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Christof Lais Sperl
Geschlecht:männlichKlammeraffe

Alter: 62
Beiträge: 944
Wohnort: Hangover
Der silberne Roboter


Beitrag29.12.2014 19:38
Solo
von Christof Lais Sperl
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Solo
Ich bin doch der Feuerfunken! Der mit der orangen Mofa mit dem Anhänger und dem Kasten. Steht da drüben. Ich hol’ alles mit dem Anhänger. Für die Mutter bring ich auch immer den ganzen Kram mit. Alle zwei Tage. So lange reicht mir ein Kasten. Sonst fahr ich immer nur so rum mit der Solo. Zieht immer noch gut ab, das Teil. Zweigangautomatik. Läuft gute einunddreißig. Kannste mit Gasgeben so schalten, dass sich’s wie  Handschaltung anhört.

So richtig was gemacht hab ich noch nie. Krieg das nit auf die Reihe. So mit Chef und jeden Tag so früh und so. Ein Moped wäre auch schön gewesen. Führerschein hab’ ich aber nicht gepackt. Theorie. Zigarette? Aufgehört? Würd’ mir nie in den Sinn  kommen! So ’ne schöne Zigarette! Mal mit der Mofa fahren? Die kannste gar nit halten, vor allem mit dem Kasten hinten drauf. Muss man wie mit Langholz um die Ecke rum. Die zieht auch mit dem Anhänger und dem Kasten voll ab. Das nervt die Bullerei. Ist nämlich alles wie ab Werk. Die ham mich schon paar Mal angehalten. Den Anhänger lass ich immer dran. Fährt sich dann schön schwer fast wie’n Auto. Ja, Reifenfarbe, sieht immer aus wie neu. Weißte noch, mit Ralle und den anderen früher? Und kennste noch den Milka? Ja, ja, nach Berlin, wegen Bund und so. Aber mich nit mehr? Komisch. Mich kennt immer keiner, trotz der orangen Mofa und so. Ja, war immer geil im Kirchenkeller. Das Fröschchen? Nee, hat sich totgesoffen. Man soll’s nicht übertreiben. War ein schon ’ne komisches Tusse. Hat jedem gleich eklig so fett ihre Zunge ins Maul gedrückt.

Ja, hör ich noch. Lebt ja auch schon lange nit mehr. Geile Solos. War der einzige Bimbo, der richtig Gitarre spielen konnte. Geht halt immer noch gut ab. Nee, der Sersch lebt auch nit mehr. Keine Ahnung. Irgendwas mit Muskeln oder so. Zwei Jahre, nachdem wir rübergekommen sind. Na denne, muss mal los. Springt auf den ersten Tritt an. Dekompression ziehen, Auspuff frisch ausgebrannt, Chromputz, läuft. Den Blinker hat mir mein Bruder dann noch drangebaut.

Wegen dem Namen? Na ja, ihr hattet doch alle die Pistolen mit Zündplättchen! Ich keine. Und der Stone hatte den schwarzen Revolver mit Zwölferringen. Den hab ich mir mal ganz genau angesehen, und der Stone sollte abdrücken. Paff! Kamen lauter Feuerfunken raus. Hab’ ich Feuerfunken gesagt. Seitdem heiß’ ich Feuerfunken. Ja, der Stone wohnt noch oben. Aber den Feuermeldern nebenan geh ich immer noch aus dem Weg. Haben doch früher im Kirchenkeller wieder alles kurz und klein geschlagen. Ich brauch das nicht. Schöne Röhre, Zigarette, die Mofa, bisschen Musik, das reicht. Ich hab die Boxen schon sein zehn Jahren. Immer voll laut. Direkt neben dem Sofa den linken Kanal und am Fenster rechts den weiter weg. Verstärker immer voll aufgerissen, und Balance ganz nach rechts. Nie in Arsch gegangen. Ja, die Glotze von meiner Oma. Aber kommt ja nie was Gescheites. Jetzt war ich mal in ’nem Film ab achtzehn. Das erste Mal. Ich sach dir, Alter, so richtig volles Rohr, mit Gurke und allem und so. Frau solo. Nee, allein, wie das denn! Mit’m Funny. Hat’s mir bezahlt. Die hätten mich ja gar nich reingelassen.

Wenn die Mutter mal nicht mehr ist? Mein Bruder hat doch den Elektroladen, der wohnt dann oben. Der kann sich dann um mich kümmern. Ich bleib im Keller. Ist besser. Und er muss nich so weit in’n Laden fahren. Bei dem? Nee, war mir zu schwer, immer so früh raus und so. Was? Na ja, die war doch dann mit dem Jochen zusammen. Keine Ahnung, wo die jetzt wohnt.

Sag’ mal, ihr geht doch immer noch im Bürgerhaus in die Disco, oder? Ihr habt da doch alle  ’ne Freundin. Sag’ mal, kannste mir nich auch mal so ’ne Freundin besorgen? Kannste mir ja nächstes Mal bescheid sagen. Ich mein’, ich hab ja auch ’ne Mofa und alles. OK. Bis denne.



_________________
Lais
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Mardii
Stiefmütterle

Alter: 64
Beiträge: 1774



Beitrag29.12.2014 20:27

von Mardii
Antworten mit Zitat

Hallo Christof,

beim Lesen hatte ich den Eindruck, ich höre jemanden beim Telefonieren zu. Jedenfallls riss mir zeitweise der Faden des Zusammenhangs und ich fand mich wieder hinein.
Der innere Monolog des Feuerfunken kommt rüber, auch sein Charakter ist gut gezeichnet.
Die Geschichte vom Mofa und seinem Fahrer läuft rund.

LG Mardii


_________________
`bin ein herzen´s gutes stück blech was halt gerne ein edelmetall wäre´
Ridickully
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KeTam
Geschlecht:weiblichUngeduld

Alter: 49
Beiträge: 4947

Das goldene Gleis Ei 1
Ei 10 Ei 8
Pokapro und Lezepo 2014


Beitrag29.12.2014 21:51
Re: Solo
von KeTam
Antworten mit Zitat

Der Text ist für mich sehr eindrücklich und bedrückend.
Da ist jemand, der in der Zeit hängen geblieben ist, in der Vergangenheit lebt, für den das alles noch so viel Bedeutung hat.
Doch das Leben ist weiter gegangen, frühere bekannte und Freunde haben sich unerreichbar entfernt. Erst war mir nicht klar, dass das ein Dialog ist. Als es dann klick gemacht hat, war der Gegenpart, also das was er sagt, klar. Ich finde das sehr gut gemacht.
Ein paar Winzigkeiten würde ich streichen.

Christof Lais Sperl hat Folgendes geschrieben:
Solo
Ich bin doch der Feuerfunken! Der mit der orangen Mofa mit dem Anhänger und dem Kasten. Steht da drüben. Ich hol’ alles mit dem Anhänger. Für die Mutter bring ich auch immer den ganzen Kram mit. Alle zwei Tage. So lange reicht mir ein Kasten. Sonst fahr ich immer nur so rum mit der Solo. Zieht immer noch gut ab, das Teil. Zweigangautomatik. Läuft gute einunddreißig. Kannste mit Gasgeben so schalten, dass sich’s wie  Handschaltung anhört.

So richtig was gemacht hab ich noch nie. Ich würde das streichen, denn ich denke, so wie ich den Protagonisten kennen lerne, ist ihm das gar nicht so bewusst, oder? Krieg das nit auf die Reihe. So mit Chef und jeden Tag so früh und so. Ein Moped wäre auch schön gewesen. Führerschein hab’ ich aber nicht gepackt. Theorie. Zigarette? Aufgehört? Würd’ mir nie in den Sinn  kommen! So ’ne schöne Zigarette! Mal mit der Mofa fahren? Die kannste gar nit halten, vor allem mit dem Kasten hinten drauf. Muss man wie mit Langholz um die Ecke rum. Die zieht auch mit dem Anhänger und dem Kasten voll ab. Das nervt die Bullerei. Ist nämlich alles wie ab Werk. Die ham mich schon paar Mal angehalten. Den Anhänger lass ich immer dran. Fährt sich dann schön schwer fast wie’n Auto. Ja, Reifenfarbe, sieht immer aus wie neu. Weißte noch, mit Ralle und den anderen früher? Und kennste noch den Milka? Ja, ja, nach Berlin, wegen Bund und so. Aber mich nit mehr? Komisch. Mich kennt immer keiner, trotz der orangen Mofa und so. Das ist echt nur so ne Gefühlssache, aber für mich passt der Satz nicht. Und ich finde es auch zu viel. Er erinnert sich und sein gegenüber nicht. Das reicht mir. Und aus dem, was er sagt, geht für mich auch hervor, dass er einer ist, der in der Vergangenheit lebt, für den das alles noch so gegenwärtig ist, dass er ein "Rausgefallener" ist. Ja, war immer geil im Kirchenkeller. Das Fröschchen? Nee, hat sich totgesoffen. Man soll’s nicht übertreiben. War ein schon ’ne komisches Tusse. Hat jedem gleich eklig so fett ihre Zunge ins Maul gedrückt.

Ja, hör ich noch. Lebt ja auch schon lange nit mehr. Geile Solos. War der einzige Bimbo, der richtig Gitarre spielen konnte. Geht halt immer noch gut ab. Nee, der Sersch lebt auch nit mehr. Keine Ahnung. Irgendwas mit Muskeln oder so. Zwei Jahre, nachdem wir rübergekommen sind. Na denne, muss mal los. Springt auf den ersten Tritt an. Dekompression ziehen, Auspuff frisch ausgebrannt, Chromputz, läuft. Den Blinker hat mir mein Bruder dann noch drangebaut.

Wegen dem Namen? Na ja, ihr hattet doch alle die Pistolen mit Zündplättchen! Ich keine. Der Satz davor sagt es. Und der Stone hatte den schwarzen Revolver mit Zwölferringen. Den hab ich mir mal ganz genau angesehen, und der Stone sollte abdrücken. Paff! Kamen lauter Feuerfunken raus. Hab’ ich Feuerfunken gesagt. Seitdem heiß’ ich Feuerfunken. Ja, der Stone wohnt noch oben. Aber den Feuermeldern nebenan geh ich immer noch aus dem Weg. Haben doch früher im Kirchenkeller wieder alles kurz und klein geschlagen. Ich brauch das nicht. Schöne Röhre, Zigarette, die Mofa, bisschen Musik, das reicht. Ich hab die Boxen schon sein zehn Jahren. Immer voll laut. Direkt neben dem Sofa den linken Kanal und am Fenster rechts den weiter weg. Verstärker immer voll aufgerissen, und Balance ganz nach rechts. Nie in Arsch gegangen. Ja, die Glotze von meiner Oma. Aber kommt ja nie was Gescheites. Jetzt war ich mal in ’nem Film ab achtzehn. Das erste Mal. Ich sach dir, Alter, so richtig volles Rohr, mit Gurke und allem und so. Frau solo. Nee, allein, wie das denn! Mit’m Funny. Hat’s mir bezahlt. Die hätten mich ja gar nich reingelassen.

Wenn die Mutter mal nicht mehr ist? Mein Bruder hat doch den Elektroladen, der wohnt dann oben. Der kann sich dann um mich kümmern. Ich finde das ergibt sich und durch diesen Satz würde es zu deutlich. Und ich denke auch, der Protagonist, so wie ich ihn hier kennen lerne, ist sich nicht darüber bewusst, dass sich jemand um ihn kümmern muss ... Ist rein subjektiv. Ich bleib im Keller. Ist besser. Und er muss nich so weit in’n Laden fahren. Bei dem? Nee, war mir zu schwer, immer so früh raus und so. Was? Na ja, die war doch dann mit dem Jochen zusammen. Keine Ahnung, wo die jetzt wohnt.

Sag’ mal, ihr geht doch immer noch im Bürgerhaus in die Disco, oder? Ihr habt da doch alle  ’ne Freundin. Sag’ mal, kannste mir nich auch mal so ’ne Freundin besorgen? Kannste mir ja nächstes Mal bescheid sagen. Ich mein’, ich hab ja auch ’ne Mofa und alles. OK. Bis denne.
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Rainer Zufall
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 70
Beiträge: 801

Pokapro und Lezepo 2014


Beitrag30.12.2014 11:59

von Rainer Zufall
Antworten mit Zitat

Hallo Lars,
ich mochte deinen Halbdialog auch gern lesen. Naja, gern nicht direkt, aber ich fand das halt schon sehr beeindruckend, wie du diesen Mann über seine wörtliche Rede und seine Erzählung von früher charakterisierst.
Ist auch ein bisschen beklemmend, dass der Protagonist so sehr an das Frühere denkt und sich erinnert und aus dem Gespräch mit dem anderen kommt heraus, dass er offensichtlich immer eine Schattengestalt war, eine Person am Rande, an die man sich nicht erinnern kann. Macht traurig, so ein kleines Geschichtenfernrohr in ein vergessenes Leben.
und dass der Mann dann auch noch Feuerfunke heißt. Es ist ua auch dieser Kontrast zwischen dem Namen und der Wahrnehmung durch Fremde, die einen hier traurig stimmt.
Ja, echt schön.

KeTams Kürzungsvorschläge hab ich mit Interesse gelesen.
Zitat:
Wegen dem Namen? Na ja, ihr hattet doch alle die Pistolen mit Zündplättchen! Ich keine.

Hier "Ich keine" zu streichen, da bin ich voll dafür.
Und auch hier:
Zitat:
Wenn die Mutter mal nicht mehr ist? Mein Bruder hat doch den Elektroladen, der wohnt dann oben. Der kann sich dann um mich kümmern.

"Derkann sich dann um mich kümmern" finde ich auch zuviel, weil das mir ein bisschen zu viel Reflexion beim Prot unterstellt. Es ist ja schon klar, dass man sich um ihn kümmern muss, aber ob er selbst über sich so spricht und sich einschätzt? Wüsst ich nicht.
Schönen Jahreswexhsel wünscht dir die Rainer

bei
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firstoffertio
Geschlecht:weiblichShow-don't-Tellefant


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Beitrag31.12.2014 00:14

von firstoffertio
Antworten mit Zitat

Ich würde an der einen Stelle mehr streichen, Das:

So richtig was gemacht hab ich noch nie. Krieg das nit auf die Reihe. So mit Chef und jeden Tag so früh und so.

Der Text beeindruckt mich. Es ist weniger das nicht mit der Zeit mitkommen, als das simple Gemüt des Sprechers. Beides hängt wohl zusammen. Auf jeden Fall gut eingefangen von dir.
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Christof Lais Sperl
Geschlecht:männlichKlammeraffe

Alter: 62
Beiträge: 944
Wohnort: Hangover
Der silberne Roboter


Beitrag31.12.2014 13:55
Danke für die Kritik
von Christof Lais Sperl
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Liebe Kritiker, vielen Dank für die konstruktive Kritik und guten Rutsch!
LG CLS


_________________
Lais
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Christof Lais Sperl
Geschlecht:männlichKlammeraffe

Alter: 62
Beiträge: 944
Wohnort: Hangover
Der silberne Roboter


Beitrag06.01.2015 11:56
Solo 2
von Christof Lais Sperl
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hier also das verbesserte Solo

Solo
Ich bin doch der Feuerfunken! Der mit der orangen Mofa mit dem Anhänger und dem Kasten. Steht da drüben. Ich hol’ alles mit dem Anhänger. Für die Mutter bring ich auch immer den ganzen Kram mit. Alle zwei Tage. So lange reicht mir ein Kasten. Sonst fahr ich immer nur so rum mit der Solo. Zieht immer noch gut ab, das Teil. Zweigangautomatik. Läuft gute einunddreißig. Kannste mit Gasgeben so schalten, dass sich’s wie  Handschaltung anhört.

Ich krieg ’nen Job nit auf die Reihe. So mit Chef und jeden Tag so früh und so. Ein Moped wäre auch schön gewesen. Führerschein hab’ ich aber nicht gepackt. Theorie. Zigarette? Aufgehört? Würd’ mir nie in den Sinn  kommen! So ’ne schöne Zigarette! Mal mit der Mofa fahren? Die kannste gar nit halten, vor allem mit dem Kasten hinten drauf. Muss man wie mit Langholz um die Ecke rum. Die zieht auch mit dem Anhänger und dem Kasten voll ab. Das nervt die Bullerei. Ist nämlich alles wie ab Werk. Die ham mich schon paar Mal angehalten. Den Anhänger lass ich immer dran. Fährt sich dann schön schwer fast wie’n Auto. Ja, Reifenfarbe, sieht immer aus wie neu. Weißte noch, mit Ralle und den anderen früher? Und kennste noch den Milka? Ja, ja, nach Berlin, wegen Bund und so. Aber mich nit mehr? Ja, war immer geil im Kirchenkeller. Das Fröschchen? Nee, hat sich totgesoffen. Man soll’s nicht übertreiben. War ein schon ’ne komisches Tusse. Hat jedem gleich eklig so fett ihre Zunge ins Maul gedrückt.

Ja, hör ich noch. Lebt ja auch schon lange nit mehr. Geile Solos. War der einzige Bimbo, der richtig Gitarre spielen konnte. Geht halt immer noch gut ab. Nee, der Sersch lebt auch nit mehr. Keine Ahnung. Irgendwas mit Muskeln oder so. Zwei Jahre, nachdem wir rübergekommen sind. Na denne, muss mal los. Springt auf den ersten Tritt an. Dekompression ziehen, Auspuff frisch ausgebrannt, Chromputz, läuft. Den Blinker hat mir mein Bruder dann noch drangebaut.

Wegen dem Namen? Na ja, ihr hattet doch alle die Pistolen mit Zündplättchen! Und der Stone hatte den schwarzen Revolver mit Zwölferringen. Den hab ich mir mal ganz genau angesehen, und der Stone sollte abdrücken. Paff! Kamen lauter Feuerfunken raus. Hab’ ich Feuerfunken gesagt. Seitdem heiß’ ich Feuerfunken. Ja, der Stone wohnt noch oben. Aber den Feuermeldern nebenan geh ich immer noch aus dem Weg. Haben doch früher im Kirchenkeller wieder alles kurz und klein geschlagen. Ich brauch das nicht. Schöne Röhre, Zigarette, die Mofa, bisschen Musik, das reicht. Ich hab die Boxen schon sein zehn Jahren. Immer voll laut. Direkt neben dem Sofa den linken Kanal und am Fenster rechts den weiter weg. Verstärker immer voll aufgerissen, und Balance ganz nach rechts. Nie in Arsch gegangen. Ja, die Glotze von meiner Oma. Aber kommt ja nie was Gescheites. Jetzt war ich mal in ’nem Film ab achtzehn. Das erste Mal. Ich sach dir, Alter, so richtig volles Rohr, mit Gurke und allem und so. Frau solo. Nee, allein, wie das denn! Mit’m Funny. Hat’s mir bezahlt. Die hätten mich ja gar nich reingelassen.

Wenn die Mutter mal nicht mehr ist? Mein Bruder hat doch den Elektroladen, der wohnt dann oben. Ich bleib im Keller. Ist besser. Und er muss nich so weit in’n Laden fahren. Bei dem? Nee, war mir zu schwer, immer so früh raus und so. Was? Na ja, die war doch dann mit dem Jochen zusammen. Keine Ahnung, wo die jetzt wohnt.

Sag’ mal, ihr geht doch immer noch im Bürgerhaus in die Disco, oder? Ihr habt da doch alle  ’ne Freundin. Sag’ mal, kannste mir nich auch mal so ’ne Freundin besorgen? Kannste mir ja nächstes Mal bescheid sagen. Ich mein’, ich hab ja auch ’ne Mofa und alles. OK. Bis denne.


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Christof Lais Sperl
Geschlecht:männlichKlammeraffe

Alter: 62
Beiträge: 944
Wohnort: Hangover
Der silberne Roboter


Beitrag06.12.2015 12:32
Solo
von Christof Lais Sperl
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Solo
Ich bin doch der Feuerfunken! Der mit der orangen Mofa. Mit dem Anhänger und dem Kasten drauf. Steht da drüben.

Ich hol’ alles mit dem Anhänger. Für die Mutter bring ich auch immer den ganzen Kram mit. Alle zwei Tage. So lange reicht mir ein Kasten. Und das Essen für die Mutter. Sonst fahr ich immer nur so rum mit der orangen Solo. Zieht immer noch gut ab, das Teil. Zweigangautomatik. Läuft gute einunddreißig. Und kannste mit Gasgeben so schalten, dass sich’s wie  ein echtes Handgetriebe anhört.

Ein Moped wäre schön gewesen. Führerschein hab’ ich aber nicht gepackt. Theorie und so. Zigarette? Aufgehört? Würd’ mir nie in den Sinn  kommen! So ’ne schöne Zigarette! Warum sollte man aufhören. Sonst gibt’s doch nix. Mal mit der Mofa fahren? Die kannste garnit halten, vor allem mit dem Kasten hinten drauf. Muss man wie mit Langholz um die Ecke rum. Die zieht auch mit dem Anhänger und dem Kasten voll ab. Das nervt die Bullerei. Ist nämlich alles wie ab Werk. Die ham mich schon paarma angehalten. Aber nix gefunden. Den Anhänger lass ich immer dran. Fährt sich dann schön schwer fast wie’n Auto. Ja, Reifenfarbe, sieht immer aus wie neu.

Weißte noch, mit Ralle und den anderen früher? Und kennste noch den Milka? Ja, ja, nach Berlin, wegen Bund und so. Aber mich kennste  nit mehr? Ich hatte doch immer die Mofa! Ja, war immer geil im Kirchenkeller. Das Fröschchen? Nee, hat sich totgesoffen. Man soll’s halt nit übertreiben. War ein schon ’ne komisches Tusse. Hat jedem gleich eklig so fett ihre Zunge ins Maul gedrückt. Nee, mir nit.

Ja, hör ich noch. Auch schon lange tot. Geile Solos. War der einzige Bimbo, der richtig Gitarre spielen konnte. Geht halt immer noch gut ab. Nee, der Sersch lebt auch nit mehr. Keine Ahnung. Irgendwas mit Muskeln oder so. Zwei Jahre, nachdem wir von drüben rübergekommen sind. Na denne, muss mal los. Springt auf den ersten Tritt an. Dekompression ziehen, Auspuff frisch ausgebrannt, Chromputz, läuft. Den Blinker hat mir mein Bruder dann noch drangebaut.

Wegen dem Namen? Na ja, ihr hattet doch alle die Pistolen mit Zündplättchen! Und der Stone hatte den schwarzen Revolver mit Zwölferringen. Den hab ich mir mal ganz genau angesehen, und der Stone sollte abdrücken. Paff! Kamen lauter Feuerfunken raus. Hab’ ich „Feuerfunken, ey“ gesagt. Alle haben sich über mich beölt. Seitdem heiß’ ich nur noch Feuerfunken. Ja, der Stone wohnt noch oben. Aber den Feuermeldern nebenan geh ich immer noch aus dem Weg. Haben doch früher im Kirchenkeller wieder alles kurz und klein geschlagen. Ich brauch das nicht. Schöne Röhre, Zigarette, die Mofa, bisschen Musik, das reicht. Ich hab die Boxen schon sein zehn Jahren. Immer voll laut. Direkt neben dem Sofa linken Kanal und am Fenster rechts den weiter weg. Verstärker immer voll aufgerissen, und Balance ganz nach rechts. Nie in Arsch gegangen. Ja, die Glotze von meiner Oma noch. Aber kommt ja nie was Gescheites. Jetzt war ich mal in ’nem Film ab achtzehn. Das erste Mal. Ich sach dir, Alter, so richtig volles Rohr, mit Gurke und allem und so. Frau solo. Nee, allein, wie das denn! Mit’m Funny. Hat’s mir bezahlt. Die hätten mich mit dem Gesicht ja gar nit reingelassen und ich hab ja auch kaum Geld. Bier- und tabakmäßig geht’s grad noch so.

Arbeit? Nee. Ich krieg ’nen Job nit auf die Reihe. So mit Chef und Chefin und jeden Tag so früh raus und so. Bring ich nit.


Wenn die Mutter mal nicht mehr ist? Mein Bruder hat doch den Elektroladen, der zieht dann oben rein. Ich bleib im Keller. Ist besser. Ich war immer im Keller. Und er muss nich so weit in’n Laden fahren.

Bei dem? Nee, war mir zu schwer. Was? Na ja, die war doch dann mit dem Jochen zusammen. Keine Ahnung, wo die jetzt wohnt.

Sag’ mal, ihr geht doch immer noch im Bürgerhaus in die Disco, oder? Ihr habt da doch alle  ’ne Freundin. Sag’ mal, kannste mir nich auch mal so eine besorgen? Kannste mir ja nächstes Mal bescheid sagen. Ich mein’, ich hab ja auch ’ne Mofa und alles, kannste ihr sagen. Zieht voll ab, das Teil.


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