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Fortstzg.: Blanca Sabari Antonata, Ep. 2


 
 
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Charlotte
Leseratte
C


Beiträge: 104



C
Beitrag20.06.2008 00:13
Fortstzg.: Blanca Sabari Antonata, Ep. 2
von Charlotte
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Der neue Stil ist wohl noch nicht ganz ausgereift, aber ich habe mal versucht, das anzuwenden, was ich bisher gelernt habe. Ich freue mich über jeden Kommentar und jede Kritik.

Champagne, 1428   Teil 1

Jeanne schnalzte leicht mit der Zunge und ihr Pferd blieb stehen. Argwöhnisch spähte die junge Frau umher. Sie mußte wachsam sein. Jederzeit konnte sie hier auf Engländer treffen.
Es war niemand in der Nähe. Ein wenig steif schwang sie sich aus dem Sattel. Ihre Sporen klirrten leise, als sie den Boden erreichte.
Nach dem scharfen Ritt brauchte ihr Rappen dringend eine Pause. Die Flanken des Tieres bebten und für einen Moment hielt Jeanne es noch von der Quelle fern. Sie tätschelte seinen Hals. Wieviel Stunden blieben ihr eigentlich? Sie sah sich um. Die Morgensonne berührte noch den Horizont. Vielleicht zwei Stunden.
Jeanne überschlug die Strecke. Sie dürfte in der Hälfte der Zeit am Treffpunkt sein, auch im gemäßigten Galopp. Also konnte sie sich etwas Ruhe gönnen.
Sie lockerte den Sattelgurt und ließ das Pferd trinken. Es hatte eine lange und harte Tortur durch schwieriges Gelände hinter sich.
Prüfend musterte Jeanne ihre Kleidung. Sie trug enge Beinkleider, die jedoch bis knapp über die Knie von langen, ledernen Stiefeln bedeckt waren. Darüber einen kurzen, plissierten Wams von weißer Farbe. Alles schien in Ordnung. Sie grinste schwach. Von weitem würde man sie für einen jungen Burschen halten. Jeanne klopfte sich ab.
Im Grunde war es ihre eigene Schuld, daß die Botschaft an den Kardinal durchsickerte, sie hatte nachlässig gehandelt. Deshalb war es für sie klar, daß sie selbst Herzog René aus der gefährlichen Situation befreite.
Jeannes Gesicht bekam einen schmerzhaften Ausdruck. Das wahre Problem lag aber beim Herzog selbst. Was wird sein, wenn sie sich in René getäuscht hatten? Sicher, er hatte Willenskraft und einen hohen Verstand. Doch es gab einen Punkt in jedem Menschen, der war völlig unvorhersehbar. Würde dieser berührt werden, konnte es den Beginn von etwas Neuem - oder den Tod bedeuten. Sie mußten vorsichtig und behutsam mit ihm verfahren.
Jeanne setzte sich auf einen Stein und schloß die Augen. Es gab keinen Zweifel, sie brauchten ihn. Nur er war den Anforderungen dieser Aufgabe gewachsen. Als einziger unter denen, die das Erbe in sich trugen und deren Einfluß weit genug reichte. Letztendlich würde es aber seine Entscheidung sein.
Abwesend zog Jeanne ihren Hirschfänger und wog ihn in der Hand. Würden sie ihr Ziel erreichen? Es stand nicht fest. Im Grunde war das ganze Leben eine einzige Maskerade, deren wichtigstes Merkmal ihre Hinterhältigkeit war. Und zu welchem Zweck? Wußte sie es denn?
Das Einzige, was sie mit Bestimmtheit sagen konnte, beschränkte sich auf eine einfache Tatsache. Alle Menschen, ohne Ausnahme, waren dazu verdammt, dieses Spiel zu spielen. Es begann mit der Geburt und fand erst mit dem Tod sein Ende. Ständig änderten sich die Regeln, wechselten die Bedingungen. Und das bei diesem so verdammt hohen Einsatz.
Sie war vielleicht die Tochter Gottes, aber auch sie hatte Angst.
Ein Geräusch. Direkt hinter ihr.
Ein leises Rascheln. Dann ein unterdrücktes Stöhnen, als wollte jemand zum Sprung ansetzen. Sie spürte einen Luftzug, zog die Schultern instinktiv an und duckte sich, doch ein Schlag auf den Rücken stieß sie nach vorn. Ein heller Aufschrei drang aus ihrer Kehle, und sie rollte sich blitzschnell ab, um den Händen, die ihre Schultern packen wollten, zu entgleiten.
Nur den Fänger jetzt nicht verlieren.
Jeanne umklammerte die Waffe während sie eine weitere, katzengleiche Rolle schlug und damit für einen Moment ihrem Gegner entkam. Sie landete auf ihren Füßen und wandte sich um, schneller als ein Herzschlag.
Kampfbereit und den Dolch in ihrer Linken erfaßte Jeannes Blick den Gegner. Sie stieß einen zweiten Schrei aus, laut, impulsiv und auf eine verwirrende Weise moduliert.
Ihre Drohung wirkte, denn der Angreifer starrte sie entsetzt an, die Augen weit aufgerissen. Sein Gesicht war entstellt und sein Alter völlig unbestimmbar. Er hatte Hände wie Pranken, war aber unbewaffnet. Wahrscheinlich ein Ausgestoßener, ein Exkommunizierter.
Nun erschien er Jeanne eher bedauernswert. Sie sah, wie er sich verkrampfte und zurück stolperte. Wachsam ließ sie ihn nicht aus den Augen. Der Kerl stürzte, versuchte fortzukriechen und begann auf allen Vieren zu laufen. Laub und Erde wirbelten hoch, als er sich einen Abhang hinauf arbeitete. Er raffte sich schließlich auf und rannte hinkend davon.
Jeanne blieb stehen und beobachtete, wie er verschwand. Sie fühlte keine sonderliche Angst, war einfach nur verwirrt. Warum hatte sie ihn nicht kommen hören? Er schien eher ungeschickt zu sein und humpelte auf einem Bein. Einen solchen Fehler durfte sie sich nicht noch einmal leisten.
Mit einem resignierten Ausdruck zuckte Jeanne die Schultern und führte den langen Dolch zurück in den Gürtel.
Sie sah sich nach ihrem Rappen um. Er schnaubte erregt. Während des Kampfes hatte er sich ängstlich zurückgezogen, kam jetzt aber wieder näher. Jeanne beruhigte das Tier. Sie spannte den Gurt und stieg in den Sattel. Nun galt es, unbemerkt den Kreis zu durchbrechen, den die Engländer um René d'Anjou gezogen hatten.

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