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Teil 21 Autsch!


 
 
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teccla
Geschlecht:weiblichLeseratte

Alter: 66
Beiträge: 160
Wohnort: Costa Blanca


Was suchst Du in Madagaskar?
Beitrag25.04.2008 21:28
Teil 21 Autsch!
von teccla
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Aua!

Nun war ich in einem Land, das mir Küste, Meer und Sonne bot, dazu Menschen die mir offen entgegen kamen, weder mürrisch noch misstrauisch, offen wie Kinder.
Für ein Lächeln bedankte ich mich mit einem Lächeln. Und ich gab viele Lächel-Einheiten zurück, denn ich bekam viele.
Einfach so.
Das waren kleine Geschenke, jeden Tag! Hängende Mundwinkel sah man sehr selten. Unverbindliche nette kurze Gespräche gab es immer wieder. Dies alles war in Deutschland leider selten. So selten, dass man Artikel über ein Lächeln schrieb.

Da ging ich mit einem Mann bis ans Ende der Welt und dann vergaß er, wer ich war.
Nun gut, doch ich stellte mir vor, ich würde in eine andere Dimension gehen und sähe mein Leben aus einer anderen Perspektive. Ich würde die Situation erkennen und auch, dass ich keinen Grund hatte, mein Glück abzuweisen oder nicht zu genießen, nur weil nicht alles perfekt war und nach meinen Wünschen verlief, nur weil ein Mensch, aus welchen Gründen auch immer, sich nicht verhielt, wie ich es erwartete.

Eines Abends fragte Jan, ob ich etwas dagegen hätte, wenn er auf ein Glas Bier ausgehen würde. Warum sollte ich? Ich war ohnehin allein, ob er mir gegenüber saß oder nicht. So stylte er sich und verließ das Haus.
Als ich das erste Mal auf die Uhr sah, war es 1.00 Uhr. Vielleicht war er mit Gunter im „San Antonio“, dort ging es ab 0.00 Uhr erst richtig los mit Musik und Tanz.
Also kein Problem. Ab 2.30 Uhr wurde ich unruhig. Er kam nicht heim.

Die Wunde platzte wieder auf. Schlafen gehen war sinnlos. Wie ein Tiger in Gefangenschaft, lief ich durch das Haus.
Die Resignation kämpfte gegen den Willen, nicht aufzugeben.
Ich sträubte mich, wollte diese Lektion nicht lernen.
Endzeitgedanken und Mutlosigkeit kämpften gegen Durchhalten und Hoffnung. Erinnerungen mischten sich ein und die Wut duellierte sich mit der Nachsicht. Die Vernunft sagte: „Das wird nichts, gib ihn auf.“ Das Herz saß beleidigt in der Ecke und heulte. Die Liebe sagte: „Wenn du einen Menschen liebst, darfst du ihn nicht hindern, sich dennoch weiter zu entwickeln. Auch er ist nicht vollkommen. Auch er muss seine Erfahrungen machen...“
Der Hohn lachte über die Situation und die Ironie schüttelte den Kopf.
Verzweiflung pur.
War es die Müdigkeit, die Sinnlosigkeit meiner Gedanken oder einfach Resignation?
Ich ließ diese Gedanken los, wehrte mich nicht mehr, beruhigte mich. Erreichte sogar eine Ruhe, als wäre nichts gewesen. War ich gestorben? Nein, ich gab auf. Ich akzeptierte. Ich begriff und konnte den Schmerz gehen lassen.
Gegen 4.00 Uhr, wenn die Putzkolonnen anrückten und die Straßen fegten, man dieses eintönige „Schhhhht Schhhht“ ihrer Strohbesen hörte und der Muezzin auf dem Minarett der Moschee in Mahajanga Be die Gläubigen zum Gebet rief, ging ich duschen, bereitete mechanisch den Tag vor.
Ich spürte Hunger und lief in Richtung „Pakiza“ zum Frühstück.

Nein, der Kummer war nicht ausgestanden, aber er war vergraben, zur Seite gelegt in die hinterste Ecke meines Herzens. Dort lauerte er und wartete darauf seinen Schmerz wie einen Pfeil, erfolgreich abschießen zu können. Es tat weh, aber ich wollte diesen Schmerz nicht zu lassen.
Die Tränen der Nacht änderten nichts. Ich akzeptierte die Realität. Ich lernte, diese Situation zu akzeptieren. Einfach nur akzeptieren.
„Nein, ich lasse mich nicht unterkriegen, ich stehe das durch.“ Dieser Gedanke rüttelte mich auf und mobilisierte alle Reserven. „Ich bin nicht so weit gegangen, um nun zu kapitulieren.“
Kurz vor dem „Pakiza“ traf ich ihn. Es sah alles nach einem schlechten Gewissen aus.
“Kommst du mit heim, einen Kaffee trinken?“ hörte ich mich leise fragen.
“Ja, Kaffee ist gut.“

Es war kein Alkohol im Spiel, in dieser Nacht. Er sah übermüdet aus, frisch geduscht. Anscheinend kam er aus einem Hotel. Ich konnte auch keine Anzeichen von Restalkohol erkennen. Beim Kaffee trinken versprach er mir, nun würde alles anders ...

"Missgeschicke sind wie Messer. Sie dienen oder sie verletzen uns, je nachdem, ob wir sie an der Klinge oder am Griff anfassen."
(James Russell Lowell)

So manche Katastrophe überrollt uns wie ein Güterzug. Es bleibt uns überlassen, wie wir mit den jeweiligen Konsequenzen fertig werden. Nach einer Tragödie können wir uns hinlegen und aufgeben - oder im Gegenteil, Trauerarbeit leisten, aufstehen und weiter gehen.
Die Trauer verschluckte ich, wie den Knoten im Hals. Sie fraß mich von nun an von innen her auf.
Etwas ver-zehrte mich, ich nahm mehr als 17 Kilo in kürzester Zeit ab.
Auch die nahe liegende Konsequenz, die Beziehung endgültig zu beenden, zog ich nicht. Ich dachte nur an die Firma und stürzte mich in die Arbeit.
'Wenn das Geschäft aufgebaut ist, wird er sich besinnen', so glaubte ich.
Ein folgenschwerer Fehler.



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