guck halt.“
„Ein Riesen-Paket .... die Lego-Burg!“
„Psst! Janni, sei leise! Lass mich noch mal ... Wo ist Papi? Ich seh sonst nur Mami.“
„Vielleicht muss er die Rudolfs füttern.“
„Wie kommst du denn auf so 'nen Quatsch?“
„Das is' kein Quatsch! Die haben bestimmt Hunger, wenn die immer so viel ziehen müssen.“
„Aber das ist doch nicht Papis Aufgabe. Halt den Mund.“
„Blödkopf.“
„Hör auf! Und sei endlich still. Du bist viel zu laut. Papi hat gesagt, dass wir im Zimmer bleiben sollen, bis sie uns rufen. Die dürfen uns nicht hier hören.“
„Papi ist doch draußen.“
„Eben nicht. Du spinnst. Der füttert doch nicht die Lentiere ... so heißen die, Rudolf ist nur einer von denen ... Ich seh niemanden mehr. Wo sind die denn hin? Ach da. Der Weihnachtsmann hat ja gar keinen Bart! ... Häh? Das ist ja Papi!“
„Lass mich auch ... mach mal Platz ... Wieso ... hat Papi die Anziehsachen vom Weihnachtsmann an?“
„Keine Ahnung ... hm ... ooh..! Weißt du noch, als Papi letztes Jahr nicht hier war?“
„Nein.“
„Doch! Letztes Jahr war er nicht da an Weihnachten. Und Mami hat gesagt, dass er arbeiten musste.“
„Na und?“
„Boah, verstehst du nicht? Papi ist der Weihnachtsmann!“
„... in echt?“
„Klar in echt. Wieso sollte ich lügen?“
„Aber ... der hat doch gar keine weißen Haare.“
„Ja, natürlich nicht. Sonst würde den ja jeder immer erkennen. Das muss alles geheim bleiben.“
„W'rum?“
„Weil ... damit der auch seine Ruhe hat.“
„Komisch. Versteh ich nicht.“
„Natürlich nicht. Du bist ja noch viel zu klein. Das sind Sachen, die nur Erwachsene wissen.“
„Du bist doch selber gar nicht erwachsen!“
„Erwachsener als du!“
„Du spinnst voll.“
„Halt den Mund.“

[Bananenfischin]

Hallo Papagena,

das ist jetzt ja wirklich ein reiner Dialog, nicht mal Redebegleitsätze hast du verwendet. Dennoch schaffst du es, alles Wichtige zu vermitteln, noch dazu sehr authentisch.
Man könnte vielleicht überlegen, ob du die Auslassungspunkte als Stilmittel etwas überstrapaziert hast, aber insgesamt handelt es sich hier um eine rundum gelungene Übung, würde ich sagen. Gefällt mir sehr gut.
Und die Pointe, dieser Fehlschluss, ist so süß!  

Liebe Grüße
Bananenfischin

[Sukkubus]

Die Rudolfs. Süüüß!

[Papagena]

Oh, vielen Dank!

Ich hatte mir selbst zum Ziel gesetzt, gänzlich ohne Redebegleitsätze auszukommen, war mir dann zwischendurch aber nicht sicher, ob die Unterhaltung zweier kleiner Kinder reicht, um zu vermitteln, worum's geht. Und am Ende habe ich mich gefragt, ob die denn wirklich so sprechen könnten ... würden?

Ich bekenne mich zu meinem Faible für die drei Punkte ...  

[Sukkubus]

Am Anfang hätte man denken können, eine Mutter spricht mit ihrem Kind aber das Wörtchen "voll" lässt doch erkennen, dass auch der erste Sprecher noch jung ist. Und ich tippe auf die (etwas) ältere Schwester.

Das ist wirklich gut, schön und absolut klar verständlich. Es ist rührend und witzig zugleich. Eine ganze Szene reiner Dialog.

Ach, schön. *smile*

... du klackerst selbst. Im Kopf.

[Papagena]

Dann ist ja gut, dass ich das "voll" im ersten Satz noch eingefügt habe! Das kam nämlich erst beim Drüberlesen noch dazu.

Ich hatte an zwei kleine Jungs gedacht, aber richtig, die Vorlage bilden definitiv meine Schwester und ich. Die hat mir früher auch immer einen vom Pferd erzählt und so getan, als wüsste sie ALLES.

[UDittmer]

ich habe auch eher an jungs gedacht. weil sie zwischendurch so sachen wie "blödkopf" sagen. das tun zwar sicher auch mädchen, aber meine assoziation war eher: jungen.

gut gelungen. man merkt erst gegen ende, dass es um eine harmlose sache wie weihnachten geht. es ist so spannend, dass man dem dialog gerne folgt.