Wen lasst ihr eure Texte lesen?

[ImBanne]

Hallo,

ich hätte da mal wieder eine Frage. Sobald das eigene Hobby im Freundes- und Familienkreisen bekannt ist, kommen ja immer und immer wieder Anfragen, ob man das eigene Geschreibsel zum lesen rausgäbe. Meine Frage ist: Macht ihr das? Mal angenommen ihr schreibt gerade an einer längeren Geschichte, würdet ihr dann ein Probekapitel einem Freund oder Familienmitglied zum lesen geben? Oder erst wenn der Text fertig ist? Gibt es nur spezielle Leute, die ihr an eure Texte lasst oder können es auch bessere Bekannte sein, wenn diese ganz neugierig fragen?

Ich frage, da ich neulich von jemanden darauf angesprochen wurde, den ich noch nicht so lange kenne, ob er vielleicht mal ein Kapitel lesen dürfe. Nach langem überlegen habe ich dann eingewilligt.

Wie ist das bei euch?

Liebe Grüße!

[Willebroer]

Solange man sich nicht aufdrängt, ist das in Ordnung, oder wenn die Leute nur aus Höflichkeit fragen. Das muß man eben einschätzen können.

Vielleicht entdeckt man ja einen neuen Testleser. Ganz ohne Risiko geht es eben nicht.

[Abari]

Hey,

das Ganze hat einen gravierenden Vorteil: Die Leute mögen Dich und kennen Dich. D.h. sie werden behutsamer mit dem Text umgehen (ist zumindest meine Erfahrung). Und andere Menschen stellen oft interessante Fragen und merken Dinge an, die Dir helfen.

Hier ist es ja im Grunde nicht anders. Im Freundes- und Bekanntenkreis kannst Du das Lesevergnügen geringfügig steuern. Hier nicht mehr. Da liest, wer liest.

Testleser sind doch gut? Wenn das Buch erscheint, kannst Du nicht mehr nachfragen. Da kommen dann u.U. lediglich patzige Rezensionen.

[Flar]

Die Gefahr ist, dass man zu milde mit Dir ist. 😄😎 Aber egal, jede Kritik, auch höflich geäußert, kann Dir weiterhelfen. Du entscheidest, was Du von den Hinweisen annimmst und was nicht. Wenn der Testleser auch sonst im gleichen Genre unterwegs ist, bekommst Du bestimmt den einen oder anderen Tipp, der hilft.
Ich persönlich schreibe erst zu Ende. Also meistens ...

[L.P. Daniels]

Meine Texte gehen Kapitelweise an die Testleser raus.

Sind zwar alles Leute aus meinem Freundes- und Bekanntenkreis, aber halt doch ausgesucht.

Ein Deutschlehrer. (Mein Bruder)
Eine professionelle Korrektorin, die für mich gleich immer direkt die Korrektur macht (einzige Bedingung ist, dass sie die Texte immer als erste bekommt) und der Künstler, der meine Coverbilder gestaltet.

Zwei Autoren, die ich erst durch das Schreiben kennen gelernt habe. Inzwischen treffen wir uns unregelmäßig zu einem Stammtisch, besuchen gemeinsam Messen und haben eine Anthologie zusammen veröffentlicht. Ist wirklich sehr faszinierend, wie sehr sich das Feedback, das man von Leuten bekommt, die selbst schreiben, von denen unterscheidet, die nur konsumieren.

Zwei Freunde, den einen kenne ich seit über 25 Jahren aus meiner Schulzeit und den anderen seit beinahe 20 Jahren von unserer gemeinsamen Zeit bei der Bundeswehr. Wir haben schon in der Schulzeit bzw. Dienstzeit Bücher untereinander ausgetauscht und daher weiß ich, dass wir einen ähnlichen Geschmack und die selben Ansprüche an ein gutes Buch haben.

Und zu guter Letzt meine Schwester, die einfach die kritischste und schonungsloseste Person ist, die ich kenne. Wenn sie etwas schei*e findet, dann sagt sie dir das ins Gesicht ... und es ihr dabei egal, wer das alles mitbekommt. Normalerweise nicht immer wünschenswert, aber in diesem Fall, liebe ich sie dafür.

[Mika]

Ich hab einige Testleser, und obwohl ich eigentlich dachte, dass ich Band 2 erstmal ohne schreibe und es ihnen dann vorsetze, hab ich jetzt doch wieder angefangen, sie von Beginn an einzubeziehen.

Ich brauch das. Schreiben ist irgendwie schon recht einsam und wenn man Monate damit zubringt, hilft so eine Zwischendurchmotivation in Form von Feedback immer gut beim Weitermachen.
Ich nehm eigentlich jeden Leser mit, den ich kriegen kann - einfach weil mir die Resonanz viel gibt.
Wenn das ehrliches Interesse ist, hab ich auch nicht das Gefühl, mich aufzudrängen.

Und ein eventuelles "würd ich nicht machen, dann kauft ja keiner später mehr das fertige Buch, wenns jeder schon kennt" kann ich nicht bestätigen, eher im Gegenteil. Die Leute sind oft wirklich gespannt auf etwas, wobei sie zum Teil selbst mitgewirkt haben und es hat sich für mich eher als positiver Nebeneffekt herausgestellt, dass sie das Buch dann, wenns bald draußen ist, auch ihren Freunden und Bekannten empfehlen/schenken wollen.

Ich kann verstehen, wenn jemand lieber für sich schreibt und man muss da wahrscheinlich echt der Typ für sein, aber ich mag meine kleine Lesergruppe. Sowohl hier in der AG, als auch die "Normalo-Leser".

[Apple]

Ich finde es gut wenn andere es ernsthaft interessiert. Ich habe z.B. bisher kaum jemandem von meinem Geschreibsel erzählt. Bisher ist alles nur in meinem Kopf und ich bin schon gespannt wenn ich das erste Mal etwas zum Testlesen rausgeben kann.

[BirgitJ]

Ich habe natürlich meine festen Testleser, an denen ich den gleichen Liebesdienst leiste. Ansonsten werde ich eher gefragt, wann das nächste Buch erscheint. Ich würde auch nicht auf die Idee kommen, im Verwandten- und Bekanntenkreisen mein halbfertiges Manuskript rumzugeben, nicht eine Seite. Die sollen das fertige Buch kaufen und nicht von meinen schrägen Geschreibsel vorher erschreckt werden.

Besten Gruß von BirgitJ

[Michel]

Im Bekanntenkreis nicht (mehr). Da erlebe ich, dass einfach nicht so viel Beschäftigung und Engagement dahinter steht wie z.B. in den AGs hier. Eher: Neugier. Und da stimme ich Birgit zu: Gern, aber dann lieber gedruckt und gekauft, irgendwann.

[RememberDecember59]

Ich vertraue meine Texte nur Leuten an, die ich persönlich kenne. Für alles andere bin ich zu paranoid. Und je weniger es sind, desto wohler fühle ich mich damit.

Die Reihenfolge ist meistens die: zuerst kriegt mein Mann das Manuskript (dem fallen vor allem Logikbrüche auf), dann eine Freundin (sie ist Buchwissenschaftlerin) und zeitgleich meist noch eine meiner Schwestern (Vielleserin). Dann geht's zur Agentur. Und so lange die Agentur mit dem, was sie erhält, zufrieden ist, werde ich an der Routine wohl auch nichts mehr ändern.

Auch andere Freunde haben schon angeboten, dass sie gerne testlesen würden. Aber ich kann nur die gebrauchen, von denen ich weiß, dass sie allgemein eine differenzierte Meinung zu Büchern haben und ich nicht nur mit einem "Hat mir gut gefallen!" rechnen kann. Deshalb hab ich auch schon ein paar Testleseangebote ausgeschlagen.

[BiancaW.]

[Agathe Schneider]

Bei mir ist es ähnlich wie bei vielen schon gesagt: Meine beiden Testleser sind totale Leseratten und sie stehen mir sehr nahe, sind allerdings aus verschiedenen Generationen, was oft zu unterschiedlichen Sichtweisen führt. An einen Bekannten würde ich persönlich nichts rausgeben.
Ich habe meinen Testlesern erst etwas zu lesen gegeben, als ich die Geschichte zu Ende erzählt und schon mehrere intene Überarbeitungsrunden hinter mir hatte. Natürlich ist das Feedback im Freundes- und Bekanntenkreis immer zu nett, aber das, was sie kritisieren, kann man dann auch wirklich Ernst nehmen.

[Gast]

Hallo!

Bin ich ein Exot? Ich lasse niemanden in mein Manuskript blicken - wüsste auch nicht, wen ich das tun lassen sollte.

Geht es also nur mir so? Haben alle einen Professor für Germanistik oder Literaturwissenschaften zur Hand?

Grüße

attingat

[Ruby Smith]

[Mara_Antonia]

Nun, ich lasse eigentlich niemanden lesen, den ich nicht gut genug kenne ( wegen Copy-Gefahr). Überlege einfach generell von wem du eine ehrliche Rückmeldung bekommst. Ich gebe mein, allerdings quasi fertiges und überarbeitetes Manuskript, meinem Vater zum lesen. Der braucht zwar gute zwei Wochen für 100 Seiten, weil der jedes Wort gefühlt drei Mal liest, aber er hat auch noch nie irgendetwas verschönert oder so getan als würde ihm etwas gefallen. Wenn er irgendetwas schlecht findet sagt er es mir auch.

(Gut er meinte auch schonmal, dass er das ganze Buch von der Idee her schlecht fand, aber dann muss man eben ein wenig zwischen persönlichem Empfinden und Formsache unterscheiden )

Und da er Logiklücken und seltsame Ausdrücke findet, brauche ich niemanden anderen mehr zum lesen. Klar wären zwei Paar Augen besser als eins, aber ich bin eben auch ein wenig paranoid, wie manch andere hier.

Nur weil dich jemand "ganz neugierig" fragt, solltest du es auch nicht unbedingt rausgeben, aber das weist du hoffentlich. Meiner Meinung nach dürften nur Familienmitglieder lesen, weil die womöglich weniger Scheu haben das Skript zu kirtisieren, wie Bekannte oder Freunde. Letztenendes musst du wissen, wem du dein Stück anvertraust und wem nicht

LG

Mara

[FabienneH]

Ich für meinen Teil lasse meine Geschichten und Skripte nur von meinem Freund und Leuten lesen, denen ich vertraue. Ich bin zwar auch ein vorsichtiger Mensch was das betrifft, aber ich habe über die Jahre hinweg, in denen ich auf diversen Schreibplattformen aktiv war/bin, viele Leute kennengelernt, die mittlerweile auch zu guten "Schreibkollegen" geworden sind. Das sind echt die coolsten Menschen, wenn es um Schreibfeedback geht. Auch wenn das wohl nicht so angesehen ist: Ich kann nur Wattpad und Fanfiktion.de empfehlen. Da sind zwar auch viele "Kiddis" unterwegs, aber man lernt doch schnell auch sehr professionelle Schreiber kennen, wenn man selbst "anspruchsvollere" Texte verfasst.

[VwieMargarita]

Ich bin hier wohl eine der wenigen, die nicht wirklich Auswahl in ihrem Umkreis haben. Habe an drei Bekannte das Manuskript ausgehändigt und ich warte bereits eine Ewigkeit auf das Feedback.

Hat hier wirklich niemand ein Manuskript ohne Feedback an eine Agentur/einen Verlag versandt?

[Akiragirl]

[VwieMargarita]

Stimmt, ich muss aber noch einige Beiträge sammeln, damit ich was davon habe

[Akiragirl]

Das geht ganz schnell, sobald du z.B. bei einem Wettbewerb wie dem PoKaPro mitmachst
Aber das ist natürlich dir überlassen. Ich habe so gut wie alle meine Testleser übers Internet gefunden und wüsste auch niemanden außer meiner Mutter, den ich meine Bücher vorab lesen lassen würde. Es ist ja nicht nur eine Frage des Vertrauens sondern auch eine Frage davon, wie hilfreich das Feedback nachher ist. Und da habe ich mit Leuten, die ebenfalls schreiben, deutlich bessere Erfahrungen gemacht als mit irgendwelchen Durchschnittslesern ^^

[VwieMargarita]

Danke für die Tipps, Akiragirl! Ich schnuppere da gleich mal rein.
Und ja, meiner Mutter würde ich das Manuskript auch anvertrauen.

[VwieMargarita]

Oh, ich glaube, ich habe doch was falsch verstanden. Was ist das für ein PoKaPro?