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Teil 23


 
 
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Lyrika
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L


Beiträge: 130
Wohnort: Berlin


Liebe einen Inder
L
Beitrag15.08.2010 00:05
Teil 23
von Lyrika
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„Herr Shetty, ich möchte mich noch mal in aller Form bei Ihnen entschuldigen für das Benehmen dieser Studentin.“, sagte Professor Hempel zu Vivek, als sie beide alleine waren. Die Studenten hatten sich den Rest des Vortrages ohne weitere Störungen angehört. Lächelnd sammelte Vivek seine Unterlagen zusammen und klemmte sie sich unter den Arm.
„Solche Situationen sind mir nicht unbekannt. Ich habe lange genug auf der anderen Seite gesessen.“, winkte er ab. Professor Hempel rückte seine Brille nervös auf der Nase hin und her. „Und das auch noch von einer meiner unfähigsten Studentin, die ich jemals hatte.“, murmelte er vor sich hin.
Viveks Interesse stieg. Bei der Vielzahl der Studenten war sie ihm im ersten Moment nicht aufgefallen. Er wußte schon seit längerem, daß er einige Vorlesungen in der Uni halten würde. Und das er ihr hier vielleicht begegnen würde. Daß sie ja an dieser Uni studierte wußte er spätestens, als er sie nach ihrem Zusammenstoß hier abgesetzt hatte. Ein Problem war es zu diesem Zeitpunkt nicht, hatte er sie ja noch nicht geküßt. Nun war es anders.
Der Kuß stand zwischen ihnen. Am Sonntag stieg seine Aufregung, sie wiederzusehen. Wie er es sich vorgenommen hatte, die Disco zu meiden, um ihr nicht mehr zu begegnen, so konnte er unmöglich die Vorlesungen absagen. Er mußte das Risiko eingehen, vor ihr zu stehen. Und er wußte, daß sie Betriebswirtschaft studierte, hatte er doch beim Einsammeln ihrer Seminararbeit einen Blick schweifen lassen. Ja, das Schicksal entschied, das sie sich auf diese Art wiedersehen könnten. Seine Gedanken schwebten zu ihr. Er machte sich keine Mühe zu widerstehen. Schmeckte er doch noch ihre Lippen. Zärtlich und weich fühlten sie sich an. Und ihm war nicht das Verlangen entgangen, das sie ihm entgegenbrachte. Sei stark, ermahnte er sich und seufzte. Wie gerne wäre er vorhin durch den Hörsaal gegangen und hätte sie umarmt. Ein weiterer Kuß vor allen Studenten trieb ihm ein Lächeln ins Gesicht.
„Herr Shetty?“ Professor Hempel räusperte sich. Schnell war Viveks Aufmerksamkeit wiederhergestellt.
„Oh ja, ich würde gerne noch einen Kaffee in ihrem Zimmer trinken.“, gab er zur Antwort. Irritiert zuckte der Professor mit der Schulter.
„Das war zwar nicht die Antwort auf meine Frage, aber ich lade Sie gern ein.“ Mit ausgestrecktem Arm weiß er Vivek den Weg zur Tür. Beide verließen den Raum. Vertief in ihrem Gespräch schritten sie die große Vorhalle entlang.
Wie von Geisterhand hob Vivek seinen Kopf und schaute auf eine Bank, die in der Vorhalle zu mehreren existierten. Dort saß sie. Wie auf Kommando hob auch sie ihren Kopf und schaute ihn an. Er lief mit dem Professor weiter, ließ den Blick aber nicht von ihr. Sein Lächeln traf sie und zauberte auch ihr ein unsicheres Lächeln auf die Lippen. Und dieses Lächeln rammte sich mit voller Wucht in sein Herz. Er wußte, er hatte sich in sie verliebt. Das Feuerwerk in seinem Magen fühlte sich so herrlich warm an und stieg mit seinen Funken in sein Herz, das sich nun vollendend für sie entschieden hatte. Viveks Zwillingsbruder Zayed hielt zeitgleich in der Behandlung eines Patienten inne, horchte in sich und lächelte.
Plötzlich stieß Vivek ein Arm an, sodaß er fast seine Papiere fallen ließ. Dieser Arm gehörte dem Professor, der abrupt zur Seite zog und geradewegs auf Sara zuschritt. Vivek hatte keine Chance den Professor aufzuhalten, da dieser an Geschwindigkeit zulegte, das jeden Sprinter vor Neid erblasen würde. Ihm blieb nur eine Möglichkeit. Er riß seine Papiere unter dem Arm weg und schmiß sie mit voller Absicht um sich herum durch die Halle.
„Aber Professor Hempel!“, rief er laut hinter dem angehenden Sprinter her. Da der Professor sich noch in der Peinlichkeit während der Vorlesung befand, hatte Vivek leichtes Spiel. Von 0 auf 100 und von 100 auf 0 blieb der Professor stehen, ließ von Sara ab und drehte sich um. Kopfschüttelnd fing Vivek an, die Papiere zusammen zu suchen. Beschämt kam Hempel auf ihn zu, spielte nervös an seiner Brille herum und begann Vivek zu helfen.
„Wie konnte das denn passieren?“, stammelte er aufgeregt am Boden sammelnd vor sich hin.
„Sie haben mich versehentlich gestriffen und da flogen auch schon meine Unterlagen.“, sagte Vivek und schaute auf. Sara saß wie angenagelt auf der Bank. Hatte sie doch gesehen, was Vivek hinter dem Rücken des Professors für ein Schauspiel gestaltet hatte. Sara blickte auf den Hintern des Professors, der wippend die Papiere aufhob. Dann sah sie Vivek direkt in die Augen. Er lächelte, zwinkerte ihr zu und gab ihr mit winkender Hand zu verstehen, daß sie sich schleunigst aus dem Staub machen sollte. Sie verstand sofort, ergriff ihre Chance beim Schopf und mischte sich leise und schnell unter die Masse der anderen Studenten. Bevor sie untertauchte, drehte sie sich noch einmal um und wird seinen Blick nie vergessen, als sie ihm ein Luftküßchen zu warf. Dann war sie weg.
„Ich liebe sie.“, hauchte er und genoß das warme Gefühl um sein Herz.
„Wie bitte?“, fragte der Professor irritiert. Vivek schaute Hempel fragend an.
„Na, Sie sagten ebend, Sie lieben mich?“, versuchte der Professor verunsichert herauszufinden. Vivek verstand das Mißverständnis.
„Nein, ich muß Sie leider enttäuschen. Ich liebe die Studenten. Ja, die Studenten.“, klärte er ihn auf. „Doch, ja, ich liebe sie.“, sagte er verträumt.
Zayed setzte seine Behandlung fort. Diesmal hatte er einen Patienten, mit einer Schnittwunde am Finger. Als er ihn fertig verarztet hatte, wünschte er ihm gute Besserung und er solle in Zukunft sorgsamer mit seinen Finger umgehen. Der Patient nickte, bedankte sich und verließ den Behandlungsraum. Zayed ging zum Waschbecken, wusch sich die Hände und schaute in den Spiegel.
„Was ist dir passiert, Vivek?“, fragte er sein Spiegelbild. Er trocknete sich die Hände ab und ging zu dem kleinen Schreibtisch, die in jedem Behandlungszimmer standen. Er hob den Hörer ab und wählte die Handynummer von Vivek. Es tutete einmal, zweimal, dann meldete er sich.
„Shetty.“, wurde der Anrufer aufgeklärt.
„Hier auch Shetty. Sag mal, ist alles in Ordnung bei dir?“ Besorgt spielte Zayed mit dem Telefonkabel. War er der jüngere Zwilling, machte er sich doch mehr Sorgen um seinen älteren Bruder, als er.
„Ja, warum?“, antwortete Vivek.
„Ich hatte kurz so ein komisches Gefühl in meiner Brust.“
„In deiner Brust? Seit wann hast du einen Busen?“, hörte Zayed seinen Bruder lachen. Idiot, dachte sich Zayed.
„Sei nicht albern. Irgendwas ist mit dir.“, hakte Zayed nach.
„Mein Brüderchen, du brauchst die keinen Kopf zu machen. Bei mir ist alles in Ordnung. Ich muß weiter machen. Wir sehen uns zu Hause?“, beruhigte er Zayed.
„Ok, dann bis später.“, beendet er das Gespräch und legte auf. Segen oder Fluch ein Zwilling zu sein? Nie würde er eine Antwort auf diese Frage finden. Nur eins wußte er; er würde alles für seinen Bruder tun. Alles!

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