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Es "macht" Sinn?

 
 
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jim-knopf
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Beitrag06.01.2012 13:28

von jim-knopf
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Zitat:
Lb. Franziska,

es gibt nichts, das Sinn "macht", haben aber tut manches einen solchen, wiewohl dieser bei Weitem meistens wiederum eine leere Menge ist, weil selbiger sich bei näherer Betrachtung hernach doch als heiße Luft entpuppt.

LG W.


"sinn machen" ist längst gutes und korrektes deutsch. man kann sich sprachveränderungen nicht entziehen, auch wenn es eine menge leute gibt, die das (insbesondere mit wirren anti-denglisch-kampagnen) immer noch versuchen. das wort kampagne kommt aus dem französischen. stört auch niemanden mehr. eine sprache kann sich nicht verschlechtern. sie verändert sich nur. und das ist unausweichlich.

gruß
roman


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TET
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Beitrag06.01.2012 20:54

von TET
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Sprache ist Freeware. Das heißt jeder darf sie benutzen. Aber sie ist nicht Open Source! Das heißt, man darf sie nicht nach Belieben verändern


P.S. Denkt euch diesen Beitrag zurück unter den letzten Beitrag von Jim-Knopf smile wurde ausversehen verschoben.


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Ich muß in meinem Leben schon blödsinnigeres getan haben, weiß aber leider nicht, wann.
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bananenfisch
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B
Beitrag06.01.2012 22:01

von bananenfisch
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Hallo Roman,

Zitat:
"sinn machen" ist längst gutes und korrektes deutsch.


Einen Sinn kann man nicht "herstellen", der ergibt sich; er kann festgestellt werden, aber nicht produziert. "Sinn machen" (it makes sense) kommt aus dem american-english, was jetzt aber nicht bedeutet, dass es dort (im englischsprachigen Raum) "richtiger" ist (philosophisch betrachtet). Eine sprachliche Vereinfachung von "Das ist sinnvoll" "Dies beinhaltet Sinn". Ein anderes Beispiel ist "Geld machen" (make money); das ist eine Vereinfachung von "Geld verdienen" "Geld vermehren" - damit ist NICHT "Geld herstellen" gemeint (im Sinne von Geld drucken oder Münzen prägen). Ich halte diesen Ausdruck für wenig präzise, man sollte auf solche Wendungen verzichten.

beste Grüßle
Bananenfisch
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Gast







Beitrag06.01.2012 22:15

von Gast
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Sic!  Very Happy
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jim-knopf
Geschlecht:männlichDichter und Trinker

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Beitrag06.01.2012 22:39

von jim-knopf
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bananenfisch hat Folgendes geschrieben:
Hallo Roman,

Zitat:
"sinn machen" ist längst gutes und korrektes deutsch.


Einen Sinn kann man nicht "herstellen", der ergibt sich; er kann festgestellt werden, aber nicht produziert. "Sinn machen" (it makes sense) kommt aus dem american-english, was jetzt aber nicht bedeutet, dass es dort (im englischsprachigen Raum) "richtiger" ist (philosophisch betrachtet). Eine sprachliche Vereinfachung von "Das ist sinnvoll" "Dies beinhaltet Sinn". Ein anderes Beispiel ist "Geld machen" (make money); das ist eine Vereinfachung von "Geld verdienen" "Geld vermehren" - damit ist NICHT "Geld herstellen" gemeint (im Sinne von Geld drucken oder Münzen prägen). Ich halte diesen Ausdruck für wenig präzise, man sollte auf solche Wendungen verzichten.

beste Grüßle
Bananenfisch


wenn 8 von 10 leuten "es macht sinn" als richtig betrachten, dann ist es auch richtiges deutsch, ganz unabhängig ob ein ausdruck "philosophisch betrachtet richtig" ist. wenn es danach ginge, dann müsste ich auf eine ganze menge formulierungen verzichten. und wenn "es macht sinn" eine feststehende aussage besitzt, dann ist diese auch nicht unpräzise. ganz im gegenteil.


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bananenfisch
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Beitrag06.01.2012 23:58

von bananenfisch
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Hallo Roman,

"8 von 10" ist leider kein Argument; es ist Denk-Faulheit.

beste Grüße
Bananenfisch
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firstoffertio
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Beitrag07.01.2012 00:20

von firstoffertio
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bananenfisch hat Folgendes geschrieben:
Hallo Roman,

Zitat:
"sinn machen" ist längst gutes und korrektes deutsch.


Einen Sinn kann man nicht "herstellen", der ergibt sich; er kann festgestellt werden, aber nicht produziert. "Sinn machen" (it makes sense) kommt aus dem american-english, was jetzt aber nicht bedeutet, dass es dort (im englischsprachigen Raum) "richtiger" ist (philosophisch betrachtet). Eine sprachliche Vereinfachung von "Das ist sinnvoll" "Dies beinhaltet Sinn". Ein anderes Beispiel ist "Geld machen" (make money); das ist eine Vereinfachung von "Geld verdienen" "Geld vermehren" - damit ist NICHT "Geld herstellen" gemeint (im Sinne von Geld drucken oder Münzen prägen). Ich halte diesen Ausdruck für wenig präzise, man sollte auf solche Wendungen verzichten.

beste Grüßle
Bananenfisch


Wie macht man denn nun Urlaub oder Ferien? Oder einen Besuch? Die stellt man ja auch nicht her, oder?

Wenn etwas Sorgen oder Spass macht: Was wird da hergestellt? Dies scheint mir analog zu "Sinn machen" zu sein, und letzteres genauso akzeptabel.

Fast besser, denn man kann hinzusetzen, wem oder für wen etwas Sorgen/Spass/Sinn macht. Während "etwas hat Sinn" so absolut und objektiv erscheint.
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bananenfisch
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Beitrag07.01.2012 02:19

von bananenfisch
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Hallo zusammen,

Zitat:
Wie macht man denn nun Urlaub oder Ferien? Oder einen Besuch? Die stellt man ja auch nicht her, oder?


Hm, ich finde, man kann das mit "Sinn" nicht vergleichen, mal ein paar Beispielsätze:

Ich mache einen Besuch
Ich mache Urlaub
Ich mache Sinn
Ich mache einen Sinn

Zitat:
Wenn etwas Sorgen oder Spass macht: Was wird da hergestellt? Dies scheint mir analog zu "Sinn machen" zu sein, und letzteres genauso akzeptabel.


Ich befürchte, das ist auch nicht vergleichbar, weil in diesen Fällen verkürzt wird - es ist rückbezüglich:

Etwas macht (mir!) Sorgen
Etwas macht (mir!) Spass
Etwas macht (mir?) Sinn


Zitat:
Fast besser, denn man kann hinzusetzen, wem oder für wen etwas Sorgen/Spass/Sinn macht. Während "etwas hat Sinn" so absolut und objektiv erscheint.


Etwas mach (mir) Sinn, ist aber (meiner Ansicht nach) etwas verunglücktes Deutsch, und sollte ja wohl so lauten: Es erscheint mir sinnvoll, Es ist sinnvoll, Es hat Sinn, es ist sinnhaft (veraltet). Man könnte ja mal nachforschen, woher denn das amerikanisch-englische "make(s) sense" herkommt. Das dürfte ja auch nicht soo alt sein, oder gabs das schon bei Shakespeare? :-))

beste Grüße
Bananenfisch
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jim-knopf
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Beitrag07.01.2012 06:16

von jim-knopf
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bananenfisch hat Folgendes geschrieben:
Hallo Roman,

"8 von 10" ist leider kein Argument; es ist Denk-Faulheit.

beste Grüße
Bananenfisch


es ist aber auch kein argument, dass eine formulierung nicht richtig sein kann, weil sie nicht in irgendein philosophisches konzept passt. sprache interessiert sich nicht dafür, ob sie sich erklären lässt oder nicht. eine formulierung hat eine bedeutung oder nicht. es ist nicht sinnvoll, einer feststehenden aussage aufgrund irgendwelcher theoretischen kriterien ihre richtigkeit abzusprechen. solange sie im allgemeinen sprachgut verwendet wird ist sie auch richtig. es ist also vollkommen egal, ob "es macht sinn" oder "es ergibt sinn" logischer ist. im englischen heißt es auch "makes sence" und nicht "result in sence" oder so. auch wenn das zweite vielleicht logischer erscheint als das erste, ist er trotzdem falsch. ganz einfach, weil "makes sence" ein feststehender ausdruck ist. das einzige argument für die richtigkeit einer formulierung in einer sprache ist nunmal die verwendung dieser formulierung durch die sprecher. wird die formulierung von einer gewissen anzahl sprecher verwendet, dann ist sie auch richtig.


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sleepless_lives
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Beitrag07.01.2012 07:42

von sleepless_lives
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Zum "Sinn machen" vergleiche auch hier und die Argumentation in den fünf früheren, hier verlinkten Teilen des Sprachblogs.

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bananenfisch
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Beitrag07.01.2012 13:49

von bananenfisch
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Hallo Roman,

Zitat:
es ist aber auch kein argument, dass eine formulierung nicht richtig sein kann, weil sie nicht in irgendein philosophisches konzept passt.


Äh, doch, eben genau dies wäre ein Argument (gewesen). Ich habe nicht geschrieben, warum es (aus philosophischer Sicht) ein unrichtiger Gebrauch von "Sinn" ist. Dazu hätte wir in die Tiefe gehen müssen.

Zitat:
sprache interessiert sich nicht dafür, ob sie sich erklären lässt oder nicht.


"Sprache" MACHT sowieso gar nichts von selbst. Diejenigen, die sich auf eine Sprache einigen (per Konvention), bestimmen, ob etwas angemessen oder nicht angemessen verwendet wird. Ich habe den unten aufgeführten Link verfolgt, und muss sagen, dass da Belege aus dem Hut gezogen werden, die etwas hanebüchen sind (z.B. "es macht Sinn" in einer Korrespondenz von Lessing). Das ist so, als wolle man in einem Gedicht aus dem 16ten Jahrhundert die Wendung "Es wollt ein meydlin wasser holn / über einem kühlen brunne"als Beleg für korrektes und gutes Deutsch hernehmen?

beste Grüße
Bananenfisch
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jim-knopf
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Beitrag07.01.2012 19:04

von jim-knopf
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Zitat:
"Sprache" MACHT sowieso gar nichts von selbst. Diejenigen, die sich auf eine Sprache einigen (per Konvention), bestimmen, ob etwas angemessen oder nicht angemessen verwendet wird.


was meinst du mit konvention? gesamtgesellschaftlich? das ist doch genau das, was ich sage. eine sprache difiniert sich dadurch, wie sie gesprochen wird. der duden muss sich nach der aktuell gesprochenen sprache richten und nicht die sprache nach dem duden. die sprache MACHT dabei eine entwicklung durch. natürlich geht diese entwicklung nicht von ihr selbst aus, aber das ist doch nichts, worüber wir diskutieren müssen? die sprecher einer sprache entscheiden im kollektiv und unbewußt über den fortgang und die veränderung ihrer sprache. so funktioniert sprachwandel. und es macht überhaupt keinen sinn dabei irgendwelche formulierungen nach philosophischen oder logischen oder anderen kriterien zu bewerten. wenn du es trotzdem so vorbringst, dann mag das zwar ein argument sein, in meinen augen aber - aus schon genannten gründen - ein sehr schwaches,

gruß
roman


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sleepless_lives
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Beitrag08.01.2012 02:24

von sleepless_lives
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jim-knopf hat Folgendes geschrieben:
die sprecher einer sprache entscheiden im kollektiv und unbewußt über den fortgang und die veränderung ihrer sprache. so funktioniert sprachwandel. und es macht überhaupt keinen sinn dabei irgendwelche formulierungen nach philosophischen oder logischen oder anderen kriterien zu bewerten.

Sehr richtig! Wenn dann das Gegenteil, dass die (Sprach-)Philosophie durch die Analyse der existierenden Sprachen zu neuen Erkenntnissen kommen will.


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bananenfisch
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Beitrag08.01.2012 03:03

von bananenfisch
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Hallo zusammen,

sleepless_lives hat Folgendes geschrieben:
jim-knopf hat Folgendes geschrieben:
die sprecher einer sprache entscheiden im kollektiv und unbewußt über den fortgang und die veränderung ihrer sprache. so funktioniert sprachwandel. und es macht überhaupt keinen sinn dabei irgendwelche formulierungen nach philosophischen oder logischen oder anderen kriterien zu bewerten.

Sehr richtig! Wenn dann das Gegenteil, dass die (Sprach-)Philosophie durch die Analyse der existierenden Sprachen zu neuen Erkenntnissen kommen will.


Ist mir alles zu schwammig dahergesprochen: Ein "Kollektiv", "unbewusst". Sprache, auch Neologismen werden schon auch gezielt und bewusst eingesetzt. Wir wissen doch alle, dass wir z.B. in der Schule - also da wo Sprache und Sprachgebraucht trainiert wird - schlechte Noten für unangemessenen Sprachgebrauch bekommen. Das ist schon mal eine Instanz, die uns vor Invasion beliebiger Sprachverunglimpung "beschützt". Dann gibt es auf dem Publizistischen Sektor Lektoren usw. Ein kleines Beispiel: Nur weil die Werbesprache solche Wendungen wie "Nur hier bekommen sie die aktuellsten Verkehrsmeldungen" erzeugt, und man das natürlich oft zu hören bekommt, wird es nicht "richtiger" (also die Steigerungsform nicht steigerbarer Begriffe wie "aktuell"). Die sprachkritische oder -orientierte Philosophie analysiert das natürlich, klar, aber ich denke mir, sie sieht darin eher den Untergang der abendländischen Kultur *g* - um es mal überspitzt zu formulieren.

beste Grüße
Bananenfisch
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jim-knopf
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Beitrag08.01.2012 13:37

von jim-knopf
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Zitat:
Ein kleines Beispiel: Nur weil die Werbesprache solche Wendungen wie "Nur hier bekommen sie die aktuellsten Verkehrsmeldungen" erzeugt, und man das natürlich oft zu hören bekommt, wird es nicht "richtiger" (also die Steigerungsform nicht steigerbarer Begriffe wie "aktuell"). Die sprachkritische oder -orientierte Philosophie analysiert das natürlich, klar, aber ich denke mir, sie sieht darin eher den Untergang der abendländischen Kultur *g* - um es mal überspitzt zu formulieren.


ich denke, einen sprachverfall gibt es per se nicht. nur sprachveränderungen. sicher, eine sprache kann sich in manchen formen vereinfachen. jeder kennt heute das buch "der dativ ist dem genitiv sein tod". eine vereinfachung wäre dann beispielsweise, dass der genitiv aus dem deutschen sprachgebrauch mehr und mehr verschwindet. das ist aber nicht der untergang des abendlandes, sondern nur eine veränderung der sprache, die es in abertausend varianten in abertausend jahren vorher schon gegeben hat. an anderer stelle wird die sprache wieder komplexer. es gibt dabei keine positiven und negativen veränderungen der sprache. viel mehr im gegenteil: ich glaube, dass gerade diese sprachwandelskepsis ein viel größerer problem darstellt. sie bedeutet nämlich stillstand. um mal ein blödes beispiel heranzuführen: warum wurde helene hegemann (vor der guten alten plagiatsaffäre) von vielen so in den himmel gejubelt? weil sie sich einer neuen, authentischen sprache bedient hat, die als die sprache der jugend von heute gesehen wurde oder wird. weil sie sich über sprachliche konventionen hinweggesetzt hat. und sie ist dabei nicht nur ein einzelnes beispiel, sondern - auch ich überspitze das jetzt mal - der regelfall. und das läuft auch nicht erst seit gestern so, sondern seit jahrhunderten. würden sich die sprachwandelskeptiker der heutigen zeit radikal durchsetzen, wäre das ein schwerer schlag für die literatur und für die kultur im ganzen. weil sie für den stillstand plädieren. und - so blöd das jetzt klingt - stillstand tod ist. mein wort zum sonntag.

gruß
roman


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jim-knopf
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Beitrag08.01.2012 13:55

von jim-knopf
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aus mangel an alternativen threads habe ich die disskussion mal hierherverschoben. hoffe, hier passt sie einigermaßen herein.

gruß
roman


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Fao
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Beitrag08.01.2012 14:20

von Fao
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Ich stimme Roman zu. Sprache ist nichts, was von einer höheren Macht vorgegeben ist und für die irgendwo ein Buch existiert, in welches in goldenen Lettern die Regeln aufgeschrieben wären.
Sprache wird durch diejenigen bestimmt und verändern, die sie benutzen.
Das heißt durchaus nicht, dass man alles mit machen muss.

"Das macht Sinn", ist für mich persönlich zu einem ganz normaler Ausdruck geworden, den ich hin und wieder benutze. "Machen" steht in dem Fall für "ergeben", und bekommt so eine weitere Bedeutung zum reinen und handwerklich anmutenden "produzieren".

Wir hatten schon mal einen Thread über Sprachwandel oder dem scheinbaren Verfall der Sprache.
Man findet in der Literatur unzählige Beschwerden über die Verschlechterung der deutschen Sprache, beinah zu jeder Epoche, auch zu Goethes Zeiten wurde schon gemeckert.

Erst Gestern "fragten" die Protagonisten, und die meisten Leser würden wohl erstmal seltsam gucken, würde ich in meiner Geschichte "frug" schreiben.
Genauso wird es auch dem Backen und anderen Verben ergehen.

Als Anmerkung: Niemand muss sich alles gefallen lassen. Wenn er meint, jenes sei Unsinn, kann er sich dagegen stellen (es versuchen), allerdings halte ich die Meinung, Sprache(nverwendung) mit Intelligenz gleichzusetzen (wie es doch irgendwie auf seine Art und Weise Bastian Sick etwa tut) für falsch.

Gruß,
Fao


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Harald
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Beitrag08.01.2012 14:22

von Harald
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Noch etwas zum "Sinn machen" >>

http://www.keinekuhhaut.de/2010/01/20/das-macht-sinn/

dort >>

http://www.mediensprache.net/de/basix/reports/eisenberg_2007-12-12.aspx

Auszug:

Das Todesurteil über die Sprache als einem lebendigen Phänomen wird endgültig gefällt, sobald seitens unermüdlicher Sprachpuristen die Etymologie ins Feld geführt wird. So führt der eingangs erwähnte Publizist gegen den (vermeintlichen) Anglizismus "es macht keinen Sinn" ins Feld, das Verb "machen" könne nur mit Konkreta gebraucht werden, da es von einer germanischen Wurzel mit der Bedeutung "kneten" abstamme, und Sinn könne man nicht kneten. Allerdings sei, so Eisenberg, die Verwendung von "machen" mit Abstrakta bereits im Wörterbuch von Grimm belegt, so z.B. "das macht Freude". Ob es sich bei "es macht keinen Sinn" tatsächlich eine aus dem Englischen übernommene Lehnprägung handele, bleibe so lange eine unbeweisbare Behauptung wie das „Deutsche Textarchiv" als elektronisch erfasstes Nationalkorpus für das Deutsche (rückläufig vom 20. bis ins 16. Jahrhundert) noch nicht fertig gestellt sei, welches Aufschluss über Erstbelege liefern könne

***

Nun ja, was macht jetzt Sinn?

 Shocked


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Mr. Curiosity
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Der goldene Käfig


Beitrag08.01.2012 14:42

von Mr. Curiosity
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Ist vllt. Off-Topic, aber ich will mal auf den Vorwurf eingehen, das Deutsche sei am Degenerieren. Dabei plauder ich mal was über Gentiv und Kasus:

Das Englische kennt z.B. keinen richtigen Genitiv, sondern nur Possessivmarker. Würde man es deshalb als minderwertige Sprache empfinden? Wohl kaum.
Tatsächlich erhalten sich nur die Sprachen auf Dauer, die ein klar erwerbbares System haben. Beispiel ist die Kasusrektion.
Es gibt strukturelle und lexikalische Kasus. Die strukturellen Kasus sind der direkte Objektsakkusativ, der Subjekts-Nominativ und der indirekte Objektsdativ. Sie ergeben sich von selbst aus der Satzstruktur, weil sie sich nach dem finiten Verb richten (der Akkusativ und Dativ nicht direkt, aber das würde hier zu weit führen). Insofern hat das Deutsche eine Systematisierung. Daneben gibt es auch die lexikalischen Kasus, welche verbspezifisch aus dem mentalen Lexikon rausgesucht werden müssen. Beispiel: "Ich gedenke seiner."
Allerdings sind diese lexikalischen Kasus in ihrer Anzahl weit geringer und werden daher einfach problemlos im Laufe der Zeit miterworben.
Ein Grund, warum das Englische sich so erfolgreich verbreitet hat, liegt sprachwissenschaftlich auch darin, dass es keine lexikalischen, sondern nur strukturelle Kasus besitzt und man sich somit nicht mühevoll nebenbei noch ein mentales Lexikon anschaffen muss.
Andere Sprachen wie z.B. das Altgriechische hatten teils ein solch wirres Kasussystem, dass die Ordnung fehlte. Solche Sprachen schafften sich auf Dauer ab.
Der Genitiv ist ein Wischi-Waschi-Kasus, wenn man ihn genauer betrachtet. Da gibt es z.B. Unregelmäßigkeiten bei Genitiven, die durch Satzstrukturänderungen bei Substantivierung der Verben entstehen.
Mal kann man sie als gentivus objektivus verwenden.
Beispiel: ,,Ich begrüße meinen Freund" ----> ,,Das Begrüßen meines Freundes." (nur von der Nominalisierung ausgehend, kann auch der Freund begrüßen)
Mal kann man ihn nicht als objektivus verwenden.
Das lässt sich nur z.T. mit der Trennung "struktureller vs. lexikalischer Kasus" erklären.
Mal kann man den Genitiv nachstellen, mal nicht, mal kann man etwas zwischen ihn und sein Bezugswort schieben, mal nicht. Da fehlt es schlichtweg an klaren Regeln. Deshalb werden solche Elemente auf Dauer aus dem Sprachgebrauch getilgt. Ersatzkonstruktionen mit Präpositionen sind eindeutiger geregelt, was Kasus und Position angeht. Deshalb werden sie bevorzugt.
Zu Vereinfachungen zählen neben der Grammatik, auch solche in der Semantik. So werden Wortbedeutungen wie die von "machen" der Einfachkeit wegen ausgeweitet, um die Sprache kompakter zu gestalten.
So einfach ist das. Ich versteh deshalb diejenigen nicht, die Sprachverfall beklagen. Was die Mehrheit in einer Sprache für richtig befindet, ist auch richtig. Was auch sonst? Es gibt ja keinen großen Boss, der uns vorschreibt, wie wir reden sollen wink
So viel von mir ...


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"Wenn du Schriftsteller sein willst, dann sag, dass du der Beste bist ...
Aber nicht, solange es mich gibt, kapiert?! Es sei denn, du willst das draußen austragen."

(Ernest Hemingway in "Midnight in Paris")
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Harald
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Alter: 76
Beiträge: 5104
Wohnort: Schlüchtern


Beitrag08.01.2012 14:52

von Harald
Antworten mit Zitat

Mr. Curiosity hat Folgendes geschrieben:
So viel von mir ...


 Daumen hoch


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anuphti
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Beiträge: 4320
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DSFo-Sponsor Pokapro 2015


Beitrag08.01.2012 15:01

von anuphti
Antworten mit Zitat

hrmmpf

(allgemein gültige dsfo Grußformel seit der 7200 Sekunden Diskussion)

Ich oute mich jetzt mal ...

Ich verwende definitiv auch "es macht Sinn", obwohl ich ein Sprachfetischist bin.

Und ich danke den diversen Autoren für die vielen links zu Sprachblogs und weiteren Quellen, die ich mit größtem Vergnügen gelesen habe smile extra

Es gibt gerade in Österreich viele Eigenheiten im Gebrauch der deutschen Sprache, über die ich aber zum Teil auch nur noch stolpere, wenn sie meinem Freund beim Lesen der Presse ins Auge springen (die Presse ist die "Qualitätszeitung" im österreichischen Blätterwald).

Was mich wahnsinnig macht, ist die Steigerung von Superlativen im Deutschen ...
Maximalst, minimalst und am schlimmsten ... taDAAAA extremst ...

Da bekomme ich tatsächlich noch Krämpfe.

Macht Sinn, oder?

lol


_________________
Pronomen: sie/ihr

Learn from the mistakes of others. You don´t live long enough to make all of them yourself. (Eleanor Roosevelt)

You don´t have to fight to live as you wish; live as you wish and pay whatever price is required. (Richard Bach)
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seitenlinie
Geschlecht:männlichReißwolf


Beiträge: 1829

Pokapro 2015


Beitrag08.01.2012 18:10

von seitenlinie
Antworten mit Zitat

"Innewohnen" wird durch "haben" und nicht durch "machen" ersetzt, im Gegensatz zu "bereiten".

Auch wenn es bei Politikern und Promis sehr beliebt ist, bleibt "Sinn machen" schräges Deutsch.
Wir sagen auch nicht "Zweck machen" oder "Grund machen".
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