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Schmierfink Lyroholiker
Alter: 34 Beiträge: 1172
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23.09.2010 02:28 Oktoberfest (nichts) von Schmierfink
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Da wo der Mond
ein alter Mann ist
für lachende Bierkrüge,
wie es da nur sagen:
dieses Warten!
Dass es nicht mehr ist
der Tod im Magen:
ein Leben aus Bilderbüchern
ohne Farben
und Spaziergang
auf glühenden Scherben.
Wundenschön?
(Explosion von Gefühlspaletten
in einer Ausstellung
blos angebrochener Herzen)
Und was mehr
als nichts
und wieder nichts
für den Tag an dem
die Katze weglief
und ihr Leben begann
unter dem riesigen Rad
fernab
von daheim.
Darauf Brüder lasst
uns nüchtern sein
bei allem Vollbier
und ohne Grund
keinen Sinn suchen
in hinterlichtigen Lächeln,
denn Worte
bedeuten nichts
was Eltern niemals
in den trüben Tagen
verschwiegen hätten
über die Kindheit.
Eins, zwei, drei
und gesoffen
auf keine Zukunft!
Also unschönes Dirndl
sieh ins Licht
so schwerschweigend du kannst
und schwenke deinen Krug-
in den Tod.
Weitere Werke von Schmierfink:
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EdgarAllanPoe Poepulistischer Plattfüßler
Alter: 32 Beiträge: 2356 Wohnort: Greifswald
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23.09.2010 19:44
von EdgarAllanPoe
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Hallo Schmierfink!
(Als ich den Titel und das Inkognito las, wusste ich gleich, dass du wieder deine Finger im Spiel hast. Dein Stil kann sich eben nicht hinter irgendwelchen Pseudonymen verstecken, und solche Rechtschreibfehler wie "blos" in der fünften Strophe und sonstige machst du recht häufig ... Das nur am Rande.)
Gestern sah ich einen Bericht im Fernsehen über saufwillige Leute, die für einen Tag nach München fahren, um sich da volllaufen zu lassen. Abends sind sie weggefahren und morgens angekommen: Schon im Bus fingen einige damit an, Bier in sich hineinzuschütten. Dann, in München angekommen, die erste Ernüchterung: Zelte voll, aber trotzdem Spaß auf den Wiesn, viele Leute und so weiter, aber hinterher: schön besoffen, Kopfschmerzen, Kreislaufprobleme, Schläge auf den Kopf von irgendwelchen Durchgedrehten, und ein hübscher Kater für den nächsten Tag.
Das alles hatte die gleiche übelkeitserregende Wirkung auf mich wie dein Gedicht. Da möchte der Magen sich umdrehen: Die überfüllten Zelte sind wohl eher was für solche, die Klaustrophobie ertragen können, und die grässlichen Bierdünste was für jene, deren Magen robust genug ist. Deshalb besitzt das Oktoberfest auch auf mich eine abschreckende Wirkung, die dein Gedicht sehr anschaulich beschreibt. Bitter wie abgestandenes Bier.
Auf keinen Fall gerne gelesen.
Liebe Grüße,
Eddie
_________________ (...) Das Gedicht will zu einem Andern, es braucht dieses Andere, es braucht ein Gegenüber. Paul Celan
Life is what happens while you are busy making other plans.
- JOHN LENNON, "Beautiful Boy"
Uns gefällt Ihr Sound nicht. Gitarrengruppen sind von gestern. (Aus der Begründung der Plattenfirma Decca, die 1962 die Beatles ablehnte.) |
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Schmierfink Lyroholiker
Alter: 34 Beiträge: 1172
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28.09.2010 15:30
von Schmierfink
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Hey Eddie,
tja Klammern mag ich halt, lustigerweise startet sogleich ja auch dine Rezi damit.^^
Ja, so ein Wiesenbesuch kann schon sehr lusig sein, vorallem so ein Ausnüchterungsaufenthalt im Rotkreuzzelt, oder ein zwei Stündchen chillen an Der Bavaria (Kotzhügel) sind Pflicht für jeden vergnügungssuchenden Besucher!^^
Naja, irgendwie muss es mich ja freuen, wenn es ungern gelesen wird, also Danke!^^
lg
Schmierfink
_________________ "Ein Kluger bemerkt alles, ein Dummer macht über alles seine Bemerkungen."
Heinrich Heine
"Ich gebe Zeichen von mir, Signale . . . Ich schreie aus Angst, ich singe im Dschungel der Unsagbarkeiten"
Max Frisch
"Die Leute gehen ins Feuer, wenn's von einer brennenden Punschbowle kommt!"
Georg Büchner |
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ichundso Leseratte
Alter: 34 Beiträge: 180
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28.09.2010 16:51 Re: Oktoberfest (nichts) von ichundso
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Schmierfink hat Folgendes geschrieben: |
Darauf Brüder lasst
uns nüchtern sein
bei allem Vollbier
und ohne Grund
keinen Sinn suchen
in hinterlichtigen Lächeln,
denn Worte
bedeuten nichts
was Eltern niemals
in den trüben Tagen
verschwiegen hätten
über die Kindheit.
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vielleicht verstehe ich was falsch, aber für mich tut sich hier ein inhalt auf, der vom rest des gedichts abzugrenzen ist. zugleich auch die stärkste strophe.
ich habe das gefühl, dass an einige stellen dein stil nicht so recht zum inhalt passen will.
die zweite strophe finde ich schlecht konstruiert. "Dass der Tod im Magen / nicht mehr ist:" - ich sehe nicht wo deine version demgegenüber gewinnt.
"glühende Scherben" gefällt mir nicht, kann nicht genau sagen warum. vielleicht finde ich die kombination verbraucht.
"Wundenschön?" klingt profan.
ohne "bloß" (blos) wird die geklammerte strophe stärker
die nächsten beiden Strophen finde ich sehr stark,
das hier Zitat: | Eins, zwei, drei
und gesoffen
auf keine Zukunft! | hingegen wieder schwach. kein bild drin und langweilig formuliert. strophe kann schlicht gestrichen werden.
der letzte vers wirkt recht melodramatisch.
habs mal dran rumgefummelt:
Oktoberfest (nichts)
Da wo der Mond
ein alter Mann ist
für lachende Bierkrüge,
wie da nur sagen,
dass das Gesöff im Magen
nicht mehr ist:
ein Leben aus Bilderbüchern
ohne Farben
und Spaziergang
auf brennenden Scherben.
Hingegen
die Wunden
sind schön.
(Explosion von Gefühlspaletten
in einer Ausstellung
angebrochener Herzen)
Und was mehr
als nichts
und wieder nichts
für den Tag, an dem
die Katze weglief
und ihr Leben begann
unter dem Riesenrad
fernab
von daheim.
Darauf Brüder lasst
uns nüchtern sein
bei allem Vollbier
und ohne Grund
keinen Sinn suchen
in hinterlichtigen Lächeln,
denn Worte
bedeuten nichts
was Eltern niemals
in den trüben Tagen
verschwiegen hätten
über die Kindheit.
Also, unschönes Dirndl,
sieh ins Licht
so schwerschweigend du kannst
und schwenke deinen Krug.
Ich werd es dir nicht nachtun.
_________________ the mongrel cat came home
holding half a head
proceeded to show it off
to all of his newfound friends
he said "I been where I liked
I slept with who I liked
she ate me up for breakfast
she screwed me in a vice
but now I don't know why I feel so tongue-tied" |
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EdgarAllanPoe Poepulistischer Plattfüßler
Alter: 32 Beiträge: 2356 Wohnort: Greifswald
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28.09.2010 16:58
von EdgarAllanPoe
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Ich denke, dass ichundsos Version ein wenig von dem scharf-bissigen Schmierfink-Stil verliert, aber bei ein paar Wendungen, wie z. B. "wundenschön", kann ich ihm im Nachhinein recht geben.
Das hier ist eines der Gedichte, die ich nur sehr ungern lese, weil sie mit meinen Phobien spielen - auf den "Bavarienhügel" kann ich daher getrost verzichten. Mich schaudert's da nicht nur ein bisschen. J'ai mal au coeur, würden die Franzosen dazu sagen - mir ist (kotz-)übel, wenn ich dein Gedicht lese, nimm's mir nicht krumm, aber das war ja auch Absicht.
_________________ (...) Das Gedicht will zu einem Andern, es braucht dieses Andere, es braucht ein Gegenüber. Paul Celan
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ichundso Leseratte
Alter: 34 Beiträge: 180
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28.09.2010 17:04
von ichundso
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dass ich in meine version meinen stil mit eingebaut habe stimmt, und der ist nicht gerade scharf. das ist wohl geschmackssache. habe dabei auch sachen geändert, die ich nur "vielleicht" ändern würde, wäre es mein eigener text. zum beispiel bin ich bei dem "tod im magen" immernoch unschlüssig, auf den ersten blick gefiel es mir sehr gut, auf einen späteren nicht mehr.
_________________ the mongrel cat came home
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but now I don't know why I feel so tongue-tied" |
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Schmierfink Lyroholiker
Alter: 34 Beiträge: 1172
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29.09.2010 19:08
von Schmierfink
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Hey ichundso,
erstmal vielen Dank für die intensive Textarbeit.
Also, das verstehst du schon richtig denke ich, tatsächlich bricht sich die Strophe inhaltlich ein wenig mit dem Rest.
Naja, zur zweiten Strophe, ich verdrehe halt so gerne Setzte um Akzente zu setzten, ist ein Splin von mir.^^
Kann ich verstehen, mit dem glühenden wirds wohl echt zu viel.
Schade, dachte das wär mal ganz nett.^^
Und gegen Ende werde ich halt auch gerne mal dramatisch, persönlich mag ich das halt einfach, nicht immer so nüchtern... kann aber sehr gut verstehen, dass das abschreckt und nicht gefällt.
Dein Vorschlag ist auf jeden Fall cool finde ich, aber ein paar Sachen stören mich...
zb. das Gesöff im Magen find ich net so toll!
Die Scherben finde ich gut gelöst, danke!
Die wunden wieder nicht so, da würd ich dann lieber streichen, ehrlich gesagt.
Dein Ende taugt mir auch, gibt dem Text aber fast einen anderen Sinn, so alla den Wahnsinn mache ich nicht mit, während das original ja eher zeigt, wo nach Meinung des LI, solcher Hedonismus hinführt...
Achja, das mit dem 1,2,3 gesoffen, ist der Wiesnsaufspruch.
@ Eddie,
nehm ich dir garnicht krumm, danke dir nochmal!
lg
Schmierfink
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