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James Blond Eselsohr
Alter: 71 Beiträge: 448 Wohnort: HAMBURG
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21.09.2016 09:30 Ans andre Ufer von James Blond
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Ans andre Ufer
Wie viele Nächte sollt ich bange wachen,
bis dann dein Schlaf dem Todesgriff entkam?
Erleichtert hör ich dich schon wieder lachen,
doch mir verschnürt den Hals noch immer Gram.
Wo du, gezeichnet, schwach, so blass und mager
die ersten Schritte planst, fühl ich nun Scham.
Noch liegst du warm auf deinem Krankenlager
und träumst dein Leben als den Quell der Spiele.
Ich fand dich einst verzweifelt, als Versager,
der täglich neue Kränze band, zu viele,
aus Sorgen, Angst, voll Schmerz und voller Kummer -
nun siehst du stündlich immer neue Ziele.
Ich mein, sie rauben ebenso den Schlummer,
den du erflehtest als Verzweiflungstat,
nur knapp entkamst dem Griff der Todesnummer.
Da wusstest du nicht ein noch aus. Kein Rat
ward dir zuteil. Nun planst du Wanderungen,
um die ein treuer Mensch dich damals bat,
und jetzt ist dir noch nicht ein Schritt gelungen.
Wie fremd erscheint mir dort des Menschen Art,
wo er befreit sich glaubt und ungezwungen
und bleibt doch in die Ferne schwer vernarrt,
dass er, zum letzten großen Fluss gelangt,
so hoffnungsvoll ans andre Ufer starrt,
als hätt er ihm den ganzen Weg verdankt.
Weitere Werke von James Blond:
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Perry Exposéadler
P Alter: 71 Beiträge: 2509
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P 22.09.2016 20:23 Hallo JB, von Perry
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ein schweres Thema, dieser Weg über den Jordan zum anderen Ufer.
Ich sehe ein begleitendes Du an der Seite eines Gehenden, zwischen Bangen und Hoffen. Die Frage, ob der Tod das Ende oder Ziel des Lebens ist, muss jeder für sich beantworten. Auf jeden Fall sollten wir die Zeit des Gehens nicht ungenutzt lassen, denn es gibt immer etwas zu erleben an diesem Ufer.
LG
Perry
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James Blond Eselsohr
Alter: 71 Beiträge: 448 Wohnort: HAMBURG
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23.09.2016 10:21
von James Blond
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Dem kann ich nur zustimmen - vielen Dank, lieber Perry, für deine Gedanken zu dem Thema!
Zumeist verrottet das Obst an den eigenen Bäumen, während wir auf Nachbars Garten schielen!
In der Tat ein schweres, sehr belastendes Thema, das sich mich hier ausgesucht hat (so herum war es tatsächlich) und dem ich versuchte, mit einer Terzine zu begegnen.
Zwar keine Sterbebegleitung, wie du es vielleicht vermutet hattest, aber ein misslungener Selbstmordversuch eines nahestehenden Menschen, den ich anschließend auf der Intensivabteilung besuchen durfte.
Der Text soll meine Verwunderung und mein Misstrauen über den so plötzlich aus der Depression in eine euphorische Phase hinüber gewechselten Stimmungsumschwung des Patienten ausdrücken. Wo zuvor alles im Grau versank, blühten nun die Zukunftspläne, nein: sie schossen eher wie Pilze nach dem Regen aus dem Boden.
Grüße
JB
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purpur Klammeraffe
Beiträge: 964
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06.01.2017 00:59
von purpur
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Hallo, lieber James Blond,
ich wünsche Dir ein
gutes und gesundes neues Jahr!
Wie Du mit dieser wirklich nicht einfachen Thematik umgehst,
sie bearbeitest, finde ich bemerkenswert! Zumal mir Deine
Art des Ausdrucks generell gefällt, mich trifft, nachdenklich
stimmt und, vor allem, ich immer wieder aufs Neue entdecke.
Daher, wieder gern gelesen!
HzPpGrüße
Pia
_________________ .fallen,aufstehen.
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