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Teil 32


 
 
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Lyrika
Leseratte
L


Beiträge: 130
Wohnort: Berlin


Liebe einen Inder
L
Beitrag15.08.2010 00:22
Teil 32
von Lyrika
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„Und nun?“, fragte ich mit zitternder Stimme. Er ließ meine Hand los und drehte sich zu mir herum.
„Geh mal ein Stück zurück.“, befahl er mir und ging selber ein Stück zurück. Was hatte er vor? Wollte er die Tür einrammen? Im Vertrauen ging ich ein Stück in die Dunkelheit zurück. Vivek stellte sich unter ein Fenster, das sich über der Tür befand. Im zweiten Stock brannte Licht. Er formte mit seinen Händen einen Trichter vor seinem Mund und rief zu dem Fenster hinauf: „Zayed!“ Ich traute meinen Ohren nicht. Hatte er ebend Zayed gerufen?
„Zayed, komm ans Fenster!“ rief er diesmal lauter. Es war ein Klappen zu hören, dann erschien ein Kopf im Fenster und es wurde in den Hof zurückgerufen:
„Vivek? Was zum Teufel machst du auf unserem Hinterhof?“


Kim warf noch einmal einen Blick über ihre Schulter, sah wie Sara Vivek berührte und fand, daß sie hier überflüssig sei. Obwohl Vivek sie beide zum Eis essen eingeladen hatte, wollte sie in der jetzigen Situation nicht das fünfte Rad am Wagen sein. Sie ging und lächelte. In diesem Fall das dritte Rad am Wagen, dachte sie und ging zur Bushaltestelle.
Was fange ich mit dem angebrochen Abend an, fragte sie sich und lehnte sich lässig an den Träger des Bushäuschens. Gleichgültig schaute sie auf ihre Uhr. Es war kurz vor acht Uhr und nach Hause wollte sie noch nicht. Sie mußte mit jemanden reden.
„Matthias? Ja, ich bin´s Kim. Wie im Eiscafe? Ja, ja, aber sag mal hast du Lust mit mir ´ne Pizza essen zu gehen? Zu Hause? Ja, ok, dann hol ich welche von unterwegs. Ja, ich weiß, ohne Zwiebeln. Bis gleich.“, sprach sie in ihr Handy und steckte es wieder in ihre Tasche. Kurz darauf kam der Bus.
Bei Alberto, bei dem sie ihren Nebenjob ausführte, war wenig Betrieb. Die Leute wollten bei diesem Wetter eher ein Eis, als Pizza.
„Buona sera, Kim.“, begrüßte sie Antonio, der mit mehlbestäubtem Gesicht den Teig für die Pizzen formte. „Du hast doch keinen Dienst. Oder kannst du ohne Toni nicht mehr leben?“, sagte er mit italienischem Akzent und flirtete sie hemmungslos an. Kim winkte ab.
„Du alter Charmeur! Kannst es einfach nicht lassen.“ Kim ging hinter den Tresen und tippte zwei Nummern in die Kasse ein. Toni hob seine teigbeklebten Hände in die Höhe. „Leben heißt flirten. Was kann ich dafür, daß Gott so schöne weibliche Wesen erschaffen hat? Ich liebe alle Frauen.“, beteuerte er ihr und schmiß ihr ein Luftküßchen zu. Kim rollte mit den Augen und sagte: „Ja, Toni, alle Frauen lieben dich auch. Und ich liebe dich noch viel mehr, wenn du mir zwei Napoli machst. Eine ohne Zwiebeln.“ Toni nickte untergeben und wirbelte den Teig durch die Luft, fing ihn auf, formte ihn in ein Blech und belegte ihn mit Tomaten, Salami, Käse und Gewürzen.
Kim war in der Zeit vor den Tresen gegangen und setzte sich auf einen der Barhocker. Die Sonne war schon fast am untergehen, trotzdem herrschten unmenschliche Temperaturen in der Pizzeria. Mit einer Serviette fächelte sich Kim Luft zu.
„Toni, eigentlich brauchst du den Ofen gar nicht. Bei der Hitze hier, macht sich die Pizza von selber.“ Er lachte kurz auf und schob den belegten Teig in die gähnende Öffnung des Ofens.
„20 Minuten, dann hast du geschafft.“, sagte er und gesellte sich zu ihr.
„Es.“, korrigierte sie ihn. Toni drehte fragend den Kopf schief.
„Dann hast du es geschafft.“ Kim grinste ihn an und er winkte mit der Hand die Korrektur ab.
„Ist egal, Hauptsache Amore.“ Er legte seine Arme gekreuzt auf den Tresen und gesellte seinen Kopf hinzu. Mit schmachtenden Blicken musterte er sie. Kim hörte mit dem Wedeln auf.
„Och Toni, nun schau nicht wie ein Hundewelpe. Extra für dich: Wir beide nix Amore.“ Er seufzte, stieß sich vom Tresen ab und ging zum Ofen, öffnete ihn und schloß ihn wieder.
„Wir würden ein schönes Hochzeitsehe sein.“, versuchte er ihr schmackhaft zu machen. Sie lachte auf.
„Was?“ Toni stimmte in ihr Lachen ein.
„Wenn man geheiratet hat, dann hat man eine Ehe. Eine Hochzeitsehe gibt es in Deutschland nicht. In Italien vielleicht.“, klärte sie ihn auf.
„In Italia machst du auch erst Hochzeit, dann Ehe und viele Bambini.“, schwärmte er und fing wieder an, mit ihr zu flirten. Mit einem Satz schwang sich Kim vom Barhocker, bezahlte im voraus die Pizza und streckte ihm die Zunge raus.
„Ja, das glaube ich dir auf´s Wort. Aber mach mal mit deinen anderen unzähligen Liebschaften Bambinis und gib mir meine Pizza.“ Sie zeigte auf den Ofen.
„Madonna, nein, ich liebe nur dich.“, beteuerte er ihr und öffnete den Ofen. Die Pizzen packte er in Pappschachteln und ging zum Tresen herüber.
„Und ich liebe nur dich, aber nur, weil du die beste Pizza der Stadt machst.“, zwinkerte sie ihm zu und nahm die beiden Pappschachteln an sich. Toni griff sich mit beiden Händen an die Brust, simulierte ein blutendes Herz und blickte mit verträumtem Blick an die Decke. Kim lachte, klopfte auf den Tresen und verließ die Pizzeria.

Draußen stieß sie mit Alberto, dem Besitzer der Pizzeria, zusammen. Sie griff zweimal nach und hatte die Pappschachteln vor ihrem Sturz auf den Boden gerade noch gerettet.
„Alberto.“, rief sie erschrocken und zog ihre Tasche wieder auf die Schulter zurück.
„Oh, Kim, Scusa. Ich hab dich nicht gesehen.“ Ohne danach zu fragen umarmte er sie und drückte ihr ein Küßchen auf die Wange. „Gut dich zu treffen. Ich brauche deine Hilfe. Kannst du die Schichten für die nächsten Tage übernehmen? Es ist wirklich wichtig.“ Er schaute sie mit einem Dackelblick an, den andere Frauen bestimmt erlegen wären. Kim arbeitete schon so lange bei Alberto, daß sie gegen diese Art von Blicken der beiden Italiener immun geworden war. Sie blies sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und legte den Kopf schief.
„Ich hab dir doch gesagt, daß ich für eine Woche verreise.“
„Non lasciarmi solo alle prese con questo problema!”, flehte er und lächelte sie an.
„Häh?“
„Das heißt: Laß mich nicht allein mit dem Problem, Kim. Bitte, überlege es dir.“ Mit einem tiefen Seuftzter rückte sie abermals ihre Tasche auf die Schulter und umfaßte die Pappschachteln fester.
„Ok, ich gebe dir das doppelte an Gehalt, wenn du mir hilfst.“, versuchte er sie zu überzeugen.
„Alberto, das ist so was von gemein von dir, aber ich laß es mir durch den Kopf gehen. Ich ruf dich dann an.“
„A presto, Kim. Ich warte auf deinen Anruf.“, bedankte er sich bei ihr, drückte ihr wieder ein Küßchen auf die Wange und betrat die Pizzeria.
Als wenn ich nicht schon genug zwischen Baum und Borke stehe, dachte sie sich und machte sich auf den Weg zu Matthias.

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