Kodex des Vergessens

[Enfant Terrible]

Das vergessene Schauspiel endete leise.
Nur die Bühne knarrt noch beim Betreten.
Die Kulissen jedoch sind zerfallen, bevor ich
den Staub von ihnen wegwischen konnte.
Noch sitze ich manchmal in der letzten Reihe
und schenke den Träumen müden Applaus.

Kostümierte Gespenster huschen durch die Oper.
Ein Konzert wurde komponiert, um zu verhallen.
Um die Instrumente achtlos niederzulegen,
ihre Lieder vom Dunst ersticken zu lassen.
Noch lausche ich dem Wehklagen des Echos
und warte, welche Namen das Ende flüstert.

Auf dem Dachboden meiner Erinnerung
liegen unbeschriebene Blätter verstreut
wie welke, nicht gepresste Blütenblätter -
zu spröde, um Geschichten zu tragen.
Noch suche ich zwsichen abgestellten Wünschen
vergilbte Seiten mit dem Vergessenskodex.

[Gast]

Ich bin nicht ganz sicher, was Du sagen willst, aber wieder zieht es mich hinein. Mir fehlt ein wenig der Zusammenhang zwischen den Strophen, dennoch und obwohl ich es nicht verstehe, gefällt es mir. Es ist die Atmosphäre, so schwebend und traurig, die Du schaffst. Aber laß Dich nicht davon runterziehen.  

Liebe Grüße
Angela

[Enfant Terrible]

Ich bedanke mich herzlich für deinen Kommentar.
Nun ja, der rote Faden war eine Vorstellung des Verfalls. Selbst die schönsten Dinge werden vergessen, jede Form von Kunst (bestimmt hast du bemerkt, dass sich jede der drei Strophen mit einer Kunstform auseinandersetzt, und zwar in der Reihenfolge Theater-Musik-Schreiben). Das war es, was ich auf eine mal wieder leider eher kryptische Weise ausdrücken wollte.