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Rosanna Richter und Henker
Alter: 30 Beiträge: 1055
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01.04.2011 14:40 Das träumende Schloss von Rosanna
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Das träumende Schloss
Die rote Sophie schläft zwischen den Fugen
Sie kratzt, wenn es Nacht ist, am silbernen Rost.
Zwei Motten umschwirren das eiserne Licht
Der roten Sophie mit dem Silbengesicht.
Drei Rundtreppen tiefer die Nachtmarie tot
Sie tobt; schlägt die Knochen ans silberne Blech
Zwei Käfer zermalmt sie mit staubigem Schoß
Arsène trägt den Schatten im Atem. Das Moos,
Das zwischen den Steinen emporkriecht, verschlingt
Am Ende der Trauer das träumende Kind.
Sein silbernes Lächeln verbirgt sich im Mund
Der Lilie Marleen
"aus der Erde Grund".
Weitere Werke von Rosanna:
_________________ nahtannahtnähtnathannähte
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nadelihremendepunkt |
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Jocelyn Bernsteinzimmer
Alter: 59 Beiträge: 2251 Wohnort: Königstein im Taunus
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01.04.2011 20:05
von Jocelyn
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Gefällt mir gut. Du beeindruckst mich sehr!
Diese laszive Stimme der Lilli, dieses Lächeln, weißer Puder und Silberblick, besonders das Silbengesicht (fällt mir gleich das ausdruckslose Salbengesicht ein, so ein teigiges, wie eine leblose Masse), also, ich versuche mal auf den Punkt zu kommen: Du verbindest hier gekonnt Morbidität, Jenseits und Traum. Das Schloss ist schon lange unbewohnt, aber noch nicht verlassen. Fast wirkt es wie ein Gefängnis, seine Gitter silbern. Hast du mit i und l gespielt? Ich meine, es klingt wirklich schön.
Den letzten Vers würde ich auch großgeschrieben beginnen, das wird sonst ein bisschen brüchig.
LG, Jocelyn
_________________ If you dig it, do it. If you really dig it, do it twice.
(Jim Croce)
Die beständigen Dinge vergeuden sich nicht, sie brauchen nichts als eine einzige, ewig gleiche Beziehung zur Welt.
(Aus: Atemschaukel von Herta Müller, Carl Hanser Verlag, München 2009, Seite 198)
"Si Dieu n'existait pas, il faudrait l'inventer."
(Voltaire) |
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adelbo Reißwolf
Beiträge: 1830 Wohnort: Im heiligen Hafen
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01.04.2011 20:27
von adelbo
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Hallo Rosanna
Sehr, sehr schön.
Jocelyn hat mir mit ihrem Kommentar aus der Seele gesprochen. Nur hätte ich es eben nicht so in Worte fassen können.
Eines der schönsten Gedichte, das ich bisher hier gelesen habe.
adelbo
_________________ „Das ist der ganze Jammer: Die Dummen sind so sicher und die Gescheiten so voller Zweifel.“
Bertrand Russell |
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adelbo Reißwolf
Beiträge: 1830 Wohnort: Im heiligen Hafen
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01.04.2011 20:52
von adelbo
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Hallo Rosanna,
habe vergessen zu fragen, warum du das Gedicht in die Werkstatt gestellt hast?
Meiner Meinung nach gehört es in Lyrik, Lyrik.
LG
adelbo
_________________ „Das ist der ganze Jammer: Die Dummen sind so sicher und die Gescheiten so voller Zweifel.“
Bertrand Russell |
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Mr. Curiosity Exposéadler
Alter: 35 Beiträge: 2545 Wohnort: Köln
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02.04.2011 02:41
von Mr. Curiosity
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Für mich klingt das zu bemüht, fast als ob du Scheu davor hättest, etwas nicht zu metaphorisieren.
Zitat: | Die rote Sophie schläft zwischen den Fugen
Sie kratzt, wenn es Nacht ist, am silbernen Rost.
Zwei Motten umschwirren das eiserne Licht
Der roten Sophie mit dem Silbengesicht. |
Verstehst du? Alles muss hier mit irgendetwas kombiniert sein, was es tiefgründiger und indirekter erscheinen lassen soll. Aus jedem Vers schreit mir förmlich entgegen "Oh nein, ich kann doch nicht einfach 'Rost' schreiben" oder "nee, 'Licht' ist nicht tiefgründig genug".
So zieht es sich durch den Text. Es kommt kein Feeling bei mir rüber. Eher viel Lärm um nichts.
Ich hoffe, du nimmst mir die ehrliche Meinung nicht übel.
LG David
_________________
"Wenn du Schriftsteller sein willst, dann sag, dass du der Beste bist ...
Aber nicht, solange es mich gibt, kapiert?! Es sei denn, du willst das draußen austragen."
(Ernest Hemingway in "Midnight in Paris") |
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BlueNote Stimme der Vernunft
Beiträge: 7304 Wohnort: NBY
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02.04.2011 15:44
von BlueNote
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Ja, recht nett ...
Hab ich gerne gelesen - die "Dichtersprache" war mir manchmal vielleicht etwas zu viel. Schoß/Moos würde ich nicht als Reim verwenden, da denkt man, zumindest als Mann, sehr schnell an ... ähmm ... ja?! OK! Männer denken ja eh nicht so viel ...
Obwohl ... dieser "staubige Schoß" gibt mir schon recht zu denken. Da rattern die Gedanken nur so.
Gut gemacht!
BN
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Rosanna Richter und Henker
Alter: 30 Beiträge: 1055
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05.04.2011 15:36
von Rosanna
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Hallöchen,
Na dann wollen wir mal: Jocelyn und adelbo, vielen Dank für eure positiven Rezensionen. Salbengesicht? Das Wort kannte ich noch nicht, aber es ist wunderschön . Um gleich vorweggenommen das "Silbengesicht" zu erklären- er soll eine Verstümmelung, eine Zerissenheit, ausdrücken.
Mr. Curiosity:
Hust, erwischt. Mein Gedicht steht nicht umsonst in der Talentschmiede. Nur mit dem silbernen Rost hast du Unrecht. Kein Metalloxid ist gemeint, sondern der Metallrost eines Bettes. Und der ist zumindest silberfarben ...
Was die rote Sophie angeht- sie ist wohl wirklich etwas zu pathetisch geraten. Ich fand das Bild eines Gespenstes im roten Kleid nur ...hmm... ansprechend. Ich hatte das Bild einer eisernen Jungfrau vor Augen (darum auch der Hinweis mit dem Licht), die ihre Opfer ja ziemlich durchlöchert und blutleer zurücklässt. Vermutlich etwas zu kryptisch.
Zitat: |
Schoß/Moos würde ich nicht als Reim verwenden, da denkt man, zumindest als Mann, sehr schnell an ... ähmm ... ja?! OK! Männer denken ja eh nicht so viel ... |
Das war nicht so gedacht- aber! Jetzt bleibt Moos erst recht stehen, weil diese Assoziation einfach zu... ...mein Gott, ich kann nicht mehr... böses Unterbewusstsein...
Mich wundert es, dass niemanden die Ellipse des fünften Verses gestört hat. Mich persönlich macht sie nämlich wahnsinnig. Hat jemand eine Idee?
_________________ nahtannahtnähtnathannähte
nähtnathannahtannahtnahtnathans
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Perry Exposéadler
P Alter: 71 Beiträge: 2509
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Alexandermerow Eselsohr
Alter: 45 Beiträge: 435 Wohnort: Berlin
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15.04.2011 15:05
von Alexandermerow
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Das liest sich sehr schön. Du kannst wirklich mit Worten umgehen!
_________________ "Der Überwachungsstaat der Zukunft findet dich!"
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