Ausgemustert (Prosa)

[Sun Wukong]

Liebe Autorin, lieber Autor,
Vorwort: um diese Mammutaufgabe über die Bühne zu bringen, gehe ich, was Inhalt und Sprache angeht, verstärkt nach dem Bauchgefühl. Es ist wirklich spannend so viele Schreibweisen in so kurzer Zeit durchzugehen, der folgende Kommentar ist allerdings noch mehr als in den Werke-Boards ein subjektiver Eindruck.

Inhalt:
Hier wird ein hartes Schicksal geschildert. Mir persönlich ist das Leid der Frau und das Ende der Geschichte zu dick aufgetragen, auch wenn der Beginn mit dem Fahrradfahren sanfter daherkommt.

Sprache:
Sauber geschrieben und gut aufgebaut. Passend zum Inhalt, was auch bedeutet, dass die kurzen elliptischen Sätze einen etwas moralisierenden Ton haben.

Kommt im Vergleich zu den Beiträgen, die mir besser gefallen haben, auf 5 Federn  

Beste Grüße
Christian.

[Aknaib]

Bei meiner Bewertung habe ich mich ausschließlich von der Einbeziehung der Ausgangssituation, der damit verbundene Ideefindung und deren sprachlicher Umsetzung leiten lassen.
Vergessene Satzzeichen, Buchstaben oder gar einzelne Worte hatten keinen Einfluss auf meine Bewertung.  

Die Einbeziehung der Aufgabenstellung ist gelungen.
Ein Merkmal der Kurzgeschichte, ist wie der Name sagt, nicht nur auf die Kürze des Textes bezogen, sondern auch auf die erzählte Zeit von z.B. wenigen Stunden,  wenige Minuten oder gar nur ein Moment.
Daher mag ich ewige Rückblenden in KG, die ein halbes Leben hervorholen, nicht.
Statt der Leerzeilen hätten der Geschichte zusätzliche Absätze gut getan.
Der lange Mittelteil der Rückblende hätte mit zwei drei Sätzen gereicht; einfach die Fakten.
In dieser Ausführlichkeit kann ich mit Ruth nicht mitempfinden. Warum hat sie so lange gewartet – geduldet.
Für mich wäre wichtiger gewesen, was verbindet Ruth mit der Haltesstelle, mit dem Fahrrad?
Emotional berührt mich das Ende. Der Busfahrer als Nebenfigur wirkt mit seinem Zurückkommen authentisch.

Bianka

[*Katja*]

Mit dem Ende kann ich nicht so viel anfangen. Die traurigen Erinnerungen von Ruth haben es aber wieder rausgerissen. Sie hat viel durchmachen müssen. Sechs Federn gibt es von mir.

[Pony]

Hallo, (Gabriela?)

die Geschichte hat mich berührt, besonders das Ende. Allerdings fand ich es unlogisch von Ruth, dass sie auf ihren Mann gewartet hat, um ihm zu sagen, dass sie geht. Da fand ich sie sehr dumm und sie hat bei mir Sympathiepunkte verloren. Die Geschichte hätte genauso funktioniert, wenn sie den Entschluss zu gehen, noch nicht gefasst hätte und ihr Mann wegen einer Kleinigkeit Streit angefangen und sie dabei schwer verletzt hätte.

Die Schreibweise „ss“ in manchen Wörtern lässt auf einen Schweizer schließen. Das erklärt auch einige Ausdrücke, die im Deutschen eher ungebräuchlich sind, wie z.B. havariertes Fahrrad.
Eine Havarie ist in der Regel ein Schaden an einem Schiff oder ein Unfall mit Schiffen. Bei Wikipedia habe ich gelesen, dass der Begriff in Österreich gelegentlich auch für Unfälle mit Straßenfahrzeugen gebraucht wird, vielleicht auch in der Schweiz?
Ein paar Fehler sind noch drin, aber sonst ist der Text gut geschrieben.

Gruß
Pony

[Hummel]

eine feinfühlig erzählte Geschichte, schade dass die Zeit so kurz war
sehnsucht nach Liebe

[Bananenfischin]

Hm. Wieder so eine Frau, die sich sich unglaubwürdig verhält - hier, indem sie nicht, wie es ratsam und aus ihrer Erfahrung heraus logisch wäre, in einer Nacht-und-Nebel-Aktion verschwindet. Das Ende ist ein bisschen dick aufgetragen, die Idee mit dem wiederkehrenden Busfahrer hat mir jedoch insgesamt so gut gefallen, dass ich zu einer Wertung über Durchschnitt komme.

[ZYS]

Hallo Wettbewerbteilnehmer,

Bewertet hab ich nach den folgenden Kriterien und daraus den Durchschnitt errechnet. Es kann sein, dass die gegebenen Federn nicht mit dem Schnitt aus den Einzelwertungen übereinstimmen, da sie für mich nur Richtwerte waren und ich letztendlich manchmal trotzdem eine Feder weniger oder mehr gegeben habe, als ich den Text nochmals mit gleichrangigen Beiträgen verglich. Ausserdem waren für mich einige Bewertungskriterien wichtiger, als andere.

Stil: 5
Vorgabe: 8
Gesamteindruck: 3
Plot: 2
Charaktäre: 5
=> 4 Federn

kurze Erläuterung:
Bei dem durchschnittlichen Stil stört mich vor allem, dass der Text hauptsächlich aus einer Rückblende besteht. Wenigstens führst du diese dem Leser lebendig vor Augen. Auffällig bei der Rechtschreibung ist (ich bin lange kein Experte), dass nie „ß“ verwendet wurde (Tastatur?). Einige Füllwörter und passive Konstruktionen sind auch zu finden. Aber der Vergleich mit dem Rad, welcher schon in der Überschrift angedeutet wird, gefällt mir. Die Vorgabe hast du erfüllt und ziemlich beiläufig in den Text eingebracht. Handlung sehe ich in dieser Geschichte wenig. Die Frau steht an der Bushaltestelle und grübelt über ihre Vergangenheit. Auch die Pointe will bei mir nicht richtig zünden. Den Charakter der Frau hast du mittelmäßig ausgearbeitet. Ein paar Eigenheiten und spezeille Eigenschaften hätten schon sein dürfen, damit dem Leser die Person mehr ans Herz wächst.
Auch wenn die Punkte im Schnitt 4,6 Federn ergeben, überwiegt für mich doch der Gesamteindruck und ich kann höchstens 4 Federn vergeben.  

Hier siehst du, wie du in meiner Wertung im Vergleich zu den anderen Teilnehmern stehst. Angegeben ist jeweils der Druchschnitt aller Bewertungen:

Stil: 5
Vorgabe: 7,34
Gesamteindruck: 4,69
Plot: 4,61
Charaktäre: 5,32
=> 5,1 Federn!

D.h. (Bewertungen x Feder): 1 x 2, 9 x 3, 10 x 4, 15 x 5, 11 x 6, 10 x 7, 2 x 8, 1 x 9

[MosesBob]

Hallo!

Die Geschichte ist gut erzählt, obwohl mir hier und da noch das sprachliche Feingefüghl fehlt. Ich habe mir mal drei Beispiele herausgepickt:

[versgerber]

Die Betrachtung ist nicht schlecht geschrieben, finde das Einbinden der Vorgabe aber weniger gelungen. Es wird nicht geklärt, warum dein Prota überhaupt die verlassene Haltestelle ansteuert, für den Hauptteil deiner Geschichte spielt die Kulisse überhaupt keine Bedeutung.
Das mir inhaltlich nicht so richtig viel gegeben wird, bleibts eine mittlere Bewertung für die solide Schreibe.
lg

[Probber]

Moin Guy,
deine Geschichte hat mich sehr berührt, da steckt viel Herz (von der traurigen Sorte drin). Das Happy End ist zwar ganz nett, aber wirkt zu konstruiert.

[lupus]

starker einstieg gut geschrieben macht neugierig

danach:
ausufernd, zu detailiert, einige redundanzen

das Ende:
?
gehudelt, unausgegoren, aus einer realistischen Geschichte wird ein Märchen. Schade

Fazit: anfang gut, Mitte kürzen, Ende .. naja

sprachlich sattelfest, fehlerlos

[Traumtänzerin]

Idee: Wirkt auf mich vorformuliert, der Plot. Der Bezug zur Bushaltestelle wird mir nicht ganz klar, habe ich das überlesen?!

Stil: Mörder-Mammut-Satz am Anfang. Wird gegen Mitte aber besser. Dennoch eher langsamer Lesefluss. Auch wenn großes Leid beschrieben wird, kommen die Emotionen nicht so nah ran an mich als Leserin, wie sie es könnten.

LG und nix für ungut,
Traumtänzerin

[mondblume]

Meine Lieben,

ich freue mich tierisch über diesen 15. Platz, hätte mich viel weiter hinten vermutet.

Zuallererst einmal ein herzliches Danke für's Lesen und Kommentieren! Ich freue mich sehr, dass meine Geschichte doch einigen wirklich gut gefallen hat.

Um jetzt nicht über fünfzig Quotes herzustellen, greife ich mir die meist genannten Punkte zusammenfassend heraus:

Es ist schon interessant, wie verschieden ein und derselbe Text doch aufgefasst wir:
Für einige von euch ist er fehlerlos, für andere wiederum ist er unsauber geschrieben.
Einige sehen die Einbindung der Vorlage als gelungen, andere als nicht erfüllt (wozu ich sagen muss, die Geschichte spielt ja hauptsächlich an der Bushaltestelle, da verstehe ich nicht ganz, wie man sagen kann, sie wurde nicht eingebunden ...).
Für die einen ist das Ende einfach purer Kitsch, für andere ein tolles Happy End

Die Kritiken bezüglich des Monstersatzes gleich zu Beginn, der vielen Adjektive und der zu langen Rückblende akzeptiere ich völlig und bin gleicher Meinung.

Zum Ende: es war wirklich nicht so kitschig geplant, aber plötzlich war es 20.50h und ich bin ziemlich nervös geworden! Nihil, dein Vorschlaghammer wäre hier willkommen gewesen .

Danke an alle!