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Er lacht dem Tod entgegen


 
 
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Seeadler
Geschlecht:weiblichKlammeraffe
S

Alter: 64
Beiträge: 633



S
Beitrag19.04.2008 19:03
Er lacht dem Tod entgegen
von Seeadler
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Er lacht dem Tod entgegen

Es ist noch früh am Morgen, erst 7 Uhr 30, aber es klingelt in 3 b.
Ungern gehe ich in dieses Zimmer, denn gerade erst besprachen wir den Befund des Patienten, der gerade klingelt.
Dieser Befund ist niederschmetternd, Krebs, Metastasen in fast allen Körperbereichen.
Prognose, wenn er Glück hat, ein paar Monate.
Er weiss es seit Gestern Abend.
Wie soll ich reagieren auf seine Fragen, was soll ich antworten ?
Was soll ich tun wenn er weint?
Kann man überhaupt trösten?
Angst schleicht sich ein, Unsicherheit steigt auf und ein dicker Klos sitzt in meinem Hals.

Ich betrete das Zimmer,nur das Licht über dem Bett brennt.
Im halbdunkel nehme ich das karge Gesicht wahr, das mich freundlich anlächelt.
Schwester, bitte helfen sie mir mal, ich kann mich nicht alleine aufrichten, mein Rücken schmerzt und ich kann nicht mehr liegen.

Aber gerne, erwiedere ich, Moment bitte, ich mache es uns etwas heller.
Ich drücke die Neonlampe an und grell erleuchtet sich das Zimmer.

Beim annähern ans Bett vernehme ich ein summen, leise, ganz leise, eine kleine Melodie summt dieser Mann.

Schwester wissen sie, spricht er weiter, der Arzt sagte mir gestern, das ich sehr krank sei, das ich nicht mehr lange Zeit hätte, stimmt das?

Ich zucke zusammen, senke meine Augenlider und versuche, den Blick nicht zu halten.Bin ganz still, atme kräftig durch und richte meinen Blick zurück zu ihm, schaue ihm in die Augen  und nicke.
Ja, es ist so, höre ich mich sagen.

Danke Schwester, antwortet er mir, und es wird still.
Ich helfe ihm beim aufsetzen, richte das Kissen und plötzlich, da ist es wieder, dieses summen.

Er schaut mich an, ich denke, ihm entgeht mein verwunderter Blick nicht.
Er lächelt mich an und singt, ja, er singt und ein strahlen entnehme ich seinen Augen.

Ich verlasse das Zimmer und tausend Fragen schwirren durch meinen Kopf.
Warum lacht er, warum singt er?
Er ist dem Tod so nah, und er singt.
Ich frage mich, sieht er schon mehr , was mein Auge, mein Inneres noch nicht in der Lage ist wahrzunehmen?

Ich bewundere diesen Mann, diese Kraft, diese Ruhe, dieses Vertrauen, das diese Augen ausstrahlen.

Er wurde immer schwächer, täglich verließ ihn seine Kraft.

Es waren keine Monate, nein, es waren ganze 11 Tage, die ihm blieben.

An dem Tage, da man ihn abholte, kam eine junge Frau auf mich zu, reichte mir die Hand und bedankte sich.
Sie sagte mir, ihre Mutter sei vor 10 Monaten gestorben, sie sprach weiter:
Sie liebten sich so sehr, meine Eltern, 50 Jahre gingen sie gemeinsam durchs Leben.
Mein Vater hatte nach ihrem Tod nur einen Wunsch, er wollte zu ihr.
Ich sagte ihr, das ihr Vater gesungen hat, bis zu letzt, ja sagte sie, mit Tränen in den Augen,ganz ruhig sprach sie.
Er hat für sie ihre Lieder weitergesungen, ihre Lieder die sié so liebte.

Jetzt begriff ich, und jetzt erst verstand ich das lächeln in seinen Augen.

Der Tod war seine Hoffnung auf ein Wiedersehen



_________________
Niemand hat mich gefragt,ob ich auf diese Welt möchte,also sagt mir nicht,wie ich zu leben habe
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Alex_Rupflin
Gänsefüßchen

Alter: 33
Beiträge: 44
Wohnort: Oberbayern


Beitrag20.04.2008 10:18

von Alex_Rupflin
Antworten mit Zitat

Selten hat mich eine Geschichte in einem Forum so gerührt wie diese. Richtig schön erzählt. Was einem ein bisschen fehlt ist das man erst am Ende erfährt das der Mann schon so alt war. Aber das ist nicht weiter schlimm. Ein Teil hat mich ein bisschen aus meine LEseerlebniss herausgerissen
Zitat:
Er schaut mich an, ich denke, ihm entgeht mein verwunderter Blick nicht.
Er lächelt mich an und singt, ja, er singt und ein strahlen entnehme ich seinen Augen

Das
Zitat:
Er schaut mich an Er lächelt mich an


Ist eine Wortwiederholung. Vll sollte es ein Stillmittel sein, aber irgenwie stöhrt es mich trotzdem.

Ansonst gefällt mir dein Text wirklich sehr gut.
mfg
Alex[/quote]
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Maya08
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen

Alter: 47
Beiträge: 32



Beitrag20.04.2008 13:04

von Maya08
Antworten mit Zitat

Zitat:
Ich bewundere diesen Mann, diese Kraft, diese Ruhe, dieses Vertrauen, das diese Augen ausstrahlen.

Er wurde immer schwächer, täglich verließ ihn seine Kraft.


Der Zeitsprung vom Präteritum ins Präsenz geht mir hier zu schnell, zu abrupt. Das ist ja die Stelle, wo der Leser erfährt, dass der Mann verstorben ist. Das gefällt mir nicht richtig. Irgendwas fehlt da.

Aus eigner Erfahrung darf ich Dir sagen, daß Ärzte niemals sagen, der Patient "hätte nur noch wenige Zeit zu leben". Das verbietet sich einem professionellen Mediziner, auch wenn die "Prognose schlecht aussieht". Die Ärzte drücken es ganz anders aus. Patienten aber spüren es meistens selbst, wenn es schlimm um sich steht.

Insgesamt überzeugt mich die Geschichte nicht. Das mag aber auch daran liegen, daß ich den Tod meines Vaters ganz anders in Erinnerung habe, als Du es hier bei diesem Mann beschreibst. Ich kann es mir schlichtweg nicht vorstellen, daß ein Mensch im Angesicht des Todes lächelt oder gar singt, zumal er erst am Tag zuvor davon erfahren hat, daß er sterben wird.

In erster Linie haben sterbende Menschen fürchterliche ANGST. Eine Angst, die sich in verschiedenen Facetten zeigen kann. Einige werden still, andere weinen, manche werden aggressiv, vielleicht fangen sie auch an zu singen. Du beschreibst hier einen Helden, mit übermenschlicher Kraft. Das ist für mich nicht glaubwürdig.

Aber ich gebe zu, das ist eine ganz subjektive Meinung von mir, die ich Dir dennoch nicht vorenthalten möchte.
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Merlinor
Geschlecht:männlichArt & Brain

Alter: 72
Beiträge: 8672
Wohnort: Bayern
DSFo-Sponsor


Beitrag20.04.2008 15:47

von Merlinor
Antworten mit Zitat

Da muss ich ganz energisch widersprechen Maya: Ich kannte einen solchen Mann. Er war alt und hatte sein Leben gelebt. In einem Pflegeheim wollte er nicht sein. Da es für ihn auf dieser Welt nichts mehr zu tun gab, wollte er in Ruhe sterben.

Er wurde bald darauf krank. Eigentlich eine beherrschbare Krankheit, trotz seines hohen Alters. Die Ärzte taten ihr Möglichstes, dies war ihre Pflicht. Er verfluchte die Ärzte wegen ihrer Bemühungen. Und starb ...

Herzlich  Very Happy

Merlinor
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