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Rebekka


 
 
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Charlotte
Leseratte
C


Beiträge: 104



C
Beitrag20.05.2008 18:22
Rebekka
von Charlotte
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Dieses verdammte "Plop", es war der Tag als der Server ausfiel, war schon ein - sagen wir es klar - ein Mist, aber man kann ja noch was lernen. Hier eine Überarbeitung. Ich habe den Titel geändert, der alte passt nun wirklich nicht mehr.
Ob es was geworden ist, laß ich allein Euch entscheiden. Es ist wohl noch immer kein Thriller, aber bitte sagt, bewege ich mich darauf zu?



Er trat ein. Gelangweilt folgten ihm seine beiden Freunde. Unschlüssig blieb Joshua stehen und blickte sich um. Säulen, dunkler Marmor, kostspielige Ausstattung. Auf der linken Seite der Eingangshalle stand ein junges Paar und bewunderte ein überdimensional großes Gemälde. Scheußlicher Schinken. Joshua wandte sich ab. Zur rechten Hand fand er den Empfang. Ein mächtiger Tresen aus teilweise vergoldetem Marmor. Er ging hinüber.
Vorsichtig zog er den Umschlag aus der Tasche. „Ich...“
Ein kleiner, schmächtiger Mann schaute ihn fragend an.
„Ja?“
Joshua reichte ihm den Brief. „Anscheinend habe ich hier einen Termin, um...“, er sah auf seine Uhr, es war acht Minuten nach Zwei. Er grinste: „Ungefähr um Zwei.“
Der Angestellte rückte seine Brille zurecht und studierte aufmerksam das Schreiben. Prüfend betrachtete er den jungen Mann, als er auf einen Knopf seiner Gegensprechanlage drückte. Eine kleine Lampe blinkte auf dem Board. Er drückte einen zweiten Knopf und hielt ihn fest, während er sprach: „Er ist da, gerade angekommen. In Begleitung...“ er schaute kurz in Richtung Eingangstür, „von einer jungen Dame und einem zweiten Jungen.“
Ein quäkender Ton antwortete ihm. Während er noch lauschte, winkte er kurz zu einer halb verborgenen Sitzecke hinüber und wandte sich schließlich ab.
Nachdenklich ging Joshua zu seinen Freunden zurück. Wenn das mal kein Reinfall wird.
Er begann sich Sorgen zu machen. Noch hatte er keinen blassen Schimmer, was er hier eigentlich sollte, doch selbst der Portier schien ihn zu erwarten.
Gut, in dem Schreiben stand etwas von einer Testamentseröffnung, aber nicht Näheres, nichts, mit dem er etwas anfangen konnte.
Er schnippte mit den Fingern. Sehen wir erst einmal, was da noch kommen wird. Freya sah ihn fragend an. Er zuckte die Schultern, deutete hinüber zur Sitzgruppe und sie schlenderten darauf zu. Joshua ließ sich hineinfallen, breitete seine Arme aus. Lederbezogene Polster. Ein paar Zeitschriften lagen auf dem flachen Tisch. Freya schien es zu gefallen. Sie strich mit ihrer Hand über den feinen Bezug und lehnte sich zurück, fühlte sich offensichtlich wohl. Markus grinste nur, wie immer.

Joshua entdeckte einen Aschenbecher, kramte in seiner Tasche und wollte eine Zigarette finden, doch plötzlich stand eine  junge, elegante Frau vor ihm. Sie lächelte: „Du bist Joshua, nicht wahr?“
„Ja, ich...“ Er stand auf, langsam und verwundert. Sie war hübsch, hatte ein schlankes Gesicht. Neugierig musterte er ihre zierliche Gestalt. Er war bestimmt einen ganzen Kopf größer als sie.
„Joshua Nahuel, geboren im Dezember 1964...“, es war nun keine Frage mehr, eher eine Feststellung, „Das bedeutet, du bist jetzt beinahe sechzehn Jahre alt.“
Er nickte und wollte ihr die Hand reichen. „Sind sie...“
Ihr Ausdruck wurde ein Spur ernster: „Nein. Aber ich möchte dich bitten, mich zu begleiten. Sofort.“ Der Ton ihrer Stimme war noch immer freundlich, beinahe besorgt, doch Joshua hatte den Eindruck, daß sie keinen Widerspruch akzeptieren würde. Sie ergriff seine Hand.
Verblüfft blickte er an ihr vorbei, an das andere Ende der Halle. Der Portier verschwand hinter seinem Tresen und tauchte nicht mehr auf.
Die Frau bemerkte seinen Blick und erbleichte: „Gut, ich verstehe. Er hat die Sprengautomatik aktiviert. Hört mir jetzt zu.“
Er sah sie verständnislos an. Da spürte er einen Stich in seiner Brust und glaubte plötzlich, in ihren Augen den Tod zu erblicken.
Ihren Tod.
Panik begann in ihm aufzusteigen, doch sie hielt ihn fest, legte ihm einen kleinen Gegenstand in seine Hand und drückte sie fest zu. „Pass auf, mein Name ist Rebekka. Halte das hier gut fest, unter allen Umständen, und gib es niemals weiter. Hast du verstanden?“
Er wollte nicken, überrascht und verwirrt, doch mit einem Griff raubte sie ihm das Gleichgewicht. Er stürzte und sie warf sich über ihn.
„In Deckung!“, rief sie, „Auf den Boden. Runter!“

Die Bombe explodierte.

Joshua sah nichts, spürte nichts. Da war nur ein Schrei, der sich durch seinen Kopf bohrte, der sich ausbreitete und ihn durchdrang, bis in jede Faser seines Körpers.

Es dröhnte in seinen Ohren und er versuchte hoch zu kommen, doch das Gewicht von Rebekka drückte ihn nieder. Gestank drang in seine Nase, ekelhaft stinkender Qualm. Er würgte, hustete und spuckte.
Die Frau regte sich nicht, und er bekam Angst. Vorsichtig stemmte er sie ein Stück hoch. In ihrer Seite steckte irgend etwas fest. Ein feines Rinnsal von Blut drang aus ihrem Mund und ihre Augen waren tot, der Glanz in ihnen erloschen.
Nein! Es konnte nicht sein, durfte einfach nicht sein. Er spürte eine Faust, die sich um sein Herz klammerte. Sie hatte sich geopfert, voller Entsetzen wurde ihm das nun klar. Aber warum, wer war er denn schon. Vorsichtig legte er sie auf die Seite, um selbst hochzukommen.
Sie hatte ihm doch etwas gegeben. Darin lag die Lösung, würde erklären, warum sie das für ihn getan hatte. Aber es war fort, seine Hand war leer. Aufgeregt sah er sich um.
Er mußte es finden, unbedingt. Hier, zwischen diesem ganzen Schutt und Staub mußte es sein. Er drehte sich und eine Schmerzwelle überflutete ihn. Er biss die Zähne zusammen und unterdrückte den Wunsch einfach zu schreien, vor Schmerz und Wut. Fieberhaft suchte er weiter.
Überall lagen zerfetzte Gegenstände herum, doch schließlich entdeckte er ein winziges, unscheinbares Döschen aus Messing. Das mußte es sein. Er packte es und stopfte es in seine Tasche.
Irgendwo flackerte Feuer und Rauch breitete sich weiter aus. Ein paar Meter hinter ihm stöhnte und wimmerte Freya. Er konnte sie nicht sehen, aber er mußte bei ihr sein, und zwar schnell.
Zwei, drei Salven aus Maschinenpistolen waren zu hören, wahrscheinlich aus dem oberen Stockwerk. Verflucht, was spielte sich da ab?
Da entdeckte er das Mädchen. Sie begann zu kriechen, wollte fort, heulend und offenbar verwirrt. Sie schrie plötzlich auf, denn sie hatte Markus gefunden. Er lag auf dem Boden, mit ausgebreiteten Armen. Sie krabbelte um ihn herum.
Joshua rief sie, zog sich näher zu ihr hin. Sein verdammtes Bein ließ ihn im Stich. Plötzlich rannten Männer durch den Qualm, schwarz und vermummt. Einer lief zu ihm herüber und baute sich vor ihm auf.
Der Mann beugte sich herunter, packte sein Kinn und riss seinen Kopf herum, sah ihm in die Augen. „Hey!“, er rief es zurück, in den Raum hinein, „Ich habe ihn. Sie sind hier!“, wieder ein kurzer Blick, „Auch die Frau!“  
Joshua versuchte sich wütend aus dem Griff zu befreien, doch der Fremde ließ ihn los und erhob sich wieder. Hinter ihm tauchte eine zweite vermummte Gestalt auf.
„Er lebt noch; die Frau ist tot.“
Freya kroch jetzt heran und klammerte sich an Joshua, leise schluchzend.
„Durchsuch ihn!“, raunzte der zweite Mann.
Der andere beugte sich zu Joshua hinunter und riss sein Hemd entzwei, starrte hinein und tastete mit seiner Hand den Hals ab.
Er sah den Mann hinter seinem Rücken an: „Nichts!“
„Laß mich mal.“ Der zweite Mann ging in die Hocke, packte Joshua an den Haaren und starrte ihn an. Mit sanfter Stimme und beinahe zu leise, doch gerade deshalb große Angst einflößend, sprach er zu ihm: „Mein Junge, pass auf: ich möchte nur wissen, wo das Amulett ist. Bitte – sag – es - mir!“
Er wartete.
Joshua spürte, wie ihn alle Kraft verließ. Das verdammte Amulett, das war es einfach nicht wert. Aber diesem Arschloch wollte er es auch nicht geben. Trotzig starrte er den Mann an.
„Gut, wie du willst!“ Wütend stieß er Joshuas Kopf zurück und stand auf. Er trat einen Schritt zurück und ließ den anderen vor: „Erschieß das Mädchen und nimm den Jungen. Mach schnell!“

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Felix
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Beitrag21.05.2008 18:59

von Felix
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So, ich hab mir jetzt auch die Überarbeitete VErsion von dem Abschnitt durchgelesen und finde es alles in allem noch immer gut.
Aber mit der Explosionsszene hab ich noch immer so meine Probleme.

Zitat:
Verblüfft blickte er an ihr vorbei, an das andere Ende der Halle. Der Portier verschwand hinter seinem Tresen und tauchte nicht mehr auf.
Die Frau bemerkte seinen Blick und erbleichte: „Gut, ich verstehe. Er hat die Sprengautomatik aktiviert. Hört mir jetzt zu.“


Das verstehe ich persönlich nicht, wieso kann Rebekka aus dem Verschwinden des Portiers schließen, dass eine Bombe gezündet wurde? Hatte sie schon so eine Vorahnung oder wurde die gewarnt? Wurde es schon in einer vorhergegangenen Textstelle erwähnt?
Einfach so kann sie ja wohl kaum darauf kommen, dass da nun ne Bombe aktiviert wurde. Ihren dazugehörigen Satz finde ich irgendwie auch reichlich gekünstelt, so klar und analytisch. In so einem Fall würde ich vor Schreck oder Wut eher Fluchen.

Zitat:
Die Frau regte sich nicht, und er bekam Angst.


So kurz nach der Explosion fände ich es realistischer, dass Joshua erst einmal gar nichts fühlt, dass er unter Schock und total verständnislos auf die verrenkte Leiche starrt und überhaupt nichts kapiert. Es ging ja plötzlich alles so schnell und auf einmal hält er eine tote Frau in den Armen. Die Angst setzt ein, sobald sich der Schock des Moments verflüchtigt hat, meine Meinung.


Zitat:
Sie hatte ihm doch etwas gegeben. Darin lag die Lösung, würde erklären, warum sie das für ihn getan hatte. Aber es war fort, seine Hand war leer. Aufgeregt sah er sich um.


Auch hier denkt Joshua kurz nach der Explosion für meinen GEschmack wieder viel zu zielgerichtet. Ich fänds erstaunlich, wenn ich nach so einer Explosion mit Toten, Rauch und Feuer überhaupt einen klaren Gedanken fassen könnte, anstatt blöde rumzustolpern.
Nun verstehe ich natürlich, dass irgendwie die Story vorangetrieben werden muss, aber das ist irgendwie nich glaubwürdig für mich.

Ok, du hast ja schon beschrieben, wie es dir nach dem Unfall damals ergangen ist, und dagegen kann ich ja schlecht was sagen, hatte noch keine persönlichen Erfahrungen damit. Aber in solch einer Hinsicht ist es vielleicht hilfreicher es so zu beschreiben, wie man es sich allgemein vorstellt, als aus eigenen Erfahrungen zu sprechen.

Ja, das wars erstma wieder wink


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Merlinor
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Beitrag23.05.2008 22:01

von Merlinor
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Hallo Charlotte

Wie immer ein Kompliment für Deine Sprache: Du schreibst gekonnt und flüssig.
Der Text macht neugierig und ist dramatisch schön aufbebaut.

Allerdings muss ich Felix Recht geben bezüglich der Explosion: Dein Protagonist kommt ein bischen schnell „auf die Beine“, sprich, ist klar genug im Kopf, um das Amulett zu suchen.
Ich würde diese Sequenz streichen und ihn das Amulett ganz einfach nicht verlieren lassen. Das ist ein unnötiges dramaturgisches Element, das die Handlung nicht wirklich voranbringt.

Es reicht, wenn ihm dämmert, dass er etwas lebenswichtiges in Händen hält, sobald er von dem Maskierten hochgezerrt und danach gefragt wird.
Die Stelle, an der Rebecca erkennt, dass ein Anschlag bevorsteht, würde ich ebenfalls noch ein wenig erweitern und plausibler machen.

Eine Sache ist mir noch aufgefallen. Schau doch mal die Grundregeln in Ralphies Schreibwerkstatt an, wenn er über den Beginn eines Textes spricht: Ort und Zeit der Handlung sollten zu Beginn erwähnt und möglichst präzisiert werden.
Du beschreibst eine namenlose Umgebung. Was hält Dich davon ab, der auch einen Namen zu geben?
Um die Eingangshalle welcher Firma oder Institution handelt es sich hier? Als Leser würde ich so etwas schon gerne wissen.

Aber sonst: Gerne gelesen.

Herzlich  Very Happy  Very Happy  Very Happy

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Charlotte
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C
Beitrag24.05.2008 00:30

von Charlotte
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Hallo,

da habt ihr unbedingt recht! Aber so eine Explosion ist viel schwieriger als ich dachte. Da muß einfach alles sitzen! Sonst wird es ein Witz.

Ich werde jetzt noch mal alles durchgehen, bevor ich es noch einmal versuche.

Na ja, ich danke Euch, ein klein wenig Hoffnung habe ich ja wohl noch.

Merlinor: Ich habe Kapitel I jetzt fertig, komplett überarbeitet, und sogar einen neuen Titel für das Buch; soll ich es wagen, den Thread neu zu starten? Oder lieber erst hier in der Talentschmiede testen?

Tschüß und Alles Gute
Charlotte
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Merlinor
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Beitrag24.05.2008 02:04

von Merlinor
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Natürlich in Belletristik. Da gehört er hin.
Sei doch nicht so zaghaft ...  Rolling Eyes

Herzlich  Very Happy  Very Happy  Very Happy

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Felix
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Beitrag24.05.2008 14:52

von Felix
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Jep, auf jeden Fall reif für Belletristik wink

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F.S. Fitzgerald
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