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Jocelyn Bernsteinzimmer
Alter: 59 Beiträge: 2251 Wohnort: Königstein im Taunus
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28.08.2011 19:46 Lokalredaktion von Jocelyn
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Lokalredaktion
Was sie darüber schreiben soll, will sie wissen. Warum andere sich nur verkleiden müssen und dafür Applaus bekommen, obwohl sie nichts anderes tun als Lachen, Winken und Bonbons schmeißen. Das sagt sie aber nicht.
Er verdreht die Augen. Dann beschreiben sie die Fotos, die sie gemacht haben. Wer dort lacht, warum er dieses Jahr dort war und wo er das letzte Jahr war. Etwas wird Ihnen doch einfallen. Letztes Jahr ist Ihnen auch etwas eingefallen.
Auf dem Umzug hat es beinahe wieder geregnet, sagt sie. Im Jahr davor hatte es sehr, sehr schlimm geregnet.
Ja, sehen Sie! Dann schreiben sie etwas über die dunklen Wolken am Himmel.
Sie schaut ihn an. Wie er das denn meine?
Wie ich es gesagt habe, erwidert er.
Ohne die Regenschirme konnte man den Umzug und die Kostüme besser sehen. Auch besser fotografieren. Nasser Samt. Stellen sie sich nur vor, sie müssten ein durchnässtes Samtkleid tragen! Das sagt sie aber nicht, aber sie fragt sich, ob er sich das als Mann überhaupt vorstellen kann.
Er macht eine Handbewegung, die Ungeduld ausdrückt. Eine Überschrift, wir fangen gegen die Regel mit der Überschrift an!
Kein nasser Samt.
Das ist doch keine Überschrift! Ich bitte Sie!
Trockenes Burgfest.
Er stöhnt auf. Das Burgfest hat keine Windeln. Und es wird viel getrunken! Wir sind doch nicht bei den Alkoholikern.
Rauschendes Burgfest. Ach so, geht ja nicht, Tschuldigung. Sie überlegt, holt tief Luft, überlegt wieder. Es tut mir leid. Mir fällt nichts ein.
Ihnen muss etwas einfallen! Und wenn es ein Gedicht ist! Der Artikel landet morgen in den Briefkästen der Bürgerinnen und Bürger.
Sie bemerkt seine Burgfestbegeisterung und lächelt.
Die Brezeln auf den Rädern riesig,
die Wolken tief am Himmel diesig.
Die Menschen klatschen, sehen wie sich
ihr Fräulein zeigt. Sie lächelt lieblich.
Hübsch, murmelt er und nickt anerkennend. Jedenfalls hat sie hübscher gelächelt als die vom letzten Jahr. Wir werden ein Foto bringen. Haben Sie wenigstens ein gelungenes Porträt?
Ja, natürlich, hab ich, sagt sie. Und bemerkt, wie einfach es doch wieder ist.
Weitere Werke von Jocelyn:
_________________ If you dig it, do it. If you really dig it, do it twice.
(Jim Croce)
Die beständigen Dinge vergeuden sich nicht, sie brauchen nichts als eine einzige, ewig gleiche Beziehung zur Welt.
(Aus: Atemschaukel von Herta Müller, Carl Hanser Verlag, München 2009, Seite 198)
"Si Dieu n'existait pas, il faudrait l'inventer."
(Voltaire) |
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OceanChild Eselsohr
Alter: 36 Beiträge: 272 Wohnort: Köln
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29.08.2011 12:22
von OceanChild
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Hall liebe Jocelyn
Bei dem Text sind mit viele Fragezeichen gekommen, die größte ist: Was möchte der Text mir sagen?
Zudem finde ich die Form eher verwirrend. Man kann Gedanken und Gesagtes schwer bis gar nicht auseinander halten. Und ich frage mich, warum du die Form so gewählt hast. Anstatt alles in indirekter Rede zu schreiben, was man schwer einen ganzen Text durchhalten kann - Lesen und Schreiben - wäre es (für mich) leserlicher und einfacher gewesen, wenn du einen Dialog daraus gemacht hättest.
Dies ist meine Meinung und andere können das ganz anders sehen.
Liebe Grüße
Karin
_________________ Kleine Meise, großes Herz. |
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Gast
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29.08.2011 13:25
von Gast
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Hallo Jocelyn,
auch für mich ist der Text schwer zu lesen. Etwa hier:
Dann beschreiben sie die Fotos, die sie gemacht haben.
Das habe ich erst als normalen Aussagesatz gelesen, inzwischen glaube ich aber, es ist Teil der Aufforderung?! (Aber müssten dann die beiden "sie" nicht "Sie" sein?)
Insgesamt aber ein netter Text, auch aufgrund seiner zarten prosimetrischen Anklänge.
Gruß,
Soleatus
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Jocelyn Bernsteinzimmer
Alter: 59 Beiträge: 2251 Wohnort: Königstein im Taunus
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29.08.2011 14:49
von Jocelyn
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soleatus hat Folgendes geschrieben: |
Dann beschreiben sie die Fotos, die sie gemacht haben.
Das habe ich erst als normalen Aussagesatz gelesen, inzwischen glaube ich aber, es ist Teil der Aufforderung?! (Aber müssten dann die beiden "sie" nicht "Sie" sein?)
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O, stimmt, die Sies müssten großgeschrieben werden. Danke für den Hinweis.
Ja, ich danke euch beiden, werde über eine Überarbeitung zur besseren Verständlichkeit nachdenken. War auch eine Art Experiment für mich, so zerpflückt zu schreiben.
_________________ If you dig it, do it. If you really dig it, do it twice.
(Jim Croce)
Die beständigen Dinge vergeuden sich nicht, sie brauchen nichts als eine einzige, ewig gleiche Beziehung zur Welt.
(Aus: Atemschaukel von Herta Müller, Carl Hanser Verlag, München 2009, Seite 198)
"Si Dieu n'existait pas, il faudrait l'inventer."
(Voltaire) |
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Beka Exposéadler
Beiträge: 2374
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29.08.2011 16:06 Re: Lokalredaktion von Beka
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Jocelyn hat Folgendes geschrieben: |
Und es wird viel getrunken! Wir sind doch nicht bei den Alkoholikern.
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OT:
Das Burgfest jetzt am Wochenende?
Habe mir auf der Nachbarburg die Füße abgefroren, aber getrunken wurde mehr als letztes Jahr, zumindest bei uns.
Grüße
Beka
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Ilona Klammeraffe
I
Beiträge: 558 Wohnort: irgendwo in Hessen
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Jocelyn Bernsteinzimmer
Alter: 59 Beiträge: 2251 Wohnort: Königstein im Taunus
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29.08.2011 18:25 Re: Lokalredaktion von Jocelyn
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Beka hat Folgendes geschrieben: | Jocelyn hat Folgendes geschrieben: |
Und es wird viel getrunken! Wir sind doch nicht bei den Alkoholikern.
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OT:
Das Burgfest jetzt am Wochenende?
Habe mir auf der Nachbarburg die Füße abgefroren, aber getrunken wurde mehr als letztes Jahr, zumindest bei uns.
Grüße
Beka |
Bestimmt war es da auch so schön.
_________________ If you dig it, do it. If you really dig it, do it twice.
(Jim Croce)
Die beständigen Dinge vergeuden sich nicht, sie brauchen nichts als eine einzige, ewig gleiche Beziehung zur Welt.
(Aus: Atemschaukel von Herta Müller, Carl Hanser Verlag, München 2009, Seite 198)
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Jocelyn Bernsteinzimmer
Alter: 59 Beiträge: 2251 Wohnort: Königstein im Taunus
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29.08.2011 18:27
von Jocelyn
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Ilona hat Folgendes geschrieben: | Eins Schwung Grammatik würde auch helfen
Direkte Rede in Anführungszeichen, indirekte Rede im Konjunktiv.
Falls der Verzicht auf künstlerischen Überlegungen beruht: Ich halte ihn für wenig geglückt, weil er nur für Verwirrung sorgt und die Textaussage nicht unterstützt.
Grüße
Ilona |
Mit dem Konjunktiv hast du Recht. Anführungszeichen wollte ich aber nicht setzen. Ich denke, das versteht man auch so. Es ist ja ein Kunstwerk, kein Geschichten, wie du ja schon erkannt hast.
Ich mach mich noch an eine Verbesserung ran.
_________________ If you dig it, do it. If you really dig it, do it twice.
(Jim Croce)
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Jocelyn Bernsteinzimmer
Alter: 59 Beiträge: 2251 Wohnort: Königstein im Taunus
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29.08.2011 18:36
von Jocelyn
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Lokalredaktion
Was sie darüber schreiben solle, will sie wissen. Warum andere sich nur verkleiden müssten und dafür Applaus bekämen, obwohl sie nichts anderes täten als lachen, winken und Bonbons schmeißen. Das sagt sie aber nicht.
Er verdreht die Augen. Dann beschreiben Sie die Fotos, die Sie gemacht haben. Wer dort lacht, warum er dieses Jahr dort war und wo er das letzte Jahr war. Etwas wird Ihnen doch einfallen. Letztes Jahr ist Ihnen auch etwas eingefallen.
Auf dem Umzug hat es beinahe wieder geregnet, sagt sie. Im Jahr davor hatte es sehr, sehr schlimm geregnet.
Ja, sehen Sie! Dann schreiben sie etwas über die dunklen Wolken am Himmel.
Sie schaut ihn an. Wie er das denn meine?
Wie ich es gesagt habe, erwidert er.
Ohne die Regenschirme konnte man den Umzug und die Kostüme besser sehen. Auch besser fotografieren. Nasser Samt. Stellen sie sich nur vor, sie müssten ein durchnässtes Samtkleid tragen! Das sagt sie aber nicht, aber sie fragt sich, ob er sich das als Mann überhaupt vorstellen könnte.
Er macht eine Handbewegung, die Ungeduld ausdrückt. Eine Überschrift, wir fangen gegen die Regel mit der Überschrift an!
Kein nasser Samt.
Das ist doch keine Überschrift! Ich bitte Sie!
Trockenes Burgfest.
Er stöhnt auf. Das Burgfest hat keine Windeln. Und es wird immer viel getrunken! Wir sind doch nicht bei den Alkoholikern.
Rauschendes Burgfest. Ach so, geht ja nicht, Tschuldigung. Sie überlegt, holt tief Luft, überlegt wieder. Es tut mir leid. Mir fällt nichts ein.
Ihnen muss etwas einfallen! Und wenn es ein Gedicht ist! Der Artikel landet morgen in den Briefkästen der Bürgerinnen und Bürger.
Sie spürt seine Burgfestbegeisterung und lächelt. Die Brezeln auf den Rädern riesig, die Wolken tief am Himmel diesig. Die Menschen klatschen, sehen, wie sich ihr Fräulein zeigt. Sie lächelt lieblich.
Hübsch, murmelt er und nickt anerkennend. Jedenfalls hat sie hübscher gelächelt als die vom letzten Jahr. Wir werden ein Foto bringen. Haben Sie wenigstens ein gelungenes Porträt?
Ja, natürlich, hab ich, sagt sie. Und bemerkt, wie einfach es doch wieder ist.
.
_________________ If you dig it, do it. If you really dig it, do it twice.
(Jim Croce)
Die beständigen Dinge vergeuden sich nicht, sie brauchen nichts als eine einzige, ewig gleiche Beziehung zur Welt.
(Aus: Atemschaukel von Herta Müller, Carl Hanser Verlag, München 2009, Seite 198)
"Si Dieu n'existait pas, il faudrait l'inventer."
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