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Günter Wendt Exposéadler
Beiträge: 2865
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23.02.2023 10:33 Bloody well, right? von Günter Wendt
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Winter Weihnacht
Watteweich fällt leis' der Schnee
Festgefroren jeder See
Auf den Dächern ruh'n die Raben
Woll'n sich an der toten Katze laben
Der Schnee dämpft jeden Laut
Der Vater schnell sein Kind verhaut
Draußen hetzen Menschenmassen
Schnell nen Glühwein, hoch die Tassen!
Die Flocken fallen immer dichter
Kaum sieht man die Straßenlichter
Ein Auto kommt um die Ecke geknallt
Warte, der Weihnachtsmann kommt bald
Weiße Seide auf Wiese und Weide
Zwei Spuren führen in die verlassne Heide
Die eine ist weiß, die andere rot
Der Nikolaus haut den Weihnachtsmann tot
- 2016
Weitere Werke von Günter Wendt:
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Soleatus Reißwolf
Beiträge: 1002
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23.02.2023 13:03
von Soleatus
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Hallo Günter!
Das geht für mich gleich in mehrfacher Hinsicht nicht auf.
Einmal in Hinblick auf den von dir als Kategorie gewählten Humor – dafür braucht es, denke ich, eine gewisse Fallhöhe, meint: eine durch die gelungene Umsetzung der von einem "Weihnachtsgedicht" erwarteten Form geweckte Erwartung, zu der dann der Inhalt in einen als komisch empfundenen Widerspruch tritt. Das scheitert hier aber an der in Bezug auf die Hebungsanzahl und die Senkungsfüllung wüst hin und her springenden Versgestaltung; als Knittelverse ist das alles lesbar, aber das scheint mir in dem Zusammenhang eben kein passendes Maß.
Ich habe aber auch Zweifel am Inhalt – da wirkt vieles auf mich, als wäre es nicht notwendig für die Gestaltung, sondern mehr oder weniger behauptet mit der Aufforderung an mich als Leser, es doch bitte so zu "schlucken". Was natürlich einen gewissen Widerstand auslöst. Stünde zum Beispiel in V3/V4 "Auf den Dächern sitzen Krähen, // die nach toten Katzen spähen" – änderte das irgendetwas (abgesehen davon, dass das Versmaß sauberer ist)?! Was sollen, auch, die toten Katzen? Sicher, der Mensch ist ein Sinnfinder, und der Gedichte lesende Mensch erst recht, von daher könnte ich mich zum Beispiel bei dem "knallenden Auto" zurückerinnern und "Aha!" denken; aber eigentlich glaube ich nicht, dass derlei hier wirklich angebracht ist.
Hm. Ich könnte mir die letzte Strophe gut eigenes Gedicht vorstellen, vielleicht ganz knapp eingeleitet, aber eigentlich auch nur mit einer passenden Überschrift; mit dem Text, wie er jetzt hier steht, werde ich leider nicht warm.
Gruß,
Soleatus
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F.J.G. Bitte keinen Weichspüler verwenden
Alter: 33 Beiträge: 1955 Wohnort: Wurde erfragt
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23.02.2023 13:52 Re: Bloody well, right? von F.J.G.
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Hallo Günter,
du hast dich für ein Lyrikwerk in Reimform entschieden.
Gut so.
Doch wer sich sprachlich fit findet, saubere Reime zu erschaffen, dürfte sich doch auch in der Lage sehen, auf Versmaß und Versfuß zu achten. Aus dieser Perspektive kann ich es leider nicht wirklich gut finden.
Ich habe hier mal die unstimmigen Zeilen bezüglich Versmaß bzw. Versfuß markiert; ein trauriger Fall ist Zeile 2 in Stophe 4, violett markiert, weil hier weder Versmaß, noch Versfuß stimmen. Hättest du den Text nur abgeändert in Zwei Spuren führn zur verlassenen Heide, wäre es sehr viel stimmiger geworden.
Günter Wendt hat Folgendes geschrieben: | Watteweich fällt leis' der Schnee
Festgefroren jeder See
Auf den Dächern ruh'n die Raben
Woll'n sich an der toten Katze laben
Der Schnee dämpft jeden Laut
Der Vater schnell sein Kind verhaut
Draußen hetzen Menschenmassen
Schnell nen Glühwein, hoch die Tassen!
Die Flocken fallen immer dichter
Kaum sieht man die Straßenlichter
Ein Auto kommt um die Ecke geknallt
Warte, der Weihnachtsmann kommt bald
Weiße Seide auf Wiese und Weide
Zwei Spuren führen in die verlassne Heide
Die eine ist weiß, die andere rot
Der Nikolaus haut den Weihnachtsmann tot |
Soviel zum Formalen.
Inhaltlich fällt mir auf: Was will uns der Künstler damit sagen?
Ein Auto kommt um die Ecke geknallt
warte, der Weihnachtsmann kommt bald
Sorry, aber – was soll das bedeuten?
Die letzte Stophe lässt mich besonders sprach- und ratlos zurück.
Was sollen weiße Seide auf Wiese und Weide bedeuten?
Eine weiße Spur und eine rote? Nikolaus und Weihnachtsmann?
Das ergibt für mich nur Sinn, wenn in Hänsel-und-Gretelscher Manier der Nikolaus und der Weihnachtsmann auf ihrem Weg durch die weiße Seide eine Majo- und eine Ketchupflasche ausquetschten.
Ich empfinde das Gedicht so, dass drei Viertel des Textes nur um des Gedichtes Willen da sind. Um ein Gerüst zu errichten für die homöopathische Dosis an sinnvoller Aussage.
Bedaure, keine bessere Rückmeldung zu haben. Du hast das Gedicht ins Feedback-Forum eingestellt, sicher weißt du, was dort erwartet wird. Die angegebenen Genres, besonders Humor und Satire, sehe ich nicht erfüllt. Dazu müsste das Gedicht wesentlich "stromlinienförmiger" auf den Klimax zustreben.
Zuerst wartet das "geknallte Auto" auf den Weihnachtsmann, einige Zeilen später wird der Weihnachtsmann vom Nikolaus homizidiert. Jo, kann man machen. Ändert nichts daran, dass so der Eindruck entsteht, man hätte kein Interesse am Gedicht an sich, sondern reihe nur verschiedene zusammenhangreduzierte Reime aneinander, die für sich lustig sein sollen.
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Günter Wendt Exposéadler
Beiträge: 2865
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23.02.2023 18:35
von Günter Wendt
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Soleatus hat Folgendes geschrieben: | Hallo Günter!
Das geht für mich gleich in mehrfacher Hinsicht nicht auf.
Einmal in Hinblick auf den von dir als Kategorie gewählten Humor – dafür braucht es, denke ich, eine gewisse Fallhöhe, meint: eine durch die gelungene Umsetzung der von einem "Weihnachtsgedicht" erwarteten Form geweckte Erwartung, zu der dann der Inhalt in einen als komisch empfundenen Widerspruch tritt. Das scheitert hier aber an der in Bezug auf die Hebungsanzahl und die Senkungsfüllung wüst hin und her springenden Versgestaltung; als Knittelverse ist das alles lesbar, aber das scheint mir in dem Zusammenhang eben kein passendes Maß.
Ich habe aber auch Zweifel am Inhalt – da wirkt vieles auf mich, als wäre es nicht notwendig für die Gestaltung, sondern mehr oder weniger behauptet mit der Aufforderung an mich als Leser, es doch bitte so zu "schlucken". Was natürlich einen gewissen Widerstand auslöst. Stünde zum Beispiel in V3/V4 "Auf den Dächern sitzen Krähen, // die nach toten Katzen spähen" – änderte das irgendetwas (abgesehen davon, dass das Versmaß sauberer ist)?! Was sollen, auch, die toten Katzen? Sicher, der Mensch ist ein Sinnfinder, und der Gedichte lesende Mensch erst recht, von daher könnte ich mich zum Beispiel bei dem "knallenden Auto" zurückerinnern und "Aha!" denken; aber eigentlich glaube ich nicht, dass derlei hier wirklich angebracht ist.
Hm. Ich könnte mir die letzte Strophe gut eigenes Gedicht vorstellen, vielleicht ganz knapp eingeleitet, aber eigentlich auch nur mit einer passenden Überschrift; mit dem Text, wie er jetzt hier steht, werde ich leider nicht warm.
Gruß,
Soleatus |
Danke für das ausführliche Feedback.
Es freut mich, dass du dich mit dem damals bin mir spontan hingeworfenen Zeilen beschäftigst. Entstanden ist dieses Werk als Reaktion auf ein Gedicht von Loriot.
https://www.fleischmann.org/pdf/loriot.pdf
Humor ist individuell und ein subjektiv empfundenes Gefühl.
Schade, dass es dir nicht gefällt.
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Soleatus Reißwolf
Beiträge: 1002
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23.02.2023 21:08
von Soleatus
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Hallo Günter!
Zitat: | Es freut mich, dass du dich mit dem damals bin mir spontan hingeworfenen Zeilen beschäftigst. |
Das ist schön (von der Unsicherheit, die ein "mit dem bin mir Zeilen" mit sich bringt, einmal abgesehen). Schade nur, dass diese Freude nicht groß genug ist, dich zu einer Beschäftigung mit dem Beschäftigen zu bewegen.
Zitat: | Humor ist individuell und ein subjektiv empfundenes Gefühl. |
... wie jedes Gefühl, eigentlich. Vom "Humor" als Gefühl zu unterscheiden sind allerdings die Kriterien eines humoristischen Gedichts; und über die kann man überindividuell nachdenken und hat das auch getan, ausführlich sogar; Loriot zum Beispiel oder, sowohl in Wort als auch Schrift, Robert Gernhardt; sehr zur Beschäftigung empfohlen! Selbst ich kleines Licht habe es hier in diesem Faden versucht – aber ach ...
Zitat: | Schade, dass es dir nicht gefällt. |
Hm, habe ich mich dazu geäußert?! Wenn, dann doch bestenfalls sehr indirekt. Ich habe zu begründen versucht, warum ich deine Verse für nicht gut halte, und das ist etwas ganz anderes als die Frage, ob sie mir gefallen; es steht vor allem, im Gegensatz zu einer persönlichen Gefallens- oder Missfallensbekundung, einer weiteren Besprechung offen.
Aber nun gut. Wir haben offensichtlich grundsätzlich verschiedene Vorstellungen davon, wie ein Reden über Texte sich gestalten könnte; da wird es besser sein, wir versuchen das gar nicht erst weiter.
Gruß,
Soleatus
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Günter Wendt Exposéadler
Beiträge: 2865
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23.02.2023 21:27
von Günter Wendt
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Soleatus hat Folgendes geschrieben: | Hallo Günter!
Zitat: | Es freut mich, dass du dich mit dem damals bin mir spontan hingeworfenen Zeilen beschäftigst. |
Das ist schön (von der Unsicherheit, die ein "mit dem bin mir Zeilen" mit sich bringt, einmal abgesehen). Schade nur, dass diese Freude nicht groß genug ist, dich zu einer Beschäftigung mit dem Beschäftigen zu bewegen.
Zitat: | Humor ist individuell und ein subjektiv empfundenes Gefühl. |
... wie jedes Gefühl, eigentlich. Vom "Humor" als Gefühl zu unterscheiden sind allerdings die Kriterien eines humoristischen Gedichts; und über die kann man überindividuell nachdenken und hat das auch getan, ausführlich sogar; Loriot zum Beispiel oder, sowohl in Wort als auch Schrift, Robert Gernhardt; sehr zur Beschäftigung empfohlen! Selbst ich kleines Licht habe es hier in diesem Faden versucht – aber ach ...
Zitat: | Schade, dass es dir nicht gefällt. |
Hm, habe ich mich dazu geäußert?! Wenn, dann doch bestenfalls sehr indirekt. Ich habe zu begründen versucht, warum ich deine Verse für nicht gut halte, und das ist etwas ganz anderes als die Frage, ob sie mir gefallen; es steht vor allem, im Gegensatz zu einer persönlichen Gefallens- oder Missfallensbekundung, einer weiteren Besprechung offen.
Aber nun gut. Wir haben offensichtlich grundsätzlich verschiedene Vorstellungen davon, wie ein Reden über Texte sich gestalten könnte; da wird es besser sein, wir versuchen das gar nicht erst weiter.
Gruß,
Soleatus |
Habe ich das hier ins „Feedback“ gestellt?
Oder ist das hier „Werkstatt“?
Feedback. Gut.
Und Feedback ist und bleibt Feedback. Reaktionen, Rückmeldungen, Meinungen.
Nimmt man zur Kenntnis. Und bedankt sich. Geht in sich und macht es beim nächsten Mal anders.
Danke für dein Feedback.
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Soleatus Reißwolf
Beiträge: 1002
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23.02.2023 21:38
von Soleatus
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Hallo Günter!
Gern geschehen.
Und ganz entschieden nicht nur das erste, sondern auch das letzte Mal, dass ich einen deiner Texte zur Kenntnis genommen habe. Was für eine sinnlose Zeitverschwendung ...
Gruß,
Soleatus
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