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Teil 63


 
 
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Lyrika
Leseratte
L


Beiträge: 130
Wohnort: Berlin


Liebe einen Inder
L
Beitrag15.08.2010 01:22
Teil 63
von Lyrika
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Nachdem ich mich wieder zu Matthias an den Tisch gesetzt hatte, nahm ich einen großen Schluck von meinem inzwischen kaltgewordenen Kaffee. Matthias schaute mich an.
„Schlechte Nachrichten?“, fragte er. Meine Stimmung war auf den Nullpunkt gesunken. Ich dachte, ich hatte mit dem Thema Vivek und Zayed abgeschlossen. Nun packte mich die Erinnerung an diese Zeit und ich konnte einen Anflug von Melancholie nicht mehr verhindern. Kotzte mich Matthias an, ich mich selber oder die die Umstände, die dazu geführt hatten, daß ich jetzt mit einem schlecht gelaunten Gesicht vor ihm saß. Ich bereute es, ihn eingeladen zu haben.
„Kann ich dich irgendwie aufmuntern?“ Er lächelte mich milde an. Ja, dich in Luft auflösen, schoß es mir durch den Kopf.
„Noch Kaffee da?“
„Hui, das war aber patzig. Also doch schlechte Nachrichten.“ Matthias goß mir Kaffee ein.
„Ja, wenn du es unbedingt wissen willst. Aber ich will auch nicht darüber reden, ok?“, gab ich genervt von mir, bevor ich in mein Brötchen biß und ihm damit signalisierte, daß ich nicht weiter an einem Gespräch mit ihm interessiert war. Hecktisch kaute ich den Bissen und hätte mich beinahe daran verschluckt. Hustend biß ich vor Wut noch mal ab. Ich wußte nicht, ob mir in diesem Moment die Tränen vom husten oder vor Wut in die Augen stiegen. Mattias atmete tief ein und fragte: „Hast du was dagegen, wenn ich mich ein wenig hinlege?“ Ohne eine Antwort abzuwarten, stand er auf, nahm seine Gehhilfen und humpelte auf mich zu.
„Sara, ich liebe dich immer noch.“ Liebevoll hauchte er mir einen Kuß auf den Kopf. Dann lief er auf das Bett zu und legte sich umständlich, um sein Bein zu schonen, hin. Ich aß unter Tränen, deren Herkunft ich immer noch nicht geklärt hatte, mein Brötchen auf. Sara, so kann das nicht weitergehen, begann ich mein inneres Selbstgespräch. Ich stand auf und blickte auf Matthias. Wie er so da lag, mit geschlossenen Augen und seinen sanften Zügen, spürte ich nach langer Zeit wieder Zuneigung für ihn. Vielleicht brauchten wir nur Zeit? Ich begann die Sachen in den Kühlschrank zu räumen, spülte das Geschirr und wischte den Tisch ab. Dabei durchforsteten meine Gedanken mein Innerstes nach dem Ursprung dieser verfahrenen Situation. Hatte ich wirklich die alleinige Schuld an diesem Dilemma? Leise ging ich in das Wohnzimmer. Matthias atmete flach und gleichmäßig. Er war eingeschlafen. Vorsichtig setzte ich mich an den Schreibtisch, um ihn nicht zu wecken und startete den Computer. Leise surrend nahm dieser seine Tätigkeit auf. Ich verlor mich in den Weiten des Internets und vergaß darüber die Zeit.
Erschrocken fuhr ich hoch, da ich nicht nur die Zeit, sondern auch Matthias vergessen hatte, der auf meinem Bett schlief.
„Himmel, hast du mich erschreckt!“, sagte ich und fuhr mir mit einer Hand ans Herz.
„Entschuldige.“ Matthias grinste mich an, während er sich streckte. „Wie spät ist es denn?“ Ich schaute auf die Uhr vom Computer. „Es ist 17.00 Uhr.“
„Was? Warum hast du mich nicht geweckt?“ Jetzt hab ich den halben Sonntag verschlafen. Und du?“ Er wies auf den Bildschirm. „Hast du das Internet unsicher gemacht?“
„Ach, ich bin mal hier mal da gesurft und…“ Mein Satz wurde je von der Türklingel unterbrochen. Verdutzt schauten wir uns an.
„Erwartest du noch jemanden?“ fragte Matthias und schaute in Richtung Flur.
„Nein, niemanden.“, sagte ich, stand auf und ging in den Flur. Wieder ertönte die Türklingel. Diesmal energischer. Ich öffnete die Haustür. „Niemand da. Ich drücke mal den Summer.“ Unten im Hausflur hörte man das Schnarren und die Tür wurde geöffnet. Neugierig ging ich zum Treppengeländer und beugte mich ein wenig vor, um erkennen zu können, wer mich besuchen wollte. Schritte waren zu hören, aber nicht nur von einer Person. Ohne zu sprechen nährten sie sich meiner Wohnung. Ich erkannte eine Person mit schwarzen Haaren, dann erschien eine zweite Person, auch schwarze Haare. Beide männlich. Die dritte Person, so sah ich, war weiblich. Wer waren die Drei, dachte ich und spürte auch sogleich ein flaues Gefühl in meinem Magen, als ich Vivek und Zayed erkannte.
„Scheiße!“, stieß ich vor Verblüffung aus. Mit eiligen Schritten ging ich in meine Wohnung zurück, schloß leise die Tür und lehnte mich mit dem Rücken gegen sie. Meine Gedanken überschlugen sich. Vivek, Zayed und Matthias! Alle Drei, deren ich einen teil von meinem Herzen geschenkt und einen Teil von ihren herzen gebrochen hatte, werden aufeinander treffen. Und die Frau? Das war nicht Kim, aber wer dann? Panik stieg in mir hoch. Sie würden sich hier und gleich treffen! Ich kam mir vor wie ein Hase in der Falle. Ob sie sich schlagen würden? Ob Vivek auf Matthias losgehen würde? Hatte Vivek von Zayed und ihr erfahren? Wie sollte ich Herr über diese Lage werden? Ein Klopfen an der Haustür ließ mich aus meinen Gedanken zusammenzucken. Matthias verletzt im Bett, Vivek und Zayed vor der Tür.
„Sara, mach auf!“ Wieder wummerte eine Faust gegen die Haustür.
„Sara, was ist denn da los?“, rief Matthias laut aus dem Wohnzimmer. Was sollte ich nun tun? Mein Herz hämmerte in meiner Brust. Das es mal soweit kommen würde, hätte ich mir nie träumen lassen! Ich hielt es für klüger, die Haustür zu öffnen und die Drei im Flur abzuwickeln. Ich atmete tief durch und riß mit einem Schwung die Haustür auf.
„Was soll dieser Aufstand?“, sagte ich laut und bemerkte, wie in diesem ganzen Gewirr Sehnsüchte nach den Zwillingen in mir aufstiegen. Wie sie so beide im Hausflur standen. Dieses wilde animalische und verdammt gute Aussehen verschlugen mir den Atem. Der Situation nicht passend liefen mir Bilder von Vivek und mir sowie Zayed und mir durch den Kopf.
„Hast du mit ihm geschlafen?“, schrie Vivek mich an.
„Vivek!“, schrie Zayed seinen Bruder an.
„Was ist denn da los?“, schrie Matthias aus dem Wohnzimmer.
„Ruhe!“, brüllte ich jetzt und zeigte mit einer Hand in meine Wohnung. „Reinkommen!“ befahl ich und atmete schwer. Die Zwillinge und die mir unbekannte Frau traten ein und gingen gleich durch in das Wohnzimmer. Schnell schloß ich die Haustür und drängelte mich an ihnen vorbei. Nun standen wir zu viert, und einer sitzend im Bett, in meinem Wohnzimmer. Die Stimmung war geladen. Jeder, so schien es, wartete auf eine Reaktion oder auf ein Wort des anderen. Wir tauschten Blicke aus. Ich sah zu Vivek, der schaute zu Matthias, Matthias zu Zayed und Zayed blickte zu mir. Ich hielt es nicht mehr aus.
„Ja, ich habe mit Zayed geschlafen. Ich liebe ihn. Ich liebe aber auch Vivek. Mit Matthias verbinden mich zwei Jahre, die ich nicht einfach wegwerfen will. Oh nein, ihr unterbrecht mich jetzt nicht. Wißt ihr eigentlich, wie es in mir aussieht? Es ist alles ein durcheinander Es ist unsortiert und wirbelt in meinem Kopf umher.“, brüllte ich aus Leibeskräften meine ganzen gestauten Gefühle aus mir heraus. Dabei wirbelte ich mit meinen Armen in der Luft herum.
„Na, dann werde ich dir helfen und das Durcheinander mal sortieren.“, sagte Vivek scharf, kam auf mich zu, legte seine eine Hand unter mein Kinn und schlug mir mit der anderen Hand ins Gesicht.
„Nein, Vivek!“, riefen Zayed und Matthias wie aus einem Mund.
„Doch, es muß sein!“ erwiderte Vivek und schon landete seine Handfläche wieder in meinem Gesicht.
„Nein, nein, aufhören! Hör auf!“, rief ich, schloß meine Augen und spürte immer wieder die Einschläge seiner Handfläche.

Es klatschte und klatschte. Langsam öffnete ich meine Augen. Schemenhaft nahm ich meine Umgebung war. Mir glühten die Wangen. Ich war nicht mehr in meinem Wohnzimmer, daß erkannte ich. Aber wo war ich?
„Dem Himmel sei Dank, Sie sind wieder zu sich gekommen.“, hörte ich jemanden sagen. Mehr und mehr wurde ich mir bewußt. Ich lag auf dem Boden, mein Kopf in eine Hand gebettet und mehrere Menschen beugten sich über mich. Ich sah in die Augen des Mannes, dessen Hand meinen Kopf hielt.
„Haben Sie mich geschlagen?“, fragte ich leise.
„Tut mir leid, aber ich habe Ihnen ein paar sanfte Ohrfeigen verpaßt, damit Sie wieder zu Bewußtsein kommen. Das hat ja zum Glück auch geholfen.“ Entschuldigend lächelt er mich an.
„Was ist denn passiert? Und wo sind Vivek und Zayed?“ Ich rappelte mich mit seiner Hilfe auf und schaute mich aufrecht sitzend um.
„Ich bin aus der Einfahrt dort gekommen und Sie sind mit Ihrem Fahrrad in meine Fahrertür gerast. Dann lagen Sie auf dem Boden und waren ohnmächtig. Aber ein Zayed oder Vivek sind nicht hier.“ Er sah so gut aus und roch so herrlich frisch nach Seife. „Wenn es Sie interessiert, ich heiße Sunny.“ Sein Lächeln ließ mich beinahe in eine weitere Ohnmacht fallen.
„Haben Sie einen Zwillingsbruder?“, fragte ich vorsichtig nach. Er lachte auf.
„Nein, ich habe nur eine jüngere Schwester.“ Ich grinste schief.
„Sie haben da ein Blatt im Haar.“, sagte er. Mir tief in die Augen schauend, fuhr seine Hand durch mein Haar. Seine Berührung löste ein wahres Feuerwerk in mir aus.
„Ich heiße Sara und müßte in die Universität.“, sagte ich verträumt und seufzte auf.
„Ich fahre dich gerne hin. Und danach ein Eis?“ Sein nach Seife riechender Duft strömte zu mir herüber. Ich sog ihn tief in meine Lungen „Lieber an den See.“

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