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Ronneburger Eselsohr
R Alter: 44 Beiträge: 316
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R 14.04.2008 11:34 Immer wieder Montags! von Ronneburger
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Genussvoll biss ich in eine Pommes und schloss für einen Moment die Augen. Wie lange hatte ich darauf verzichtet? Mir kam es vor als sei es Monate her, seit ich zum letzten Mal eine Pommes gegessen hatte. Dabei hatte ich erst vor einer Woche mit der Diät angefangen. Zuerst war alles Easy Going, wie man so schön sagt. Ich war voll motiviert, verkündete überall: Ich mache jetzt Diät.
Ich genoss es, wenn die anderen sagten: „Wo willst du denn noch abnehmen?“
Natürlich musste ich nie abnehmen, aber diese Röllchen hier und da, schön wäre es wenn die noch weg wären.
Ich stürzte mich also rein ins Wirrwar des Diätwahnsinns. Zuerst googelte ich nach, denn schließlich findet man im Internet allerlei Informationen über jedes nur erdenkliche Thema.
Ich stieß auf 26.100.000 Einträge für Diäten. Ich wühlte mich durch Seiten die versprachen schnell 5 kg abzunehmen oder Wohlfühlgewicht zu erreichen, Top Bikini-Figur in 5 Tagen.
Und was es nicht alles für Diäten für das gibt. Da wäre die Hollywood-Diät, Kushi-Diät, Zuckerknacker-Diät, Apfelessig-Diät, Blutgruppen-Diät, FDH-Diät, Kartoffel-Diät und so viele mehr, dass es zu weit gehen würde sie alle aufzuzählen.
Ich habe neue Begriffe gelernt, wie zum Beispiel Low-Fat, Low-Carb, glykämischen Index sowie Body-Mass-Index.
Nach dieser waren Fülle an Informationen bekam ich sofort Hunger und gönnte mir einen großen Schokoladenriegel und versprach gleich am nächsten Morgen mit meiner Diät zu beginnen – oder besser noch am Montag.
Nach kurzem Überlegen und einigen zweifelhaften Tipps aus einem einschlägigen Diätforum entschied ich mich für eine Brigitte Diät. Sofort suchte ich einen Buchladen auf und kaufte mir für 9,90 Euro mein erstes Diätbuch.
Fasziniert las ich die dortigen Rezepte durch und bekam sofort Hunger. Leider war ich zu diesem Zeitpunkt auf meiner Arbeit und das einzigst Essbare, das aufzutreiben war, waren die Kekse, die von einem Termin übrig geblieben waren. Naja, sagte ich mir, ich will ja erst Montag anfangen und griff beherzt zu, so wie jemand, der seine letzte Zigarette rauchen will.
Am Wochenende setzte ich mich sofort an den Computer und erklärte meinen neuen Freunden aus dem Abnehmforum, dass ich ab Montag meine Diät starten wolle, ich voll motiviert sei und ich ihre Unterstützung brauche. Sofort kamen die ersten Rückmeldungen.
„Liebe M., toll, dass du dich hier angemeldet hast....“
„Wir freuen uns, dich bei uns begrüßen zu dürfen...“
„Keine Sorge, hier wirst du die Unterstützung finden, die du brauchst...“
Ich war gerührt von dieser Anteilnahme und begann mir eine Einkaufsliste für mein zukünftig gesundes Leben zu schreiben. Als ich endlich die zwei Seiten mit Lebensmitteln voll geschrieben hatte, die ich alle für die kommende Woche zum Kochen brauchte, packte ich meinen Freund ins Auto und zog in den Supermarkt.
Ich stellte fest, dass es eine Menge Lebensmittel gab, die ich nicht kannte. Kumin machte mich schier ratlos. Sollte ich es in der Gemüseabteilung suchen? Oder war es vielleicht ein Fisch? Eine nette Verkäuferin machte mich darauf aufmerksam, dass es sich hierbei um ein Gewürz handelte.
Pastinaken stellten mich auch vor ein größeres Problem. Mein Freund meinte, es höre sich an, wie eine Käfersorte.
„Das sind Kakerlaken!“, stellte ich klar und verzog das Gesicht.
Pastinaken fanden sich schließlich in der Gemüseabteilung.
Nachdem ich meinen Einkauf in unserer kleinen Küche und ebenso kleinen Kühlschrank untergebracht hatte, zog ich eine erste Bilanz.
Ich hatte Lebensmittel eingekauft, deren Hälfte ich noch nicht einmal kannte, geschweige denn wusste, wie ich sie zubereiten sollte und ich hatte für eine Woche für zwei Personen 112,43 Euro ausgegeben. Nicht schlecht, wenn man bedenkt, dass unsere Wocheneinkäufe normalerweise bei 40 Euro liegen.
Aber sei es drum, ist schließlich für die Gesundheit, schob ich diesen ersten demotivierenden Gedanken beiseite.
Der Sonntag kam schnell und somit das Nahen des Beginnes meiner Diät. Heute wollte ich mir noch mal richtig was gönnen. Zunächst machte ich an bombastisches Frühstück mit Pancakes mit Ahornsirup, Brötchen, Nutella, 45%-igen Käse – alles was das Herz begehrt. Abends gingen wir dann noch in unsere Stammkneipe – Rahmschnitzel mit Pommes essen.
Montag – erster Tag der Diät.
Alles fing gut an. Ich durfte zwei Zwieback mit Philadelphia Balance 12% essen und sie leicht mit Marmelade bestreichen. Schmeckte sehr lecker.
Dann ein Problem – um ca. 10 Uhr hätte ich eine Zwischenmahlzeit essen sollen. Leider war ich mitten in einem Termin und hielt einen Vortrag über die Finanzlage des Unternehmens. Zum Mittagessen ging ich und ein paar Kollegen die Kantine stürmen. Mit Wehmut las ich die Speisekarte – Sauerbraten mit Klößen und Rotkohl. Tapfer überhörte ich mein Magengrummeln und packte meinen mitgebrachten Salat, angemacht mit halber Menge Öl einem Fitzelchen Essig und knabberte lustlos daran herum.
„Na, auf einem Gesundheitstripp?“, fragte eine Kollegin.
Wieder im Büro angelangt, knurrte mein Magen immer noch, während meine Kollegin neben mir sich ihren Bauch streichelte und verkündete, dass sie so satt sei, dass an Arbeiten gar nicht mehr zu denken wäre.
Meine Stimmung war auf dem Nullpunkt, aber ich sagte mir: Dies ist nur der Anfang, du musst dich erst dran gewöhnen.
Nach drei Tagen hatte ich mich daran gewöhnt. Ich kochte mir abends, nachdem ich erst um 20 Uhr aus dem Büro kam mein Abendessen für den nächsten Tag vor, aß meine kleine Abendmahlzeit und machte mich so schnell wie möglich ins Bett.
Die Tage vergingen quälend langsam und mir war bisher gar nicht bewusst gewesen, wie viele Gerüche es um einen herum gibt, die einen auf Schritt und Tritt verführen wollen. Wenn meine Kollegin einen Schokoriegel öffnet verströmt dieser diesen herrlichen Schokoladengeruch im ganzen Zimmer.
Ganz besonders schwierig gestaltet sich das Wochenende. An einen netten Besuch mit Freunden in einem Restaurant war gar nicht zu denken. Auch bei einem netten DVD-Abend den wir schließlich vereinbarten, gestaltete sich die Diät zunehmend als schwierig. Uns wurde ein guter Rotwein kredenzt, dazu eine Schüssel mit Schokoladenleckerein und nicht zu vergessen die obligatorisch dazugehörenden Chips für einen Film Abend dazugestellt.
Mein Freund griff sofort beherzt zu, während ich versuchte mich so weit wie möglich von der Schüssel zu distanzieren. In dem Buch hatte ich gelesen, man solle Süßigkeiten möglichst so postieren, dass man aufstehen müsse um sie zu erreichen, da man so weniger esse.
Leider wurde mir die Schüssel immer wieder unter die Nase gehalten: „Och komm, eine Hand voll bringt dich doch nicht um!“
Nun gut, dachte ich mir, gehst du halt morgen joggen und griff ordentlich zu.
Am nächsten Morgen hatte ich einen Brummschädel, das fünfte Glas Wein war wohl doch zu viel gewesen. Ich erinnerte mich nur schwach an mein Versprechen, joggen zu gehen und verbrachte schließlich den gesamten Tag auf der Couch, wobei ich mir sagte, heute ist es auch egal und dem Osterhasen den Kopf abbiss, der mich bereits die ganze Woche über angelächelt hatte – Künststück ist ja auch ein Schmunzelhase.
Der Montag kam und mit ihm das schlechte Gewissen. Ich hatte vor wieder voll durchzustarten. Ich nahm also nach Rezeptbuch alles mit, was ich an dem Sonntag versäumt hatte zu machen. Auf dem Tagesplan stand:
Frühstück: Früchtemüsli mit Quark (Magerstufe)
Zwischenmahlzeit: Apfel
Mittagessen: Putenschnitzel mit Ananas und Reis
Zwischenmahlzeit: Banane
Abendessen: Schinkenbrötchen
Bis zur Banane ging alles gut, dann rief mein Freund an: „Wolltest du nicht noch mal zu IKEA, um nach einem Rollcontainer zu schauen. Wie wäre es mit heute Abend? Ich hätte mal wieder Lust auf Kötbullar.“
Versonnen ließ ich die vergangen Woche Revue passieren, während ich meinen große Portion Kötbullar mit Pommes aß und kam zu dem Entschluss, dass ich niemals wieder Diät machen würde und doch wusste, dass ich bereits wieder nächste Woche zu einem neuen Versuch starten würde – am Montag - ganz bestimmt, ehrlich.
Weitere Werke von Ronneburger:
_________________ If you have big ideas, you have to use big words to express them. (Anne of Green Gables)
Das ist einer dieser Tage, an dem ich erst weiß was ich rede, wenn ich höre, was ich sage. (Anett Louisan) |
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silvie111 Eselsohr
Alter: 38 Beiträge: 203 Wohnort: Tübingen
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15.04.2008 14:48
von silvie111
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Hallo Ronneburger,
ich steh normalerweise nicht wirklich auf Frauenromane, aber dieser Text liest sich, finde ich, ziemlich flüssig und gut. Von den Texten, die du bisherher reingestellt hast (und die ich gelesen hab), ist dieser am besten gelungen!
Am Ende hätte ich noch etwas Pfiffigeres erwartet und allgemein einen bissigeren Humor, aber sei's drum.
Lob für die korrekte Form der indirekten Rede!
Hier noch weitere Details:
Zitat: | Zuerst war alles Easy Going, wie man so schön sagt. |
das find eich etwas deplaziert
Zitat: | schön wäre es wenn die noch weg wären. |
Komma vor "wenn"
Zitat: | Und was es nicht alles für Diäten für das gibt. |
- Ausrufezeichen am Ende
- das "für das" passt nicht
- Witzig wäre es auch gewesen nach den aufgezählten Diäten eigene erfundene dazuzuschreiben, wenn möglich mit sarkastsichen Namen
Brigitte-Diät
Den Kauf des Buches könnte man vielleicht auch als sarkstsiches Spektakel zelebrieren
Zitiere Jack Sparrow: "Es ist nicht das Einzigste, sondern das Einzige."
Das Einzige ist schon der Superlativ!
Zitat: | das aufzutreiben war, waren die Kekse, die von einem Termin übrig geblieben waren |
3 X "war"
Zitat: | so wie jemand, der seine letzte Zigarette rauchen will. |
würde ich pfiffiger umschreiben
Kumin, Patinaken und Kakerlaken... das war gut! Bitte mehr davon!
Zitat: | in unserer kleinen Küche und ebenso kleinen Kühlschrank untergebracht hatte |
etwas holprig
Zitat: | deren Hälfte ich noch nicht einmal kannte |
von denen ich die hälfte noch nciht einmal kannte
Zitat: | das Nahen des Beginnes meiner Diät |
ziemlich holprig
Zitat: | Zum Mittagessen ging ich und ein paar Kollegen |
gingen
Tröpfchen passt besser, oder?
Trip
Zitat: | neben mir sich ihren Bauch streichelte | liest sich nicht so toll
Zitat: | machte mich so schnell wie möglich ins Bett. |
liest sich nicht toll. Da denkt man an "ins Bett machen"
Zitat: | wie viele Gerüche es um einen herum gibt, die einen auf Schritt und Tritt verführen wollen. |
es bietet sich an diese Gerüche zu personifizieren und ihnen Stimmen zu geben
öffnete, verströmte
gestaltete
Zitat: | DVD-Abend den wir schließlich vereinbarten, |
, den
Film-Abend
Zitat: |
ich mir sagte, heute ist es auch egal |
würde ich streichen. so fügt sich das folgende besser ein
Zitat: | Künststück ist ja auch ein Schmunzelhase. |
??
Zitat: | versäumt hatte zu machen. |
"machen" liest sich nicht schön
Fragezeichen am Ende
Zitat: | die vergangen Woche |
vergangene
Zitat: | meinen große Portion |
meine
Manche Sätze, die du mir "und" zusammenfügst, würde ich zu zwei Sätzen auftrennnen, besonders wenn in einem Satz 3 X "und" vorkommt.
So, und jetzt hab ich Hunger!
LG,
silvie
_________________ Wer ein langes Buch schreibt, hatte keine Zeit ein kurzes zu schreiben
(Die Stadt der träumenden Bücher) |
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