Von gestern nach morgen

[Pencake]

Der Wind trieb einen Fetzen
Blumenseidenpapier
vor sich her.

Der Bursche trug
Wollmütze und Bart,
beide wie bemalt mit
Flecken aus Motorenöl;
den fremden Text
erledigte er
mit einer Stimme,
die nach Winter klang.
Er las ihn
von einem zerknickten Blatt,
das er in den Händen hielt,
ohne zu zittern.    

Ihr seid gekommen
und ich bin glücklich.
Lasst keine Zweige abbrechen,
keine Steine bröckeln,
lasst keine Boote sinken,
keine Häuser in Flammen aufgehen.
Beugt euch nicht dem Regen,
kniet nicht vor dem Sturm,
lasst die Sterne sein wie immer,
bringt keine Welten zum Einsturz.
Kümmert euch um die Pflanzen,
nichts sonst.     

Er faltete das Stück Papier,
schob es unter die Jacke,
nahm die Mütze ab,
blickte eine Weile
in das geöffnete Grab,
drehte sich um und ging
mit hängenden Schultern.

Der feuchte Fetzen überschlug sich
nah am Boden ohne einen Laut.

[Brynhilda]

Lieber Niko!

Es ist mir eine Ehre, die erste hier zu sein, die dir sagt, wie wundervoll dieses Gedicht ist.
Es bringt ganz tief in einem drin die Seele zum Schwingen.
Schönere Worte gibt es nicht für das Leben.

Liebe Grüße,
Ilka

[Egopus]

puh,
das bleibt.

wie eigentlich immer schaffst du es eine stimmung so zu transportieren, dass man sie sieht, sie spürt und sich damit beschäftigt.

deine texte sind anders als die meisten, die ich sonst lese.

bei dir bleibt immer ein bild zurück,
das mich bewegt.


ich verneige mich
michael

[Franziska]

Lieber Pencake

WOW, die Bilder, die Wortkombinationen, traumhaft eigen.

Gratuliere.
Du hast einen Schatz im Hirn (natürlich das Herz nicht zu vergessen)

Ich freu mich schon darauf, mich durch dein bereits Geschaffenes zu lesen.

all the best

Katharina

[Pencake]

Moin,

vielen Dank für deinen schönen Kommentar. "Schatz im Hirn" - fehlt nur noch das Geld in der Socke...

Herzlich, Niko